Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs (medizinisch auch: Gallenblasenkarzinom, Gallengangskarzinom, Cholangiokarzinom) gehören mit einer Häufigkeit von einem Prozent der malignen Tumoren zu den selteneren Krebserkrankungen. Betroffen sind überwiegend Patienten über 60 Jahre, davon mehr Frauen als Männer.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Gallenblasenkrebs?

Am Anfang treten bei Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs keine Symptome auf. Deshalb wird die Erkrankung häufig auch erst sehr spät entdeckt.
© Henrie – stock.adobe.com

Der Gallenblasenkrebs entwickelt sich aus der Schleimhaut der Gallenblase heraus, während der Gallengangskrebs innerhalb der Gallengänge in der Leber durch Zellveränderungen entsteht. Eine Sonderform des Gallengangskarzinoms ist der Klatskin-Tumor, der sich an der Austrittsstelle der intrahepatischen Gallengänge ausbreitet.

Ursachen

Die Ursachen für Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs sind weitgehend unbekannt. Es wird jedoch ein Zusammenhang mit verschiedenen Vorerkrankungen der Leber und des Darmes beobachtet.

Zu den Risikogruppen zählen u.a. Patienten, die an Gallensteinen, größeren Gallenblasenpolypen oder an einer chronischen Entzündung der Gallenblase, die zu Verkalkungen innerhalb der Gallenblase führt (Porzellangallenblase), leiden.

Leberparasiten, Salmonellenerkrankungen, bei denen es zu Dauerausscheidungen kommt, sowie die chronische Darmentzündung Colitis ulcerosa können das Risiko von Gallenblasenkrebs oder Gallengangskrebs begünstigen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Am Anfang treten bei Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs keine Symptome auf. Deshalb wird die Erkrankung häufig auch erst sehr spät entdeckt. In vielen Fällen wird der Arzt erst durch das sogenannte Courvoisierzeichen auf den Tumor aufmerksam. Das Courvoisierzeichen beinhaltet die beiden Symptome Gelbsucht und tastbare Vergrößerung der Gallenblase.

Die Gelbsucht wird durch einen Gallenstau hervorgerufen. Dabei tritt die Gallenflüssigkeit ins Blut. Die erhöhten Bilirubinwerte verursachen eine schmerzlose Gelbsucht mit Gelbfärbung der Augen und der Haut. Der Patient leidet außerdem an einem quälenden und hartnäckigen Juckreiz. Des Weiteren kommt es zur Dunkelfärbung des Urins und zu einer Entfärbung des Stuhls.

Dabei erscheint der Stuhlgang weißlich bis Grau. Die vergrößerte Gallenblase bereitet ebenfalls keine Schmerzen, wobei die Vergrößerung neben dem Ertasten auch durch Ultraschall diagnostiziert werden kann. Weitere Symptome sind zunehmende Schmerzen im rechten Oberbauch, Übelkeit und Erbrechen. Der Patient leidet auch an Appetitlosigkeit und starkem Gewichtsverlust.

Wird die Erkrankung erst nach dem Auftreten der ersten Symptome diagnostiziert, sind ihre Heilungschancen meist sehr schlecht, weil sich dann schon Metastasen gebildet haben. Der sogenannte Klatskin-Tumor hat jedoch bessere Heilungschancen. Diese Form der Gallengangstumoren erzeugt schon früh einen Gallenstau. Daher tritt hier die Gelbsucht bereits in einem Stadium auf, in welchem der Tumor noch vollständig entfernt werden kann.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose von Gallengangskrebs und Gallenblasenkrebs erfolgt über eine körperliche Untersuchung und eine ausführliche Anamnese. Ist der Tumor bereits sehr fortgeschritten, lässt sich im Oberbauch auch eine druckunempfindliche Resistenz ertasten, die medizinisch als „Courvoisier-Zeichen“ bezeichnet wird.

Im Blut sind erhöhte Bilirubinwerte sowie andere angestiegene Leberwerte nachweisbar. Zur abschließenden Diagnostik dienen bildgebende Verfahren wie Sonografie, CT, MRT oder endoskopische Untersuchungen. Häufig ergibt sich die Diagnose als Zufallsbefund im Rahmen einer Operation im Oberbauch oder einer Gallenblasenresektion.

Die 5-Jahresüberlebensquote liegt aufgrund der vermehrten Späterkennung bei unter 20 Prozent. Lediglich bei sehr kleinen Karzinomen und dem langsam wachsenden Klatskin-Tumor werden die Heilungschancen als günstiger angesehen.

Komplikationen

Durch Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs kommt es zu den gewöhnlichen Beschwerden und Komplikationen bei einer Krebserkrankung. Nicht in jedem Fall kann ein Tumor vollständig entfernt werden. Je später die Diagnose und die Behandlung erfolgt, desto höher ist das Risiko für die Ausbreitung des Tumors in weitere Regionen. Dabei kann ein positiver Krankheitsverlauf nicht garantiert werden und es kann gegebenenfalls zu einer Verringerung der Lebenserwartung kommen.

Durch den Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs kommt es zu einer allgemeinen Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten. Die Betroffenen nehmen in der Regel nicht mehr aktiv am Leben teil und leiden auch an einem starken Gewichtsverlust. Weiterhin kommt es zu einer Gelbsucht und zu Juckreizen, die sich in allen Regionen der Haut ausbilden können. Nicht selten leiden die Patienten auch an Bauchschmerzen, Erbrechen und Übelkeit. Die Lebensqualität des Patienten wird durch diese Tumore erheblich verringert und eingeschränkt.

Bei der Behandlung selbst kommt es in der Regel nicht zu Komplikationen. Der Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs kann mit Hilfe von operativen Eingriffen oder durch eine Strahlentherapie entfernt werden. Allerdings ist nicht in jedem Fall eine vollständige Entfernung möglich. Hat sich der Tumor schon in andere Bereiche des Körpers ausgebreitet, so ist meistens keine vollständige Heilung möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ein Arzt ist aufzusuchen, sobald sich ein Druckgefühl im rechten Bereich des Oberkörpers einstellt. Kommt es zu Schmerzen oder Koliken, sollte ein Arztbesuch schnellstmöglich erfolgen. Bei Übelkeit, Erbrechen, einer allgemeinen Schwäche oder Fieber, wird ein Arzt benötigt. Abzuklären sind auch Symptome wie Durchfall, Verstopfung oder einer Abnahme der allgemeinen Leistungsfähigkeit. Leidet der Betroffene unter einem diffusen Krankheitsgefühl, einer inneren Unruhe, Schlaflosigkeit oder Reizbarkeit, sind die Anzeichen mit einem Arzt zu besprechen.

Vor der Einnahme eines schmerzstillenden Medikamentes empfiehlt sich die Rücksprache mit einem Mediziner. Treten plötzliche Schmerzattacken auf, besteht Anlass zur Besorgnis. Sind diese besonders stark, sollte ein Rettungsdienst informiert werden. Kommt es zu Beeinträchtigungen bei der Bewältigung der alltäglichen Aufgaben oder gewohnten Freizeitaktivitäten, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren. Ein sozialer Rückzug, erhöhter Schlafbedarf, Abgeschlagenheit oder Teilnahmslosigkeit gelten ebenfalls als ungewöhnlich.

Verschlechtert sich der gesundheitliche Zustand, weil die Beschwerden an Intensität zunehmen oder weitere Symptome auftreten, ist eine Kontrolluntersuchung bei einem Arzt notwendig. Bei Appetitlosigkeit, auffallenden Gewichtsveränderungen oder Schwankungen der Stimmung, sollten die Hinweise von einem Mediziner näher untersucht werden. Zusätzlich weisen Verfärbungen der Haut oder Veränderungen des Hautbildes auf Erkrankungen hin, die behandelt werden müssen.

Behandlung & Therapie

Gallenblasenkrebs und Gallengangkrebs lassen sich aufgrund der fortgeschrittenen Entwicklung nur relativ schwierig therapieren.

Eine operative Entfernung der Gallenblase, des extrahepatischen Gallenganges und ggf. einem Teil der Leber ist daher die gängigste Methode. Bei der Operation kann auch eine eventuelle Metastasierung in Leber, Zwölffingerdarm und andere Organe erkannt werden. Eine anschließende Strahlentherapie wird wegen des Risikos, gesunde Nachbarorgane zu schädigen, nur sehr selten durchgeführt. Bei der Chemotherapie lassen sich bisher wenige Erfolge verzeichnen. Sie wird daher meistens nur zur Schmerzlinderung herangezogen.

Die Behandlung konzentriert sich daher auf palliative Therapien, die es dem Patienten ermöglichen sollen, möglichst beschwerdefrei weiterzuleben. Mit Stents werden die Gallengänge erweitert, um den Gallenfluss nicht zu behindern und Rückstauungen in die Leber zu vermeiden. Die medizinische Forschung beschäftigt sich weiterhin noch mit der Therapie des sogenannten „Afterloadings“. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form der radioaktiven Bestrahlung, die innerhalb des Körpers direkt in den Gallengängen durchgeführt wird.

Dabei wird radioaktives Iridium mit einer Sonde an den Tumor herangeführt, um das primäre Tumorwachstum bei Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs aufzuhalten. Können beide Therapien aufgrund anatomischer Gegebenheiten nicht durchgeführt werden, besteht die Möglichkeit, den Gallensaft mit einem Katheter auszuleiten und außerhalb des Körpers aufzufangen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose des Gallenblasenkrebses und Gallengangskrebses richtet sich nach verschiedenen Einflussfaktoren. Sie ist stets nach den individuellen Vorgaben zu stellen und kann nicht als allgemeingültig betrachtet werden. Ausschlaggebend für eine Heilung sind der Fortschritt der Erkrankung, die Ausbreitung der Tumorzellen im gesamten Organismus, das Alter des Patienten sowie der allgemeine Gesundheitszustand des Betroffenen.

Die Erkrankung tritt vermehrt bei Menschen in einem Alter über 60 Jahre auf. Oftmals liegen bereits anderen Krankheiten vor, die den Organismus insgesamt schwächen. Da der Gallenblasenkrebs und der Gallengangskrebs aufgrund seiner Verortung meist schwer behandelbar ist, erfolgen ein operativer Eingriff sowie eine anschließende Krebstherapie. Die Entnahme der Gallenblase ist im Vergleich ein leichter Eingriff.

Dennoch besteht die Schwierigkeit darin, das gesamte erkrankte Gewebe restlos zu entfernen. Die Krebstherapie verhindert die Neubildung der Krebszellen. Gleichzeitig werden jedoch auch gesunde Zellen zerstört, die für den Heilungsprozess elementar sind. Es besteht zusätzlich die Schwierigkeit, dass hier nur wenige Methoden der Krebstherapie angewendet werden können.

Eine vollständige Genesung ist möglich. Sie dauert einige Jahre, da die Krebstherapie dafür erfolgreich abgeschlossen werden muss. Da es neben möglichen anderen vorhandenen Krankheiten auch zu Folgeerkrankungen aufgrund des Krebses sowie psychischen Störungen kommen kann, findet in den meisten Fällen eine ungünstige Prognosestellung statt.

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Vorbeugung

Eine gezielte Vorbeugung bei Gallengangskrebs oder Gallenblasenkrebs ist nicht bekannt. Es ist daher wichtig, auftretenden Symptomen rechtzeitig Beachtung zu schenken und sich ärztlich untersuchen zu lassen. Bei Patienten, die in der Vergangenheit häufiger an Gallensteinen erkrankt waren oder zu den Risikogruppen zählen, ist eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte angeraten, ggf. in Kombination mit sonografischen Untersuchungen, um das Auftreten eines malignen Geschehens in der Gallenblase oder in den Gallengängen rechtzeitig zu erkennen.

Nachsorge

An eine Behandlung schließt sich eine konstante Rehabilitation in einer Klinik an. Diese soll die Lebensqualität verbessern und akute Beschwerden abstellen. Die ungünstige Langzeitprognose bei Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs führt zu regelmäßigen Kontrolluntersuchungen. Als anerkannte Methoden haben sich die Anamnese, Sonographie, Erhebung der Leberwerte und Computertomographie etabliert.

Letztes bildgebende Verfahren ist dann notwendig, wenn eine erneute Erkrankung bestätigt oder ausgeschlossen werden soll. In der medizinischen Praxis haben sich Kontrollintervalle gefestigt. So sollten sich Patienten in den ersten drei Jahren nach einer Erkrankung quartalsweise vorstellen. Anschließend erweitern sich die Abstände über halbjährliche auf jährliche Termine.

Auch der Zeitpunkt der Diagnose bestimmt die Intensität der Nachsorge. Meist lassen sich Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs nur im Frühstadium vollständig chirurgisch entfernen. Dann ist eine vollständige Heilung möglich. Es sind noch keine Metastasen entstanden. Von den meisten Patienten leben statistisch gesehen lediglich fünf Prozent nach fünf Jahren weiter.

Gerade dieser Aspekt bringt eine außerordentliche Belastung für Betroffene und ihr Umfeld mit sich. Psychische Probleme stellen sich bei einem „Leben auf Abruf“ ein. Daher stellt auch die Sterbebegleitung ein zentrales Instrument der Nachsorge dar, in der Erkrankte existentielle Fragen erörtern können.

Das können Sie selbst tun

Da die Ursachen für den Gallenblasenkrebs wie auch für den Gallengangkrebs noch weitgehend ungeklärt sind, gibt es nach dem derzeitigen wissenschaftlichen Stand keine ausreichenden Informationen für umfängliche Maßnahmen zur Selbsthilfe.

Häufig erkranken Menschen erst in der zweiten Lebenshälfte an der Krebserkrankung, sodass insbesondere Personen in einem Alter über 50 Jahren zur Risikogruppe gehören. Diesen Menschen wird im Alltag verstärkt empfohlen, vorsorglich und auch bei einer bestehenden Diagnose einen gesunden und bewussten Lebensstil zu pflegen. Dazu gehört eine vitaminreiche und ausgewogene Ernährung. Die übermäßige Zufuhr von Fetten, Ballaststoffen oder Zucker sollte vermieden oder reduziert werden. Das Gewicht ist im Normalbereich zu halten, um keine zusätzlichen Krankheitsrisiken einzugehen.

Ferner stärken sportliche Aktivitäten und eine ausreichende Bewegung das Immunsystem. Dies führt zu einer Verringerung der allgemeinen Krankheitsanfälligkeit. Stress, Hektik und anhaltende emotionale Belastungen sollten reduziert werden. Dafür bedarf es unter Umständen Veränderungen in der allgemeinen Lebensführung.

Eine positive Lebenseinstellung, optimistisches Denken sowie ein stabiles soziales Umfeld helfen bei der Aufrechterhaltung der Gesundheit wie auch bei einem notwendigen Genesungsprozess. Die Schlafbedingungen sind ebenfalls zu überprüfen und nach Möglichkeit zu optimieren. Darüber hinaus sollte der Konsum von Schad- und Giftstoffen vermieden werden. Insbesondere ist der Genuss von Nikotin und Alkohol zu unterlassen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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