Hypertensive Krise (Hypertensiver Notfall)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die hypertensive Krise oder der hypertensiver Notfall ist ein plötzlicher Anstieg des Blutdrucks auf Werte von mehr als 200/130 mmHg. Die Erkrankung muss sofort behandelt werden, da sie sonst in den lebensbedrohlichen hypertensiven Notfall übergehen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine hypertensive Krise?

Typisch für die Erkrankung sind Kopfschmerzen, Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Begleitend dazu treten in der Regel Übelkeit und Erbrechen, Nasenbluten oder Schwindel auf.
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Als hypertensive Krise bezeichnet man einen plötzlich hoch ansteigenden Blutdruck. Dabei unterscheidet man zwischen hypertensiver Krise und hypertensivem Notfall. Bei beiden liegen Blutdruckwerte höher als 200 mmHg systolisch und/oder 130 mmHg diastolisch vor.

Während eine hypertensive Krise nicht lebensbedrohlich ist, da keine Organschädigung verursacht wird, stellt der hypertensive Notfall eine Komplikation dar. Durch den hohen Blutdruck kann es dabei zu Schäden an Organen kommen, es können Gehirnblutungen, ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt eintreten.

Die hypertensive Krise birgt immer die Gefahr, in einen hypertensiven Notfall überzugehen. Die plötzliche Blutdruckerhöhung ist einer der häufigsten internistischen Notfälle; ungefähr ein Viertel dieser Patienten leidet an einer hypertensiven Krise oder einem hypertensiven Notfall. Frauen sind wesentlich seltener davon betroffen als Männer.

Ursachen

Als Ursachen für eine hypertensive Krise kommen verschiedene Umstände in Betracht. Oft besteht bereits Bluthochdruck (primäre Hypertonie), der aber nicht wie vom Arzt angeordnet behandelt wird.

Die Patienten führen die Therapie nicht konsequent durch, Medikamente werden nicht regelmäßig eingenommen, es wird trotz des Bluthochdrucks Alkohol im Übermaß zu sich genommen, Drogen, insbesondere aufputschende Amphetamine, werden konsumiert oder die Ernährung bleibt zu fett und reichhaltig.

Auch Stress bei bereits bestehendem Bluthochdruck kann eine hypertensive Krise auslösen. Eine weitere Ursache kann bei Frauen Bluthochdruck in der Schwangerschaft darstellen, die hypertensive Krise wird hier als Eklampsie bezeichnet. Auch Nierenerkrankungen und hormonelle Störungen führen zu erhöhtem Blutdruck, der in eine hypertensive Krise entgleisen kann.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine hypertensive Krise kann eine ganze Reihe von Symptomen und Beschwerden hervorrufen, die in unterschiedlicher Art und Ausprägung auftreten können. Typisch für die Erkrankung sind Kopfschmerzen, Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Begleitend dazu treten in der Regel Übelkeit und Erbrechen, Nasenbluten oder Schwindel auf. Der erhöhte Blutdruck kann außerdem neurologische Störungen wie Wahrnehmungsstörungen oder Lähmungserscheinungen hervorrufen.

Wird die hypertensive Krise nicht umgehend behandelt, verursacht der Bluthochdruck mitunter irreversible Schäden an den Organen. Äußerlich zeigt sich die Erkrankung an einem stark geröteten Kopf, Schweißausbrüchen und hervortretenden Adern an Hals und Armen. Viele Betroffene zittern zudem oder leiden unter Zuckungen, die im Verlauf der Erkrankung an Intensität zunehmen und gelegentlich mit Schmerzen verbunden sind.

Eine hypertensive Krise kann einen Herzinfarkt oder einen Kreislaufkollaps hervorrufen. Ein Herzinfarkt äußert sich zunächst durch eine rasche Zunahme der Brustschmerzen, begleitet durch Taubheitsgefühle im rechten Arm und Schluckbeschwerden. Ein Kreislaufkollaps kann bei der hypertensiven Krise schnell auftreten – es kommt zunächst zu leichten Bewusstseinsstörungen, die sich rasch zu Schwindel und kurzen Momenten der Bewusstlosigkeit entwickeln. Erfolgt keine sofortige Behandlung, wird der Patient bewusstlos und es besteht akute Lebensgefahr.

Diagnose & Verlauf

Die Symptome der hypertensiven Krise können in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Ältere Personen, die schon länger unter Bluthochdruck leiden, können den plötzlichen Blutdruckanstieg oft besser tolerieren, als junge Menschen, die normalerweise einen niedrigen Blutdruck haben.

Bei ihnen treten meist die stärkeren Symptome auf. Typische Beschwerden sind Kopfschmerzen, Atemnot, Schmerzen im Brustkorb, Übelkeit, Nasenbluten, Erbrechen oder Sehstörungen. Bei manchen Betroffenen treten neurologische Störungen wie Taubheitsgefühle oder Wahrnehmungsstörungen auf. Auch verwirrte Zustände kommen vor.

Für den Notarzt ist es zunächst nicht wichtig, ob eine hypertensive Krise oder bereits ein hypertensiver Notfall vorliegt. Wird ein extrem erhöhter Blutdruck gemessen, so muss er in beiden Fällen sofort langsam gesenkt werden. Im weiteren Verlauf erhält er dann durch die Erfragung der Symptome und der Krankheitsgeschichte zusätzliche Informationen.

Weitere Untersuchungen wie Blut- und Urinuntersuchung, EKG (Messen der Herzströme), Röntgen der Lunge, Computertomografie (CT) des Kopfes, neurologische Untersuchungen und die Spiegelung des Augenhintergrunds gehören zu den üblichen Methoden bei Verdacht auf eine hypertensive Krise.

Komplikationen

Durch diese Krise kann es zu einem lebensgefährlichen Zustand für den Patienten kommen, sodass eine sofortige Behandlung notwendig ist. Im schlimmsten Falle kann der Betroffene an den Beschwerden dieser Krise versterben. Durch den starken Anstieg des Blutdrucks kommt es in der Regel zu Kopfschmerzen und zu einem stark geröteten Kopf. Die Betroffenen leiden weiterhin an Erbrechen und an einer starken Übelkeit.

Auch die Belastbarkeit des Patienten sinkt enorm und gewöhnliche Tätigkeiten können nicht mehr ohne Weiteres durchgeführt werden. Die Betroffenen leiden an Lähmungen und an Taubheitsgefühlen, die sich am gesamten Körper ausbreiten können und können weiterhin das Bewusstsein verlieren. Nicht selten treten auch Schmerzen in der Brust auf, wobei es zu einem Herzinfarkt kommen kann.

Nicht selten leiden die Patienten ebenso an Nasenbluten und an Sehstörungen. Es tritt eine allgemeine Versiertheit des Patienten auf, die die Lebensqualität verringert. Die Behandlung erfolgt mit Hilfe von Medikamenten und zielt auf die Absenkung des Blutdrucks.

Es kann dann zu Komplikationen und irreversiblen Schäden kommen, wenn die Absenkung des Blutdrucks zu schnell geschieht. Weiterhin ist auch eine Behandlung der zugrundeliegenden Krankheit notwendig, um diese Krise in der Zukunft vorzubeugen. Unter Umständen wird dadurch auch die Lebenserwartung verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei einem plötzlichen Bluthochdruck ist unverzügliches Handeln notwendig. Kommt es zu einer starken inneren Hitze, Herzrasen, Schweißausbrüchen, Unruhe und Rötungen der Haut, sollte unverzüglich ein Notarzt gerufen oder ein Krankenhaus aufgesucht werden. Sind die Beschwerden nicht auf eine körperliche oder sportliche immense Belastung zurückzuführen, benötigt der Betroffene Hilfe. Da die hypertensive Krise ohne eine sofortige medizinische Versorgung zum Verlust des Lebens führen kann, ist ein Rettungsdienst zu alarmieren. Ein Druckgefühl im Körperinnern, eine Anspannung von Muskeln und Sehnen sowie eine Nervosität sind Warnhinweise des Organismus. Wird nicht schnellstmöglich eine Behandlung eingeleitet kann es neben dem Ableben zu lebenslangen Folgeschäden kommen.

Lähmungen oder Ausfälle einzelner Funktionen sind möglich. Meist benötigt ein Überlebender einer hypertensiven Krise tägliche Pflege und Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags. Bei Kopfschmerzen, Luftnot oder Atembeschwerden ist ein Arzt zu rufen. Übelkeit und plötzliches Erbrechen sind weitere Anzeichen, für Unstimmigkeiten. Der Betroffene muss schnellstmöglich untersucht werden bei Sensibilitätsstörungen, einem Kribbeln in den Gliedmaßen oder Taubheitsgefühlen. Anhaltender Stress oder Phasen einer emotionalen Herausforderung können die Ursache für die vorhandenen körperlichen Probleme sein. Ein Arztbesuch ist daher bereits zu empfehlen, sobald der Betroffene über eine längere Zeit Blutdruckprobleme hat.

Behandlung & Therapie

Eine hypertensive Krise erfordert unbedingt ärztliche Behandlung, damit sie nicht in einen hypertensiven Notfall entgleist. Dieser stellt einen akuten lebensbedrohlichen Notfall dar, der sofort durch einen Notarzt behandelt werden muss.

Die Therapie bei einem Notfall setzt bereits an Ort und Stelle ein und wird während des Transports in die Klinik weitergeführt. Der Blutdruck muss sofort, aber nur langsam, abgesenkt werden. Dabei muss die Senkung des Druckes beim hypertensiven Notfall intensivmedizinisch beobachtet werden, damit sie nicht zu schnell abläuft. Ein zu rasches Abfallen des Blutdruckes könnten die Organe und besonders das Gehirn nicht verarbeiten, es käme zu Blutungen und irreversiblen Schäden.

Bei der hypertensiven Krise ist es ebenfalls nötig, den Blutdruck langsam abzusenken. Diese Behandlung kann jedoch auch zu Hause mit Medikamenten in Tablettenform stattfinden, während beim hypertensiven Notfall die blutdrucksenkenden Substanzen mittels Infusion verabreicht werden müssen. Zusätzlich bekommen die Patienten Medikamente, welche die Wasserausscheidung fördern (Diuretika). Schließlich, nach Normalisierung des Blutdrucks, muss die eventuell zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden, um ein erneutes Auftreten einer hypertensiven Krise zu vermeiden.


Aussicht & Prognose

Die Prognose einer hypertensiven Krise oder eines hypertensiven Notfalls richtet sich nach der Schnelligkeit einer ausreichenden medizinischen Versorgung des Patienten. Je eher eine intensivmedizinische Betreuung möglich ist, desto besser sind die Chancen einer guten Prognose. Eine vollständige Genesung ist bei optimalen Bedingungen möglich. In vielen Fällen entscheiden wenige Minuten über die weitere Entwicklung der Gesundheit des Patienten.

Erfolgt eine ärztliche Versorgung zu spät oder gar nicht, steigt das Risiko eines frühzeitigen Ablebens des Patienten deutlich an. Alternativ ist mit dauerhaften Funktionsstörungen verschiedener Systeme im Organismus zu rechnen, die zu einer starken Beeinträchtigung der allgemeinen Lebensqualität führen. Nur selten kann ohne eine ärztliche Hilfe in der Notfallsituation eine spätere Linderung der vorhandenen Beschwerden dokumentiert werden.

Ursache dafür ist, dass über die Gabe von Medikamenten eine Senkung des Blutdrucks binnen kurzer Zeit erfolgt. Bleibt sie aus, steigt der Blutdruck weiter an und führt zu einem Platzen der Blutgefäße. Die Medikation ist notwendig, um den Patienten zu stabilisieren. Zudem wird ein kontrolliertes Senken des Blutdrucks benötigt, damit es zu keinen weiteren Komplikationen kommt. Gelingt dies erfolgreich, kann ein weiterer Behandlungs- und Therapieplan erstellt werden. Dieser sieht zumeist die Behebung des Auslösers der hypertensiven Krise oder die notwendige Veränderung der aktuellen Lebensumstände vor.

Vorbeugung

Da sich eine hypertensive Krise meist bei bereits bestehendem Bluthochdruck ereignet, kann man durchaus vorbeugen, indem man den Bluthochdruck konsequent behandelt, auf gesunde Ernährung achtet, Stress vermeidet und sich ausreichend bewegt. Auch die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks ist hilfreich, besonders bei bestehenden Grunderkrankungen, welche das Symptom des Bluthochdrucks mit sich bringen.

Nachsorge

Nach einer hypertensiven Krise gilt es, die Blutdruckwerte regelmäßig zu kontrollieren. Im Fall des hypertensiven Notfalls muss bei der Nachsorge eine engmaschige Kontrolle (mindestens 1x/30min) erfolgen. Um einer weiteren Entgleisung des Blutdrucks und der damit einhergehenden Belastung des Herz-Kreislauf-Systems vorzubeugen, sollte eine zugrundeliegende Hypertonie dauerhaft mit Hilfe einer medikamentösen Therapie behandelt werden.

Die Auswahl der Medikamente sowie die angestrebten Werte richten sich hierbei nach Alter und Begleiterkrankungen des Betroffenen. Ziel der Therapie ist eine kontinuierliche Blutdrucksenkung. Ebenso sollte eine Erhebung bestehender Risikofaktoren durchgeführt werden, um das Risiko einer erneuten Entgleisung des Blutdrucks zu minimieren. Nichtmedikamentöse Maßnahmen finden sich dabei in der Einhaltung eines speziellen Ernährungsplans. Eine gesunde, salzarme (maximal sechs Gramm Kochsalz pro Tag) Kost ist anstrebenswert.

Viel Obst, Gemüse und eine gleichzeitige Reduzierung bestimmter Lebensmittel (zum Beispiel gesättigte Fettsäuren, wie sie vermehrt in Lebensmitteln tierischen Ursprungs vorkommen) sollte erfolgen. Ebenso sollte auf Stoffe verzichtet werden, die sich negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Es empfiehlt sich, generell auf Alkohol, Kaffee und Nikotin zu verzichten. Bei adipösen Patienten muss eine Normalisierung des Körpergewichts angestrebt werden. Ebenso ist die regelmäßige Ausübung einer Ausdauersportart empfehlenswert.

Das können Sie selbst tun

Beim hypertensiven Notfall aber auch bei der hypertensiven Krise handelt es sich um einen potenziell lebensbedrohlichen Notfall. Dieser muss in jedem Fall von einem Facharzt behandelt werden. Die Betroffenen können in der akuten Situation in erster Linie darauf achten, Ruhe zu bewahren. So kann durch Entspannungsübungen versucht werden, positiven Einfluss auf den zu hohen Blutdruck zu nehmen.

Nach der akuten Phase geht es vor allem um prophylaktische Maßnahmen, welche das Risiko für eine erneute Krise minimieren können. Besonders wichtig ist die regelmäßige und korrekte Einnahme der verordneten blutdrucksenkenden Medikamente. Nur eine zuverlässige Einnahme ermöglicht eine dauerhafte Senkung des Blutdrucks.

Langfristig sollten die Betroffenen eine Änderung ihres Lebensstils anstreben. Hierzu zählt eine Gewichtsreduktion vorzugsweise durch eine mediterrane Diät mit viel hellem Fisch, Gemüse und Olivenöl. Zusätzlich empfiehlt es sich, den Salzgehalt in der Nahrung gering zu halten. Auf Rauchen, Alkohol und übermäßigen Koffeinkonsum sollte ganz verzichtet werden. Auch regelmäßige Bewegung und leichter Ausdauersport für wenigstens 30 Minuten und das an drei bis fünf Tagen in der Woche können einen Bluthochdruck und somit das Risiko einer hypertensiven Krise senken. Übermäßiger Stress stellt einen möglichen Auslöser für eine Blutdruckkrise da, somit ist es wichtig, Stress im Alltag und Berufsleben nach Möglichkeit zu meiden.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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