Frontzahnführung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Eckzähne und Schneidezähne des menschlichen Gebisses werden als Frontzähne bezeichnet. Weist die Neigung der Zahnachse der Oberkiefer-Frontzähne eine spiegelbildlich symmetrische Mittellinie auf, ergibt sich ein ästhetisches und harmonisches Zahnbild. Die Fachsprache spricht von einer Frontzahnführung, wenn Eck- und Schneidezähne beim Aufbiss als Führung dienen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Frontzahnführung?

Die Fachsprache spricht von einer Frontzahnführung, wenn Eck- und Schneidezähne beim Aufbiss als Führung dienen.

Da die Eck- und Schneidezähne zu den Frontzähnen zählen, werden Front- und Eckzahnführung häufig im synonym verwendet. Damit sich ein perfektes Zahnbild ergibt, müssen insbesondere die Frontzähne gleichmäßig angeordnet sein und eine gesunde weiße, gelbliche Farbe aufweisen. Mundpartie, Zähne und Zahnfleisch müssen zum Gesicht passen und mit dem Erscheinungsbild des Menschen harmonisieren.

Die vorderen sechs Zähne der oberen und der unteren Zahnreihe im Frontzahnbereich werden als Frontzähne bezeichnet. Im Gegensatz zu den Seitenzähnen weisen sie keine Okklusalflächen auf. Der Begriff Frontzahngebiet bezeichnet die Frontzähne des Gebiss und den Frontzahnbereich. Dieser beinhaltet die beim Sprechen sichtbaren Frontzähne.

Eine gut funktionierende Front- beziehungsweise Eckzahnführung sowie eine gesunde Kauffunktion sind die wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes Gebiss.

Funktion & Aufgabe

Die Frontzahnführung ist eine dynamische Okklusion. Diese besteht mit den Okklusionsflächen zwischen den Frontzähnen im Unterkiefer und den Frontzähnen im Oberkiefer. Die medizinische Definition von Okklusion bedeutet „Kontakt zwischen den Zähnen beider Kiefer“. Weitere Begriffe für die Frontzahnführung sind Inzisalführung und Schneidezahnführung.

Bewegt sich der Unterkiefer, besteht ausschließlich Kontakt auf den Eckzähnen und Schneidzähnen des Ober- und Unterkiefers. Zahnmediziner sprechen von Inzisalführung, wenn die unteren Frontzähne an den palatinalen (gaumenseitigen) Zahnflächen der oberen Frontzähne vorbeigleiten. Der Begriff „Inzisal“ beschreibt eine Lage- oder Richtungsbezeichnung. Die Zahnmedizin bezieht sich auf eine Flächenbezeichnung der Zähne. Der Inzisalpunkt ist der mesiale (der zur Zahnbogenmitte zugewandte Gebissteil) Berührungspunkt, an dem sich die Schneidkanten der mittig angeordneten Schneidzähne des Unterkiefers berühren.

Die Frontzahnführung ist ein antagonistischer Kontakt der Eck- und Schneidezähne bei Bewegung des Unterkiefers. Während des Kauvorgangs treffen die Zahnreihen des Ober- und Unterkiefers kurz aufeinander, um die aufgenommene Nahrung zu zerkleinern. Synergist (unterstützender Muskel des Agonisten), Agonist (durch den Gegenspieler gehemmter Muskel) und Antagonist (Gegenspieler) führen durch ihr Zusammenspiel komplexe Bewegungen aus.

Bei der Schneidzahnführung gleiten die Schneidkanten der unteren Schneidezähne mundwärts an den Flächen entlang. Bei den oberen Schneidezähnen besteht eine Öffnungsbewegung des Unterkiefers. Vorschubbewegungen leiten den Bissdruck über die Frontzähne weiter, bei Seitwärtsbewegungen über die Eckzähne. Diese Eckzahnführung verdeutlicht, wie wichtig die Eckzähne sind.

Eine Okklusion liegt bei Schließung beziehungsweise Kontakt zwischen den Zahnreihen der oberen und unteren Kieferreihe vor. Die Okklusionsfläche bildet die mit dem Gegenkieferzahn in Kontakt stehende Kauffläche.


Krankheiten & Beschwerden

In der Frontzahn- und Eckzahnführung kann es zu Störungen kommen. Eine Myoarthropathie liegt bei einer Okklusions- oder Bissstörung der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke vor. Eine Arthropathie tritt bei einer Störung des Kiefergelenks auf und eine Myopathie bei einer gestörten Kaumuskulatur.

Neben den klassischen interdisziplinären Faktoren bezeichnet die Zahnmedizin diese okklusalen Störungen als „okklusale Interferenzen“, die sowohl zentrisch als auch exzentrisch auftreten und eine Dislokation der physiologisch idealen Kiefergelenkstellung auslösen können. Diese auf Fehlkontakte der einzelnen Zähne zurückgehenden Störungen bezeichnet die Zahnmedizin als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD).

Das komplizierte, dreidimensionale Bewegungssystem des Kiefergelenks kann im Fall von Störungen eine Vielzahl unterschiedlicher Beschwerden nach sich ziehen, die nicht alleine auf den Kieferbereich beschränkt sind. Der menschliche Kauapparat funktioniert nur dann störungsfrei, wenn eine harmonische Abstimmung zwischen den Strukturen des Kiefergelenks und der Zähne besteht.

Im Fall der Frontzahnführung ist die Verzahnung von Unter- und Oberkiefer optimal, die Kiefergelenke sind zentrisch ausgerichtet und die Kaumuskulatur entspannt sich in Ruhelage. Bestehen Störungen dieses optimalen Gesamtbildes, führen eine verstärkte Kaumuskulatur, abgenutzte und verkürzte Zähne mit abgeschliffenen Schneidkanten im Frontzahnbereich und fehlende Eckzahnspitzen zu einem eindeutigen Befund, der die Grundlage für die anschließende Therapie bildet. Ziel ist eine störungsfreie Okklusion mit einer optimalen Bisslage.

Ursachen einer Störung können ebenfalls schadhafte Zahnimplantate und Zahnersatz wie Kronen und Brücken (interdisziplinäre Störungen) sein. Auch nicht okklusale Störungen wie Stress, orthopädische Probleme, Körperfehlhaltungen und Traumata können zu Beschwerden im Kieferbereich führen. Diese Störungen bilden die Grundlage für eine nicht physiologische Aktivierung und Verspannung der Muskulatur und werden gleichfalls als CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) bewertet.

Die Wechselwirkungen aus dem interdisziplinären und okklusalen Bereich spielen eine wichtige Rolle in der Ätiologie. Über die Funktionsdiagnostik wird zunächst ein Kurzbefund in Form eines Screenings mittels eines Untersuchungsbogens durchgeführt. Bestätigt sich das Vorliegen einer Craniomandibuläre Dysfunktion, erfolgt eine klinische Funktionsanalyse. Eventuell wird dieser Funktionsstatus durch eine bildgebende, instrumentelle oder konsilarische Untersuchung ergänzt. Ziel ist die Wiederherstellung einer störungsfreien Okklusion und einer einwandfrei funktionierenden Front- beziehungsweise Eckzahnführung.

Die Front- und Seitenzähne verzeichnen nach der Therapie, zum Beispiel durch eine Okklusionsschiene, eine neutrale Zuordnung in Übereinstimmung mit der zentrischen Kondylenposition (Gelenkfortsatz) und einer harmonischen Zuordnung zu den skelettalen Basen. Die Äquilibrierungsschiene sorgt für einen gleichmäßigen Aufbiss in allen Stützbereichen der Front- und Eckzahnführung. Sie ermöglicht gleichmäßige und moderate Kontakte, ohne den betroffenen Zähnen Bewegungsspielraum zu lassen.

Bei sämtlichen Exkursionsbewegungen des Unterkiefers setzt die Disklusion (Okklusionsverlust, Kontaktverlust) aller Antagonisten (gegenüberliegender Zahn, Gegenspieler des Gegenkiefers) spontan ein. Okklusale Interferenzen und Elongationen (Verlängerungen) fehlender Antagonisten werden verhindert und eine Harmonisierung und Entspannung von Okklusion und Muskulatur erreicht. Neue Bewegungsmuster des Kiefers werden programmiert und mandibuläre Zwangslagen und Parafunktionen ausgeschaltet. Die physiologische Kondylenposition wird eingestellt und gesichert.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

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