Exogene allergische Alveolitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als exogene allergische Alveolitis wird eine Entzündung der Alveolen bezeichnet. Sie entsteht durch das Einatmen von Feinstaub.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine exogene allergische Alveolitis?

Die akute Form setzt etwa 4 bis 12 Stunden ein, nachdem der Patient den Auslöser eingeatmet hat. Dabei kommt es zu Symptomen wie Reizhusten, Atemnot im Ruhezustand, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und hohes Fieber.
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Bei der exogenen allergischen Alveolitis (EAA) oder exogen-allergischen Alveolitis handelt es sich um eine Aleveolenentzündung, die allergisch bedingt ist. Die Alveolen sind Lungenbläschen, die durch das Einatmen von Feinstaub in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei kann es sich um chemische Stoffe oder organischen Staub handeln.

Wird der schädliche Stoff im Rahmen einer Berufstätigkeit eingeatmet, lässt sich die exogene allergische Alveolitis zu den Berufskrankheiten rechnen. In Deutschland sind ca. 5 bis 15 Prozent der Bevölkerung von einer EAA betroffen. Am häufigsten zeigt sich die Entzündung der Alveolen bei Taubenzüchtern und Landwirten.

Ursachen

Ursächlich für eine exogene allergische Alveolitis ist das wiederholte Einatmen von organischem Staub. Gelangt dieser in die Lunge, kommt es im Körper zu einer allergischen Überreaktion. Von besonderer Bedeutung sind dabei Immunreaktionen von Typ III und IV. Die Immunkomplexe bewirken das Aktivwerden des Komplementsystems. Außerdem werden Botenstoffe mit Entzündungszellen gebildet. Zytotoxische T-Lymphozyten haben die Ausprägung von Granulomen innerhalb des Alveolarraums zur Folge.

Je nachdem, wie groß das Ausmaß der Allergenexposition ist und wie lange sie anhält, bildet sich dabei eine akute Pneumonitis. Durch kleinere pneumonitische Schübe besteht zudem die Gefahr einer sich weiterentwickelnden Lungenfibrose. Bei der exogenen allergischen Alveolitis ist die Erkrankungsgefahr unterschiedlich. Ein erhöhtes Risiko besteht besonders bei Atopikern. Verantwortlich für eine exogen-allergische Alveolitis sind unterschiedliche Antigene, die eine Überreaktion des Körpers auslösen.

Zu den etwa 300 bekannten Antigenen zählen unter anderem Chemikalien, tierische Proteine, Bakterien sowie Pilze und Pilzsporen. Nicht selten hängt die EAA auch mit der beruflichen Tätigkeit des Patienten zusammen. Eine Form der exogenen allergischen Alveolitis ist die sogenannte Vogelzüchterlunge. Sie entsteht durch Vogelfedern oder Vogelkot. Eine andere Variante stellt die Farmerlunge dar, die von Schimmelpilzsporen in Getreide oder Heu hervorgerufen wird.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die exogene allergische Alveolitis lässt sich in eine akute und eine chronische Form unterteilen. Die akute Form setzt etwa 4 bis 12 Stunden ein, nachdem der Patient den Auslöser eingeatmet hat. Dabei kommt es zu Symptomen wie Reizhusten, Atemnot im Ruhezustand, Kopfschmerzen, Schüttelfrost und hohes Fieber.

Außerdem verspüren die Betroffenen ein allgemeines Krankheitsgefühl. Die chronische EAA macht sich in der Regel durch eine allmähliche Leistungsabnahme, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Gewichtsabnahme bemerkbar. Bei Belastung leiden die Patienten zunehmend unter Atembeschwerden und Husten.

Die akute Form der exogen-allergischen Alveolitis kommt normalerweise durch eine massive Zufuhr von Antigenen zustande. Dazu gehört unter anderem das Reinigen eines Taubenschlages oder das Umlagern von verschimmeltem Heu. Die Symptome weisen Ähnlichkeit mit einer Infektionserkrankung auf, werden jedoch nicht durch eine Infektion ausgelöst. Oftmals heilt die akute EAA schon nach wenigen Tagen von selbst wieder ab. Nur schwer zu entdecken ist die chronische Form der EAA. Sie führt im Laufe der Zeit zu einer Zerstörung des Lungengewebes, auch Lungenfibrose genannt.

Diagnose & Verlauf

Nur mit einem einzigen Befund kann eine exogen-allergische Alveolitis nicht diagnostiziert werden. Aus diesem Grund setzt sich die Diagnostik aus dem Ausschluss von anderen Erkrankungen zusammen. Des Weiteren kommen unterschiedliche Diagnoseverfahren zur Anwendung. Eine wichtige Rolle spielt zudem die Symptomatik der Krankheit.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung nimmt der Arzt beim Abhören häufig ein knisterndes Rasseln wahr. Mitunter lässt sich auch durch eine Röntgenuntersuchung eine milchige, glasige Trübung entdecken. Bei etwa einem Drittel aller Patienten tritt sie allerdings nicht auf. Liegt eine chronische Form vor, können zunehmende Vernarbungen ermittelt werden, die sich jedoch auch bei anderen Lungenkrankheiten zeigen.

Sicher nachweisen lässt sich eine exogene allergische Alveolitis durch eine hochauflösende Computertomographie (HR-CT). Sogar Frühformen, die auf dem Röntgenbild unerkannt bleiben, können mit ihrer Hilfe diagnostiziert werden. Durch eine Blutuntersuchung ist der Nachweis von speziellen Antikörpern gegen die Verursacher möglich.

Nicht selten wird die EAA erst spät erkannt. Dies kann eine verspätete Behandlung des Patienten nach sich ziehen, wodurch wiederum die Gefahr einer Lungenfibrose besteht. Infolgedessen bildet sich die Fibrose nur langsam oder sogar überhaupt nicht mehr zurück. Erfolgt jedoch eine rechtzeitige Behandlung, ist der Verlauf der Erkrankung in der Regel positiv.

Komplikationen

Die exogene allergische Alveolitis gehört zu einer Gruppe immunologisch bedingter Lungenerkrankungen. Durch das Einatmen verschiedener organischer Staubarten kann es zu einer entzündlichen Reaktion von Lunge, Bronchien und Atemwege kommen. Gerade im Bereich der Tierhaltung und in Klimaanlagen betriebenen Räumen ist das Symptom eher berufsbedingt.

Zuweilen wird die Erkrankung falsch gedeutet, da die Anzeichen sowie Verlaufsformen sich oft als grippaler Effekt äußern. Bei einem Blutbild zeigt sich jedoch deutlich eine Leukozytose ab, welche einer gründlichen ärztlichen Anamnese bedarf. Nachdem unter anderem der berufliche sowie private Hintergrund des Patienten betrachtet wurde, kann eine exogene allergische Alveolitis vermutet werden.

Sofern sich nicht das typische Knisterrasseln beim Abhorchen der Lunge vernehmen lässt, können bildgebende Verfahren und eine ganzheitliche Diagnostik den Befund sichern. Wird das Symptom verschleppt, treten unweigerlich Komplikationen auf, welche sich beruflich und lebenseinschränkend auf den Betroffenen auswirken. Neben immer wiederkehrenden Fieberschüben, Dauerhusten, einem permanenten Grippe- und Erschöpfungsgefühl, kann die exogen allergische Alveolitis chronische Ausmaße annehmen.

Die Folgen sind Kurzatmigkeit, unerklärliche Gewichtsabnahme, Uhrglasnägel, Trommelschlegelfinger und eine chronisch fortschreitende Lungen-Fibrosierung. Ist die Fibrosierung mit Vernarbung der Lungenhöfe eingetreten, kann diese kaum mehr ausgeheilt werden. Bei rechtzeitigem Erkennen des Symptoms werden Glucocorticoide eingesetzt, um eine Allergenkarenz zu ermöglichen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Diese Erkrankung sollte von einem Arzt untersucht werden. Sie muss zwar nicht sofort zu Komplikationen oder zu schwerwiegenden Beschwerden führen, kann allerdings auf lange Dauer die inneren Organe beschädigen. Der Betroffene sollte einen Arzt dann aufsuchen, wenn er an starker Atemnot oder an Reizhusten leidet. Dieser kann auch mit blutigem Auswurf auftreten.

Sollte der Patient aufgrund der Erkrankung das Bewusstsein verlieren, so ist sofort ein Notarzt zu rufen und eine Mund-zu-Mund-Beatmung durchzuführen. Auch eine stabile Seitenlage kann den Patienten retten. Weiterhin sollte auch dann eine Behandlung eingeleitet werden, wenn der Betroffene an hohem Fieber oder an Kopfschmerzen und Schüttelfrost leidet.

Weiterhin können auch eine dauerhafte Müdigkeit oder Appetitlosigkeit Symptome der Erkrankung darstellen. Die Atembeschwerden und der Husten nehmen in der Regel mit der Zeit zu und verschlechtern sich. Die erste Diagnose und Behandlung kann bei einem Allgemeinarzt oder bei einem HNO-Arzt erfolgen. Je früher die Diagnose stattfindet, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines positiven Krankheitsverlaufes. Die weitere Behandlung richtet sich allerdings nach der Ausprägung der Beschwerden und eventuell auch nach der Beschädigung der inneren Organe.

Behandlung & Therapie

Um eine exogen-allergische Alveolitis erfolgreich zu behandeln, muss die betroffene Person das auslösende Allergen unbedingt meiden. So lässt sich ohne eine konsequente Allergenkarenz keine wirksame Behandlung vornehmen. Für die Therapie stellt der Arzt fest, ob möglicherweise eine Berufskrankheit vorliegt. Vermeidet der Patient das auslösende Allergen, verschwinden die Beschwerden normalerweise nach einigen Tagen wieder.

Damit die Entzündungsreaktion bei einer akuten EAA erfolgreich bekämpft wird, erhält der Patient in hohen Dosen Glukokortikoide. Bei manchen Betroffenen besteht zudem eine Superinfektion, die ebenfalls einer medizinischen Therapie bedarf. Leidet der Patient unter einer chronischen exogenen allergischen Alveolitis, erhält er hochpotenzierte Immunsuppressiva. Durch diese Mittel kann die Lungenfibrose reduziert werden.

Ist die Fibrose allerdings schon weiter fortgeschritten, besteht die Gefahr von schwerwiegenden Komplikationen wie einer Rechtsherzinsuffizienz oder einer pulmonalen Hypertonie. Verschlechtert sich der Zustand des Patienten weiter, kommen Therapieoptionen wie eine Langzeit-Sauerstofftherapie oder eine Lungentransplantation in Betracht.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der exogenen allergischen Alveolitis ist unter der Einhaltung bestimmter Vorgaben günstig. Bei einer Vermeidung der Einatmung von Feinstaub tritt eine Beschwerdefreiheit ein. Wenngleich die Erkrankung nicht heilbar ist, kann der Betroffene dennoch durch die Regulierung seiner Verhaltensweisen eine Linderung der Beschwerden erzielen. Die Umgebung ist von Staub in regelmäßigen engmaschigen Abständen zu säubern. Gelingt die Reinigung in einem ausreichenden Maß, treten keine weiteren Unannehmlichkeiten ein. Dafür sind die beruflichen wie die privaten Räumlichkeiten zu optimieren.

In schweren Fällen nimmt die exogene allergische Alveolitis einen ungünstigen Verlauf. Es kann zu einer Störung des Herz-Kreislaufs kommen. Die Herztätigkeit ist bei einigen Patienten derart geschwächt, dass schwerwiegende und lebensbedrohliche Komplikationen eintreten. Eine Langzeittherapie ist notwendig, damit das vorzeitige Ableben des Patienten vermieden wird.

Halten die Belastungen des Feinstaubs bei der Einatmung an, können sich zudem Organschäden entwickeln. Bei Schädigungen der Lunge kann es zu einer dauerhaften Störung der Atmung und Atemknappheit kommen. Eine künstliche Beatmung sichert das Leben des Betroffenen. Eine Organtransplantation ist in diesen Fällen angezeigt, damit eine Verbesserung der Gesundheit ermöglicht wird. Der operative Eingriff ist mit zahlreichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Wird das Spenderorgan nicht vom Organismus angenommen, droht der Tod des Patienten.


Vorbeugung

Als beste Vorbeugemaßnahme gegen die EAA gilt das konsequente Vermeiden des auslösenden Allergens. So dürfen zum Beispiel Patienten, die unter einer Vogelzüchterlunge leiden, keinen Kontakt zu Ziervögeln und anderen Vogelarten haben.

Nachsorge

Dem Betroffenen stehen bei dieser Krankheit in der Regel keine besonderen Maßnahmen oder Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Patient in erster Linie auf eine schnelle und vor allem auf eine frühzeitige Diagnose angewiesen. Nur dadurch können weitere Komplikationen und Beschwerden verhindert werden. Es kommt ohne Behandlung dieser Krankheit in der Regel zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden, sodass eine Behandlung durch einen Arzt unabdingbar ist.

Bei dieser Krankheit ist der Betroffene in erster Linie auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen. Dabei ist auf eine richtige Dosierung mit einer regelmäßigen Einnahme zu achten, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Sollte es zu Fragen oder zu Unklarheiten kommen, sollte der Betroffene immer zuerst einen Arzt kontaktieren.

Weiterhin sollte der Betroffene seinen Körper nicht unnötig belasten und starke Anstrengungen vermeiden, um das Herz nicht zu belasten. Dabei sind auch die Hilfe und die Pflege durch die eigene Familie oder durch Freunde sehr wichtig. Auch eine psychologische Pflege ist dabei sehr wichtig, um psychische Verstimmungen oder Depressionen zu verhindern. Durch diese Krankheit kann es auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommen.

Das können Sie selbst tun

Eine akute exogene allergische Alveolitis zeigt sich meist einige Stunden nach dem Einatmen des Allergens. Meidet der Patient die allergieauslösenden Stoffe, verschwinden die Beschwerden normalerweise nach wenigen Tagen von selbst wieder. Die beste Selbsthilfemaßnahme besteht deshalb darin, die Allergene zu identifizieren und den Kontakt zu vermeiden.

Das ist nicht immer ganz einfach. Sofern bezüglich des Auslösers kein Verdacht besteht, sollte der Betroffene ein Allergie-Tagebuch führen. Darin wird detailliert aufgezeichnet, was der Patient tut und welche Symptome wann beobachtet werden. Ein solches Tagebuch kann den behandelnden Arzt dabei unterstützen, gezielte Allergietests durchzuführen.

Sofern der Patient auf einen Stoff allergisch reagiert, mit der er beruflich regelmäßig zu tun hat, muss er seine Tätigkeit in der Regel aufgeben und sich eine andere Beschäftigung suchen. Häufig ist eine Umschulung erforderlich. Da die exogene allergische Alveolitis in diesen Fällen oftmals als Berufskrankheit eingestuft wird, sind die Patienten relativ gut abgesichert.

Die Betroffenen sollten sich aber auf jedem Fall rechtzeitig entweder durch ihre Gewerkschaft, durch ihren Betriebsrat oder durch einen Fachanwalt für Sozialrecht beraten lassen, um die finanziellen Konsequenzen der Krankheit so gering wie möglich zu halten.

Quellen

  • Bungeroth, U.: BASICS Pneumologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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