Hochfrequenzablation

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Hochfrequenzablation handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem definierte Gewebeareale durch hochfrequente Ströme infolge Hitzeeinwirkung zerstört werden.

Die Verfahren werden hauptsächlich zur Zerstörung von Metastasen in der Leber und zur Behandlung von Vorhofflimmern eingesetzt. Die Hochfrequenzablation kann minimalinvasiv per Katheter ausgeführt werden und ist deshalb besonders schonend. Sie kann bei rezidivierenden Problemen im Bedarfsfall wiederholt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Hochfrequenzablation?

Die Hochfrequenzablation wird synonym auch als Radiofrequenz- oder Thermoablation bezeichnet. Durch einen Applikator oder Katheter werden Elektroden in unmittelbare Nähe des zu zerstörenden Gewebes platziert und durch einen hochfrequenten Strom von etwa 460 bis 480 Kilohertz erhitzt.

Die Leistungsaufnahme an den Elektroden bewegt sich trotz unterschiedlicher, miteinander konkurrierender Systeme, meist bei etwa 200 Watt. Durch die Hitzeeinwirkung entstehen relativ scharf abgegrenzte Areale von zerstörtem Gewebe (Hitzenekrosen), das vom körpereigenen Stoffwechsel weiter abgebaut werden kann und im Falle von Verödungen in einem der Herzvorhöfe seine elektrische Leitfähigkeit und sein elektrisches Initiierungspotenzial verliert. Die Hochfrequenzablation wird normalerweise unter Verwendung minimalinvasiver Techniken durchgeführt.

Das bietet den Vorteil der Wiederholbarkeit bei nicht zufriedenstellendem Ergebnis oder bei rezidivierenden Problemen. Bei der Bekämpfung von Metastasen in der Leber wird deutlich weniger wertvolles funktionales Lebergewebe entfernt als bei herkömmlichen chirurgischen Eingriffen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Hochfrequenzablation kommt hauptsächlich in zwei völlig verschiedenen Anwendungsgebieten zum Einsatz. Es handelt sich einerseits um onkologische Anwendungen, die hauptsächlich der Bekämpfung von Metastasen dienen und andererseits um eine kardiologische Behandlungsmethode des sogenannten Vorhofflimmerns.

In der Krebsmedizin wird die Thermoablation weniger zur Zerstörung eines Primärtumors genutzt als vielmehr für die Nekrotisierung von Metastasen, falls der Primärtumor zu der Klasse von Tumoren gehört, die metastasieren können. Es liegen umfangreiche Erfahrungen für die Zerstörung von Metastasen in der Leber und in den Wirbelkörpern vor – meist als Begleittherapie zu Chemo- und Strahlentherapie. Allerdings existieren keine wissenschaftlichen Studien, die eventuelle Vorteile der Hochfrequenzablation gegenüber offener chirurgischer Eingriffe belegen könnten.

Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Hauptvorteil der minimalinvasiven Zerstörungen von in der Leber abgesiedelten Metastasen durch die Thermoablation geringere Schäden am intakten Lebergewebe hervorruft als offene chirurgische Eingriffe. Bei den chirurgischen Eingriffen ist es unvermeidlich, dass mehr funktional gesundes Lebergewebe entfernt wird als dies bei der Radiofrequenzablation der Fall ist. Das Ziel der Ablation in der Onkologie besteht darin, die Metastasen an weiterem Wachstum zu hindern und sie zum Absterben zu bringen. Beim Einsatz der Hochfrequenzablation in der Kardiologie geht es weniger um die Zerstörung von Gewebe als vielmehr darum, bestimmte Herzmuskelzellen in ihren elektrophysiologischen Eigenschaften nachhaltig so zu verändern, dass sie keine elektrischen Reize zur Kontraktion der Vorhöfe weiterleiten noch erzeugen können.

Das bei älteren Menschen relativ häufig beobachtete Vorhofflimmern kommt meist dadurch zustande, dass Herzmuskelzellen im linken Vorhof nahe der Einmündung der Pulmonalvenen unkoordinierte elektrische Signale, die von den Lungenvenen ausgehen, weiterleiten und die Vorhöfe zu arrhythmischen und sehr schnellen Kontraktionen veranlassen. Sie ignorieren dabei die elektrischen Impulse, die der Sinusknoten, der Haupttaktgeber im rechten Vorhof, aussendet. Das Ziel der Hochfrequenzablation zur Bekämpfung des Vorhofflimmerns besteht darin, das Herzmuskelgewebe rund um die Einmündungen der Pulmonalvenen elektrisch inaktiv zu machen.

Das entspricht in etwa einer elektrischen Isolierung der Einmündungen der Lungenvenen im linken Vorhof (Pulmonalvenenisolation). Während das Ziel der Thermoablation in der Onkologie in der Zerstörung kranken Gewebes (Metastasen) besteht, liegen die Ziele der Hochfrequenzablation zur Behandlung des Vorhofflimmerns in der nachhaltigen elektrophysiologischen Veränderung prinzipiell gesunder Herzmuskelzellen. Die besonderen Vorteile einer minimalinvasiven Thermoablation gegenüber einem chirurgischen Eingriff liegt in der Wiederholbarkeit der Ablation bei ungenügendem Ergebnis oder bei der Ausbildung von Rezidiven.

Der Hochfrequenzablation bei Vorhofflimmern steht die sogenannte Kryoablation gegenüber, bei der die Ablation nicht durch Hitze-, sondern durch Kälteeinwirkungen erreicht wird. Der Hauptvorteil der Kryoablation gegenüber der Thermoablation besteht darin, dass bei der Kryoablation das betreffende Gewebe vorgekühlt werden kann. Die elektrophysiologischen Wirkungen können dann gemessen und überprüft werden. Falls der erwartete Effekt nicht eintritt, kann der Eingriff abgebrochen werden und nach Temperaturangleichung ist das Gewebe wieder voll funktionsfähig.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die direkten Risiken, die mit einer minimalinvasiven Hochfrequenzablation zur Bekämpfung von Metastasen verbunden sind, werden als sehr niedrig eingeschätzt. Sie liegen unter denen eines herkömmlichen chirurgischen Eingriffs. Die größte „Gefahr“ besteht darin, dass die angestrebten Ziele nicht bei der ersten Behandlung erreicht werden oder dass sich Rezidive zeigen.

In den meisten Fällen ist dann eine problemlose Wiederholung der Thermoablation möglich. Bei der Behandlung von Vorhofflimmern durch eine Radiofrequenzablation beispielsweise im linken Vorhof ist ebenfalls als risikoarm einzuschätzen. Allerdings sind höhere technische Risiken vorhanden, weil es beispielsweise eine geplante elektrische Isolierung der Pulmonalvenen erforderlich macht, dass ein Katheter über eine Leistenvene bis in den rechten Vorhof vorgeschoben wird und anschließend die Scheidewand zwischen den beiden Vorhöfen durchstoßen muss, um in den linken Vorhof in die Nähe der Einmündungen der vier Lungenvenen zu gelangen.

Die Hauptrisiken bestehen bei dieser Behandlung weniger in der Durchführung der Ablation als vielmehr darin, den Herzkatheter an den Einsatzort im linken Vorhof zu bugsieren. Mögliche Komplikationen können durch sich bildende Blutgerinnsel entstehen, die thrombotische Ereignisse hervorrufen können sowie in einer Verletzung des Herzbeutels oder der Speiseröhre. Auch können an der Eintrittsstelle des Herzkatheters in die Leistenvene starke Blutungen auftreten. Obige Verletzungsrisiken werden minimiert, wenn der Eingriff durch einen erfahrenen Arzt durchgeführt wird.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Kramme, R.: Medizintechnik. Springer, Berlin 2011
  • Sauer, R.: Strahlentherapie und Onkologie. Urban & Fischer, München 2009

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