Fettstoffwechselstörung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Fettstoffwechselstörung liegt vor, wenn der Fettgehalt des Blutes den Normalwert überschreitet. Das gilt sowohl für erhöhte Cholesterin- als auch Triglyzeridwerte. Erhöhte Blutfettwerte führen mittel- bis langfristig zu Herz-Kreislauf-Störungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Fettstoffwechselstörung?

Bei Fettstoffwechselstörungen liegen primär keine Beschwerden vor. Lange bevor erste Symptome auftreten, können die Blutfettwerte bereits stark erhöht sein.
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Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) bezeichnen die Verschiebung der Zusammensetzung der Blutfette (Lipide). Es liegt meist eine krankhafte Erhöhung von Cholesterin oder Triglyzeriden beziehungsweise beider vor. Eine Dyslipidämie ist ein Sammelbegriff mehrerer Fettstoffwechselstörungen. Fette können im Blut sowohl als verestertes Cholesterin als auch als Triglyzerid (normales Fett) vorkommen. Cholesterin wird umgangssprachlich zwar als Fett bezeichnet, es gehört aber nicht zu den Fetten. Es ist jedoch mit Fettsäuren verestert, die den Hauptbestandteil des Fettes darstellen.

Die Triglyzeride sind die Fette, die auch als Speicherfette bekannt sind. Hier ist Glyzerin mit Fettsäuren verestert. Die gesamte Stoffgruppe gehört jedoch zu den Lipiden. Um Lipide transportfähig zu machen, benötigen sie Transportproteine, die sich mit den Lipiden verbinden. Es entstehen sogenannte Protein-Lipid-Komplexe, die als Lipoproteine bezeichnet werden. So zählen zu den Lipoproteinen die triglyzeridreichen Chylomikronen, die Lipoproteine mit sehr geringer Dichte (VLDL), Lipoproteine mit geringer Dichte (LDL) und Lipoproteine mit hoher Dichte (HDL).

Ursachen

Entscheidend für die gesundheitlichen Auswirkungen ist auch, welche Protein-Lipid-Komplexe erhöht sind. So trägt ein zu hoher LDL-Wert zur Bildung von Arteriosklerose bei. Ein erhöhter HDL-Wert wiederum ist sogar vorteilhaft. Er senkt das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken. Es gibt primäre und sekundäre Hyperlipoproteinämien. Die primären Formen der Erkrankung sind genetisch bedingt, wobei meist jedoch nur die Prädisposition weitervererbt wird. Ob die Krankheit ausbricht, hängt entscheidend von der Lebensweise ab.

Besonders Adipositas, Bewegungsmangel und überkalorische Ernährung trägt zur Erhöhung der Blutfettwerte bei. Des Weiteren verschlechtert sich dadurch auch das Verhältnis von LDL zu HDL. Nur sehr selten ist eine Hyperlipoproteinämie genetisch so fixiert, dass bereits bei der Geburt erhöhte Blutfettwerte vorliegen. Die sekundäre Form der Fettstoffwechselstörung ist die Folge einer zugrunde liegenden Erkrankung wie Diabetes mellitus Typ II, Schilddrüsenunterfunktion, Nierenerkrankungen oder Lebererkrankungen.

Sie kann auch durch bestimmte Medikamente hervorgerufen werden. Obwohl primäre und sekundäre Fettstoffwechselstörungen unterschiedliche Ursachen haben, sind ihre Folgen gleich. Es entwickelt sich mittel- bis langfristig eine Arteriosklerose.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei Fettstoffwechselstörungen liegen primär keine Beschwerden vor. Lange bevor erste Symptome auftreten, können die Blutfettwerte bereits stark erhöht sein. Allmählich bildet sich Arteriosklerose, welches die Blutgefäße verengt oder gar verstopft. Erste Symptome können Atembeschwerden bei geringen Belastungen, Brustenge, Schmerzen im rechten Oberbauch durch Leberverfettung oder gar Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sein.

Später kann es zu Schmerzen in den Beinen, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombosen kommen. Allerdings ist selbst bei sehr hohen Blutfettwerten nicht immer mit Symptomen zu rechnen. Auch ein plötzlicher Herztod aus scheinbar völliger Gesundheit ist möglich. Anzeichen, die häufig weniger beachtet werden, sind sogenannte Xanthome und Xanthelasmen.

Dabei handelt es sich um große oder kleine Hautknoten, die mit Cholesterin oder Fett beladene Schaumzellen enthalten. Ein grauweißer Ring um die Hornhaut ist bei jungen Menschen der Hinweis auf eine erblich bedingte Fettstoffwechselstörung. Eine massiv erhöhte Hypertriglyzeridämie verursacht häufig Bauchspeicheldrüsenentzündungen oder rotgelbe Knoten am Gesäß.

Diagnose

Da Fettstoffwechselstörungen anfänglich keine Beschwerden verursachen, werden sie häufig auch nicht diagnostiziert. Deshalb sollten ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre die Blutfettwerte bestimmt werden. Hyperlipoproteinämien sind dann leicht festzustellen. Dabei werden der Gesamtcholesterinspiegel, das HDL und die Triglyzeride untersucht.

Aus diesen Werten können der LDL-Wert und das Verhältnis von LDL zu HDL errechnet werden. Genauere Untersuchungen sind erforderlich, wenn der Verdacht auf eine schwere Fettstoffwechselstörung besteht. Gentests können feststellen, welche genetischen Veränderungen zu den erhöhten Werten führen. Bei sekundären Fettstoffwechselstörungen sucht der Arzt nach der zugrunde liegenden Erkrankung.

Komplikationen

In den meisten Fällen kann sich eine dauerhafte Fettstoffwechselstörung negativ auf das Herz und den Kreislauf auswirken. Die Gefahr für einen Herzinfarkt steigt beim Betroffenen. Im schlimmsten Falle kommt es nach einem Herzinfarkt zum Tod.

Der Patient verspürt in der Regel anfänglich keine Beschwerden und kann diese nur durch Übergewicht feststellen. Sollte die Fettstoffwechselstörung fortgeschritten sein, so kann es zu Beschwerden bei der Atmung kommen. Dies treten auch schon bei den geringsten Belastungen auf. Körperliche Tätigkeiten oder Sportarten sind für den Patienten nicht mehr möglich. Es kommt in einigen Fällen auch zu einem plötzlichen Tod.

Die Behandlung erfolgt in den meisten Fällen durch eine strenge Diät und eine gesunde Lebensweise. Dabei kommt es zu keinen Komplikationen und die Fettstoffwechselstörung kann relativ gut bekämpft werden. Wird die Diät eingehalten, so tritt die Fettstoffwechselstörung auch nicht nochmals auf. In schwerwiegenden Fällen wird eine sogenannte Blutwäsche durchgeführt.

Falls die Fettstoffwechselstörung nicht dauerhaft bekämpft werden kann, ist der Patient dauerhaft auf die Blutwäsche angewiesen. Dabei kommt es zu erheblichen Einschränkungen im Alltag, welche sich auch auf die Psyche negativ auswirken können. Damit leiden viele Patenten zusätzlich an Depressionen und einem verringerten Lebensgefühl.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Fettstoffwechselstörungen machen sich in der Regel über lange Zeit durch keinerlei Beschwerden bemerkbar. Zeigen sich erste Symptome, sind meist schon Schäden an den Gefäßwänden entstanden, die unbehandelt einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen können. Bei ersten Anzeichen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl in Händen und Füßen, einem Engegefühl in der Brust bei Belastung oder Schmerzen in den Beinen beim Zurücklegen längerer Gehstrecken sollte daher umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Auch hinter Sehstörungen, Schwindelattacken, Sprachstörungen oder Verwirrtheitszuständen kann sich eine durch erhöhte Blutfettwerte bedingte Durchblutungsstörung verbergen.

Auf eine angeborene Fettstoffwechselstörung können kleine gelblich-braune Knötchen (Xanthome) an Ohren, Augenlidern, Hand- und Fußgelenken sowie am Gesäß hindeuten. Derartige Hautveränderungen sollten ebenso ärztlich abgeklärt werden wie ein weiß-gelb-grauer Ring um die Hornhaut im Auge, der bei jungen Menschen häufig durch einen gestörten Fettstoffwechsel verursacht wird. Ein Arztbesuch ist auch bei länger anhaltenden Schmerzen im rechten Oberbauch anzuraten, die von einer Fettleber ausgelöst werden können.

Gelegentlich macht sich eine meist genetisch bedingte starke Erhöhung der Triglyzeride durch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bemerkbar, die aufgrund ihrer starken Symptomatik mit heftigen Bauchschmerzen, Übelkeit und Fieber eine sofortige ärztliche Behandlung erfordert. Auch gesunde Menschen sollten ihre Blutfettwerte regelmäßig kontrollieren lassen – dies gilt insbesondere, wenn nahe Familienangehörige an einer Fettstoffwechselstörung leiden.

Behandlung & Therapie

Die Therapie besteht zunächst darin, die Lebensweise zu ändern. Dabei ist es erforderlich, die Ernährung umzustellen. Der Nahrungsfettanteil in der Ernährung sollte unter 30 Prozent liegen. Auch auf eine ausreichende Versorgung mit essenziellen ungesättigten Fettsäuren ist zu achten. Bei Adipositas hat der Abbau des Übergewichtes absoluten Vorrang. Neben der Ernährungsumstellung sollte die körperliche Aktivität nicht zu kurz kommen.

Raucher sollten das Rauchen sofort aufgeben. Wenn trotz dieser konventionellen Maßnahmen die Blutfettwerte noch nicht sinken, bietet die medikamentöse Behandlung gute Chancen, die Werte wieder zu normalisieren. Zu den wichtigsten fettsenkenden Medikamenten gehören die Statine. Sie hemmen die Produktion von LDL in der Leber. Dabei kann der Cholesterinwert bis zu 50 Prozent reduziert werden. Allerdings wirken die Medikamente erst nach mehreren Wochen.

Parallel zur medikamentösen Behandlung sollte die fettreduzierte Ernährung beibehalten werden. Wenn sowohl die Änderung der Lebensweise als auch die medikamentöse Behandlung keine Erfolge bringen, kann eine Blutwäsche durchgeführt werden. Diese Behandlung wird auch als Lipidapherese bezeichnet. Mittels dieser Behandlung werden die Blutfette aus dem Blut entfernt. Wie bei einer Dialyse muss die Blutwäsche lebenslang erfolgen.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussicht einer Fettstoffwechselstörung hängt in vielen Fällen mit der gesundheitlichen Verfassung des Patienten sowie dessen Veränderungsbereitschaft der vorhandenen Lebensgewohnheiten zusammen. Menschen, mit einem hohen Körpergewicht oder einer Adipositas benötigen zur Linderung der Beschwerden eine Gewichtsabnahme. Ausreichende tägliche Bewegung, die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten sowie eine Umstellung der Ernährung sind für eine gute Prognose essentiell. Eine Diät und eine Vermeidung der Schadstoffaufnahme durch Alkohol und Nikotin sind für die Reduzierung der Beschwerden vonnöten.

Bei einer Beibehaltung der aktuellen Lebensführung kann trotz einer medizinischen Versorgung keine Rückbildung der erworbenen Störung erfolgen. Vielmehr ist von einer Zunahme der Beschwerden auszugehen. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es zu Funktionsausfällen des Organismus und damit zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall droht dem Patienten das frühzeitige Ableben oder lebenslange starke gesundheitliche Beeinträchtigungen.

Durch eine medikamentöse Behandlung werden vorhandene Symptome in ihrer Intensität gemildert. Damit wird die Funktionstätigkeit einzelner Organe oder Systeme unterstützt. Erfolgt eine dauerhafte Umstellung der Lebensweise, bestehen gute Aussichten auf eine Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes. Kommt es zu einem Rückfall in alte Gewohnheiten oder einer weiteren Gewichtszunahme, verschlechtert sich die Gesundheit des Patienten unweigerlich. Bei der Inanspruchnahme regelmäßiger Kontrolluntersuchungen kann rechtzeitig auf Veränderungen reagiert werden. Das verbessert die Prognose erheblich.

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Vorbeugung

Fettstoffwechselstörungen können in der Regel sehr gut vorgebeugt werden. Nur bei extrem genetisch bedingten Formen ist das nicht möglich. Am Wichtigsten ist eine gesunde Lebensweise. Dazu zählen ausgewogene Ernährung, viel körperliche Bewegung, nicht rauchen und nicht trinken. Des Weiteren sollte auf das Gewicht geachtet werden. Da auch Stress sowohl Einfluss auf die Ernährungsweise als auch auf den Stoffwechsel hat, ist er so gut wie möglich zu vermeiden.

Nachsorge

Bei allen Fettstoffwechselstörungen gilt die Pflicht zu einer langfristigen Nachsorge. Zunehmend sollen lipidologische Kompetenzzentren und Netzwerke sowie spezielle Lipid-Ambulanzen diese Aufgabe übernehmen. Viele Krankenhäuser übernehmen nach der Überweisung durch einen Hausarzt die Weiterbehandlung und die Nachsorge. Diese besteht zunächst aus einer regelmäßigen Überwachung der Blutfettwerte und anderer relevanter Parameter.

Die Kliniken und Ambulanzen sind vor allem auf die Behandlung und Nachsorge bei bestimmten Formen von Fettstoffwechselstörungen spezialisiert. Die Überweisung erfolgt meist, wenn es zu Unverträglichkeiten gegenüber cholesterinsenkenden Medikamenten - sogenannten Statinen - gekommen ist. Auch die Abklärung genetischer Faktoren, die die vorliegende Fettstoffwechselerkrankung begünstigt haben könnten, spielt eine Rolle.

In der Nachsorge wird geprüft, ob eine Indikation für die Verordnung von PCSK-9-Hemmern besteht. Die Therapie muss überwacht werden. Meistens ist eine ambulante Behandlung der Fettstoffwechselstörung möglich, manchmal muss eine stationäre Aufnahme erfolgen, weil der Fettstoffwechsel zu entgleisen droht.

Die Nachsorge befasst sich vor allem mit schweren Fällen wie einer familiären Hypercholesterinämie bei LDL Rezeptordefekten, familiären Hypercholesterinämien mit Liganden-Defekten oder sekundären Hyperlipo-Proteinämien bei gleichzeitigem Vorliegen von Diabetes mellitus.

Durch die Nachsorge muss sichergestellt werden, dass der Patient medikamentös gut eingestellt ist. Er sollte Gewicht abbauen, die Ernährung umstellen und sich insgesamt angepasster verhalten. Auch sportliche Betätigung kann zum Nachsorgekonzept gehören.

Das können Sie selbst tun

Wer unter Störungen seines Fettstoffwechsels leidet, kann diese auch selbst beeinflussen, indem er einen gesünderen Lebensstil bevorzugt. So bewegen sich viele Betroffene zu wenig, fahren lieber mit dem Auto anstatt mit dem Fahrrad oder vermeiden es, Treppenstufen zu steigen. Auch ihre Ernährungsweise ist oft ungesund und besteht vorwiegend aus fetthaltiger und süßer Kost.

Zu den wichtigsten Selbsthilfemaßnahmen bei einer Fettstoffwechselstörung gehört die richtige Ernährungsweise. Bewegung findet im heutigen Alltagsleben deutlich weniger statt als in früheren Jahren. Darüber hinaus werden mehr Speisen verzehrt, als der Körper eigentlich benötigt.

Um den Verlauf einer Fettstoffwechselstörung günstig zu beeinflussen oder die Krankheit gar nicht erst entstehen zu lassen, ist eine Ernährung, die aus reichlich Ballaststoffen besteht, überaus wichtig. Als besonders empfehlenswert gilt die mediterrane Küche mit reichlich Fisch. Sinnvoll ist außerdem der Verzehr von Flohsamen und Haferkleie. Dabei sollten die ballaststoffreichen Lebensmittel regelmäßig konsumiert werden.

Bei der Ernährung gilt es außerdem, auf versteckte Fette zu achten. Diese befinden sich zumeist in Fertigprodukten, Fleisch, Süßigkeiten, Backwaren und Vollmilcherzeugnissen.

Hilfreich gegen eine Fettstoffwechselstörung ist zudem der Verzicht auf alkoholische Getränke, weil dadurch die Anzahl der Triglyceride abgesenkt wird. Gleiches gilt für den Konsum von Zigaretten. So kommt es durch einen Rauchstopp zum Anstieg des positiven HDL-Cholesterinwerts.

Eine bedeutende Rolle spielt außerdem regelmäßige Bewegung. So hilft sie beim Abbau von Übergewicht und sorgt für eine Erhöhung des HDL-Cholesterins.

Quellen

  • Burkhardt, D.: Gesund leben. Laborwerte deuten. Müller Verlag, Köln 2005
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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