Grimmdarm

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Grimmdarm, auch Colon genannt, ist der mittlere Abschnitt des Dickdarms. Er wird in vier Abschnitte unterteilt, beginnt hinter dem Blinddarm und endet am Übergang zum Mastdarm.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Grimmdarm?

Die Bauhin-Klappe gibt den Speisebrei portionsweise in den Blinddarm ab. Die beiden Nervengeflechte sorgen dann für die typischen peristaltischen, das heißt wellenförmigen Kontraktionen der Grimmdarmmuskulatur.
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Das Colon des Menschen ist etwa anderthalb Meter lang und hat ein Lumen von etwa acht Zentimetern. Beim Menschen gleicht seine Form einem U, das auf dem Kopf steht. Dieses umgedrehte U rahmt den Dünndarm ein. Die Hauptaufgabe des Dickdarms ist die Rückgewinnung von Wasser und Elektrolyten und die Resorption von Nahrungsbestandteilen, die noch nicht vom Dünndarm aufgenommen wurden.

Anatomie & Aufbau

Der Grimmdarm beginnt nach dem Blinddarm (Caecum), also im rechten Unterbauch. Im Bereich des Blinddarms mündet der Dünndarm in den Dickdarm. Am Übergang befindet sich die sogenannte Bauhin'sche Klappe. Sie verhindert ein Zurückfließen des Darminhalts vom Dick- in den Dünndarm. So wird sichergestellt, dass sich die unterschiedlichen Bakterienbesiedlungen von Dick- und Dünndarm nicht vermischen. Zudem sorgt die Klappe für einen portionsweisen Weitertransport der Nahrung. Fast unmittelbar nach der Klappe beginnt der aufsteigende Teil (Colon ascendens) des Grimmdarms.

Dieser Abschnitt ist etwa 20-25cm lang und geht auf Höhe des zwölften Brustwirbelkörpers nahtlos in einen horizontal verlaufenden Teil über. Dieser Abschnitt wird als Colon transversum bezeichnet. Die Linksbiegung, die die beiden Teile verbindet, heißt rechte Flexur oder auch Flexura coli dextra. An das Colon transversum schließt sich die linke Flexur an (Flexura coli sinistra), welche in das Colon descendens, den absteigenden Dickdarm, übergeht. Hier schließt sich das Sigmoid an (Colon sigmoideum), eine s-förmige Dickdarmschlinge. Der Grimmdarm endet mit dem Beginn des Rektums, welches wiederum an seinem Ende durch den Anus begrenzt wird.

Der Grimmdarm zeigt einen für den Magen-Darm-Trakt typischen vierschichtigen Wandaufbau. Die innerste Schicht ist die Mukosa, eine Schleimhaut, die wiederum aus drei Schichten aufgebaut ist. Die Schleimhaut liegt auf einer Bindegewebsschicht (Tunica submucosa). In dieser Schicht verlaufen die Blut-und Lymphgefäße die den Dickdarm versorgen, und die absorbierten Nährstoffe, Elektrolyte und das Wasser aufnehmen. Zudem befindet sich in der Bindgewebsschicht ein Nervengeflecht, der Plexus submucosus. Unter der Submukosa verläuft die Tunica muscularis, eine Muskelschicht, die aus einer inneren Ringmuskel- und einer äußeren Längsmuskelschicht gebildet wird. Diese Muskeln dienen der Durchmischung und dem Transport des Speisebreis.

Durch die peristaltischen Bewegungen der Muskeln und spezielle Einschnürungen bildet die Muskelschicht die für den Dickdarm so typischen Tänien und Haustren. Zwischen den beiden Muskelschichten verläuft ein weiteres Nervengeflecht, der sogenannte Auerbach-Plexus. Je nach Abschnitt des Dickdarms bildet entweder lockeres Bindegewebe oder das Bauchfell (Peritoneum) die vierte und letzte Wandschicht des Grimmdarms. Das Colon transversum ist komplett von Bauchfell überzogen, der aufsteigende und der absteigende Teil des Grimmdarms sind nur an ihrer Vorderseite von Bauchfell bedeckt.

Funktion & Aufgaben

Die Bauhin-Klappe gibt den Speisebrei portionsweise in den Blinddarm ab. Die beiden Nervengeflechte sorgen dann für die typischen peristaltischen, das heißt wellenförmigen Kontraktionen der Grimmdarmmuskulatur. Dabei lassen sich Mischbewegungen von Transportbewegungen unterscheiden. Die Mischbewegungen entstehen durch eine Kontraktion der Ringmuskulatur und verlaufen immer nur über eine kurze Strecke. Sie dienen der kräftigen Durchmischung des Darminhaltes. So kann eine ausreichende Wiederaufnahme wichtiger Nährstoffe gewährleistet werden.

Mischbewegungen treten etwa 15 Mal pro Minute auf. Seltener kommt es zu Transportbewegungen. Es handelt sich dabei um lange peristaltische Wellen, die den Speisebrei bis in das Rektum befördern. Die Transportwellen durchlaufen den Darm etwa zwei bis drei Mal täglich. Häufig folgt dann die Stuhlentleerung. Die Hauptfunktion des Grimmdarms ist die Rückgewinnung von Wasser und Elektrolyten. Etwa ein Liter Flüssigkeit wird pro Tag über den Grimmdarm zurückgeholt. Zudem findet im Grimmdarm eine enzymatische Umwandlung bestimmter Nahrungsbestandteile mithilfe von Dickdarmbakterien statt. Die Bakterien spalten vor allem pflanzliche Faserstoffe auf und produzieren dabei lebenswichtige Nährstoffe wie Vitamin K oder Vitamin B7.

Krankheiten

Eine Entzündung des Grimmdarms bezeichnet man als Colitis. Sie geht meist mit Schmerzen und Durchfall einher. Eine besondere Form der Colitis ist die Colitis ulcerosa. Sie gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und verursacht im Grimmdarm durch Schleimhautschädigungen mit Geschwürbildung schwere blutige Durchfälle und Krämpfe. Eine weitere chronisch-entzündliche Darmerkrankung, die neben dem Dünndarm auch den Grimmdarm betreffen kann, ist Morbus Crohn. Auch hier treten Verdauungsstörungen und Durchfälle auf. Beide Erkrankungen gehören zu den Autoimmunerkrankungen.

Treten Aussackungen in der Darmwand auf so spricht man von Divertikeln. Sammeln sich in diesen Divertikeln angedaute Nahrungsreste kann es zu einer Entzündung, einer sogenannten Divertikulitis kommen. Die Divertikulitis tritt am häufigsten im Bereich des Sigmoids auf. Die Symptome ähneln denen einer Blinddarmentzündung (Appendizitis), nur dass die Schmerzen eher im linken Unterbauch auftreten. Man nennt die Divertikulitis daher auch Linksappendizitis.

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Deutschland. Die Karzinome des Grimmdarms und des Rektums machen mehr als 95% aller bösartigen Darmtumore aus. Die Symptome eines Tumors im Grimmdarm sind eher uncharakteristisch. Frühsymptome können Blutbeimengungen im Stuhl oder plötzliche Veränderungen des Stuhlgangs sein. Weitere Symptome sind übel riechende Blähungen, Bleistiftstuhl (schmale Formung des Stuhls) und der Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall. Durch Blutverluste kann es auch zu einer Anämie mit Symptomen wie Müdigkeit, Frösteln, Haarausfall und Blässe kommen.

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Typische & häufige Erkrankungen

Quellen

  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Lohr, M., Keppler, B. (Hrsg.): Innere Medizin – Kompendium für Studium und Klinik. Urban & Fischer, München 2005
  • Schünke, M., et al.: PROMETHEUS Innere Organe. LernAtlas Anatomie. Thieme, Stuttgart 2018

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