Fumarsäure

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Heilmittel Fumarsäure ist schon seit der griechischen Antike bekannt. Der Wirkstoff kommt in der Natur vor und kann auch synthetisch hergestellt werden.

Er wird vor allem in der Industrie und auch in der Medizin eingesetzt. Dort wird die Fumarsäure zur Behandlung von Schuppenflechte (Psoriasis) und einer bestimmten Form der multiplen Sklerose angewandt. Sie hemmt spezielle Immunzellen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Fumarsäure?

Schon in den 1970-er Jahren behandelten Mediziner ihre Psoriasis Patienten mit Fumarsäure Präparaten. Dimethylfumarat (DMF) wurde nach der positiven Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA im Jahr 2013 außerdem zur Behandlung der in Schüben auftretenden remittierenden multiplen Sklerose zugelassen.
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Fumarsäure ist eine organische und zugleich chemische Substanz, die zur Klasse der Fruchtsäure gehört und auch trans-Ethylendicarbonsäure genannt wird. Die Salze der Fumarsäure heißen Fumarate.

Die Säure kommt in Pflanzen, Pilzen und Flechten vor. Außerdem kann sie auch im Labor hergestellt werden. Als Lebensmittel-Zusatzstoff E 297 wird sie zur Konservierung von Nahrungsmitteln verwendet. Die Industrie produziert aus ihr den Kunststoff Polyester. In der Viehwirtschaft wird sie als Nahrungsmittelzusatz zur Verhinderung von Infektionen genutzt. Die Salze der Fumarsäure Fumarsäureester, Fumarsäuremonoethylester und Fumarsäuredimethylester werden zur Behandlung von Patienten mit Hauterkrankungen und multipler Sklerose verwendet.

Sie werden äußerlich als Salben aufgetragen oder oral in Form von Kapseln und Tabletten sowie als Injektionen verabreicht. 60% des Wirkstoffs werden später über die Atmung wieder ausgeschieden, der Rest über den Harn. Die eher selten auftretenden Nebenwirkungen lassen sich reduzieren, indem der Patient die Medikamente zu den Mahlzeiten einnimmt.

Funktion, Wirkung & Aufgaben

Fumarsäure wirkt in erster Linie immunsuppressiv. Dadurch wird ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Gruppen von Immunzellen hergestellt. Fumarsäure-Medikamente beeinflussen beispielsweise B- und T-Lymphozyten sowie Th1-Zellen, indem sie die Wirkung der Th1-Zellen mithilfe der Th2-Zellen hemmen.

Das ist notwendig, da Patienten mit Schuppenflechte einen Überschuss an Th1-Zellen haben. Alle drei Fumarate kommen bei der Langzeitbehandlung von Schuppenflechte und seit 2014 auch bei der in Schüben verlaufenden remittierenden multiplen Sklerose zum Einsatz. Schuppenflechte ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung. Fumarat Salben, Kapseln und Tabletten dämmen die Entzündung ein, die zur Bildung der schuppigen Hautausschläge führt. Die Fumaderm Therapie ist bei etwa 90 Prozent der Patienten erfolgreich.

Schon in den 1970-er Jahren behandelten Mediziner ihre Psoriasis Patienten mit Fumarsäure Präparaten. Dimethylfumarat (DMF) wurde nach der positiven Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA im Jahr 2013 außerdem zur Behandlung der in Schüben auftretenden remittierenden multiplen Sklerose zugelassen. Das Mittel wird als Kapseln und Tabletten verabreicht und ersetzt die bisher verwendete Beta-Interferon Injektion, die von vielen Patienten als belastend empfunden wurde. Bei dieser speziellen Form der multiplen Sklerose, die auf einer Störung der Th1-Zellen basiert, hemmt es die Entzündung der Nervenfasern von Gehirn und Rückenmark, indem es den Zellschutz-Faktor Nrf2 freisetzt.

Da es zugleich die Zytokin-Herstellung behindert - es blockiert die HCA2-Rezeptoren - verringert es die Häufigkeit der Schübe um bis zu 50%. Dadurch wird das Voranschreiten der Erkrankung verzögert. Bei der Behandlung von Schuppenflechte werden die Fumarsäure-Mittel in geringerer Dosierung verabreicht als bei der speziellen Form der multiplen Sklerose.

Bildung, Vorkommen, Eigenschaften & optimale Werte

Fumarsäure bildet bei Zimmertemperatur farblose, fast geruchlose, brennbare Kristalle und sublimiert bei zirka 299 °C. Die Fruchtsäure ist stark reizend und löst sich in Wasser schlecht auf. Sie ist schon seit der Antike bekannt, wo sie in der Volksmedizin vor allem zur Behandlung von Hautkrankheiten eingesetzt wurde. Fumarsäure kommt in der Natur in einigen Flechten, Pflanzen und Pilzen vor und wurde nach dem Gemeinen Erdrauch (Fumaria officinalis), einem rot blühenden Unkraut, benannt.

1832 wurde sie erstmalig aus der Pflanze isoliert. Die Naturheilkunde nennt das Gewächs auch "Grindkraut", da es in Form von Tee Umschlägen auf die von Hautausschlag betroffenen Körperregionen appliziert wurde. Der Gewöhnliche Erdrauch enthält sehr viel Fumarsäure. Zur Herstellung von Fumarsäure im Labor wird Maleinsäure auf mindestens 150 Grad erhitzt, mit UV-Licht bestrahlt oder in Wasser gelöst. In nicht pflanzlichen Organismen entsteht die Fruchtsäure unter anderem durch den hydrolytischen Abbau der Aminosäuren Tyrosin und Phenylalanin.

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Krankheiten & Störungen

Vor allem zu Beginn der Behandlung kommt es unter der Anwendung von Fumarsäure Präparaten mitunter zu Nebenwirkungen. Häufigste beobachtete Nebenwirkungen (mehr als einer von 10 Patienten) sind Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Völlegefühl, Blähungen, Übelkeit und Bauchschmerzen sowie ein Gefühl übermäßiger Hitze.

Diese Störungen kommen auch noch später gelegentlich vor. In selteneren Fällen wurden mit Juckreiz verbundene Hautallergien, Flush (Hautrötung), erhöhte Leberwerte, Benommenheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, eine reduzierte Lymphozyten Zahl im Blut und eine erhöhte Protein Ausscheidung über den Harn festgestellt. Werden vermehrt Eiweiße ausgeschieden, deutet das auf das Vorhandensein einer Nierenerkrankung hin und sollte umgehend genauer untersucht werden. Unter der Behandlung mit Fumarsäure kann es vereinzelt auch zum Auftreten einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (einer Gehirnerkrankung), zum Kaposi-Sarkom und zur Lymphopenie kommen.

Mediziner gehen davon aus, dass die immunsuppressive Wirkung der Fumarate ursächlich für diese Erkrankungen ist. Patienten mit akuter schwerer Infektion, schweren Nieren-Problemen, Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni, schwerer Leber-Erkrankung und einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff sollten Fumarsäure Präparate nicht konsumieren. Das gilt auch für Schwangere, Stillende sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, da es bisher noch keine gesicherten Erkenntnisse über ihre Auswirkungen bei diesen Patientengruppen gibt. Außerdem sollte die Einnahme von Fumarsäure-Medikamenten unterbleiben, wenn der Patient zugleich Präparate mit ähnlichen Nebenwirkungen erhält (Ciclosporin, Retinoide etc.), da die Fumarsäure die Nierenfunktion beeinträchtigen kann.

Quellen

  • Baenkler, H.-W., et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
  • Horn, F.: Biochemie des Menschen. Das Lehrbuch für das Medizinstudium. Thieme, Stuttgart 2018
  • Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie. 4. Auflage, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, 2001

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