Epithesenträger

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Titanimplantate sind heute die häufigsten Epithesenträger. Sie wachsen in einen Knochen ein und enden in kleinen Metallstiften über der Haut, an denen sich die Epithese fixieren lässt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Epithesenträger?

Implantatfixierte Epithesen sind heute die gebräuchlichsten Verankerungsformen. Dabei handelt es sich um endgültige Epithesen, die in definitiver Position liegen. Abbildung zeigt eine Augenepithese.

Epithesenträger dienen einer implantatfixierten Epithese als Halterungsvorrichtung. Die implantatfixierte Epithese ist neben der brillenretinierten und der adhäsivfixierten Form die dritte Verankerungsform kraniofazialer Epithesen. Als körperfremde Materialien dienen kraniofaziale Epithesen, anders als zum Beispiel Prothesen, vor allem dem Ausgleich ästhetischer Gesichtsdefekte und damit der Wiederherstellung eines relativ unauffälligen Gesichts, etwa nach einem Unfall.

Implantatfixierte Epithesen sind heute die gebräuchlichsten Verankerungsformen. Dabei handelt es sich um endgültige Epithesen, die in definitiver Position liegen. Häufiger als teure Keramikimplantate werden heute Titanimplantate als Epithesenträger eingesetzt. An winzigen, aus der Haut herausragenden, Titanpflöcken kann die Epithese, über verschiedene Systeme, befestigt werden.

Formen, Arten & Typen

Epithesenträger können der Epithese zum Beispiel durch magnetische Verbindungen definierten Halt geben. Eine solche Möglichkeit bietet sich unter anderem für Orbita-, Nasen- oder Ohrmuschelepithesen. Dabei werden die Titanimplantate mit korrosionsresistenten Mini-Magneten verbunden. Je nach Körperstelle können diese Magneten mit einem Schutz gegen Transversalkräfte ausgestattet sein, der das Verrutschen der Epithese verhindert. Solche Mini-Magnete werden auch als Long-Lip-Magnete bezeichnet. Mini-Magnete mit einem Schutz gegen Lateralverschiebungen heißen dagegen Lip-Magnete.

Weniger oft wird heute noch eine Steg-Reiter-Konstruktion zur Verankerung der epithetischen Aufsätze im titanischen Knochenimplantat benutzt. Auf einem Steggelenk rastet dabei der Stegreiter ein und trägt so die Epithese. Diese Variante bietet deutlich weniger Schutz vor Verrutschen und geht mit einem höheren Fremdkörpergefühl einher. Dasselbe gilt auch für die Befestigung mit Druckknöpfen oder Klammern, die heute kaum mehr vorgenommen werden.

Aufbau & Funktionsweise

In der chirurgischen Epithetik wird der Einsatz eines osseointegrierten (knochenintegrierten) Titanimplantats als Epithesenträger vorab genau geplant. Die Konstruktionen müssen durchdacht sein, um die Epithese langfristig tragen zu können. Auch hygienische Anforderungen werden bei der Planung berücksichtigt. Die Verbindungsstelle zwischen der Epithese und dem Titanimplantat muss sich zum Beispiel mit möglichst wenig Aufwand reinigen lassen. Zur Planung ist sowohl Werkstoffkunde, als auch Wissen über epithetische Konstruktionsprinzipien nötig.

Das Titanimplantat wird in einer Operation in einen nahe gelegenen Knochen eingefügt. Aus dem Implantat reichen in der Regel winzige Metallstifte durch die Haut, die bei der Befestigung der Epithese als Fixierungspunkte dienen. Ob die Epithese an den Metallstiften über Klammern, Magneten, Druckknöpfe oder eine Steg-Reiter-Konstruktion angebracht wird, entscheiden die persönlichen Ansprüche des Patienten. Aktiven Menschen liegt in der Regel der feste und relativ definitive Halt der Epithese am Herzen. Sie wollen Verschiebungen der Epithese beispielsweise auch beim Sport ausgeschlossen wissen. Das unterscheidet ihre Ansprüche oft von älteren Menschen, deren Leben ruhiger verläuft.

Je ruhiger das Leben verläuft, desto weniger wichtig ist ein definierter und bombenfester Sitz der Epithese. Oft liegt gerade älteren Menschen statt der hohen Sicherheit vor Verschiebungen eher die leichte Handhabung der Epithese oder die einfache Reinigungsfähigkeit der Durchtrittsstelle am Herzen. Diese individuellen Ansprüche plant ein guter Epithetiker schon bei den Vorüberlegungen zur Epithese mit ein. In der Regel verstreicht nach dem Einsatz des Titanträgers einige Zeit, bis der Epithesenträger fest im Knochen inkorporiert ist. Erst wenn das der Fall ist, wird die Epithese aufgesetzt.

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Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Epithesen haben keinen physiologisch funktionalen Nutzen, wohl aber einen psychologisch funktionalen Wert. Wie weiter oben erwähnt, werden epithetische Versorgungen in der Regel zu rein ästhetischen Zwecken verschrieben. Am häufigsten handelt es sich bei den Patienten um Kriegsgeschädigte, Krebsüberlebende mit Entstellungen oder Patienten mit einer Missbildung.

Gerade im Gesicht sind Entstellungen eine hohe Belastung für die Psyche des Patienten. Das Gesicht wirkt wie eine zwischenmenschliche Visitenkarte. Es spielt in der zwischenmenschlichen Interaktion eine große Rolle und beeinflusst damit auch die Integration des Menschen in soziale Gruppen. Oft leben Patienten mit Gesichtsdefekten daher ein isoliertes und vereinsamtes Leben mit wenig sozialen Interaktionen. Zum einen schämen sie sich oft für ihre Entstellung. Zum anderen sind sie teilweise aktivem Spott ausgesetzt oder ernten zumindest entsetzte oder neugierige Blicke von anderen Menschen. Dem können sie durch Isolation zwar entgehen, aber die Vereinsamung bleibt im Hinblick auf die Psyche nicht folgenlos.

Manchmal treten als Folge einer Entstellung oder Missbildung im Gesichtsbereich daher Depressionen auf. Das Selbstwertgefühl ist vermindert oder kaum mehr vorhanden. In sozialen Interaktionen und im alltäglichen Gesellschaftsleben tun sich die Betroffenen schwer und fühlen sich verunsichert, sodass der Alltag und beispielsweise das Arbeiten zu einer kaum zu meisternden Herausforderung werden.

Eine Epithese kann ihnen die Sicherheit im sozialen Leben zurückgeben. Sie hilft so bei der Reintegration und reduziert psychische Belastungen. Epithesen ohne knochenintegrierte Epithesenträger erfüllen diesen Zweck nur bedingt, da sie weniger gut definiert sind und daher große Unsicherheit zurücklassen. Definierte Epithesen durch Titanimplantate als Epithesenträger minimieren die Verrutschungsgefahr und reduzieren so die Restunsicherheit.

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