Körperhaltung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine gesunde Körperhaltung ist essentiell für die Erhaltung der Bewegungsfähigkeit, sowie zur Prävention von Schmerzen und Entzündungen. Der folgende Artikel analysiert die Funktionen und Aufgaben einer guten Körperhaltung. Außerdem betrachtet er die Körperhaltung aus medizinischer, psychologischer und aus Sicht der Evolution.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Körperhaltung?

Eine gesunde Körperhaltung ist essentiell für die Erhaltung der Bewegungsfähigkeit, sowie zur Prävention von Schmerzen und Entzündungen.

Die Körperhaltung beschreibt die Position des menschlichen Körpers im Raum. Diese ist durch das Zusammenwirken von Muskeln, Bändern und Knochen definiert. Das bedeutet, dass sich der Begriff generell auf verschiedene Positionen (z.B. Stehen und Sitzen) bezieht, die der menschliche Körper einnehmen kann.

In der Medizin ist mit "Körperhaltung" meist die aufrechte Haltung des Menschen gemeint. Diese ist vom Zustand der Wirbelsäule, sowie von der Bauch- und Rückenmuskulatur abhängig. Die Begriffe "gute" und "schlechter Körperhaltung" sind Aussagen, die über diesen Zustand urteilen.

In der Psychologie bezieht sich der Begriff auf die unbewusste Kommunikation durch Körpersprache.

Funktion & Aufgabe

Die Aufgaben und Funktionen der aufrechten Körperhaltung lassen sich durch eine Betrachtung der Evolution besonders gut erkennen. Als der Mensch vor etwa 3-4 Millionen Jahren den aufrechten Gang lernte, boten sich ihm ganz neue Möglichkeiten.

Seine Hände konnte er nun vielseitig einsetzen. Außerdem konnte er seine Umgebung so aus einer anderen Perspektive betrachten. Da er nun über Büsche und Gräser hinüber schauen konnte, konnte er Fressfeinde frühzeitig entdecken.

Möglich war diese Entwicklung durch die Evolution der Wirbelsäule des Menschen. Diese wandelte sich über die Jahrtausende zu der Doppel S-Form, die sie bis heute beibehalten hat.

Allerdings bringt diese Form auch einen entscheidenden Nachteil mit sich: Sie ist verletzungsanfällig und führt oft zu Rückenproblemen. Diese entstehen häufig durch eine schlechte Körperhaltung. Unter einer schlechten Körperhaltung wird dabei eine Haltung verstanden, die die Wirbelsäule und den Rücken schädigt. Sie führt meist zu Schmerzen an den betroffenen Stellen und schränkt die Bewegungsfähigkeit an.

Folglich liegt die Funktion einer guten Körperhaltung in der Erhaltung der Bewegungsfreiheit und der Prävention von Schmerzen und Entzündungen. Jedoch betrifft dies nicht nur die Wirbelsäule. Auch Muskeln und Bänder sind hiervon beeinflusst und für eine funktionsfähige Körperhaltung von Nöten. Außerdem erhöht eine gute Körperhaltung die Lungenkapazität, was die Körperfunktionen optimiert und chronische Müdigkeit verhindert.

Psychologisch gesehen dient die Körperhaltung vor allem zur Kommunikation. Dies geschieht jedoch meist unterbewusst. Die Körperhaltung ist ein wichtiger Teil der Körpersprache, welche einen Großteil der Informationen ausmacht, die wir von uns preisgeben.

In persönlichen Gesprächen erhalten wir meist mehr Informationen durch die Körpersprache unseres Gegenübers, als durch dessen Worte. Eine offene Körperhaltung wirkt beispielsweise einladend und selbstbewusst, während eine verschlossene Körperhaltung ein Indikator für Unsicherheit ist.

An diesem Punkt treffen sich die medizinische und die psychologische Bedeutung der Körperhaltung. Eine gesunde/gute Körperhaltung kommuniziert unterbewusst Gesundheit und Stärke, während eine schlechte Körperhaltung Verletzbarkeit und Schwäche demonstriert. Eine gute Körperhaltung ist somit zugleich auf mehreren Ebenen wichtig.


Krankheiten & Beschwerden

Gerade im Alter nehmen die Probleme mit der Körperhaltung zu. Oft sind Erkrankungen der Wirbelsäule (z.B. Bandscheibenvorfall, Osteoporose) der Grund. Sie können zu fixierten, nicht ausgleichbaren Fehlstellungen führen. Dabei kann sowohl eine unterdurchschnittlich ausgeprägte Krümmung (Flachrücken), als auch eine zu stark ausgeprägte Krümmung der Wirbelsäule (Rundrücken oder Hohlkreuz) entstehen.

Häufig ist jedoch nicht nur eine Erkrankung der Wirbelsäule schuld an einer schlechten Körperhaltung, sondern das Gegenteil ist der Fall: ein falsche Haltung führt zu Rückenerkrankungen.

Dies tritt u.a. bei Jugendlichen auf, da bei ihnen das Längenwachstum und das Muskelwachstum zeitlich versetzt eintreten, sodass die Wirbelsäule nicht ausreichend stabilisiert ist. Durch häufiges Sitzen verkürzt sich zudem die Hüft- und Brustmuskulatur. Dies führt zu Haltungsschwächen und Fehlhaltungen, welche zu Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen führen können.

Doch diese Probleme können nicht nur bei Jugendlichen entstehen. Mangelnde Bewegung und langes Sitzen führen in jeder Altersgruppe auf Dauer zu mehr oder weniger starken Fehlhaltungen und werden zunehmend zur Volkskrankheit. Zur Vorsorge empfehlen sich regelmäßige Bewegung und ergonomische Sitzmöbel.

Zudem kann eine gezielte Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur durch entsprechendes Training sinnvoll sein. Außerdem kommt es beim Sitzen darauf an, wie man sitzt. Es ist beispielsweise für den Rücken wesentlich gesünder aufrecht zu sitzen, als in seinem Stuhl zu "hängen". Das liegt daran, dass eine aufrechte Sitzhaltung die Bandscheiben entlastet.

Eine gute Körperhaltung zeichnet sich durch ihre Symmetrie aus. Das Gewicht ist hierbei gleichmäßig auf beide Beine verteilt, sodass kein Teil des Körpers überbeansprucht wird.

Eine mögliche - oft vergessene - Ursache für schlechte Körperhaltung ist die Tatsache, dass die Körperhaltung auch von den Füßen beeinflusst wird. Bei Problemen mit den Füßen, beispielsweise durch falsches Schuhwerk, kann die gesamte Haltung in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein gutes Beispiel hierfür bieten zu enge Schuhe mit hohen Absätzen. Sie lassen die Fußmuskeln verkümmern und belasten den Bewegungsapparat ungünstig. Gezielte Gymnastik hilft, indem sie die Fußmuskulatur trainiert. Außerdem hilft ergonomisches Schuhwerk, da es die Wirbelsäule entlastet.

Quellen

  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Wonisch, M. et al.: Kompendium der Sportmedizin. Physiologie, Innere Medizin und Pädiatrie. Springer, Berlin 2017

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