Genese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das griechische "genesis" bedeutet "Entstehung" und wird als medizinischer Terminus sowohl für die Entstehung von Krankheiten, als auch für physiologische Neubildungsprozesse benutzt. In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Embryogenese eine Rolle, die die Genese von menschlichem Leben beschreibt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Genese?

Das griechische "genesis" bedeutet "Entstehung". In diesem Zusammenhang spielt vor allem die Embryogenese eine Rolle, die die Genese von menschlichem Leben beschreibt.

Krankheiten entstehen auf verschiedenen Wegen. Während die eine zum Beispiel entzündlicher Ursache ist, ist die andere traumatischer Ursache. Ebenso gut kann ein pathologisches Phänomen immunologische Ursache haben oder bislang ungeklärter Ursache sein.

Der medizinische Terminus der Genese wird synonym zur Ursache oder Entstehung einer Erkrankung verwendet. Wörtlich übersetzt bedeutet das griechische Wort "genesis" so viel wie Entstehung. Mit der Genese von Erkrankungen beschäftigt sich die Ätiologie. Von dieser medizinischen Fachrichtung ist die Pathogenese zu unterscheiden, die sich neben der Entstehung außerdem mit der Entwicklung von Krankheiten im weiteren Verlauf beschäftigt.

Der Ausdruck der Genese spielt im Rahmen der Evolutionsbiologie außerdem für die Entstehung von Leben eine Rolle. Die Biogenese ist zum Beispiel die Entstehung und Entwicklung von Lebewesen. Die Ontogenese ist die Entwicklung von der befruchteten Eizelle zum individuellen und erwachsenen Lebewesen und die Embryogenese entspricht dem biologischen Prozess der Embryobildung.

Im weiteren Sinn wird der Terminus der Genese von der Medizin für alle Prozesse genutzt, die eine Entwicklung beinhalten oder etwas neu entstehen lassen.

Funktion & Aufgabe

Die Genese im evolutionsbiologischen Sinn verhilft dem Menschen erst zu seiner Gestalt. Die Embryogenese untergliedert sich zum Beispiel in die präembryonale Phase zwischen der ersten und dritten Schwangerschaftswoche und die Embryonalphase zwischen der vierten und achten Schwangerschaftswoche. In der präembryonalen Phase entwickelt sich die Zygote zur Blastozyste. Dieser Prozess wird auch als Blastogenese bezeichnet.

Danach bilden sich drei Keimblätter aus, die als Entoderm, Mesoderm und Entoderm bekannt sind. Die Zellen haben damit eine erste Differenzierung durchlaufen und sind in innere, mittlere und äußere Schicht gegliedert. In der Embryonalphase bilden sich die embryonalen Organanlagen. Neben der embryonalen Herzentwicklung findet in dieser Phase zum Beispiel die embryonale Leberentwicklung statt.

Die Embryogenese umgreift Prozesse wie die Gastrulation und die Neurulation. Während der Neurulation bildet sich zum Beispiel das spätere Nervensystem. Die Zygote entwickelt sich während der Embryogenese also zu einem Menschen, indem sich die anfangs omnipotenten Zellen zu den einzelnen Körpergeweben differenzieren.

Auf die präembryonale und die embryonale Phase folgt der Entwicklungsschritt der Fetogenese. Dieser Schritt beginnt in der neunten Woche und beinhaltet mit der Morphogenese die Organentwicklung. Unter der Morphogenese versteht die Evolutionsbiologie alle Formgebungsprozesse, die dem Lebewesen zu seiner individuellen Gestalt verhelfen. Bei der Fetogenese differenzieren sich außerdem die Gewebe aus. Dieser Prozess ist auch als Histogenese bekannt.

Das Embryo weist nach der Fetogenese bereits eine ausgesprochen menschliche Gestalt auf. Die Organe nehmen Stück für Stück eine eigentätige Funktion auf, die ihrer physiologisch geplanten Endfunktion entspricht. Die einzelnen Phasen bei der Entwicklung der Zygote zum eigenständigen Menschen sind zusammenfassend die Zellentwicklung, die Nidation, die Embryogenese und die Fetogenese.

Die frühe Embryogenese lässt sich weiter in die Bildung des Primitivstreifens, die Gastrulation, die Entwicklung der Chorda dorsalis, die Neurulation und die Somitenentsteheung sowie die Krümmungsbewegung und die Schlundbögenentwicklung unterteilen. Mit der Morphogenese und der Histogenese endet im Rahmen der Fetogenese die Embryogenese.


Krankheiten & Beschwerden

Während aufwändigen Genese-Prozessen, wie der Embryogenese, können immer Fehler auftreten. Aus diesem Grund besteht bei der Embryogenese ein gewisses Risiko für Missbildungen. Ausgelöst werden Fehler bei der embryonalen Zelldifferenzierung und Zellteilung entweder durch genetische Dispositionen oder durch Infektionskrankheiten, Giftstoffe, Arzneistoffe, Strahlung oder ähnliches.

Starke Missbildungen durch embryogenetische Fehler sind während einer Schwangerschaft mit die häufigste Ursache für eine Fehlgeburt. Im Sinne der Entstehungsursache spielt die Genese klinisch außerdem für jede beliebige Erkrankung eine Rolle. Viele Erkrankungen sind bis heute unbekannter Genese.

Eine Erkrankung autoimmuner Genese entspricht einer Krankheit, bei der sich das Immunsystem durch eine Fehlprogrammierung gegen den eigenen Körper richtet, wie es beispielsweise bei der Autoimmunerkrankung Multiple Sklerose (MS ) der Fall ist. Erkrankungen degenerativer Genese sind durch Zellverkümmerung geprägt, so zum Beispiel Parkinson. Metabolische Genese bezeichnet Krankheitsursachen im Stoffwechsel und wird beispielsweise für die Erkrankung Morbus Wilson angegeben. Bei einer neoplastischen Genese ist die Krankheitsursache dagegen mit unkontrolliertem Zellwachstum assoziiert. Bei einer traumatischen Genese ist die primäre Ursache für das Krankheitsbild wiederum eine Verletzung.

Die Genese gibt im klinischen Alltag also für jedes Krankheitsbild an, worauf die einzelnen Symptome ursächlich zurückzuführen sind. Eine Krankheit kann gleichzeitig verschiedener Genese sein. MS ist zum Beispiel autoimmun entzündlicher Genese.

Die Ätiologie erkennt die Genese einer Erkrankung anhand von drei unterschiedlichen Kategorien. Die erste davon ist als Causa bekannt. So lassen sich bei gut erforschten medizinischen Phänomenen kausale Gründe für die Krankheitsentstehung bestimmen. Wenn eine bestimmte Ursache gegeben ist, tritt sozusagen die Krankheit ein. Die zweite Kategorie der Ätiologie ist etwas unsicherer. Sie ist auch als Contributio bekannt. Dabei liegt noch immer ein starker Zusammenhang zwischen Ursache und Folge vor. Wenn eine bestimmte Ursache vorliegt, muss die Krankheit zwar nicht zwingend eintreten, aber tritt dokumentiert häufiger auf. Die dritte Kategorie der Ätiologie heißt Correlatio. Diese Kategorie spielt vor allem für Krankheiten ohne klar erforschte Ursache-Folge-Beziehung eine Rolle. Correlatio bedeutet bezüglich der Genese, dass eine Person mit Krankheit A manchmal Eigenschaft B besitzt. Ob Eigenschaft B aber tatsächlich kausal mit Krankheit A verbunden ist, bleibt unklar.

Quellen

  • Feige, A., Rempen, A., Würfel, W., Jawny, J., Rohde, A. (Hrsg.): Frauenheilkunde – Fortpflanzungsmedizin, Geburtsmedizin, Onkologie, Psychosomatik. Urban & Fischer, München 2005
  • Hennig, W.: Genetik. Springer, Berlin 1995
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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