Kieferhöhle

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Kieferhöhle ist Bestandteil des Nasennebenhöhlensystems. Der wissenschaftliche Name Sinus maxillaris geht auf die lateinische Sprache zurück. Die medizinische Fachsprache verwendet auch das Synonym Oberkieferhöhle. Die Kieferhöhle weist paarige, mit respiratorischem Flimmerepithel ausgestattete Pneumatisierungsräume (Hohlräume) im Oberkieferknochen (Maxilla) auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Kieferhöhle?

Medizinisch ist die Funktion der Kieferhöhle noch nicht vollständig geklärt. Die paarigen Aussackungen der Nasenhöhle sind mit Luft gefüllt und mit Schleimhaut ausgekleidet.
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Die Kieferhöhle verläuft seitlich auf beiden Seiten der Nasenhaupthöhle im Oberkieferknochen (Maxilla) und füllt diesen fast komplett aus. Sie zählt zu den größten Nasennebenhöhlen. Sie ist über eine Öffnung in Halbmondform (Hiatus semilunaris) mit der Nasenhaupthöhle verbunden. Diese befindet sich dicht unter der mittleren Nasenmuschel (Concha nasi media). Ausgehend von den Kieferhöhlen ist die Abflussstelle recht weit oben angeordnet, wodurch der Transport von Sekret, zum Beispiel Schnupfen, erschwert wird.

Das Jochbein begrenzt die Nasennebenhöhlen. Durch eine Entzündung der Kieferhöhlen (Sinusitis maxillaris) sind die Nasennebenhöhlen besonders stark betroffen. Die Kieferhöhle ist Bestandteil eines Systems aus insgesamt fünf Nasennebenhöhlen: Stirnhöhle (Sinus frontalis), Siebenbeinzellen (Callulae ethmoidales, angeordnet über den Augen), Kieferhöhle (auf beiden Seiten der Nase bis zum Kieferknochen), Keilbeinhöhle (Sinus sphenoidalis, über der Nase, zwischen den Augen), Dünne Scheidewand (Septum sinuum frontalium, in der Mitte der Stirnhöhle).

Anatomie & Aufbau

Die Kieferhöhle weist als Bestandteil der Nasennebenhöhlen die Form einer dreiseitigen Pyramide auf. Der Kieferhöhlenboden ist ungefähr ein Zentimeter tiefer angeordnet als der Nasenboden. Ihr Maximalvolumen beträgt 15 cm3. Die Wände sind mit respiratorischen (atmungsaktiven) Flimmerephitel ausgestattet.

Die Kieferhöhle weist verschiedene Ausbuchtungen auf, die in der Fachsprache als Recessus bezeichnet werden. In der Absenkung des basalen Abschnittes können einzelne Teile der Zahnwurzeln in das Lumen (Durchmesser, das Innere eines Hohlraumes) ragen, die ausschließlich durch die Schleimhaut abgedeckt sind. Die wissenschaftliche Bezeichnung für diese Ausbuchtung lautet Recessus aveolaris. Die zweite Ausbuchtung, Recessus zygomaticus (Abzweigung), liegt lateral begrenzt zum Oszygomaticum (Jochbein). Die Kieferhöhle grenzt kranial (nach oben) an die Orbita (Augenhöhle), dorsal (rückseitig) an die Flügelgaumengruppe (Fossa pterygopalatina), kaudal (nach unten) an die Oberkieferzähne und den harten Gaumen (Palatum durum) und medial an die Concha nasalis inferior (untere Nasenmuschel) und die Nasenhöhle.

Die mediale Wand besteht hauptsächlich aus Knorpelgewebe. Die Kieferhöhle liegt im Oberkieferknochen und ist über eine Öffnung mit der Nasenhöhle verbunden. Am Boden der Kieferhöhle befinden sich die Zahnwurzeln der Oberkiefer-Seitenzähne. Diese sind durch eine dünne Knochenlamelle von der Kieferhöhle getrennt. Auf dieser Knochenlamelle befindet sich die Schleimhaut der Kieferhöhle, durch die in einem knöchernen Kanal der Nervus infraorbitalis (direkte Fortsetzung des Oberkiefernervs) verläuft, der unterhalb des Auges austritt. Die Position des Ostiums (Öffnung der medialen Wand der Kieferhöhle) verhindert den Abfluss von Schleim bei aufrechter Kopfposition.

Funktion & Aufgaben

Medizinisch ist die Funktion der Kieferhöhle noch nicht vollständig geklärt. Die paarigen Aussackungen der Nasenhöhle sind mit Luft gefüllt und mit Schleimhaut ausgekleidet. Sie zählen zum Atmungsapparat, daher sind sie an der Erwärmung und der Anfeuchtung der Luft, der Resonanzverstärkung der Stimme und am Geruchssinn beteiligt. Zu den Aufgaben der Nasennebenhöhlen gehören die Konditionierung der Atemluft und die Vergrößerung des Nasenraumes.

Die Nasennebenhöhlen und damit auch ihr größter Bestandteil, die Kieferhöhle, sind mit einer mit Flimmerhärchen (Cilien) besetzten Schleimheit (Mucosa) ausgekleidet. Diese bewegen sich zeitversetzt wie ein Weizenfeld im Wind und befördern den auf den Härchen befindlichen Schleim in den Nasenrachenraum. Dadurch werden Krankheitserreger und Schadstoffe geschluckt und durch das saure Milieu des Magens neutralisiert. Dem Nasenhöhlensystem kommt darüber hinaus eine Isolierungsfunktion zu. Da durch die Hohlraumbildung Knochenmaterial eingespart wird, sorgen die Nasennebenhöhlen für eine Gewichtsverringerung des Schädels.


Krankheiten

Die häufigste Erkrankung ist die Kieferhöhlenentzündung, die allgemeine Schmerzen, einen starken Druck im Kopf, unter den Augen und im Oberkiefer verursacht. Ist der Verlauf chronisch, verbleiben diese Beschwerden über mehrere Wochen. Die unangenehmste Begleiterscheinung sind nicht nur auf einen Zahn begrenzte Zahnschmerzen im Oberkiefer, da sich diese Beschwerden gleichzeitig auf die Seitenzähne des Oberkiefers ausbreiten. Die Zahnwurzeln dieser Seitenzähne liegen unmittelbar unter der Schleimhaut der Kieferhöhle.

Die Zahnnerven verteilen sich durch ein dünnes Geflecht feiner Verästelungen am Boden der Kieferhöhle. Tritt eine Entzündung oder eine Flüssigkeitsansammlung auf, oder ist die Schleimhaut geschwollen, drückt dieser anormale Verlauf auf die dort liegenden, feinen Nervenfasern. Die Nerven leiten den einfallenden Druck in Form von Zahnschmerzen an die Zähne weiter. Der Schmerz der Zähne kann stärker sein als die Beschwerden am Ursprungsort der Kieferhöhle. Eine Kieferhöhlenentzündung kommt nicht ausschließlich durch eine virale oder bakterielle Infektion über die Nase zustande. Sind die Wurzelspitzen der Oberkiefer-Seitenzähne entzündet, kann diese Entzündung auf die Schleimhaut übergehen.

Zysten (chronische Entzündungen) oder Granulome an den devitalen (abgestorben) Zähnen sind in der Lage, die dünne Knochenlamelle zwischen Kieferhöhle und Zahnwurzel aufzulösen und sich in der Kieferhöhle auszubreiten. Bei vielen Patienten verläuft dieser Prozess zunächst schmerzlos und tritt als zufälliger Befund einer Röntgenuntersuchung auf.

Geht die Entzündung von einem Zahn aus, muss dieser ursächliche Zahn durch Wurzelspitzenresektion oder Wurzelbehandlung therapiert werden. Eine akute virale oder bakterielle Infektion der Kieferhöhle muss durch einen Hals-Nasen-Ohrenarzt oder einen Internisten behandelt werden. Mögliche Ätiologien sind fortgeleitete parodontale (Zahnhalteapparat) oder periapikale (über den Wurzelkanal) Infektionen, Mund- und Atrumverbindung, Fremdkörper und Zysten.

Als Komplikationen können auftreten:

Ein hervorragender Therapieansatz ist zudem die osteopathische (komplementärmedizinisches Verfahren) Behandlung. Auch allergische Erkrankungen wie zum Beispiel Heuschnupfen können akute Beschwerden hervorrufen. Systemische Erkrankungen mit Beteiligung der Nasennebenhöhlen, zum Beispiel Tumorerkrankungen, treten gleichfalls häufig auf.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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