Extrasystolen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Kurze Aussetzer oder Stolperer des Herzens hat fast jeder Mensch schon einmal erlebt. Diese sogenannten Extrasystolen können ohne erkennbaren Grund, aber auch in Stresssituationen auftreten. Während sie meist harmlos verlaufen und zügig wieder verschwinden, können sie in anderen Fällen auch der Vorbote einer schwerwiegenden Herzerkrankung sein. Hier wird eine entsprechende Behandlung der Extrasystolen unabdingbar.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Extrasystolen?

Hinter Herzstolpern verbergen sich meist Rhythmusstörungen des Herzens in Form von Extraschlägen, den sogenannten Extrasystolen.

Extrasystolen beschreiben eine Gruppierung von Herzrhythmusstörungen, die in der medizinischen Fachsprache auch unter dem Kürzel ES bekannt sind. Sie zeichnen sich durch sogenannte Extra-Herzschläge aus, welche sich außerhalb des geregelten Herzrhythmus befinden. Diese Extra-Herzschläge stammen aus dem ektopen Erregungszentrum des Vorhofes, des HIS-Bündels, des AV-Knotens oder der Herzkammer und somit nicht wie herkömmlich aus dem sogenannten Sinusknoten des Herzens.

In der Regel wird der normale Rhythmus des Herzens nicht durch die Extrasystolen beeinflusst, da diese in Form interpolierter Extrasystolen lediglich zusätzlich zum geregelten Herzschlag auftreten. In bestimmten Fällen kommt es bei Extrasystolen jedoch auch zum Einsetzen einer Pause. Diese sogenannte postextrasystolische Pause hält bis zum Fortsetzen des normalen Herzrhythmus an.

Ursachen

Extrasystolen entstehen, wenn innerhalb der Reizweiterlung im Herzen eine Störung auftritt. Infolge dieser Störung arbeiten Kammer und Vorhof des Herzens für eine kurze Zeit gegeneinander und führen ein spürbares, kurzweiliges Aussetzen beziehungsweise Stolpern des Herzens herbei. Störungen aus dem Vorhof werden dabei als supraventrikuläre Extrasystolen, kurz SVES, bezeichnet, während sich Störungen in der Kammer als ventrikuläre Extrasystolen, kurz VES, entwickeln.

Für beide Arten der Extrasystolen besteht eine Vielzahl möglicher Auslöser. So können sowohl positive als auch negative Stresssituationen oder Emotionen ein Herzstolpern bedingen. Ebenfalls begünstigt eine Übermüdung die Ausbildung von Extrasystolen. Ein Mangel an bestimmten Mineralstoffen wie Kalium oder Magnesium führt wiederum in anderen Fällen kurzzeitige Aussetzer des Herzens herbei.

Auch übermäßiger Alkohol- oder Drogenkonsum sowie die Einnahme spezieller Arzneimittel wie Antidepressiva können Extrasystolen verursachen. Weitere mögliche Bedingungsfaktoren repräsentieren Koffein und Nikotin. Überdies ist ein Auftreten von Extrasystolen ebenso im Rahmen gesundheitlicher Probleme denkbar, zu welchen in erster Linie Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Hormonumstellungen in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren zählen.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Je nach Art der Extrasystolen zeigt sich eine unterschiedliche Symptomatik im Krankheitsverlauf. Supraventrikuläre Aussetzer des Herzens sind für den Betroffenen kaum zu spüren, weil der Vorhof hier noch gleichmäßig zur Kammer schlägt.

Im Gegensatz hierzu zeigen sich bei ventrikulären Extrasystolen differente Anzeichen beim Betroffenen, indem im Hals oder Bauchraum die Aussetzer in Form eines unangenehmen Gefühls wahrgenommen werden. Treten die Extrasystolen besonders häufig auf, können sie in seltenen Fällen ebenfalls Schwindelgefühle oder Angstzustände beim Betroffenen auslösen.

Komplikationen

In der Regel verlaufen Extrasystolen ohne Komplikationen und stellen somit kein großes Gesundheitsrisiko dar. In gehäuften Episoden repräsentieren sie jedoch einen Hinweis auf das Vorliegen einer schweren Herzschädigung. Als besonders gefährlich gelten Extrasystolen, die innerhalb der elektrischen Reizweiterleitung im Herzen vorkommen. Sie können ein Kammerflimmern bedingen.

Treten mehrere Extrasystolen hintereinander auf, können diese einen Vorläufer schwerer Herzrhythmusstörungen widerspiegeln. Bei einer Nichtbehandlung des Herzstolperns und seiner Ursachen steigt das Risiko irreparabler Herzschäden drastisch an. So können externe Ursachen der Aussetzer eine dauerhafte Herzrhythmusstörung bedingen.

In Verbindung mit starken Angstzuständen kann sich infolge des Herzstolperns ebenfalls eine vegetative Dystonie entwickeln, die eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems bedeutet.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Auch wenn Extrasystolen meist harmloser Natur sind, ist beim Vorliegen bestimmter Faktoren ein Arztbesuch unabdingbar. Zeigen sich die Extrasystolen beispielsweise über mehrere Minuten oder ganze Stunden, sollten Betroffene umgehend einen Fachmann konsultieren.

Des Weiteren muss bei Begleiterscheinungen wie Atemnot, Schwindelgefühlen oder Bewusstseinsstörungen ein ärztlicher Rat eingeholt werden. In diesen Fällen haben sich die Extrasystolen oftmals bereits in Herzrhythmusstörungen ausgedehnt, die wiederum aus schwerwiegenenden Gefäß- und Herzkrankheiten wie Bluthochdruck, Vorhofflimmern, Herzmuskelentzündungen oder Herzklappenfehlern resultieren können.

Als der richtige Ansprechpartner bei Anzeichen auf Herzstolpern gilt der Kardiologe, welcher auf die Medizin des Herzens spezialisiert ist. Sollten die Extrasystolen mit extremen Schmerzen und einem enormen Druckgefühl im Bereich der Brust verbunden sein, muss dringend Hilfe in Form eines Notarztes eingeholt werden, da es sich hier um einen Herzinfarkt handeln kann.

Diagnose

Zur Diagnostizierung von Extrasystolen kommt im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung vorwiegend das Elektrokardiogramm, kurz EKG, zum Einsatz. Dieses Instrument ermöglicht eine Unterscheidung zwischen krankhaften Herzstolpern und fortschreitenden Herzrhythmusstörungen. Hierfür zeichnet es mit Hilfe von Elektroden die Herzströme des Patienten auf, aus welchen Zeitpunkt, Ort und Ausprägungsmaß der Extrasystolen ermittelt werden können.

Sollte ein Herzstolpern jedoch lediglich sporadisch vorkommen, ist das EKG als Diagnoseinstrument meist ungeeignet. In diesem Fall können 24-Stunden-EKG’s genaueren Aufschluss über die individuelle Art der Extrasystolen liefern. Misst das Gerät an einem Tag mehr als 10.000 Extrasystolen, gilt das vorliegende Herzstolpern als behandlungsbedürftig. Zudem ermöglicht ein Belastungs-EKG explizite Diagnoseergebnisse, indem hierbei durch Anstrengung bewusst Herzaussetzer provoziert werden.

Dafür muss der Betroffene auf einem Fahrrad-Ergometer oder Laufband spezielle Fitnessübungen durchführen, bevor sein Herzschlag und sein Blutdruck gemessen werden. Letztlich eignet sich auch die sogenannte Echokardiografie als Methode zur genauen Feststellung von Extrasystolen. Diese beschreibt eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens, bei welcher Schnittbilder der Organe und Gewebe erstellt werden. Im Anschluss kann der behandelnde Arzt die Aufnahme auf das Vorhandensein bestimmter Merkmale hin beurteilen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsmethode von Extrasystolen ist abhängig von ihrer jeweiligen Ursache. Besteht keine krankhafte Ursache des Herzstolperns, ist eine Therapie nicht zwingend notwendig. Hier liegen oftmals lediglich ventrikuläre Extrasystolen beim Betroffenen vor, bei welchen das Herz grundsätzlich gesund arbeitet.

Sollten die Aussetzer den Patienten dennoch stören, kann auf eine Behandlung zurückgegriffen werden. Meist verschreibt der Kardiologe in diesem Zusammenhang niedrig rationierte Betablocker, da die ventrikulären Extrasystolen oftmals stressbedingt auftreten. Entwickelt sich das Herzstolpern hingegen infolge einer Erkrankung, rückt wiederum die Behandlung dieser in den Vordergrund. Hierzu kommen meist ebenfalls Medikamente wie Betablocker zum Einsatz, welche eine Entlastung des Herzens herbeiführen.

Ihre Wirkungsweise beruht dabei auf ihrer blutdrucksenkenden und stabilisierenden Funktionsweise. Auch der Einsatz bestimmter Antiarrhythmika ist denkbar. Nach Feststellung einer Schilddrüsenfehlfunktion als verursachender Faktor des Herzstolperns muss ebenfalls eine Behandlung mit Medikamenten erfolgen. Bei verengten Gefäßen wird wiederum ein Stent eingesetzt, der ein Implantat zur Öffnung von Gefäßen und Hohlorganen repräsentiert. Jedoch springen nicht alle Arten von Extrasystolen auf diese oder eine medikamentöse Therapieform an, sodass die Durchführung einer sogenannten Katheterablation als weiterer Behandlungsansatz infrage kommt.

Im Voraus müssen Untersuchungsergebnisse ergeben haben, dass die Störung der Reizleitung aus einem speziellen Ort des Herzens entspringt. Im Zuge einer Katheterablation legt der behandelnde Chirurg dann einen Katheter an der gestörten Stelle des Herzens an. Anschließend wird die spezielle Stelle durch einen Hochfrequenzstrom von etwa 65 Grad erhitzt und verödet. Nach dem Eingriff wird der Katheter entfernt und die rückbleibende Wunde mit einem Druckverband gestillt.

Sollte die diagnostizierte Ursache der Extrasystolen das Risiko eines plötzlichen Herztodes bergen, wird dem Betroffenen oftmals ein Defibrillator eingesetzt, der gefährliche Störungen im Herzrhythmus selbstständig ermittelt und über einen Stromstoß beendet.

Aussicht & Prognose

Die Prognose von Extrasystolen ist abhängig von der Art ihres Auftretens und der individuellen Behandlung. Lediglich kurz anhaltenden Aussetzern wird beispielsweise eine gute Prognose zugesprochen, da sich hier der Rhythmus des Herzens selbstständig stabilisiert.

Negativer fällt die Prognose bei häufigen Extrasystolen aus, die sich mehrmals am Tag zeigen. Denn dieses Herzstolpern ist ein möglicher Vorläufer ernsthafter Herzrhythmusstörungen. So kann aus den Extrasystolen ein Vorhofflimmern entstehen, welches ohne eine entsprechende Behandlung irreparable Schädigungen am Herzmuskel bedingt. Beruht häufiges Herzstolpern wiederum auf einem Mangel bestimmter Mineralstoffe, heilen die Extrasystolen infolge einer Behebung der Mangelerscheinung zügig selbstständig aus.

Schlechtere Prognosen bestehen beim Vorliegen von Begleiterscheinungen wie Schwindel, Bluthochdruck oder Bewusstseinsstörungen, da hier externe oder organische Faktoren die Ursache der Extrasystolen darstellen können. In diesem Fall kann sich eine andauernde Herzrhythmusstörung beim Betroffenen entwickeln, wenn eine Behandlung des Herzstolperns und seiner Ursachen ausbleibt.

Sind die Aussetzer wiederum mit starken Ängsten verbunden, besteht das Risiko einer vegetativen Dystonie, die ohne Behandlung eine ungünstige Prognose für die Extrasystolen bedeutet.


Vorbeugung

Extrasystolen können durch eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren bedingt werden, welchen oftmals durch die Wahrung bestimmter Grundsätze gezielt vorgebeugt werden kann. Entscheidend für das Ausbleiben von Extrasystolen ist dabei ein gesunder Lebensstil. Dieser sollte sich in erster Linie durch regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung auszeichnen.

Besonders auf sehr fettige und süße Nahrungsmittel sollte so weit wie möglich verzichtet werden. Bei vorliegenden Übergewicht muss dieses dringend reduziert werden, um einer gesunderen Lebensweise näher zu kommen. Zudem muss die tägliche Trinkzufuhr stets angemessen sein. Auch ausreichend Schlaf- und Ruhephasen sind für eine optimale Vorbeugung von Herzstolpern unabdingbar.

Von Vorteil ist des Weiteren der Verzicht oder die Reduzierung schädlicher Substanzen wie Koffein, Tabak oder Alkohol. Auf die Einnahme von Drogen sollte vollständig verzichtet werden. Nützlich ist auch eine Minimierung von Stresssituationen im Alltag und Beruf, welche durch das Erlernen spezieller Entspannungsmethoden zur Selbstkontrolle gefördert werden kann. Hierdurch lassen sich zukünftige Stressfaktoren gezielt umgehen.

Nachsorge

Die Möglichkeiten der Nachsorge erweisen sich bei Extrasystolen als sehr schwierig und stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen nicht zur Verfügung. Der Patient muss diese Herzbeschwerde in erste Linie durch einen Arzt behandelt lassen, um weitere Komplikationen und im schlimmsten Falle den Tod zu verhindern. Aus diesem Grund ist dabei eine frühzeitige Diagnose der Extrasystolen sehr wichtig.

In den meisten Fällen müssen die Betroffenen bei dieser Krankheit Medikamente einnehmen. Dabei ist auf eine richtige und regelmäßige Einnahme dieser Arzneimittel zu achten, um weitere Herzbeschwerden zu vermeiden. Sollte es zu ungewöhnlichen Gefühlen am Herzen kommen, so muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Im Allgemeinen wirkt sich auch eine gesunde Lebensweise mit einer gesunden Ernährung positiv auf den Verlauf dieser Krankheit aus.

Der Betroffene sollte dabei auch nicht rauchen und ebenfalls keinen Alkohol zu sich nehmen. Sollten die Extrasystolen durch einen operativen Eingriff behandelt werden, empfiehlt es sich für den Betroffenen, sich nach diesem Eingriff auszuruhen und seinen Körper schonen. Von Anstrengungen oder anderen stressigen Aktivitäten ist abzusehen. Eventuell ist durch die Extrasystolen die Lebenserwartung des Betroffenen eingeschränkt.

Das können Sie selbst tun

Bei einer ungefährlichen Ursache der Extrasystolen existiert eine Vielzahl von Maßnahmen, mit denen das Herzstolpern bereits selbstständig eingedämmt werden kann. So sollte der Konsum schädlicher Substanzen wie Nikotin, Alkohol oder Koffein deutlich herabgesenkt werden. Die Einführung ausreichender Schlaf- und Ruhephasen ist ebenfalls nützlich, um vorliegenden Extrasystolen entgegenzuwirken.

Gleiches gilt für Entspannungsmethoden wie zum Beispiel Meditation oder autogenes Training. Bedeutsam ist eine konsequente Einnahme verschriebener Arzneimittel für Blutdruck, Schilddrüse oder Herz, um diesen eine erfolgreiche Entfaltung ihrer Wirkungsweisen beim Vorliegen von Extrasystolen zu ermöglichen.

Letztlich kann auch der Verzehr spezieller Heilpflanzen- und kräuter auftretendes Herzstolpern reduzieren, indem diese Stress ausgleichen. Zu den heilenden Pflanzen zählen unter anderem Baldrian, Brennnesseln, Lavendel, Melisse, Johanniskraut, Hopfen oder die Passionsblume. Diese können in Form von Tee oder Tabletten verzehrt werden und beruhigen neben dem Herzen auch den gesamten Kreislauf des Betroffenen.

Quellen

  • Braun, J., Dormann, A.J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Erdmann, E.: Klinische Kardiologie. Springer, Heidelberg 2011
  • Ziegenfuß, T.: Notfallmedizin. Springer, Heidelberg 2011

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