Gesprächstherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gesprächstherapie, Gesprächspsychotherapie oder auch klientenzentrierte Psychotherapie bezeichnet eine Therapiemethode aus dem Bereich der Humanistischen Psychologie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gesprächstherapie?

Grundsätzlich versteht sich die Gesprächstherapie als eine Art Instrument, die dem Klienten hilft, durch Selbstexploration Erlebtes angemessen zu verarbeiten und falsches Verhalten durch Einsicht zu ändern.

Bei einer Gesprächstherapie steht, wie der Name schon andeutet, das Gespräch im Vordergrund. Sie wird auch klientenzentrierte Psychotherapie genannt, da sie den Klienten und seine Aussagen in den Vordergrund stellt, verbal wie auch non-verbal.

Als Begründer gilt vor allem der Psychologe Carl R. Rogers, welcher durch seine Lehrtätigkeit in den 40er und 50er Jahren an amerikanischen Universitäten Zugang zu Forschungsmöglichkeiten erhielt. Im Rahmen dieser Forschungstätigkeit versuchte er herauszubekommen, wie eine Person Erlebtes besser verarbeiten kann und von sich aus darüber spricht, um im Gesprächsverlauf zu einer neuen Einsicht zu kommen und auf diese Weise eine Verhaltensänderung herbeizuführen.

Er erforschte die Bedingungen, welche dafür nötig sind. Wie viele andere Therapiemodelle auch, entwickelte sich auch die Gesprächstherapie im Laufe der Jahre.

Grundsätzlich versteht sich die Gesprächstherapie als eine Art Instrument, die dem Klienten hilft, durch Selbstexploration Erlebtes angemessen zu verarbeiten und falsches Verhalten durch Einsicht zu ändern. Diese Methode der Gesprächsführung findet sich nicht nur in Therapien wieder, sondern ist auch zum Bestandteil von Supervision, schülerzentriertes Lehren und der Beratung geworden.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die Gesprächstherapie findet bei vielen psychischen Erkrankungen Einsatz. Ob als alleinige Methode oder in Kombination mit anderen Therapieverfahren und/oder medikamentöser Behandlung.

In der Gesprächstherapie wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch eine Drang zur Selbstverwirklichung hat und die dafür nötigen Ressourcen bereits in sich trägt. Im Normalfall ist ein gesunder Mensch leistungsstark, sein Denken und Handeln zielgerichtet und bewusst. Gestörte Abläufe und Beeinträchtigungen gründen somit auf falschen Lernprozessen und blockieren die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung. Mithilfe der Gesprächstherapie sollen diese Blockaden vom Patienten erkannt und gelöst werden.

Die Gesprächstherapie scheint sich auf den ersten Blick auf das Erlebte zu konzentrieren. Im Gesprächsverlauf geht es aber vorrangig darum, wie der Klient das traumatische Ereignis erlebt hat, welche Emotionen eine Rolle spielten und welche Schlüsse er daraus zog. Durch die Aufarbeitung soll der Klient von selbst neue Einsichten gewinnen und somit das Erlebte neu bewerten können.

Folglich wird er durch diese gewonnene Einsicht auch sein Verhalten verändern. In der Gesprächstherapie geht es nicht um eine konkrete Zielsetzung. Durch das Gespräch entwickelt sich automatisch ein Verlauf. Der Therapeut überlässt diesen Verlauf weitestgehend dem Patienten und schafft die Rahmenbedingungen, die es dem Klienten möglich machen, von selbst über Erlebtes und über Probleme zu sprechen, Einsichten selbst zu gewinnen und sein Handeln in Frage zu stellen.

Der Gesprächstherapeut tritt empathisch und authentisch auf und nimmt den Betroffenen mit seinem Gefühlsleben ernst, ohne ihn zu bewerten. Der Kern der Gesprächstherapie beruht auf der gegenseitigen Akzeptanz und der Wertschätzung des Klienten. Ein Mensch, der sich nicht beurteilt fühlt und sich keine Gedanken über eine mögliche Wertung machen muss, ist eher bereit über sich und seine möglichen Fehler zu sprechen. Somit ist die Basis zur Veränderung geschaffen.


Kritik & Gefahren

Es gibt keine ausreichenden Risikoforschungen im Bereich der Gesprächstherapie. Durch ihre klientenzentrierte Arbeitsweise und der größtmöglichen Akzeptanz des Klienten genügt sie weitreichend den ethischen Ansprüchen.

Gefahren und Risiken bestehen daher vorwiegend durch den Patienten und seine Persönlichkeitsstruktur sowie den Therapeuten betreffend. Ein Klient, welcher mit Weiterentwicklung und Veränderung nicht offen ist, wird kaum Erfolge verzeichnen können.

Ein Therapeut, welcher nicht empathisch und authentisch reagiert und den Gesprächsverlauf in negativer Weise dominiert kann nicht nur die Therapie zum Scheitern bringen, sondern gerade bei stark verunsicherten Klienten weitere schwerwiegende psychische Schäden verursachen.

Es ist daher ratsam, die Wahl des passenden Therapeuten sorgfältig zu treffen. Da es mittlerweile viele verschiedene Richtungen der Gesprächstherapie gibt, sollte eine entsprechende Vorauswahl getroffen werden. Bei schwerwiegenden Traumata empfiehlt sich beispielsweise eine Gesprächstherapie mit Spezialisierung im Bereich der Traumatherapie. So sind schon von Anfang an wichtige Faktoren für ein Gelingen der Gesprächstherapie gelegt.

Quellen

  • Lieb, K., Frauenknecht, S., Brunnhuber, S.: Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie. Urban & Fischer, München 2015
  • Möller, H.-J.: Therapie psychischer Erkrankungen. Thieme, Stuttgart 2006
  • Schneider, F.: Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Berlin 2012

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