Entbindung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Begriff Entbindung bezeichnet den Vorgang der Geburt, der am Ende einer Schwangerschaft steht. Nach durchschnittlich 266 Tagen verlässt der Fötus den mütterlichen Körper. Der natürliche Geburtsvorgang lässt sich in vier Phasen unterteilen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Entbindung?

Der Begriff Entbindung bezeichnet den Vorgang der Geburt, der am Ende einer Schwangerschaft steht.

Eine Geburt kann mehrere Stunden dauern und zeigt einen phasischen Verlauf. Bei einer erstgebärenden Frau geht man von einer etwa dreizehnstündigen Geburt aus. Bei Frauen, die bereits Mütter sind, dauert die Geburt im Durchschnitt acht Stunden.

Die Geburt beginnt mit der Eröffnungsphase, es folgen Übergangs- und Austreibungsphase und schlussendlich die Nachgeburtsphase. Die meisten Entbindungen finden in Deutschland im Kreißsaal in einem Krankenhaus statt. Auch das Entbinden in einem Geburtshaus oder Zuhause ist möglich.

In den meisten Fällen geht eine Geburt ohne Komplikationen vonstatten. Medizinisches Eingreifen zum Beispiel mit Medikamenten, Kaiser- oder Dammschnitt ist nur selten erforderlich.

Funktion & Aufgabe

Die menschliche Geburt startet mit der Eröffnungsphase. Es zeigen sich unregelmäßige Wehen. Durch diese Anfangswehen, die etwa zwei bis dreimal pro halbe Stunde auftreten, verkürzt sich der Gebärmutterhals und der Muttermund wird geweitet. Falls die Fruchtblase noch nicht vor der Eröffnungsphase gesprungen ist, geschieht dies jetzt.

Die Wehenfrequenz steigert sich im Verlauf, bis dann etwa zwei bis drei Wehen innerhalb von 10 Minuten auftreten, wobei eine Wehe etwa eine Minute dauert. Schon in der Eröffnungsphase wird das Kind nach unten in Richtung Becken gedrückt.

Als Übergangsphase bezeichnet man das letzte Drittel der Eröffnungsphase. Die Wehen kommen nun immer häufiger und sind von stärkeren Schmerzen begleitet. In der Übergangsphase dreht sich das Kind zudem, so dass sein Gesicht in Richtung Steißbein gerichtet ist.

Bei einer ausreichenden Öffnung des Muttermundes, etwa acht bis zehn Zentimeter, beginnt die eigentliche Geburt, also die Austreibungsphase – wie sie etwas unsensibel genannt wird. Die Wehen sind nun sehr stark und kommen unregelmäßig.

Bei der Frau wird nun der sogenannte Pressdrang ausgelöst. Dieser entsteht durch den Druck des kindlichen Kopfes auf den mütterlichen Darm. Die Frau unterstützt den Geburtsvorgang aufgrund dieses Pressdrangs mit ihrer Gebärmutter- und ihrer Bauchmuskulatur.

Die Wehen können von Übelkeit begleitet sein. Nach einigen Presswehen schiebt sich das Köpfchen durch den Geburtskanal und tritt schlussendlich aus. Nun dreht sich das Kind erneut um 90°C, damit der Rest des Körpers problemlos folgen kann.

In der Nachgeburtsphase erfolgt die Geburt des Mutterkuchens (Plazenta) und der Fruchtblase. Danach erfolgt eine Prüfung auf Vollständigkeit der Nachgeburt, denn durch verbleiben Plazentareste in der Gebärmutter könnte es zu Nachblutungen oder Infektionen kommen. Fehlen Teile der Nachgeburt wird deshalb eine Ausschabung durchgeführt.

Im Anschluss an die Nachgeburt wird das Kind versorgt und kann in der Regel zur ersten Kontaktaufnahme sofort zur Mutter. Dies ist wichtig für das sogenannte Bonding, also die Bindung zwischen Mutter und Kind. Eventuell während der Geburt entstandene Dammrisse werden anschließend versorgt oder wenn nötig genäht.

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Krankheiten & Beschwerden

Auch wenn die Entbindung in der Regel auf natürlichem Wege ohne Probleme erfolgt, können Komplikationen auftreten. Zu den Risikofaktoren, die unter Umständen eine natürliche Geburt unmöglich machen, gehören Fehl- oder Totgeburten bei vorherigen Schwangerschaften, Zwillings- und Mehrlingsschwangerschaften, eine Diabeteserkrankung der Schwangeren, eine Rhesusunverträglichkeit und Früh- (unter 18 Jahre) oder Spätgebärende (über 35 Jahre). Auch der Konsum von Drogen, Alkohol und Zigaretten kann zu Komplikationen vor und während der Geburt führen.

Die häufigste lebensbedrohliche Komplikation während der Geburt ist eine Thrombose mit nachfolgender Embolie. Hier sind vor allem übergewichtige Frauen und Frauen mit Bluthochdruck gefährdet: Wandert das in den Beinvenen bei der Thrombose entstandene Blutgerinnsel in die Lunge, kann es zu Herzversagen kommen.

Eine Embolie kann aber nicht nur durch ein Blutgerinnsel entstehen, auch Fruchtwasser kann in die Blutbahn der Frau gelangen und dann in der Lunge zu einer sogenannten Fruchtwasser-Embolie führen. Nach einer operativen Geburt erhöht sich das Risiko einer Fruchtwasser-Embolie.

Auch Blutungen stellen eine Gefahr bei der Entbindung dar. In seltenen Fällen kommt es bei der Ablösung der Plazenta zu starken Blutungen. Das Risiko einer Blutung erhöht sich bei der Geburt von Zwillingen oder bei der Geburt von sehr großen Kindern. Bei länger andauernden Blutungen besteht die Gefahr eines Kreislaufversagens. Bei schweren Verläufen könnte dann sogar die Gebärmutter entfernt werden müssen.

Bestand während der Schwangerschaft bereits ein erhöhter Blutdruck, kann es während der Entbindung zu einer Blutdruckkrise mit stark erhöhten Blutdruckwerten kommen. Man spricht dann auch von einer Gestose. Diese ist begleitet von Übelkeit, Erbrechen oder sogar Krampfanfällen. Lebensbedrohlich wird die Gestose durch Komplikationen wie einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt oder eine Ruptur der Hautschlagader mit Verblutungsgefahr.

Treten nach oder während des Geburtsvorgangs Bakterien oder andere Erreger in den Körper der Mutter ein, kann sich das Wochenbettfieber (auch Kindbett- oder Puerperalfieber) entwickeln. Es handelt sich dabei um eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, mit Streptokokken vom Typ A. Das Wochenbettfieber zeigt eher unspezifische Symptome wie hohes Fieber, Gliederschmerzen und Müdigkeit. Unbehandelt führt die Infektion zum Schock und damit zum Tod.

Eine gefährliche Komplikation für das Kind ist eine Nabelschnurumschlingung. Dabei legt sich die Nabelschnur während des Geburtsvorgangs um den Hals des Kindes. Es droht eine Strangulation mit Mangelversorgung des Gehirns. Die Folge kann eine schwere körperliche und/oder geistige Behinderung des Kindes sein.

Auch eine falsche oder fehlende Drehung des Kindes kann zu Schwierigkeiten bei der Entbindung führen. Die falsche Lage kann zu Verzögerungen im Geburtsvorgang oder sogar zu einem Geburtsstillstand führen. Bei einem Geburtsstillstand ist ein Kaiserschnitt erforderlich, um das Kind gesund auf die Welt zu bringen.

Quellen

  • Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
  • Kaufmann, M., Costa, S.-D., Scharl, A. (Hrsg.): Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2013
  • Schneider, H., Husslein, P., Schneider, K.T.M.: Die Geburtshilfe. Springer, Berlin Heidelberg 2011

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