Herpes-simplex-Viren

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unschöne Bläschen: Lippenherpes und Genitalherpes – dafür sind die sogenannten Herpes-simplex-Viren (HSV) verantwortlich. Sie kommen in zwei verschiedenen Varianten vor: Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1) und Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2). Während HSV-1 Lippenherpes hervorruft, ist HSV-2 für Genitalherpes verantwortlich. Einmal in den Körper gelangte Herpes-simplex-Viren verbleiben dort lebenslang.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Herpes-simplex-Viren?

Eine einmal durchgemachte Herpesinfektion bedeutet jedoch keine Immunisierung. Herpes-simplex-Viren sind vielmehr stets „in Bereitschaft“: Scheinbar unbemerkt im Körper – in den Nervenknoten schlummernd - können sie jederzeit wieder wach und damit aktiv werden.
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Etwa 90 Prozent der Bevölkerung tragen die Herpes-simplex-Viren in sich – am bekanntesten ist der Lippenherpes (Herpes labialis). Die Herpes-simplex-Viren sind in den Haut- sowie Schleimhautbläschen der erkrankten Personen lokalisiert. Die Übertragung erfolgt von Mensch zu Mensch. Der Betroffene selbst bemerkt die erstmalige Infektion nicht. In den Körper gelangt das Herpes-simplex-Virus auf zwei Wegen – entweder via Tröpfchen- beziehungsweise Schmierinfektion oder qua direkten Hautkontakt.

Bei Niesen, Husten & Co. ist also große Vorsicht geboten, ebenso beim Küssen sowie bei ungeschütztem Sexualkontakt. Auch gemeinsam benutzte Gebrauchsgegenstände können eine besondere Gefahr bedeuten. Als Eintrittspforten fungieren in der Regel kleinste Verletzungen von Haut beziehungsweise Schleimhaut. Dies erklärt die relativ hohe Ansteckungsgefahr und Infektionsquote.

Bedeutung & Funktion

Schätzungen zufolge sollen fast alle älteren Erwachsenen wenigstens einmal im Laufe ihres Lebens Kontakt mit dem Virus gehabt haben. Erstaunlich ist jedoch, dass bei etwa 60 bis 70 Prozent der Infizierten niemals Symptome auftreten. Für diese lebenslange Symptomfreiheit fehlt bis heute eine Erklärung. Meistens findet eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren schon in der Kindheit statt – in der Regel symptomlos.

Krankheiten & Beschwerden

Eine einmal durchgemachte Herpesinfektion bedeutet jedoch keine Immunisierung. Herpes-simplex-Viren sind vielmehr stets „in Bereitschaft“: Scheinbar unbemerkt im Körper – in den Nervenknoten schlummernd - können sie jederzeit wieder wach und damit aktiv werden. Reaktivierung ist eine spezielle Fähigkeit der Herpes-simplex-Viren und macht ihr Wiederauftreten in unregelmäßigen Abständen möglich.

Letzteres ist besonders dann der Fall, wenn das Immunsystem geschwächt ist – wenn wir Stress haben oder krank sind. Es empfiehlt sich auf ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung und Sport zu achten. So lässt sich die Gefahr eines erneuten Ausbruchs von Herpes, in welcher Form auch immer, wirkungsvoll reduzieren.

Eine Behandlung der Symptome ist sowohl bei der Erstinfektion, als auch bei jeder erneuten Erkrankung angezeigt. Bei der Behandlung von Virusinfektionen kommen sogenannte Virostatika zum Einsatz. Sie drosseln die Virusvermehrung und dämmen auf diese Weise die weitere Ausbreitung des Erregers ein.

Herpes-simplex-Viren sind hartnäckig: Sind sie erst einmal in den Körper gelangt, verbleiben sie dort lebenslang. In verschiedenen Abständen kann es immer wieder zu Reaktivierungen kommen. Dies bedeutet erneute Vermehrung des Virus – erneutes Auftreten der Krankheit. Derartige Reaktivierungen beruhen auf unterschiedlichsten Ursachen: Neben einem geschwächten Immunsystem gehören hierzu psychologische und hormonelle Einflüsse genauso wie Sonnenlichtexposition.

Gefahren, Störungen, Risiken & Krankheiten

Wenn sich die Bläschenerkrankung auch als unangenehm erweist, so ist sie doch in der überwiegenden Zahl der Fälle weitgehend harmlos. Komplikationen wie eine Gehirnentzündung sind vergleichsweise selten.

Gefährlich wird es jedoch dann, wenn HSV-1 die Hornhaut des Auges befällt: Dann können Sehstörungen die Folge sein - in manchen Fällen kommt es sogar zur Erblindung. Insbesondere Neugeborenen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann das HSV-1 durchaus gefährlich werden. In einzelnen Fällen, die mitunter tödlich verlaufen, kommt es zur Bläschenbildung auf dem ganzen Körper.

Herpes-simplex-Viren sind keinesfalls zu unterschätzen, da sie ein onkogenes Potential besitzen: Sie können unter bestimmten Umständen krebsauslösend sein. In Expertenkreisen wird davon ausgegangen, dass das Herpes-simplex-Virus Typ 2 zum Beispiel Auslöser für Gebärmutterhalskrebs ist.

Eine Infektion mit HSV-2 erweist sich insbesondere für Neugeborene als gefährlich, da eine Infektion während der Geburt möglich ist. Sollte die Infektion der Mutter bekannt sein, kann eine Übertragung des Virus auf den neuen Erdenbürger qua Entbindung per Kaiserschnitt verhindert werden.

Behandlung & Therapie

Eine effiziente Therapie der Infektion mit Herpes-simplex-Viren existiert bis heute nicht. Bis heute ist es nicht gelungen, einmal im Körper befindliche Herpes-simplex-Viren zu vernichten. Dies bedeutet: Die Behandlung einer Herpesinfektion beinhaltet lediglich die Minderung von Symptomen wie Entzündungen sowie etwaigen Schmerzen & Co. Antiviral wirkende Inhaltsstoffe – zum Beispiel Aciclovir – minimieren also nur die Leidenszeit des Betroffenen.

Lippenherpes lässt sich gut in Eigenregie behandeln. In der Apotheke sind verschiedene wirkstoffhaltige Salben und Cremes rezeptfrei erhältlich. Bereits die ersten Anzeichen eines Wiederauftretens von Lippenherpes in Form von kribbelnder oder spannender Haut sollten zum Anlass genommen werden, um eine entsprechende Behandlung einzuleiten. Demgegenüber empfiehlt sich bei Genitalherpes die Konsultation eines Arztes.

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Quellen

  • Bachmann, K.: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin 1990
  • Marre, R. et al: Klinische Infektiologie. Infektionskrankheiten erkennen und behandeln. Urban & Fischer, München 2007
  • Schwarzkopf, A.: Multiresistente Erreger im Gesundheitswesen. mhp Verlag, Wiesbaden 2016

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