Harnröhre

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Ausscheidung von Endprodukten des körpereigenen Stoffwechsels, innerhalb derer insbesondere der Harn oder Urin eine zentrale Bedeutung innehat, basiert auf anatomisch unterschiedlich aufgebauten Strukturen. Sie übernehmen nicht nur die Sammlung und Filterung des Harns, sondern ebenso dessen Weiterleitung bis zu endgültigen Ausscheidung. Einen wichtigen Beitrag leistet in diesem Zusammenhang die Harnröhre.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Harnröhre?

Schematische Darstellung zur Anatomie und Aufbau der Harnblase. Klicken, um zu vergrößern.

Die Harnröhre oder Urethra gehört zu den harnableitenden Organen und besteht daher aus äußerst kompliziert aufgebauten anatomischen Strukturen.

Die Harnröhre ist nur ein Abschnitt, aus dem sich die gesamten ableitenden Harnwege wie die Nierenkelche, das Nierenbecken sowie die Harnblase und Harnleiter zusammensetzen. Die Harnblase ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern vorhanden und erfüllt in Abhängigkeit vom Geschlecht zusätzliche Aufgaben.

In diesem Zusammenhang befördert die Harnröhre bei Männern nicht nur den Urin, sondern auch die Samenflüssigkeit. Unterschiede zwischen der Anlage der Harnröhre bei Frauen und Männern sind zudem in deren Länge erkennbar.

Anatomie & Aufbau

Aufgrund der Anatomie der Harnröhre zeigt sich diese im Querschnitt als hohler Schlauch. Dieser ist mit verschiedenen Gewebsarealen ausgekleidet, die schichtweise übereinander liegen. Zu diesen Geweben gehören sowohl muskulöse als auch mit Schleimzellen durchsetzte Bereiche.

In der Anatomie haben diese die Bezeichnung Epithel, genauer Urothel, erhalten. In der Harnröhre befindet sich zudem ein eng verzweigtes Netz aus Blutgefäßen und Nerven. Besonders wichtig ist die "Konstruktion" der männlichen Harnröhre, welche einen höheren muskulösen Anteil als die weibliche Harnröhre aufweist. Von der anatomischen Lage her liegt der Beginn der Harnröhre direkt am Ausgang der Harnblase.

Darüber hinaus lassen sich bei der männlichen Harnröhre sogenannte Eng- und Abzweigstellen erkennen. Die weibliche Harnröhre hat ihre Mündung zwischen der Vagina und dem Scheidenvorhof. Da in der weiblichen Harnröhre ebenfalls ein, jedoch nicht so kräftiges, Muskelgewebe enthalten ist, wie bei den Männern, so kann die Harnröhre dennoch im kontrahierten Zustand ein begrenztes Harnverhalten unterstützen.

Funktionen & Aufgaben

Bei der Erklärung der Funktion der Harnröhre muss differenziert vorgegangen werden, weil diese bei Frauen und Männern voneinander abweicht.

Trotzdem obliegt der von der Harnröhre vorgenommene Entleerungsvorgang den gleichen Prozessen. Die physiologische Voraussetzung für die Harnröhre stellen komplizierte Abläufe dar, welche wie eine Kette nacheinander durchgeführt werden. Den Ausgangspunkt dieser Kettenprozesse nimmt die gefüllte Harnblase ein, welche einen Impuls über die eingewachsenen Nerven an die zuständigen Gehirnbereiche abgibt.

Durch eine Zunahme des Druckes auf die Innenwände der Harnblase kommt es zu einer Überdehnung der elastischen Harnblasenwandgewebe. Ein Signal des Gehirns lässt im Verlauf ein Zusammenziehen der Harnblase zu. Der Schließmuskel in der unteren Zone der Harnblase öffnet sich und der Urin fließt über die Harnröhre willkürlich gesteuert ab.

Gleichzeitig kontrahiert auch die Harnröhre und der Urin wird, unter mehr oder weniger großem, Druck herausgepresst, sodass ein Strahl entsteht.

Krankheiten

Die Harnröhre hat einen ganz wesentlichen Einfluss auf die Harnausscheidung und kann bei organischen Einschränkungen eine Inkontinenz begünstigen.

Die meisten Menschen sind im Laufe ihres Lebens von einer Entzündung der Harnröhre betroffen, die als Urethritis bekannt ist. Diese Entzündungen werden meist von Bakterien oder Pilzen ausgelöst, die entweder von außen oder durch die Nieren in die Harnröhre gelangen. Eine mit vielen Risiken behaftete Erkrankung der Harnröhre ist außerdem der Krebs der Harnröhre, welcher sich durch ein Tumorwachstum ausprägen kann.

Weitere Erkrankungen, welche in der Harnröhre diagnostiziert werden können, sind eine Atresie der Harnröhre, bei der keine Harnröhre angelegt ist. Im Gegensatz dazu gibt es ein Wachstum mehrerer Harnröhren. Eine angeborene Megaloutrea umfasst eine massive Vergrößerung der Harnröhre und geht mit einer auffälligen Verkrümmung des Penis einher. Gleichermaßen wichtig sind eine abnorme Form des Penis durch einen anormalen Ausgang der Harnröhre sowie eine Meatusenge.

Weitere Erkrankungen der Harnröhre können durch mechanische Einwirkungen in Form von Verletzungen entstehen. Nennenswert sind die vorrangig bei den Frauen vorkommende Belastungs- oder Stressinkontinenz, ebenfalls die Meatusverengung und der Karunkel in der Harnröhre. Bei einem Harnröhrenkarunkel kommt es zu einem Vorfall der Harnröhre in die weiblichen Geschlechtsorgane. Von Bedeutung sind zudem Divertikel durch Veränderungen an den Harnröhrendrüsen und Fisteln in der Harnröhre.


Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Fritsch, H., Kühnel, W.: Taschenatlas der Anatomie. Bd. 2: Innere Organe. Thieme, Stuttgart 2018
  • Hautmann, R., Huland, H.: Urologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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