Kiefergelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ohne wäre das Kauen unmöglich: Das Kiefergelenk verbindet das Schläfenbein mit dem Unterkiefer. Bei Störungen treten oft nicht nur Schmerzen auf, sondern auch die Bewegung ist meistens eingeschränkt. Damit die Beschwerden die Lebensqualität des Betroffenen nicht beeinträchtigen, sollte zügig ein Arzt konsultiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Kiefergelenk?

Die Kiefergelenke stellen die Verbindung zwischen Ober- und Unterkiefer dar. Dabei spielen sie bereits im Alltag eine wichtige Rolle. Sie sind mit dafür verantwortlich, dass es Menschen gelingt, zu sprechen und zu schlucken.
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Für die Beweglichkeit von Gliedmaßen und anderen Körperregion sind neben Muskeln auch die Gelenke verantwortlich. Diese verbinden zwei Knochen miteinander und differenzieren sich in unterschiedliche Subtypen. Bei dem Kiefergelenk handelt es sich um ein Dreh- und Gleitgelenk. Dabei wird der Unterkiefer mit dem Schädel verbunden. Durch das Gelenk ist es möglich, dass die Teile ihre Funktionen aufeinander abstimmen können. Damit das Öffnen und Schließen des Mundes realisierbar ist, sind darüber hinaus Muskeln notwendig.

Im Zusammenspiel zwischen Gelenk und der Muskulatur kann das Kiefergelenk seine Aufgaben erfüllen. Zentral ist dabei die Nahrungsaufnahme und Zerkleinerung der Speisen. Bei Erkrankungen oder Störungen in der Region des Kiefergelenks resultieren oftmals Schmerzen. Dabei weist das Kiefergelenk einen komplexen Aufbau auf. Kommt es zu Beschwerden, kann die Diagnose zeitaufwändig sein. Auch deshalb ist es von Bedeutung, bestehende Schmerzen innerhalb eines kurzen Zeitfensters abklären zu lassen.

Anatomie & Aufbau

Das Kiefergelenk steht in direkter Verbindung zum restlichen Schädel. Die Pfanne des Gelenks liegt dabei vor dem Gehörgang. Sie ist mit dem Schläfenbein verbunden und wird von einem Knochen begrenzt. Im Gegenzug zur Gelenkpfanne steht das Kieferknöpfchen. Hierbei handelt es sich um einen Knochenfortsatz des Unterkiefers. Damit die Funktion gewährt ist, nimmt die Gelenkpfanne den Gelenkkopf in sich auf.

Diese werden darüber hinaus von einem Knorpel voneinander getrennt. Die Knorpelscheibe differenziert das Gelenk in zwei Kammern: in eine obere Kammer sowie eine untere. Gelenkflächen und Gelenkgrube besitzen ebenfalls eine dünne Knorpelschicht. Diese ist dafür verantwortlich, dass die Bewegung des Gelenks reibungslos stattfinden kann. Würde sie nicht existieren, käme es zu starken Schmerzen. Für eine optimale Gleitfähigkeit wird zudem eine dickflüssige Gelenkflüssigkeit produziert. Darüber hinaus befindet sich das gesamte Gelenk in einer Gelenkkapsel. Es kann leicht ertastet werden, in dem die Finger kurz vor Beginn des Ohrs angesetzt werden. Sobald der Mund sich öffnet und schließt, tritt das Gelenk minimal hervor und lässt sich so von außen hin wahrnehmen.

Funktion & Aufgaben

Die Kiefergelenke stellen die Verbindung zwischen Ober- und Unterkiefer dar. Dabei spielen sie bereits im Alltag eine wichtige Rolle. Sie sind mit dafür verantwortlich, dass es Menschen gelingt, zu sprechen und zu schlucken. Aufgenommene Nahrungsmittel können mit den Bewegungen des Kiefergelenks zerkleinert werden. Nur so ist es überhaupt möglich, größere Speisen zu sich zu nehmen oder von einem Apfel abzubeißen.

Damit die Funktion des Kiefergelenks gewährleistet ist, müssen sämtliche Elemente aufeinander abgestimmt sein und ihre unterschiedlichen Aufgaben übernehmen. Bei dem Kiefergelenk handelt es sich hierbei vor allem um Gelenkpfanne, Gelenkkörperchen und die Muskulatur. Das komplexe Zusammenspiel der einzelnen Teile ermöglicht unterschiedliche Bewegungen des gesamten Unterkiefers. So kann es in bestimmten Situationen zu saggitalen Translation kommen, wenn der Unterkiefer nach vorne geschoben wird.

Sobald der Unterkiefer in diese Richtung gedrängt wird, treten beide Gelenkfortsätze aus der Gelenkgrube hervor. Gleichzeitig kann der Unterkiefer zu den beiden Seiten geschoben werden. Bei einer solchen Bewegung befindet sich ein Gelenkfortsatz in der Gelenkbahn, während der andere in der Gelenkgrube verbleibt und dort für die eigentliche Drehbewegung verantwortlich ist. Bei der Öffnung des Mundes wird von einer transversalen Rotation gesprochen.

Beide Gelenkfortsätze verlassen die Gelenkgrube nicht. Erst wenn der Mund über ein gewissen Grad hinaus bewegt und geöffnet wird, ist es den Kondylen möglich, die Gelenkgrube zu verlassen. In einem solchen Fall wandern sie auf der Gelenkbahn entlang. Das Kiefergelenk gilt als das komplexeste im menschlichen Körper. Dabei ist es für eine Vielzahl von Aufgaben verantwortlich.


Krankheiten & Beschwerden

Die Bedeutung des Kiefergelenks gerät im Alltag oft in Vergessenheit. Erst, wenn Beschwerden auftreten und die Funktion im Verlauf der Erkrankung eingeschränkt wird, bemerken viele Menschen die unterschiedlichen Disziplinen, in denen das Gelenk eine Rolle spielt. Dabei können unterschiedliche Ursachen für die Beschwerden verantwortlich sein. Das Kiefergelenk ist so konstruiert, dass bei dem Aufeinanderliegen beider Zahnreihen die Gelenkköpfe in der Gelenkpfanne liegen sollten.

Ist dies durch eine Fehlstellung nicht der Fall, versucht das Gelenk, die individuellen Begebenheiten auszugleichen. Daraus resultieren in den meisten Fällen Schmerzen im Bereich des Kiefers. Dabei können unterschiedliche Bedingungen an der einseitigen Belastung schuld sein. Bei einer ungleichmäßigen Zahnstellung oder einzelnen Zähnen, die länger sind als die restlichen, können Ober- und Unterkiefer bereits nicht mehr optimal aufeinander liegen.

Wie bei jedem Gelenk kann sich auch das Kiefergelenk nicht von arthritischen Entzündungen freisprechen. Darüber hinaus kann eine Arthrose auftreten. Bei dieser handelt es sich um einen Gelenkverschleiß. Der schützende Knorpel wird abgenutzt, wodurch die Gelenkflächen aufeinander reiben. Die Arthrose ist in der Regel mit starken Schmerzen verbunden. Neben entzündlichen Erkrankungen und Fehlstellungen berichten Patienten vermehrt von Kiefergelenkknacken.

Dieses kann auf einer Verlagerung der Zwischenknorpelscheibe oder einem Deckbiss beruhen. Bei einem Deckbiss stehen die Frontzähne steil über der unteren Zahnreihe, die Bewegungsfreiheit des Kiefergelenks wird eingeschränkt und in manchen Situationen entsteht ein Knacken im Gelenk. Sobald das Kieferköpfchen die Gelenkpfanne verlässt, tritt eine Kiefersperre ein. Der Mund kann nicht mehr geschlossen werden.

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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