Hypoproteinämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hypoproteinämie
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Die Hypoproteinämie zeichnet sich durch eine verringerte Eiweißkonzentration im Blutplasma aus. Sie stellt keine eigenständige Krankheit dar, sondern entwickelt sich oft als Folge verschiedener Störungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hypoproteinämie?

Eine Hypoproteinämie kann zu Aszites führen, die wiederum mit einer Reihe von Symptomen und Beschwerden in Verbindung steht. Oft kommt es zum Beispiel zu Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen.
© anaumenko – stock.adobe.com

Bei einer Hypoproteinämie liegen die Proteinkonzentrationen im Blutplasma unter 6 g/dl. Normalerweise beträgt der Proteingehalt bei einem Erwachsenen zwischen 6,1 - 8,1 g/dl.

Am häufigsten tritt eine Hypalbuminämie auf. Hier liegen deutlich verringerte Albumin-Konzentrationen vor. Seltener sind die Immunglobuline verringert. Albuminmangel führt zu Ödemen und erhöhten Fettsäure-, Bilirubin- und Hormonkonzentrationen im Blut. Bei einem Immunglobulinmangel ist die Immunabwehr geschwächt.

Als Symptom von speziellen Grunderkrankungen oder funktionellen Störungen kann die Hypoproteinämie nicht als eigenständige Erkrankung definiert werden.

Ursachen

Grundsätzlich gibt es vier Ursachenkomplexe für eine Hypoproteinämie. Sie kann sich auf der Grundlage von Malabsorption, Mangelernährung, hohen Eiweißverlusten oder Störungen der Eiweißsynthese entwickeln. Es gibt verschiedene Erkrankungen, die sich durch eine verringerte Proteinabsorption im Darm auszeichnen (Malabsorption).

Dazu gehören Nahrungsmittelallergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wie Zöliakie oder Sprue, chronische Darmerkrankungen und Mukoviszidose. Eine Mangelernährung tritt bei Hunger, Anorexia nervosa (Magersucht) oder bei Tumoren im Magen-/Darmtrakt auf. Des Weiteren gibt es Erkrankungen, die zu starken Eiweißverlusten führen.

Besonders Nierenerkrankungen, wie z. B. das nephrotische Syndrom, zeichnen sich durch hohe Proteinverluste aus. Auch bei großflächigen Verbrennungen und Dermatosen verliert der Körper viel Eiweiß. Störungen der Eiweißsynthese treten bei Leberzirrhose und beim Antikörpermangelsyndrom auf und führen dann zur Hypoproteinämie.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Hypoproteinämie kann sich durch eine Reihe von Symptomen äußern. Typischerweise entwickeln sich im Verlauf der Erkrankung Ödeme. Diese Wasseransammlungen können am gesamten Körper auftreten und sind mitunter mit starken Schmerzen, einem erhöhten Infektionsrisiko und anderen Beschwerden verbunden. Oft kommen Hautirritationen wie Juckreiz und Schmerzen hinzu.

Eine Hypoproteinämie kann außerdem zu Aszites führen, die wiederum mit einer Reihe von Symptomen und Beschwerden in Verbindung steht. Oft kommt es zum Beispiel zu Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Langfristig kann ein Gewichtsverlust eintreten. Die Hypoproteinämie geht meist mit einem niedrigen Blutdruck einher, verbunden mit Schwindel und anderen Bewusstseinsstörungen.

Im Verlauf der Erkrankung kommt es vermehrt zu Infekten und Entzündungen. Abhängig von der Schwere der Erkrankung kann das geschwächte Immunsystem weitere gesundheitliche Probleme bedingen. Weiterhin kann die Hypoproteinämie Schäden und Beschwerden der inneren Organe hervorrufen. Wird die Erkrankung nicht behandelt, kann sie tödlich verlaufen.

Es besteht zudem ein erhöhtes Risiko für Langzeitschäden im Bereich des Immunsystems. Eine unbehandelte Hypoproteinämie verläuft im schlimmsten Fall tödlich für den Patienten. Zuvor nehmen die Symptome an Intensität zu und führen schließlich zu Bewusstlosigkeit und Koma.

Diagnose & Verlauf

Die Hypoproteinämie ist teilweise Folge von lebensgefährlichen Erkrankungen und führt manchmal selbst zu Situationen, die sehr dramatisch werden können.

Aufgrund von Immunglobulinmangel kann es zu gefährlichen Infektionen kommen, da das Immunsystem geschwächt ist. Meist besteht jedoch ein Mangel an Albuminen. Das führt immer zu Ödemen (Wasseransammlung im Gewebe). In schwereren Fällen kann es zu Aszites oder Pleuraerguss kommen. Aszites bezeichnet eine Wasseransammlung im Bauchraum zwischen den Organen. Typisch ist der Hungerbauch. Auch in der Lunge kann sich Wasser ansammeln (Pleuraerguss). Besonders bei Aszites treten zuweilen Bakterien aus dem Darm in den Bauchraum über.

In Verbindung mit dem geschwächten Immunsystem können diese Infektionen tödlich verlaufen. Die Wasseransammlungen entstehen infolge der Verringerung des kolloidosmotischen Druckes, auch onkotischer Druck genannt, in den Blutgefäßen. Dabei sickert Wasser durch die Blutgefäße nach außen. Bei normaler Konzentration von kolloidalen Eiweißteilchen wäre der onkotische Druck ausreichend, um diesen Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Neben Ödemen leidet der Patient außerdem an zu niedrigem Blutdruck.

Gleichzeitig erhöht sich die Konzentration von Fettsäuren, Bilirubin und Hormonen im Blut, da die Aufnahmekapazität der Albumine für diese Stoffe aufgrund ihres Mangels zu gering ist. Diese Symptome führen zur Verdachtsdiagnose Hypoproteinämie. Mittels einer Serumproteinelektrophorese kann man feststellen, ob Albumine oder Immunglobuline in einer erniedrigten Konzentration vorliegen. Da jedoch Hypoproteinämie meist nicht isoliert auftritt, sollten seine Ursachen ermittelt werden, um die Grundstörung effektiv behandeln zu können.

Komplikationen

In den meisten Fällen tritt die Hypoproteinämie nicht alleine auf und stellt dabei immer die Folge einer Grunderkrankung dar. Aus diesem Grund müssen hierbei immer die Beschwerden und Komplikationen der ursächlichen Krankheit im Vordergrund betrachtet werden. Durch die Hypoproteinämie kommt es allerdings zu einem niedrigen Blutdruck und zu einer Aszites.

Durch den niedrigen Blutdruck leiden viele Patienten an Schwindel und Übelkeit und können dabei im schlimmsten Falle komplett das Bewusstsein verlieren. Im Allgemeinen fühlen sich die Betroffenen schwach und die Belastbarkeit des Patienten sinkt enorm. Auch das Immunsystem ist in der Regel geschwächt und der Betroffene wird häufiger krank und leidet verstärkt an Infekten und Entzündungen. Die Lebensqualität nimmt durch die Hypoproteinämie relativ stark ab.

Weiterhin kann es durch die Krankheit zu verschiedenen Schäden und Beschwerden an den inneren Organen des Körpers kommen. In der Regel findet keine symptomatische Behandlung der Hypoproteinämie statt. Die Behandlung erfolgt immer kausal und richtet sich nach der Grunderkrankung. In den meisten Fällen kommt es dabei zu einem positiven Krankheitsverlauf ohne Komplikationen. Gegebenenfalls muss der Patient seine Ernährung umstellen, um den Beschwerden entgegenzuwirken.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn ein niedriger Blutdruck, Ödeme oder Anzeichen einer Bauchwassersucht bemerkt werden, sollte zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Ein sofortiger Arztbesuch ist angezeigt, wenn plötzlich starker Schwindel auftritt, möglicherweise mit Übelkeit und Erbrechen verbunden. Sollte der Betroffene bewusstlos werden, müssen die Ersthelfer den Notarzt rufen und begleitend dazu erste Hilfe leisten. Schwere Infektionen oder Störungen der Organfunktion müssen im Krankenhaus behandelt werden.

Eine Hypoproteinämie bedarf in jedem Fall einer ärztlichen Abklärung, denn unbehandelt kann die Erkrankung ernste Komplikationen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Personen, die an chronischen Darmerkrankungen, Nahrungsmittelallergien, Mukoviszidose und anderen Krankheiten leiden, die eine Mangelernährung hervorrufen können, sollte bei genannten Symptomen und Beschwerden den Hausarzt konsultieren. Der Mediziner kann die Ursache abklären und den Patienten gegebenenfalls an einen Internisten verweisen. Falls sich im Verlauf der Erkrankung psychische oder psychosomatische Beschwerden einstellen, muss ein Therapeut hinzugezogen werden. Mit Kindern sollte beim Verdacht auf eine Hypoproteinämie zum Kinderarzt gegangen werden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Hypoproteinämie ist nur im Zusammenhang mit der Behandlung der Grundkrankheit möglich. Ist die Ursache der Hypoproteinämie verschwunden, normalisieren sich die Proteinkonzentrationen im Blut rasch wieder.

Der Wasseraustritt aus den Blutgefäßen wird gestoppt und die Ödeme bilden sich zurück. In schweren Fällen muss der Aszites durch die Bauchdecke punktiert und abgelassen werden. Weiterhin bekommt der Patient Diuretika, um das überschüssige Wasser aus dem Körper zu entfernen. Wichtig ist jedoch die Therapie der jeweiligen Grundkrankheit. Mangelernährung bei Magersucht bedarf häufig einer psychologischen Therapie.

Bei Zöliakie ist auf eine glutenfreie Ernährung zu achten. Schwerwiegende Leber- und Nierenerkrankungen müssen individuell nach Art und Stärke der jeweiligen Störung behandelt werden. Oftmals ist eine dauerhafte Therapie notwendig, wenn eine chronische Erkrankung vorliegt. Parallel dazu sollten bei der Hypoproteinämie immer wieder auftretende Wasseransammlungen in Bauch und Lunge durch Punktion entfernt werden.

Hilfreiche Videos für Ihre Gesundheit: MedLexi.de auf YouTube
Hier klicken

Vorbeugung

Zur Vorbeugung vor einer Hypoproteinämie kann keine Empfehlung gegeben werden, da ihre Ursachen vielfältig sind. Empfehlungen gelten immer nur für die jeweilige Grundkrankheit. Ist die Erkrankung jedoch bekannt, so kann einer Hypoproteinämie durch dessen Behandlung vorgebeugt werden.

Nachsorge

Zur Behandlung der Hypoproteinämie gehört auch eine anschließende Therapie beziehungsweise Nachsorge. Diese späteren Schritte zielen darauf ab, den Ursprung der Krankheit zu ermitteln. Um die Proteinkonzentration im Blut wieder zu normalisieren, gibt es einige zusätzliche Maßnahmen, bei denen die Patienten selbst mithelfen können.

Oft steht eine Umstellung des Ernährungsplans an. Die alltägliche Nachsorge besteht beispielsweise in einer glutenfreien Diät mit viel Obst und Gemüse. Mageres Fleisch sorgt für die nötigen Vitalstoffe. Mineralwasser, verdünnter Fruchtsaft und Kräutertee bieten sich für die Flüssigkeitsaufnahme an. Wenn der Arzt eine Erkrankung von Leber und/oder Niere feststellt, gibt es einen weiteren Ansatz für die gesundheitliche Besserung.

Hier ist ebenfalls eine entsprechende Ernährungsumstellung hilfreich. Bei einer Mangelernährung, wie sie unter anderem bei Magersucht auftritt, sollten die Patienten ihre Nahrungsaufnahme optimieren. Dafür ist zumeist ein neues Körperbewusstsein erforderlich, das wiederum eng mit der psychischen Situation in Verbindung steht.

Für Personen, die unter einer Essstörung leiden, ist eine psychotherapeutische Betreuung empfehlenswert. Auch ein Ernährungsexperte kann helfen, eine individuelle Diät zusammenzustellen. So erhält der Körper allmählich und schonend die nötigen Nährstoffe. In einigen Fällen bezieht sich die Nachsorge auch auf die Behandlung von eventuell vorhandenen Ödemen. Hierfür gibt es natürliche Heilmethoden wie Massagen oder Akupunktur.

Das können Sie selbst tun

Patienten, bei denen eine Hypoproteinämie festgestellt wurde, können unter Umständen selbst einige Maßnahmen ergreifen, um die ärztliche Behandlung zu unterstützen.

Liegt den Beschwerden eine Zöliakie zugrunde, muss die Ernährung umgestellt werden. Der Speiseplan sollte glutenfrei sein und sich aus gesunden Lebensmitteln wie Obst, Gemüse und magerem Fleisch zusammensetzen. Außerdem sollte viel Flüssigkeit aufgenommen werden, am besten Mineralwasser, Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte. Begleitend dazu müssen etwaige Leber- und Nierenerkrankungen behandelt werden. Was der Erkrankte hier selbst tun kann, hängt von der Art der Erkrankung ab. Im Allgemeinen hilft auch hier eine ausgewogene Diät, die durch einen gesunden Lebensstil mit ausreichend Bewegung und Stressvermeidung unterstützt wird. Liegt der Hypoproteinämie eine Mangelernährung zugrunde, muss die tägliche Nahrungsaufnahme verbessert werden.

Da einer chronischen Mangelernährung meist psychische Ursachen wie Magersucht oder andere Essstörungen zugrunde liegen, ist ein Besuch bei einem Psychologen zu empfehlen. Unterstützend dazu sollte mit einem Ernährungsmediziner eine geeignete Diät erstellt werden, die dem Körper schonend alle notwendigen Nährstoffe zuführt. Zur Selbstbehandlung etwaiger Ödeme bieten sich unter anderem Massagen und Akupunktur an, immer in Rücksprache mit dem zuständigen Arzt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Murphy, K., Travers, P., Walport, M.: Janeway – Immunologie. Spektrum, Heidelberg, 2010
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

Das könnte Sie auch interessieren