Herzklappenfehler

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Herzklappen fungieren als eine Art Ventil des Motors Herz: Sie sorgen dafür, dass das Blut immer in die richtige Richtung strömt und nicht etwa wieder dorthin fließt, wo es gerade herkam. Ein Herzklappenfehler verhindert diese Funktionsweise und kann fatale Folgen haben. Unterformen bei Herzklappenfehler sind Herzklappeninsuffizienz bzw. Herzklappenschwäche.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Herzklappenfehler?

Die Symptome unterscheiden sich deutlich nach Schwere, Lokalisation und Art des Herzklappenfehlers. Viele Herzklappenfehler bleiben lange unbemerkt, da sie zunächst keine Beschwerden verursachen.
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Das menschliche Herz hat insgesamt vier Herzklappen: Die Aorten- und Mitralklappen sind dabei am häufigsten von Herzklappenfehlern betroffen.

Ein Herzklappenfehler ist eine Funktionsstörung des Herzens, die entweder angeboren ist oder aber - beispielsweise durch eine Krankheit - erworben werden kann. Es gibt verschiedene Arten von Herzklappenfehlern: Die sogenannte Stenose stellt eine Verengung der Herzklappe dar, die das Blut am Durchfließen hindert.

Bei einer Insuffizienz schließt sich die Herzklappe nur noch unvollständig, so dass Blut zurück laufen kann. Spricht der Arzt von einem kombinierten Vitium, meint er damit eine Kombination der beiden erstgenannten Herzklappenfehler.

Ursachen

Ein Herzklappenfehler ist in den meisten Fällen angeboren. Manchmal jedoch kann man einen solchen auch erwerben, etwa durch eine Krankheit. Es gibt eine Vielzahl von Krankheiten, die einen Herzklappenfehler zur Folge haben können. Auch eine nicht auskurierte Grippe gehört dazu. Deshalb ist unbedingt darauf zu achten, bei einer Influenza, aber auch nur bei einer schweren Erkältung Ausdauertraining zu unterlassen und sich stattdessen zu schonen.

Geht man mit einer schweren Erkältung joggen, kann dies auch bei jungen, durchtrainierten Personen zu einer dramatischen Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff führen. In der Folge muss das Herz verstärkt pumpen und kann sich dabei krankheitsbedingt so überlasten, dass eine oder auch mehrere Herzklappen sich nicht mehr richtig schließen.

In anderen Fällen degenerieren die Herzklappen vor allem aus Altersgründen: Mit zunehmendem Alter verkalken nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Herzklappen. Dieser Vorgang hat in der Regel eine Verengung der Herzklappen zur Folge. Eine weitere häufige Ursache für die Entstehung von Herzklappenfehlern ist eine beispielsweise durch Bakterien verursachte Entzündung derselben.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Symptome unterscheiden sich deutlich nach Schwere, Lokalisation und Art des Herzklappenfehlers. Viele Herzklappenfehler bleiben lange unbemerkt, da sie zunächst keine Beschwerden verursachen. Bei einigen wie etwa der Mitralklappenstenose können aber auch akut sehr deutliche Symptomen auftreten. Grundsätzlich kann das Herz die meisten Klappenfehler über einen langen Zeitraum hinweg kompensieren.

Dies führt jedoch längerfristig zur Herzinsuffizienz (Herzschwäche). In einigen Fällen werden Herzklappenfehler erst dann bemerkt. Ein typisches Symptom ist ein Engegefühl und starker Druck im Brustbereich. Dazu kommt es vor allem bei körperlicher Belastung. Außerdem leiden viele Betroffene unter schneller Ermüdung und einer allgemeinen Abgeschlagenheit.

Ihre Leistungsfähigkeit und Konzentration kann deutlich abnehmen. Häufig kommt es zu Schwindel und kurzen Ohnmachtsanfällen (Synkopen). Welche Beschwerden konkret auftreten, hängt auch davon ab, ob der Herzklappenfehler die linke oder rechte Herzkammer betrifft. Bei Klappenfehlern der linken Herzkammer kommt es zu Symptomen, die denen einer Bronchitis ähneln können.

Dazu zählen unter anderem Atemnot und ein starker Hustenreiz (besonders nachts). Die Betroffenen fühlen sich in aufrechten Positionen wohler als im Liegen. Längerfristig kommt es oft zu Herzrhythmusstörungen. Ist die rechte Herzklappe betroffen, so kommt es zu Wassereinlagerungen in den Beinen und im Bauch, einer Blaufärbung der Haut, Atemnot und Leberschmerzen.

Diagnose & Verlauf

Leichte Herzklappenfehler werden in der Regel nur durch Zufall entdeckt und brauchen normalerweise nicht behandelt zu werden. Meist sind sie symptomfrei. Typische Anzeichen von schweren Herzklappenfehlern können jedoch Atemnot, ein Gefühl von Enge in der Brust, aber auch Bluthochdruck sein.

Manchmal kann es zu Ohnmachtsanfällen kommen. Herzklappenfehler werden mittels EKG und Ultraschall diagnostiziert. Beim Ultraschall untersucht der Kardiologe (d.h. ein auf das menschliche Herz spezialisierter Arzt) die Blutströme und kontrolliert, ob diese wie gewünscht fließen. Das EKG (auch Elektrokardiogramm oder Herzschrift genannt) wird entweder als 24-Stunden-EKG oder Belastungs-EKG durchgeführt.

Im Falle eines 24-Stunden-EKGs bekommt der Patient 4 Elektroden auf die Haut geklebt, die mit einem kleinen, etwa walkmangroßen Kästchen verbunden sind. Das Kästchen wird an der Hüfte befestigt. Anschließend misst das EKG die Herzaktivitäten während eines normalen Tagesablaufs. Ein weiteres Indiz für einen Herzklappenfehler sind auch Herzrhythmusstörungen und verdächtige Geräusche.

Komplikationen

Durch den Herzklappenfehler kann es zu einer Herzinsuffizienz und damit zum Tode des Patienten kommen. In der Regel wird die Lebenserwartung durch den Herzklappenfehler erheblich verringert, wenn keine Behandlung dieser Krankheit eintritt. Der Betroffene leidet durch den Fehler an einem starken Bluthochdruck und damit auch an einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt.

Weiterhin kann es bei Belastungen zu einer Atemnot und damit zu Schweißausbrüchen oder Panikattacken kommen. Die allgemeine Belastbarkeit des Patienten sinkt enorm ab und es bilden sich Herzrhythmusstörungen aus. Diese wirken sich sehr negativ auf den Alltag des Patienten aus und führen zu einer verringerten Lebensqualität. In einigen Fällen verlieren die Patienten komplett ihr Bewusstsein oder können an der Atemnot versterben.

Ebenso treten nicht selten psychische Beschwerden oder Depressionen auf. Der Herzklappenfehler kann nur mit Hilfe eines operativen Eingriffes beseitigt werden. Dabei kommt eine künstliche Klappe zum Einsatz, wobei es in der Regel nicht zu besonderen Komplikationen kommt. In schwerwiegenden Fällen kann es nach der Operation zu einer Entzündung kommen. Daher muss der Patient zur Vorbeugung auch Antibiotika einnehmen, um diese Entzündungen vorzubeugen. Bei einer erfolgreichen Behandlung kommt es nicht zu einer Verringerung der Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Symptome wie Atemnot, Bluthochdruck oder Leistungsabfall bemerkt werden, liegt womöglich ein Herzklappenfehler zugrunde. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Sollten weitere Symptome hinzukommen, beispielsweise Anzeichen einer Herzinsuffizienz oder eine generelle Abnahme des Wohlbefindens, ist ebenfalls medizinischer Rat gefragt. Bei Bewusstseinsstörungen und Ohnmachtsanfällen wird am besten der Notarzt gerufen bzw. sollte der Betroffenen sofort in das nächste Krankenhaus gebracht werden.

Selbiges gilt bei akuten Herzschmerzen und starker Atemnot. Sollte der Verdacht auf Herzrhythmusstörungen bestehen, muss dies ebenfalls ärztlich abgeklärt und gegebenenfalls behandelt werden. Besonders gefährdet für einen Herzfehler sind ältere Menschen und Personen, die womöglich eine Grippe schlecht auskuriert haben. Auch Vireninfektionen, Tumorerkrankungen und andere Krankheiten können einen Herzklappenfehler hervorrufen. Wer zu diesen Risikogruppen gehört, sollte bei genannten Symptomen mit dem Hausarzt sprechen. Eine weitergehende Behandlung erfolgt meist bei einem Kardiologen oder einem Internisten. Meist ist auch therapeutischer Rat sinnvoll, da ein Herzklappenfehler eine erhebliche Belastung für die Psyche darstellen kann.

Behandlung & Therapie

Ein Herzklappenfehler lässt sich nicht durch die Gabe von Medikamenten beseitigen. In der Regel ist eine Operation notwendig. Manchmal kann die eigene kranke Klappe rekonstruiert werden, bei schwer wiegenden Herzklappenfehlern erfolgt jedoch ein Austausch der beschädigten Herzklappe.

Stattdessen erhält der Patient eine künstliche Klappe eingesetzt. Sofern eine Herzklappe beispielsweise durch Verkalkung zu eng geworden ist, kann sie auch mittels der sogenannten Dilatation gedehnt werden. Das geschieht mit Hilfe eines Ballons, der zusammengefaltet an die entsprechende Stelle gesetzt und anschließend allmählich geweitet wird.

Dieses Verfahren ist jedoch nur in seltenen Fällen möglich. Bei Herzklappenpatienten kann jede Bakterieninfektion gefährlich werden, da diese möglicherweise zu einer Entzündung des Herzens führt. Aus diesem Grund erfolgt oft eine vorbeugende Gabe von Antibiotika.


Aussicht & Prognose

Die Prognose des Herzklappenfehlers richtet sich nach der betroffenen Herzklappe sowie den Fortschritt der Erkrankung. Eine potentiell schlechte Prognose liegt vor, sobald die Herzfunktion des Patienten beeinträchtigt ist. Bei einem großen Herzklappenfehler besteht ebenfalls ein erhöhtes Risiko eines ungünstigen Krankheitsverlaufs. Ein operativer Eingriff ist notwendig, damit das Überleben des Patienten gesichert ist.

Verläuft die Operation erfolgreich, kann der Patient ein gutes Leben trotz der Erkrankung führen. Dennoch ist die Lebensqualität eingeschränkt und Folgeerkrankungen sind möglich. Diese sind meist aus dem psychotherapeutischen Bereich, da eine zwangsläufige Umstellung der aktuellen Lebensführung und Einschränkung der gewohnten Möglichkeiten aus gesundheitlichen Gründen bei vielen Menschen zu einem seelischen Leid führt.

Ein kleiner oder leichter Herzklappenfehler wird in den meisten Fällen medikamentös therapiert. Die Lebensführung muss ebenfalls eingeschränkt und verändert werden, damit es zu keinem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand kommt.

Grundsätzlich müssen sich die Patienten mit einem Herzklappenfehler regelmäßigen ärztlichen Kontrollen unterziehen, da es jederzeit zu einer Verschlechterung der Herztätigkeit kommen kann. Es besteht lebenslang die Möglichkeit, dass sich eine Zunahme der Beschwerden entwickelt und ein Ausfall der Funktionsfähigkeit des Herzens stattfindet. Unbehandelt unterliegt der Patient mit einem Herzklappenfehler der Gefahr eines frühzeitigen Ablebens. Die Herztätigkeit ist gestört und kann einen plötzlichen akuten gesundheitsgefährdenden Zustand herbeiführen.

Vorbeugung

Wer einem Herzklappenfehler vorbeugen möchte, sollte seine Ernährung umstellen: Viel Obst und Gemüse, aber wenig Fett und Fleisch sorgen für eine gute Herzgesundheit. Auch ein normaler Blutdruck (120 zu 80 ist optimal) und die Vermeidung von Übergewicht tragen zur Gesundheit bei. Viel Bewegung an frischer Luft hilft dabei. Bei Krankheit sollte allerdings der Sport vermieden werden. Bettruhe ist hier dringend notwendig. Oft kann jedoch auch eine Infektion durch Bakterien einen Herzklappenfehler zur Folge haben. Vor allem Streptokokken werden dem Menschen hierbei gefährlich.

Nachsorge

Eine ärztliche Begleitung nach einer Operation der Herzklappe ist unabdingbar. In der Regel folgt dem Aufenthalt im Krankenhaus eine Kur. Da die Einnahme gerinnungshemmender Medikamente durch den Patienten notwendig ist, sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen vorgenommen werden. Bei Bioklappen ist dies für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten erforderlich, bei künstlichen Klappen ist eine lebenslange Einnahme dieser Medikamente vorgesehen.

Es ist wichtig, dass sich die Betroffenen nach einer Operation selbst testen beziehungsweise beobachten und nach Warnsignalen ihres Körpers unverzüglich ihren Arzt aufsuchen. Durch Erstellen eines Blutbildes werden eventuelle Entzündungswerte festgestellt. Hochrisiko-Patienten sollten mit Antibiotika versorgt werden, um bakteriellen Infektionen vorzubeugen.

Dabei spielen eine intensive Zahn-Hygiene sowie die sorgfältige Wunddesinfektion im Rachenraum eine bedeutende Rolle. In den ersten Wochen nach dem operativen Eingriff sollten Drehbewegungen und Querbelastungen des Brustkorbs und schwere Arbeiten vermieden werden. Kürzere Flugreisen sind möglich, von Fernreisen ist bis zu sechs Monaten nach der Operation abzuraten.

Sportliche Betätigungen sollten sich zunächst auf leichte Wanderungen, Radfahren und Schwimmen beschränken. Treten dabei Schmerzen in der Brust auf oder empfindet der Patient das Gefühl einer Einengung als störend, ist es ratsam, den behandelnden Arzt zu Rate zu ziehen. Echo-Tests sind in diesen Fällen eine Methode, um eventuelle Störungen nach einer Herzklappen-Operation zu diagnostizieren.

Das können Sie selbst tun

Wenn ein Herzklappenfehler diagnostiziert wurde, muss meist der Lebensstil umgestellt werden. Der Arzt wird dem Patienten eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung empfehlen. Zudem sollten Genussmittel wie Zigaretten, Alkohol und Kaffee gemieden werden. Patienten mit Übergewicht müssen Maßnahmen ergreifen, um langfristig wieder ein normales Körpergewicht zu erreichen. Begleitend zur Krankengymnastik, die Patienten mit Herzklappenfehler meist ohnehin empfohlen wird, bieten sich Sportarten wie Schwimmen oder Aquajogging an.

Aktivitäten, die den Körper sehr belasten, sollten dagegen nicht mehr ausgeführt werden. Dazu zählen Bodybuildung und Kampfsport, aber auch Stresssituationen im Beruf. ollten sich plötzlich Beschwerden wie ein Stechen im Bereich des Herzens, Atemnot oder ein Kribbeln im rechten Arm einstellen, muss umgehend der Rettungsdienst gerufen werden. Meist liegt dann ein medizinischer Notfall vor, der einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedarf.

Bei wiederkehrenden Beschwerden muss ein Herzklappenfehler operiert werden. Nach einem solchen Eingriff gilt für den Betroffenen Schonung und Bettruhe. Das Herz darf in der ersten Zeit nach der Operation nicht belastet werden und muss regelmäßig untersucht werden, um Komplikationen auszuschließen. Der Arzt wird dem Patienten individuelle Maßnahmen nennen, die den Alltag mit einem Herzklappenfehler erleichtern.

Quellen

  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004

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