Fadenwürmer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fadenwürmer gehören zu den artenreichsten Wurmgattungen. Einige Subformen können den Menschen befallen und Erkrankungen auslösen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Fadenwürmer?

Fadenwürmer sind auch als Älchen oder Nematoden bekannt. Sie gelten als überaus artenreich und bringen es auf mehr als 20.000 verschiedene Spezies sowie 2000 unterschiedliche Gattungen.

Da einige Arten sowohl Menschen als auch Tiere befallen können, werden sie zu den Parasiten gezählt. Bekannte Fadenwurm-Arten, die als schädlich für den Menschen gelten, sind zum Beispiel der Madenwurm, der Peitschenwurm und der Spulwurm. Seit den 50er Jahren ist die Anzahl der Fadenwurm-Erkrankungen bei Menschen jedoch rückläufig.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Fadenwürmer können den Menschen auf verschiedene Arten befallen. Einige Fadenwürmer, wie zum Beispiel der Madenwurm (Enterobius vermicularis), legen ihre Eier in der Nähe des Anus ab, was zu Juckreiz führt. Wenn die betroffene Person den Anus kratzt, können die Eier an den Händen haften bleiben und von dort aus auf Lebensmittel, Oberflächen oder andere Personen übertragen werden, wodurch eine weitere Infektion ausgelöst werden kann.

Fadenwürmer kommen beinahe überall vor. So leben sie sowohl in terrestrischen Biotopen als auch in Salz- und Süßwasser. Unter den Nematoden sind zudem zahlreiche Parasitenarten verbreitet. Besonders bekannt ist der Spulwurm (Ascaris lumbricoides), dessen Lebensraum sich von Ostasien über Afrika bis nach Südamerika erstreckt. Weitere Arten sind der Madenwurm (Enterobius vermicularis), der Zwergfadenwurm (Strongyloides stercoralis) sowie die Wanderfilarie (Loa loa).

Da die Fadenwürmer nur eine mikroskopische Größe erreichen, werden sie zur Meiofauna gerechnet. Einige wenige Arten wie der Pferdespulwurm erreichen allerdings eine Länge von mehreren Metern.

Bei Fadenwürmern handelt es sich um triploblastische Urmünder. Ihre typische Gestalt hat die Form eines Wurms. So werden sie lang und weisen einen runden Querschnitt auf. Über eine Segmentierung verfügen die Nematoden nicht. Als Körperhöhle dient ein schmales Pseudocoel. Der Kopf eines Fadenwurms ist mit kleinen Richtungsorganen ausgestattet, die gewissermaßen als Augen dienen. Außerdem verfügt der Wurm über eine große Mundöffnung samt Rachen. Der auf der Vorderseite befindliche Mund enthält oftmals Fortsätze. Diese fungieren zum Tasten sowie zur Aufnahme von Nahrung. Am spitzen hinteren Ende befindet sich der Anus.

Als größter Fadenwurm gilt der Placentonema gigantissimum, der in der Plazenta von Pottwalen vorkommt. So können die Weibchen eine Länge von etwa 8,40 Metern erzielen. Ihr Durchmesser liegt bei 2,5 Zentimetern. Dagegen erreichen die Männchen lediglich eine Länge von 4 Metern.

Die Hautzellschicht des Fadenwurms gilt als interessant. Im Unterschied zu anderen Tieren setzt sie sich nicht aus Einzelzellen zusammen. Stattdessen besteht sie aus einer Masse von Zellulärmaterial. Dieses wird nicht von Membranen in Einzelzellen unterteilt. Außerdem sind mehrere Zellkerne vorhanden. Von der Epidermis wird ein mehrlagiges dickes Häutchen abgesondert, welches die Eigenschaft hat, den Fadenwurm vor ungünstigen Umwelteinflüssen und Austrocknung zu schützen. Bei Parasiten kann diese Cuticula den Wurm sogar vor den Verdauungssäften des Wirtskörpers bewahren.

Ähnlich wie die Rundwürmer sind auch die Fadenwürmer mit Längsmuskeln versehen, die zur Fortbewegung dienen. Sie erstrecken sich vom Kopf bis zum Schwanz. Das Nervensystem der Nematoden gilt als sehr simpel. So wird es von einem circumoesophagealen bzw. cirumpharyngealen Ring zusammengesetzt. Von dort aus verlaufen ein ventraler sowie ein dorsaler Hauptstrang in die hintere Richtung. Der Ring ist imstande, unterschiedliche Reize wahrzunehmen und zu verarbeiten. Im Unterschied zu anderen Tieren können sich die Muskelzellen des Wurms eigenständig zu den Nervenbahnen ausbreiten.

Je nach Fadenwurmart fällt die Ernährung unterschiedlich aus. So ernähren sich freilebende Spezies von Algen, Pilzen, Bakterien, Fäkalien und Aas. Mitunter werden auch Tiere räuberisch erbeutet. Mithilfe der Fortsätze am Mund lässt sich die Nahrung aufnehmen und mit den starken Muskeln zerquetschen. Im Darmraum findet anschließend die Bearbeitung und Verdauung der Nahrung statt.

Die Fortpflanzung der Fadenwürmer wird sexuell durchgeführt, wobei es zumeist zwei getrennte Geschlechter gibt. Mitunter kommen aber auch Hermaphroditen vor, die sich selbst befruchten. Dazu gehört zum Beispiel die Spezies Caenorhabditis elegans. Da die Fadenwürmer die Eigenschaft haben, sich zu häuten, werden sie zu den Häutungstieren gezählt.

Übertragen werden Fadenwürmer in erster Linie durch den Verzehr von rohem Fleisch. Darin kommen bereits die Larven der Würmer vor. Aber auch die Aufnahme von Wurmeiern, die in Fäkalien enthalten sind, kann zu einem Wurmbefall führen, was oftmals bei Hunden der Fall ist. Als gefährlich gelten zudem Lebensmittel, die mit Wurmeiern verunreinigt sind.

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Krankheiten & Beschwerden

Bemerkbar macht sich ein Befall mit Fadenwürmern in der Regel durch erheblichen Juckreiz in der Analregion. Dieser zeigt sich besonders in den Nachtstunden und verstärkt sich durch Wärme.
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Wird der Mensch von Fadenwürmern befallen, ist in der Medizin von einer Filariose die Rede. Ein Wurmbefall ruft unterschiedliche Erkrankungen hervor, die von der jeweiligen Art abhängen. Dazu gehören u. a. die Onchozerkose (Flussblindheit), die lymphatische Filariose sowie Loiasis.

Als besonders ansteckend gilt die Wurmart Wuchereria bancrofti, von der auf der ganzen Welt schätzungsweise 108 Millionen Menschen befallen sind. Weitere 12 Millionen tragen Brugia-Arten in sich. Bei rund 17 Millionen Menschen wird ein Befall mit Onchocerca volvulus vermutet. Dabei kommt die Erkrankung fast vollständig in Afrika vor. In Deutschland zeigen sich Infektionen mit Fadenwürmern nur sehr selten. Fast immer halten sich die Betroffenen zuvor in tropischen Ländern auf.

Bemerkbar macht sich ein Befall mit Fadenwürmern in der Regel durch erheblichen Juckreiz in der Analregion. Dieser zeigt sich besonders in den Nachtstunden und verstärkt sich durch Wärme. Werden Mädchen und Frauen von einem Fadenwurm infiziert, breitet sich die Entzündung teils bis zur Vagina aus.

Die Entdeckung eines Fadenwurmbefalls erfolgt zumeist dadurch, dass die langen Würmer im Kot oder am After des Patienten erkennbar sind. Um die Parasiten zu bekämpfen, werden Anthelminthika (Wurmmittel) verabreicht, die die Würmer abtöten. Darüber hinaus bedarf es konsequenter hygienischer Maßnahmen im Afterbereich.

Quellen

  • Bornhöft, G.: Pathologie Kompakt. Springer, Berlin 1997
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Ringelmann, R., Heym, B.: Parasiten des Menschen. Protozoen, Helminthen und Arthropoden Krankheit, Diagnose und Therapie. Steinkopff, Berlin 2015

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