Grenzstrang

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Grenzstrang

Der Grenzstrang ist eine Verkettung von Nervenzellkörperanhäufungen, die zum Sympathikus zählt. Die einzelnen Anteile des Grenzstranges entsenden sympathische Nerven an Hals-, Brust-, Kreuzbein- und Bauchregion. Wie alle anderen Nervenäste können grenzstrangassoziierte Nervenäste von Lähmungen betroffen sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Grenzstrang?

Der Grenzstrang ist ein Teil des Sympathikus. Das sympathische Nervensystem ist prinzipiell zur Leistungssteigerung des Organismus gedacht.
© bilderzwerg – stock.adobe.com

Als Ganglien bezeichnet die Medizin Häufungen von Nervenzellkörpern im Bereich des peripheren Nervensystems. Die Nervenzellhaufen heißen auch Nervenknoten und wirken wie knotige Verdickungen. Innerhalb des Zentralnervensystems nennt der Mediziner die entsprechenden Verdickungen oft nicht Ganglien, sondern Nuclei. Der Grenzstrang ist ein Verkettung von unterschiedlichen Ganglien im peripheren Nervensystem.

Die Struktur ist in der Fachsprache als Truncus sympathicus bekannt und beinhaltet bis zu 23 autonome Ganglien. Die Verkettung reicht von der Schädelbasis bis hinunter zum Steißbein und verläuft in paravertebraler Richtung neben der Wirbelsäule. Die einzelnen Grenzstrangganglien werden lageabhängig entweder als Halsganglien (Ganglia cervicalia), Bauchganglien (Ganglia lumbalia), Steißganglien (Ganglia sacralia) oder Brustganglien (Ganglia thoracica) bezeichnet. Der gesamte Grenzstrang ist Teil des Sympathikus und zählt damit zum vegetativen Nervensystem.

Unterschiedliche Nervenäste gehen vom Grenzstrang aus. Die Nerven Nervus cardiacus cervicalis superior, medius und inferior: verlaufen zum Beispiel zum Herzen. Die lebenswichtigen Aufgaben der zugeordneten Nerven erklären die Zuordnung des Truncus sympathicus zum vegetativen Nervensystem.

Anatomie & Aufbau

In seiner Grobstruktur besteht der Grenzstrang aus vier unterschiedlichen Bereichen: dem Hals-, dem Brust-, dem Lenden- und Kreuzbeinbereich. Im Halsbereich liegen drei verschiedene Ganglien innerhalb des tiefen Halsfaszienblatts dorsal der Vena carotica. Diese drei Ganglien heißen Ganglion cervicale superius und medium sowie Ganglion stellatum. Ein Grenzstranganteil verläuft hinter der Arteria subclavia.

Ein zweiter Anteil zieht in die Brusthöhle. Das unterste Halsganglion wird Ganglion cervicale inferius genannt und vereint sich mit dem Thorakalganglion 1, um das Ganglion stellatum zu bilden. Im Grenzstrang des Brustbereich liegen die Ganglia thoracica. Sie befinden sich auf den Köpfen der Rippen und sind von der Pars costalis bedeckt. Interkostalgefäße und Interkostalnerven kreuzen die Struktur. Der Grenzstranganteil des Lendenbereichs enthält vier Ganglia lumbalia medial, die ihren Ursprung am Musculus psoas major haben. Der Kreuzbeinbereichsanteil des Truncus sympathicus trägt die Ganglia sacralia, die medial der Foramina sacralia am Os sacrum liegen. Seinen Abschluss nimmt der Grenzstrang im unpaarigen Ganglion impar mit unmittelbarer Lokalisation auf dem Steißbein.

Funktion & Aufgaben

Der Grenzstrang ist ein Teil des Sympathikus. Das sympathische Nervensystem ist prinzipiell zur Leistungssteigerung des Organismus gedacht. Der Fachbegriff hierfür lautet Ergotropie. Über den Sympathikus erreicht der Körper hohe Leistungsbereitschaft. Evolutionsbiologisch betrachtet, bereitet die Aktivität des sympathischen Nervensystems den Organismus auf Angriff, Flucht und andere außergewöhnliche Anstrengung vor. Sämtliche Funktionen des Sympathikus sind auch als Stressreaktionen des Körpers bekannt und übernehmen lebenswichtige Aufgaben.

Aus diesem Grund wird der Sympathikus in seinem vollen Umfang zum vegetativen Nervensystem gerechnet. Auch der Grenzstrang hat Leistungssteigerungen zur Aufgabe. Der Sympathikus steuert über die Verkettung von unterschiedlichen Ganglien verschiedenste Erfolgsorgane. Den mit der Struktur assoziierten Plexi carotici entspringen sympathische Fasern, die Erfolgsorgane im Bereich des Kopfes innervieren. Über diese Struktur kann der Sympathikus Leistungssteigerungen der Kopforgane beeinflussen. Die Nervi cardiaci verlaufen zum Herz und dienen damit einer Leistungssteigerung des Herzkreislaufsystems. Auch sensorische Äste sind mit dem Grenzstrang assoziiert, so zum Beispiel die Rami interganglionares, die die einzelnen Ganglien des Truncus sympathicus verbinden.

Über die Rami communicantes ist der Truncus sympathicus außerdem mit den Spinalnerven verbunden. Die Rami cardiaci thoracici stellen postganglionäre Faserverbindungen zum Herzen her und der Nervus splanchnicus major verbindet den Grenzstrang über präganglionäre Fasern aus Th5 bis Th9 mit dem Plexus aorticus abdominalis des Bauchbereichs. Über die unbenannten Äste ist der Grenzstrang außerdem mit dem Plexus aorticus thoracicus verbunden. Dieses Nervengeflecht der Aorta entsendet Äste zur Lunge und Speiseröhre.

Auch die Arteria iliaca communis und die Organe im Becken kann der Sympathicus über den Grenzstrang erreichen. Damit entspricht die Hauptaufgabe des Truncus symathicus einer Vermittlung von leistungssteigernden Aktionspotenzialen des Sympathikus. Der Grenzstrang vermittelt diese Nervenerregungen an die Zielorgane und bereitet den Organismus so auf Anstrengungen vor.


Krankheiten

Wie alle Nervenäste können grenzstrangassoziierte Nervenäste von Schädigungen und daraus resultierenden Lähmungen betroffen sein. Durch derartige Lähmungen ist der Sympathikus nicht mehr zur Einflussnahme auf die entsprechenden Organe in der Lage. Das vegetative Nervensystem gerät damit aus dem Gleichgewicht. Die parasympathische Einflussnahme kann durch den Sympathikus nicht mehr aufgewogen werden.

Ein relativ bekannter Symptomkomplex aus diesem Bereich ist das Horner-Syndrom. Die Erscheinung ist durch Miosis, Enophthalmus und Ptosis charakterisiert und kann auf verschiedene Ursachen zurückgehen. Üblicherweise geht dem Symptomkomplex eine Lähmung von sympathisch innervierten Anteilen der glatten Augenmuskulatur voraus. Eine solche Lähmung kann auf mechanische Verletzungen zurückzuführen sein, oder durch Pancoast-Tumore und alle anderen Schädigungen des Ganglion stellatum ausgelöst werden. Das linksseitiges Horner-Syndrom manifestiert sich durch drei Symptome. Der Musculus dilatator pupillae fällt aus.

Dasselbe gilt für den Musculus tarsalis superior und den Musculus orbitalis. Schon in der Blickdiagnostik zeigt sich das Phänomen in einer abgeschwächten Mydriasis. Deutlich schwerwiegender als das Horner-Syndrom ist das sogenannte Neuroblastom, ein Tumor mit Lokalisation innerhalb des Grenzstranges. Patienten mit Neuroblastom zeigen häufig ebenfalls ein Horner-Syndrom, das in der Regel aber mit vielen weiteren Symptomen vergesellschaftet ist.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie. Urban & Fischer, München 2008
  • Frotscher, M., et al.: Taschenatlas Anatomie, Band 3: Nervensystem und Sinnesorgane. Thieme, Stuttgart 2018
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2012

Das könnte Sie auch interessieren