Gewöhnlicher Spindelstrauch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Gewöhnliche Spindelstrauch ist auch bekannt unter dem Namen Gewöhnliches Pfaffenhütchen. Es handelt sich um eine giftige Heilpflanze, deren Bestandteile nur in homöopathischen Arzneimitteln und äußerlich als Salbe angewendet werden.

Vorkommen & Anbau des Gewöhnliche Spindelstrauchs

Beim Gewöhnlichen Spindelstrauch handelt es sich um eine giftige Heilpflanze, deren Bestandteile nur in homöopathischen Arzneimitteln und äußerlich als Salbe angewendet werden.
Die wissenschaftliche Bezeichnung lautet Euonymus europaeus. Der gewöhnliche Spindelstrauch gehört zur Familie der Spindelbaumgewächse (Celastraceae). Unter der Bezeichnung Gewöhnliches Pfaffenhütchen wurde die strauchartige Pflanze zur Giftpflanze des Jahres 2006 gewählt. Der sperrige, weitverzweigte Strauch kann Wuchshöhen bis zu drei Metern erreichen. Als kleiner Baum kann er auch sechs Meter groß werden.

Der sommergrüne, aufrechte und weit verzweigte Strauch weist im Querschnitt stumpfe vierkantige Zweige auf, die eine grau-braune Rinde haben. Der Rutenstrauch trägt trugdolige Blütenstände mit einem ein bis drei Zentimeter langen Blütenstandschaft. Jeder Blütenstand enthält zwei bis sechs, manchmal auch neun einzelne, leuchtend rosa Blüten. Der Gewöhnliche Spindelstrauch ist auch unter dem Namen Gewöhnliches Pfaffenhütchen bekannt, da die Kapselfrüchte der Kopfbedeckung katholischer Geistlicher, dem Birett, ähnlich sieht.

Er wächst in Gebüschen, an Wald- und Wegrändern oder als Zierpflanze in Gärten auf nährstoffhaltigen Lehmböden. Die Gattungsbezeichnung Euonymus ist ein Pflanzenname, der sowohl auf die griechische als auch die lateinische Sprache zurückgeht und „gut“ und „in einem guten Ruf stehend“ bedeutet. Diese Bezeichnung ist vermutlich ironisch gemeint, weil die giftige Wirkung des Spindelstrauchs bereits im Altertum bekannt war. Der Name Spindelstrauch geht auf die Holzart zurück, die sich auch gut zum Drechseln verwendet lässt.

Wirkung & Anwendung

Der Gewöhnliche Spindelstrauch wirkt harntreibend, herzstärkend, wundheilend, antiviral (Herpes zoster, Herpes simplex), entwässernd (Diuretisch), akarizit (milbentötend) und abführend. Die Pflanze wirkt gegen Kopfschmerzen, Leberschäden, Muskelkater, Verdauungsbeschwerden, Gallenprobleme, geschlossene Schienbeinverletzungen, Krätze, Läuse und Herzschwäche.

Die Homöopathie verwendet die giftige Heilpflanze in potenzierten Arzneimitteln bei Kopfschmerzen an, die auf Leberschäden zurückgehen, bei Beschwerden der Leber- und Bauchspeicheldrüse, Blasenreizung und Gallenproblemen (stark cholagog). Diese Arzneimittel werden unter der wissenschaftlichen Bezeichnung Euonymus europaea in Form von Globuli in der Potenz C12 verwendet. In dieser potenzierten Verdünnung sind homöopathische Arzneimittel unbedenklich.

In den Samen befinden sich Steroidglykoside (Cardenolide), Digitoxigenin, Herzglykoside, Triacetin, Farbstoffe, fettes Öl, sowie die Alkaloide Koffein, Evonin und Theobromin. Aufgrund seiner Inhaltsstoffe wirkt der Gewöhnliche Spindelstrauch Digitalis-ähnlich: er steigert die Kontraktionskraft des Herzens „positiv inotrop“, verringert die Herzschlagfrequenz „negativ chronotrop“, verlangsamt oder erschwert die Erregungsleitung „negativ domotrop“ und senkt die Reizschwelle der Erregungsbildung „positiv bathmotrop“.

In der Rinde befinden sich Bitterstoffe, Phlobaphene und Gerbstoffe. Die Blätter enthalten Triterpene. Die Früchte bilden fettes Öl, das zu Salben verarbeitet wird. In der Volksheilkunde wurde das Gewöhnliche Pfaffenhütchen als Tee aus den Blättern gegen Kopfschmerzen zubereitet. Ein Tee aus der Rinde ist harntreibend und befreit den Körper von Giftstoffen. Allerdings sind diese Ausführungen nur von historischem Interesse, da eine innerliche Verwendung aufgrund der hoch toxischen Pflanzenwirkung nicht mehr durchgeführt werden darf.

Auch gegen Wassersucht wurde der Gewöhnliche Spindelstrauch eingesetzt. Diese Anwendungsarten gehen auf die berühmte Gelehrte aus dem Mittelalter, Hildegard von Bingen, zurück. Ausschließlich fachkundige Kräuter-Experten verwendeten dieses Mittel. Die Homöopathie bietet gute Alternativen zu dem giftigen Gewöhnlichen Pfaffenhütchen. Aconitum napellus bei Kopfschmerzen, Lycopodium clavatum bei Leberschwäche, Carminativum, Hevert Digesto, Nux vomica, Magnesium chloratum, Colocynthis, Carbo vegetabilis, sowie Hepar-Hevert bei verschiedenen Arten von Gallenbeschwerden und Dysfunktionen des Magen- und Darmtraktes.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Alle Pflanzenteile des Gewöhnlichen Pfaffenhütchens sind giftig, daher dürfen sie nicht in unverarbeiteter, natürlicher Weise verwendet werden, sondern nur in Form von Fertigpräparaten oder homöopathischen Arzneimitteln. Der Verzehr der Pflanzenteile, insbesondere der Samen und Früchte, führen zu Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und Bauchschmerzen. Die Konzentrierung der toxischen Inhaltsstoffe ist dort besonders hoch.

Der Verzehr von ungefähr 36 Früchten wird als letale Dosis beschreiben, wobei allerdings die Größe, das Gewicht und der Gesundheitszustand der betroffenen Person zu berücksichtigen sind. Bei einem Kind reichen bereits zwei Samen aus, um schwere toxische Erscheinungen hervorzurufen. Der Gewöhnliche Spindelstrauch ist nicht zu unterschätzen, der bei Verzehr auch zu Nierenschädigen, Benommenheit, Kreislaufkollaps und Leberschwellungen führen kann.

Im schlimmsten Fall geht der Genuss der Pflanzenteile tödlich aus, wenn sich Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien), Lähmungen der Kaumuskulatur und Atemwege sowie Schockzustände einstellen. Die Latenzzeit beträgt bis zu 18 Stunden, innerhalb der die zuvor genannten Beschwerden auftreten können. Die toxische Wirkung ist vor allem auf die Herzglykoside zurückzuführen, die früher in der Schulmedizin gegen Herzbeschwerden eingesetzt wurden, heutzutage jedoch durch Fingerhutpräparate (Digitalis) ersetzt wurden.

Der Inhaltstoff Evonin entfaltet insektizide Wirkstoffe und lässt sich als Pulver gegen Ungeziefer einsetzen, jedoch darf dieses auf keinen Fall eingeatmet werden. Erste-Hilfe-Maßnahmen sind das Herbeiführen von Erbrechen und die Vergabe von Aktivkohle. Auch große Mengen warmer Tee und Abführmittel können verhindern, dass die toxischen Substanzen in den Blutkreislauf gelangen. Grundsätzlich gilt, den Patienten warm und ruhig zu halten.

Bewegung ist das falsche Mittel, weil diese den Kreislauf anregt und damit die toxischen Substanzen schneller verbreitet. Im Krankenhaus führt der Arzt eine Magenspülung durch, verabreicht Kaliumpermanganat, Natriumsulfat und eine Elektrolyt-Substitution. Liegt eine Übersäuerung (Azidose) vor, hilft Natriumhydrogencarbonat (Natriumbikarbonat), wenn der Säuregehalt unter einem Mittelwert von 7,35 (0 bis 14) liegt.

Mucilaginosa mindert die Reizungen im Magen- und Darmtrakt und Benzodiazepine und Barbiturate wirken den Krämpfen entgegen. Bei Schockzuständen wird das Beruhigungsmittel Diazepam intravenös verabreicht. Die Funktion von Atmung und Nieren wird überwacht. Bei Atemdepression oder Lähmungen der Atemwegsorgane wird die Atmung künstlich unterstützt.


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