Gangstörungen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gangstörungen sind nicht selten, können jedoch auf eine Vielzahl an Ursachen zurückgeführt werden, die auf der einen Seite zum Teil ganz unterschiedliche Behandlungen erforderlich machen und auf der anderen Seite nur schwer zu verhindern sind.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Gangstörungen?

Die Ursachen von Gangstörungen sind sehr vielseitig und dementsprechend auch die Therapien. Orthopädische Ursachen können z.B. durch eine Physiotherapie behandelt werden.

Mit Gangstörungen werden Bewegungsstörungen bezeichnet, durch die die Gehbewegung von ihrem typischen Muster abweicht. Zu unterscheiden sind jedoch Gangstörungen von Bewegungseinschränkungen. Gangstörungen können sich daher schon durch ein leichtes Humpeln offenbaren, aber auch durch Störungen, durch die das Gehen schon kaum noch möglich ist.

Ihre Ursachen sind besonders vielfältig und ziehen ganz unterschiedliche Behandlungsmethoden nach sich. So unterschiedlich wie die Behandlungsmethoden ist auch der Behandlungserfolg. Manche Gangstörungen lassen sich wieder vollständig beseitigen, andere lassen sich nur stark bis geringfügig minimieren.

Ursachen

Für Gangstörungen kommen eine Reihe ganz unterschiedlicher Ursachen in Frage. Zum einen können Gangstörungen auftreten, wenn Muskeln oder Knochen verletzt, fehlgebildet oder in einer anderen Art und Weise betroffen sind. In diesem Fall wird in der Medizin von orthopädischen Ursachen gesprochen.

Wenn eine Erkrankung der inneren Organe Auslöser für eine Gangstörung sind, wird von internistischen Ursachen gesprochen. Gehen die Gangstörungen auf eine Beschädigung der Nerven zurück, werden sie als neurologische Ursachen bezeichnet. Da also sowohl eine orthopädische, eine internistische oder eine neurologische Ursache einer Gangstörung unterliegen kann, kommen eine Reihe sehr unterschiedlicher Auslöser in Frage.

Typische orthopädische Ursachen sind Knochenbeschwerden wie Brüche, Muskelverletzungen wie Zerrungen oder Risse, Wirbelsäulenerkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Gelenkkrankheiten wie Arthrose. Internistische Ursachen können Durchblutungsstörungen oder Thrombosen sein, aber auch ein zu niedriger oder zu hoher Blutdruck, Flüssigkeitsmangel, Schwindel, Alkohol und andere Gifte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Sonnenstiche und anderes. Neurologisch bedingte Gangstörungen können zum Beispiel auf Erkrankungen wie multiple Sklerose, Parkinson oder Epilepsie zurückgeführt werden.


Krankheiten mit diesem Symptom

Diagnose und Verlauf

Eine Gangstörung zeigt sich deutlich durch eine Störung des Bewegungsapparats und ist daher leicht vom Mediziner zu diagnostizieren. Die genaue Ursache für die Gangstörung herauszufinden, gestaltet sich dagegen teilweise deutlich schwieriger. Hierzu befragt der Arzt den Patienten nach kürzlich passierten Unfällen, Vorerkrankungen, Lähmungen und Lähmungserscheinungen, Beschwerden wie Schwindel und Gefühlsstörungen, Alkoholgenuss oder Medikamenteneinnahme.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, um die Art und die Schwere der Gangstörungen festzustellen. Hiernach werden in der Regel mit einer neurologischen Untersuchung die Reflexe, die Motorik und das Gefühlsempfinden des Patienten untersucht, um zu überprüfen, ob neurologische Ursachen für die Gangstörung verantwortlich sein können. Dazu muss der Patient eine Reihe von Übungen durchführen.

Koordinationsübungen beispielsweise zeigen, ob eine Störung des Geleichgewichtssinns vorliegt oder ausgeschlossen werden kann. Auch Hörtests, Blutuntersuchungen, Computertomografien, Kernspintomografien, Elektroenzephalografien, Hirnwasseruntersuchungen und andere Verfahren können zur Diagnose herangezogen werden. Je nachdem wie schwer die Gangstörung und wie schwierig die Bestimmung ihrer Ursachen ist, kann es sein, dass ein Hausarzt den Patienten zu einem Facharzt überweist.

Abhängig von der Ursache einer Gangstörung, kann die Gangstörung einen anderen Verlauf nehmen. Ein einfacher Bruch, eine Muskelzerrung oder andere Ursachen heilen in manchen Fällen von allein, und damit verschwinden auch die Gangstörungen wieder. In der Regel muss eine Gangstörung jedoch von einem Arzt behandelt werden.

Komplikationen

Gangstörungen können sehr verschiedene Ursachen haben. Meist ist der Bewegungsapparat beeinträchtigt und manchmal ist der Gleichgewichtssinn gestört. Es kann aber auch eine Erkrankung des Gehirns zugrunde liegen, ein Hirntumor oder ein Schlaganfall zum Beispiel. Der Patient sollte also immer zum Arzt gehen, er wird die Ursache der Gangstörung genau feststellen. Nun kann der Arzt eine Therapie einleiten.

Liegt die Gangstörung am Bewegungsapparat kann eine Operation helfen, aber auch hier können Komplikationen auftreten. So ist es nicht ausgeschlossen, dass Viren und Bakterien die Heilung beeinflussen. Es ist allerdings auch möglich, dass der Körper eine Prothese nicht annimmt. Trotzdem ist es die erfolgreichste Therapie, um die Gangstörung zu beseitigen. Bei manchen Erkrankungen wird auch eine Physiotherapie angeraten, hier werden das Gleichgewicht und die Muskeln trainiert. Diese Übungen sollten auch zu Hause durchgeführt werden, so soll die Gangstörungen abgemildert werden.

Bei bestimmten Krankheiten wird keine Heilung angestrebt, hier kann die Gangstörung nur aufgehalten werden, wie etwa bei Parkinson oder bei Multiple Sklerose. Ist jedoch das Kleinhirn geschädigt, kann auch der Arzt nichts machen, die Gangstörung bleibt. Hier kann der Patient nur den Gang trainieren und einem eventuellen Sturz vorbeugen. Betroffene meiden häufig das Gehen bewegen sich gar nicht mehr außer Haus. Das ist falsch, denn so werden die letzten körperlichen Reserven abgebaut und die Patienten geraten in eine soziale Isolation. Das wirkt sich auf die gesamte Prognose schlecht aus und oft kommen noch Depressionen hinzu. Deshalb sollten die Menschen den Gang trainieren, auch wenn es schwerfällt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Da Gangstörungen das Symptom verschiedener Erkrankungen sein können, ist eine genaue Diagnose durch den Arzt besonders wichtig. Denn eine rechtzeitige Entdeckung erhöht die Heilungschancen und damit den Behandlungserfolg. Der Gang zum Arzt sollte deshalb unmittelbar in Angriff genommen werden, wenn die Störungen plötzlich und offensichtlich ohne jegliche äußeren Ursachen auftreten.

Betroffene, die keine einschlägigen Vorerkrankungen haben, sollten folglich nicht zögern. Hierzu zählen insbesondere Fälle, in denen schmerzfreie Bewegungen nicht mehr eigenständig durchgeführt werden können. Ansonsten besteht die Gefahr, sich durch etwaige Stürze weitere Verletzungen zuzuziehen, die bereits bestehende Symptome verstärken und den Lebensalltag erheblich erschweren. Ein Arztbesuch ist hingegen weniger dringlich, wenn eine Behandlung bereits stattfindet und der behandelnde Mediziner erste Behandlungsschritte eingeleitet hat.

In diesen Fällen ist zwar weiterhin eine enge Absprache nötig. Allerdings wird es in der Regel erst nach einer Verschlechterung der bereits bekannten Beschwerden nötig sein, in der Praxis vorstellig zu werden. Wenn die Gangstörungen das Resultat einer äußeren Ursache (wie etwa eines Sturzes oder eines Unfalls) sind, ist das Aufsuchen eines Arztes unumgänglich. Lediglich bei Symptomen, die ein eigenständiges Gehen ohne große Hindernisse möglich machen, kann mit dem Besuch noch abgewartet werden. Jedoch ist auch hier eine Heilbehandlung nötig, sofern es zu keiner eigenständigen Besserung kommt.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Gangstörung richtet sich selbstverständlich nach den Ursachen, die die Gangstörung hervorgerufen haben. Da die Ursachen so vielseitig wie bei kaum einer anderen Krankheit sein können, wird nicht nur anders behandelt, wenn eine orthopädische, eine internistische oder eine neurologische Ursache Auslöser für die Gangstörung ist.

Stattdessen können auch die Behandlungsmethoden innerhalb einer dieser drei Gruppen stark variieren. Manche Ursachen wie Durchblutungsstörungen, hoher Blutdruck, zu niedriger Blutdruck werden in der Regel medikamentös behandelt. Schlaganfälle und Thrombosen jedoch können über die Medikamentengabe hinaus einen chirurgischen Eingriff erfordern. Wenn Alkohol, Rauchen oder andere Gifte ursächlich für die Gangstörungen sind, hilft in vielen Fällen schon der Verzicht auf diese Mittel.

Bei vielen orthopädischen Ursachen reicht eine Ruhigstellung der betroffenen Knochen oder Muskeln, um einen erfolgreichen Heilungsprozess zu garantieren. In manchen Fällen werden jedoch stattdessen Medikamente verschrieben oder Physiotherapien und andere Maßnahmen angeordnet. In einigen Fällen kann die Gangstörung nur mit einem operativen Eingriff behandelt werden. Neurologische Ursachen sind häufig besonders schwierig zu behandeln, denn hier lassen sich häufig nur die Symptome verringern, jedoch nicht die Ursache.

Aussicht & Prognose

Eine genaue Prognose lässt sich bei der Gangstörung nicht allgemein stellen, da sie sehr individuell ist und von zahlreichen Faktoren abhängt. Wenn die Gangstörung auf einen Nährstoffmangel zurückgeht und der Mangel beseitigt wird, bessert sich die Gangstörung in vielen Fällen rasch und verschwindet oft wieder vollständig.

Für Parkinson gibt es bislang keine ursächliche Behandlung. Die Gangstörung kann sich bei Parkinson jedoch durch die Einnahme von Medikamenten verbessern. Vor allem in einem frühen Stadium der Krankheit bringt die medikamentöse Therapie häufig eine deutliche Besserung der Symptome. Im späteren Verlauf der Krankheit lässt sich die Gangstörung jedoch möglicherweise nicht mehr vermeiden. Wenn die Behandlung rechtzeitig beginnt, ist trotz Parkinson eine normale Lebensdauer möglich.

Bei Multipler Sklerose ist die Prognose für Männer schlechter als für Frauen. Allerdings spielen weitere Faktoren für die Aussicht eine wichtige Rolle, zum Beispiel das Alter bei der Erkrankung, die Anzahl der Entzündungsherde und welche Bereiche des zentralen Nervensystems von der Multiplen Sklerose betroffen sind.

Problematischer Alkoholkonsum kann ebenfalls Gangstörungen hervorrufen. Er beginnt häufig im Jugendalter. Die Mehrheit der Jugendlichen legt den schädlichen Gebrauch von Alkohol jedoch auch ohne Intervention ab. Alkoholabhängigkeit kann in Phasen verlaufen oder sich kontinuierlich verschlechtern. Rund 20 % der Betroffenen genesen ohne Hilfe – mit Behandlung liegt diese Zahl je nach Studie zwischen 40 % und 75 %.


Vorbeugung

Gangstörungen mit neurologischen Ursachen lassen sich häufig nicht verhindern. Das Risiko eine Gangstörung zu entwickeln, die eine internistische oder orthopädische Ursachen hat, kann jedoch zumindest teilweise durch einen gesunden Lebensstil minimiert werden. Der Verzicht auf Alkohol und Nikotin, ausreichende Bewegung, der Verzicht auf besonders gefährliche Sportarten, das Einhalten von Sicherheitsvorkehrungen im Alltag, wie das korrekte Aufwärmen vor und das Benutzen von Beinschonern beim Sport oder Ähnliches, sind hilfreiche Methoden, um Gangstörungen vorzubeugen, können sie jedoch nie gänzlich ausschließen.

Das können Sie selbst tun

Gangstörungen können in der Regel nur sehr selten durch eine Selbsthilfe behandelt werden. In den meisten Fällen muss ein Arzt aufgesucht werden. Oft ist auch eine operative Behandlung notwendig, eine Behandlung mit Medikamenten findet nur in wenigen Fällen statt. Die Gangstörungen treten häufig im höheren Alter auf und können den Alltag des Patienten stark beeinflussen und einschränken.

Bei Gangstörungen können verschiedene Gehhilfen verwendet werden. Dazu gehört zum Beispiel der Gehstock, ein Rollator oder ein Rollstuhl. Mit diesen Geräten wird die Fortbewegung der betroffenen Person erleichtert, sodass wieder ein gewöhnlicher Alltag möglich ist. Gangstörungen können durch sportliche Aktivitäten vorgebeugt werden. Auch im höheren Alter wirken sich sportliche Aktivitäten positiv auf Gangstörungen aus und können diese vorbeugen und einschränken. Rehabilitationssport und Gymnastik können dabei helfen, die Muskulatur zu stärken und Defizite in der Körperhaltung zu minimieren, um dann auch die Beschwerden von Gangstörungen zu lindern.

Allerdings können Gangstörungen auch durch psychische Probleme ausgelöst werden. Auch hier sind keine Methoden zur Selbsthilfe möglich. Der Patient sollte sich auf jeden Fall in eine ärztliche Behandlung begeben. Sollten bei den Gangstörungen auch große Schmerzen auftreten, muss ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden. Ohne Behandlung können sich die Schmerzen verstärken und zu ersteren medizinischen Komplikationen führen.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013
  • Imhoff, A.B., Baumgartner, R., Linke R.D: Checkliste Orthopädie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Poeck, K., Hacke, W.: Neurologie. Springer, Berlin 2013

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