Flügelband

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Flügelband gehört zu einer aus zwei Bändern bestehenden Gruppe von Flügelbändern, die im Bereich der Kopfgelenke zum Einsatz kommen. Kurz gesagt halten diese Flügelbänder den Kopf immer in seiner Position, auch wenn er bewegt wird.

Jedes Flügelband hat dabei seine eigenen Aufgaben. Bei einer Verletzung von einem oder beiden Flügelbändern kann es zu diversen unangenehmen Verschiebungen oder gar Ausrenkungen des Kopfes von der Halswirbelsäule kommen. Bei derartigen Verletzungen handelt es sich meistens um sogenannte knöcherne Bandausrisse, die durch besonders heftige Bewegungen verursacht werden können, beispielsweise bei einem Unfall.

Um derartige Verletzungen genau zu diagnostizieren, ist es nötig, zunächst eine Computertomographie durchzuführen und diese Diagnose dann durch das MRT zu sichern, was in den meisten Fällen gelingt. Danach kann dann die Behandlung gezielt erfolgen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Flügelband?

Die Funktions der Ligamenta alaria ist es, dem Schädel gegenüber der Halswirbelsäule Stabilität zu verleihen.
© Thomas Leonhardy – stock.adobe.com

Ein Flügelband ist ein Band aus sehr zähen, kurzen, fibrösen Fasern.

Es gibt im menschlichen Körper nicht nur ein Flügelband, sondern zwei Flügelbänder.

Flügelbänder sind nur im Bereich der Kopfgelenke anzutreffen.

Die wissenschaftliche Bezeichnung für Flügelband ist Ligamentum alare.

Im Englischen wird für ein einzelnes Flügelband die Bezeichnung check ligament of the odontoid verwendet.

Meistens wird aber von der Mehrzahl gesprochen, also den Flügelbändern. Die nennen sich unter anderem auch sonst noch Alarbänder, Alarligamente oder Ligamenta alaria.


Anatomie & Aufbau

Die Flügelbänder befinden sich am Hinterhauptbein. Das ist der Übergang des Halsübergangs am Hirnschädel.

Es handelt sich dabei um den Abschluss der Schädelhöhle im hinteren Bereich, wobei der Atlas dort das erste Kopfgelenk ist. Die zähen Fasern der Flügelbänder befinden sich in der Mitte zwischen der Massa lateralis des Atlas. Es sind zwei Flügelbänder, ein linkes und ein rechtes. Sie umschließen den Odontoid Process. Die beiden Flügelbänder bilden dabei einen Winkel von ungefähr 170 Grad.

Funktion & Aufgaben

Die Funktions der Ligamenta alaria beziehungsweise Flügelbänder ist es, dem Schädel gegenüber der Halswirbelsäule Stabilität zu verleihen und trotzdem die notwendigen Bewegungen zu ermöglichen. Sie haben sozusagen eine Brems- und Haltefunktion in diesem Bereich.

Auch bei einer Rotation des Kopfes kann es aufgrund der Funktion dieser Flügelbänder nicht zu einer seitlichen Verschiebung kommen, was gerade im Bereich des Kopfes sehr wichtig ist. Eine weitere Funktion der Flügelbänder ist es, dass es auch bei einer Beugung oder anderen Achsenrotation des Schädels nicht zu einer Verschiebung kommen kann. Die Flügelbänder halten sowohl den zweiten Halswirbel als auch den ersten Halswirbel, der ja mit den zweiten Halswirbel verbunden ist, immer zentriert, egal wo sich die Schädelbasis durch eine Bewegung gerade befindet. Wichtig ist, dass auch bei einer Seitwärtsneigung des Kopfes, der sogenannten Laterialflexion, durch diese Flügelbänder nichts passiert.

Der Kopf bleibt so immer mit den Halswirbeln verbunden, dass er nicht verrutschen kann. Eine sogenannte Translation oder gar Subluxation, wobei es zur Ausrenkung eines Gelenkes kommen kann, kann durch die Flügelbänder zwischen Kopf und Wirbelsäule, wenn diese Bänder ordnungsgemäß funktionieren und nicht verletzt sind, nicht so leicht passieren. Auch jede andere denkbare Rotation des Kopfes wird durch diese besonders zähen, stabilen Bänder normalerweise immer wieder ausgeglichen. Lediglich ungewöhnlich heftige Rotationen oder aber Lateralflexionen sind in der Lage, Verletzungen der Flügelbänder hervorzurufen.


Krankheiten

Anhand der oben angeführten Beschreibung, welche Aufgaben die Ligamenta alaria oder im Deutschen Sprachgebrauch Flügelbänder haben, ist es nicht schwer, sich vorzustellen, was passieren kann, wenn ein Flügelband oder sogar alle beide ihre stabilisierende Funktion nicht mehr erfüllen können.

Der Kopf muss beweglich gegenüber den Gelenken sein, die ihn mit der Wirbelsäule verbinden, darf aber gerade aufgrund seines Gewichtes nicht verrutschen oder sogar aufgrund einer Ausrenkung gegenüber der Halswirbelsäule verschoben werden. Passieren kann so etwas allerdings schon, und zwar bei Verletzungen der Halswirbelsäule. Zu solchen Verletzungen kann es kommen, wenn es zu einer besonders ruckartigen, starken Lateralflexion des Kopfes oder auch einer besonders heftigen Rotation des Kopfes kommt. Dabei kann es zu knöchernen Bandausrissen der Ligamenta alaria oder auch eines Ligamentum alare, also Flügelband, kommen. Es kommt so dann zu einer Verschiebung des Kopfes gegenüber den Wirbeln der Halswirbelsäule.

Je nachdem, ob nur ein Flügelband oder aber beide Flügelbänder von derartigen knöchernden Bandausrissen betroffen sind, ist diese Verschiebung des Kopfes entweder einseitig oder sogar beidseitig gegeben. Eine typische Verletzung dieser Art stellt die Fraktur der Occipitalkondylen Typ III nach Anderson und Montesanto dar. Es gibt aber auch noch andere Verletzungen der Flügelbänder oder eines der Flügelbänder, die möglich sind. Dazu gehören unter anderem die Atlantookzipitale Dissoziation oder aber die Atlanto-axiale Rotationsinstabilität, die auch oft unter der Abkürzung AARI zu finden ist.

Wenn der Verdacht besteht, dass es zu so einer Verletzung der Flügelbänder oder aber eines einzelnen Flügelbandes gekommen sein könnte, dann ist es wichtig, sich darüber Klarheit zu verschaffen. Für eine genaue Diagnose eignet sich die Computertomographie besonders gut. Danach ist es wichtig, eine Diagnosesicherung durchzuführen, die dann mit dem MRT meistens gut gelingt. Die danach notwendige Behandlung richtet sich dann nach der konkreten Diagnose.

Quellen

  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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