Jetlag

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Jetlag ist eine körperliche Reaktion auf eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die nach transmeridianen Flügen auftritt. Die zirkadiane Rhythmik des Körpers kann sich der Zeitumstellung nicht schnell genug anpassen, was in einer Reihe von psychischen und physischen Beschwerden resultierten kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Jetlag?

Ein Jetlag ist eine körperliche Reaktion auf eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die nach transmeridianen Flügen auftritt.

Eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, die nach Langstreckenflügen auftritt, die sich über mehrere Zeitzonen erstrecken, wird als Jetlag bezeichnet. Das Wort setzt sich zusammen aus dem englischen Wort „Jet“ (Düsenflugzeug) und „Lag“ (Zeitdifferenz).

In der aktuellen Ausgabe der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) wird die Störung unter der Nummer F51.2 als „Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus“ klassifiziert. Nach dem Klassifikationssystem für Schlafstörungen (ICSD-2) wird das Phänomen als „Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmusstörung, Typ Jetlag“ eingeordnet.

Durch Reisen über mehrere Zeitzonen hinweg gerät der Biorhythmus aus dem Takt und ist nicht mehr synchron mit der aktuellen Ortszeit. Natürliche Rhythmen des Körpers geraten durch ungewohnten Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit und veränderte Essens- und Schlafenszeiten durcheinander.

Da die innere Uhr sich manchmal nicht schnell genug an die neue Ortszeit anpasst, können körperliche und psychische Beschwerden auftreten, die zwei bis vierzehn Tage anhalten können. Als Symptome des Jetlags werden Schlafstörungen, übermäßige Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit am Tag und psychosomatische Probleme beschrieben.

Funktion & Aufgabe

Der biologische Rhythmus von Säugetieren (inkl. Menschen) wird durch eine Reihe von äußeren Zeitgebern bestimmt, die den Zyklus vieler Körperfunktionen (wie Körpertemperatur, Hormonausschüttung und Blutdruck) regulieren.

Die innere Uhr, die den zirkadianen Rhythmus bestimmt, sitzt im Nucleus suprachiasmaticus, einem Teil des Hypothalamus. Zu den wichtigsten exogenen Zeitgebern der inneren Uhr gehören der Wechsel von Tag und Nacht, dem Zeitpunkt der Mahlzeiten, der Schlafenszeiten und soziale Kontakte. Laufen diese Zeitgeber normal und regelmäßig ab, läuft die innere Uhr gewöhnlich im 24-Stunden-Takt synchron mit den äußeren Gegebenheiten und das biologische System stimmt endogene Vorgänge des Körpers mit den exogenen Vorgängen ab.

Auf transmeridianen Flügen verschieben sich die externen Umweltfaktoren plötzlich und die innere Uhr ist nicht in der Lage, das zeitliche Ungleichgewicht zwischen zirkadianer Rhythmik und äußerem Zeitsystem schnell genug auszugleichen. Eine Zeitdifferenz von 60 bis 90 Minuten kann durch die zirkadiane Rhythmik relativ leicht ausgeglichen werden. Wird die Reisegeschwindigkeit und damit der Zeitunterschied jedoch größer, kann die innere Uhr sich teils nicht mehr anpassen und bleibt entweder zurück oder geht vor.

Die Ausprägung des Jetlags wird von der Flugrichtung bestimmt und ist bei Reisen nach Westen geringer als bei Reisen nach Osten. Dies liegt daran, dass es für Menschen in der Regel einfacher ist, länger wach zu bleiben, als früher einzuschlafen und früher aufzustehen. Flüge nach Westen erfordern verlängerte Taktphasen, d. h., dass der Tag „nach hinten verschoben“ wird und Sonnenauf- und untergang verzögert sind. Für den Flugreisenden bedeutet dies, dass er am Zielort länger aufbleiben muss.

Bei Flügen nach Osten hingegen sind die Taktphasen verkürzt und der Tag wird „nach vorne verschoben“, Sonnenauf- und untergang treten früher auf. Flugreisende müssen somit früher zu Bett gehen und früher aufstehen. Wer von Frankfurt nach New York, also in westliche Richtung fliegt, hat eine Flugzeit von ungefähr sechs Stunden. Wenn die Ankunftszeit in New York um 18 Uhr liegt, ist es in Deutschland durch die Zeitverschiebung bereits Mitternacht. Um sich in New York an die Ortszeit anzupassen, muss man nun lediglich ein paar Stunden länger wach bleiben und die Umstellung fällt relativ leicht. Auf dem Rückflug hingegen muss die Uhr in Frankfurt vorgestellt werden. Wenn die Ankunftszeit um 23 Uhr Ortszeit liegt, ist die innere Uhr noch auf 17 Uhr eingestellt, obwohl in Frankfurt schon Schlafenszeit ist.

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Krankheiten & Beschwerden

Die fehlende Synchronisation zwischen innerer Uhr und äußeren Umständen kann sich in vielen Symptomen äußern. Die Dauer der Umstellung und die damit zusammenhängenden Symptome hängen dabei vom Ausmaß der Zeitverschiebung, vom Alter der betroffenen Person und vom gesundheitlichen Zustand ab.

Abendtypen, jüngere Menschen und Menschen, deren zirkadiane Rhythmen eher flexibel sind, berichten generell von weniger Symptomen und weisen eine schnellere Anpassung der zirkadianen Rhythmik auf.

Morgentypen, ältere Menschen und Personen, die eine starke Routine und einen sehr geregelten Tagesablauf haben, werden stärker von der Zeitverschiebung beeinflusst und erleben somit auch den Jetlag stärker. Es kann zwei bis vierzehn Tage dauern, bis sich der zirkadiane Rhythmus wieder angepasst hat. Generell wird von einer Anpassungsdauer von ungefähr einem halben Tag pro überflogener Zeitzone ausgegangen.

Als Folge des Ungleichgewichts zwischen zirkadianem Rhythmus und Ortszeit können sich eine Reihe von Beschwerden einstellen. Reisende berichten von einer Beeinträchtigung des Wohlbefindens, übermäßiger Müdigkeit, verminderter Leistungsfähigkeit am Tag, Schwindel, Stimmungsschwankungen, Hungergefühlen oder Appetitlosigkeit zu ungünstigen Zeiten und einer Reihe weiterer psychosomatischer und gastrointestinaler Probleme.

Die häufigsten Beschwerden des Jetlags sind jedoch Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen, frühes Erwachen am Morgen und Schlaflosigkeit. Der Schlafrhythmus ist gestört und die Schlafstadien verändern sich nach Langstreckenflügen. Dabei treten nach Flügen in Richtung Westen durch die verlängerten Taktphasen häufiger leichte Durchschlafprobleme auf, während Flüge nach Osten sich durch die verkürzten Taktphasen besonders in Einschlafstörungen äußern.

Die Störungen der zirkadianen Rhythmik und die Schlafstörungen wirken sich wiederum auf Tagesmüdigkeit und kognitive Leistungen aus.

Dies hat nicht nur erhebliche Folgen für Urlaubsreisende, sondern auch für Flugbesatzungsmitglieder und Schichtarbeiter. Sie müssen häufig unausgeruht den Dienst antreten und haben daraufhin mit erhöhter Müdigkeit und verringerter Leistungsfähigkeit zu kämpfen. Die gesundheitlichen Folgen für Menschen, die beruflich einem ständigen Wechsel des Schlaf-Wach-Rhythmus ausgesetzt sind, können in chronischen Krankheiten resultieren.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012

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