Endoskopische transthorakale Sympathektomie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als endoskopische transthorakale Sympathektomie wird ein Operationsverfahren zur Behandlung von Hyperhidrose bezeichnet. Dabei erfolgt die Durchtrennung von Ganglien, die dem sympathischen Nervensystem angehören.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Endoskopische transthorakale Sympathektomie?

Die ETS ist eine minimal-invasive Operationsmethode, die zur Therapie von übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) zur Anwendung kommt.

Die endoskopische transthorakale Sympathektomie (ETS) ist eine minimal-invasive Operationsmethode, die zur Therapie von übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose) zur Anwendung kommt. Des Weiteren lassen sich periphere Durchblutungsstörungen mit diesem chirurgischen Verfahren behandeln.

Das sympathische Nervensystem bildet einen Teil des vegetativen Nervensystems. Vom ihm werden u. a. Signale an die Blutgefäße und Schweißdrüsen ausgesandt, die der peripheren Zirkulation der menschlichen Körperoberfläche angehören.

Der Ursprung der zuständigen Nervenfasern liegt innerhalb von kleinen Ansammlungen von Nervenzellen. Diese tragen die Bezeichnung Ganglien und sind an der Wirbelsäule entlang angeordnet. Von der Ganglienkette wird der sympathische Grenzstrang gebildet. Dessen Verlauf erstreckt sich von den Wirbelkörpern am Hals bis in Richtung Lendenwirbelsäule.

Durch eine Durchtrennung der Nervenknoten ist es möglich, bestimmte Formen der Hyperhidrose, bei der es zu übermäßigem Schwitzen kommt, erfolgreich zu beheben. Während in früheren Zeiten vorwiegend größere chirurgische Eingriffe mit entsprechenden Operationsrisiken zu diesem Zweck nötig waren, gilt heutzutage die endoskopische transthorakale Sympathektomie als beste operative Behandlungsmethode. So hat sie die klassische Sympathektomie, bei der ein längerer Aufenthalt im Krankenhaus erforderlich war, mittlerweile komplett ersetzt.

Funktion, Wirkung & Ziele

Zur Anwendung kommt die endoskopische transthorakale Sympathektomie in erster Linie bei einer schweren Hyperhidrose im Gesicht oder an den Händen, bei denen andere Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg führen. Die ETS zählt zu den minimal-invasiven Operationsverfahren und gilt als verhältnismäßig risikoarm.

Die Methode wurde in den letzten Jahren stetig verbessert und bewirkt in den meisten Fällen die Heilung der übermäßigen Schweißausbrüche. Besonders Menschen, die unter einer Kombination aus Hand- und Fußschweiß leiden, können durch die Operation auch auf eine Besserung des Fußschweißes hoffen. Dagegen eignet sich die endoskopische transthorakale Sympathektomie nicht zur Behandlung von isoliertem Fußschweiß. Dessen Therapie muss durch eine lumbale Sympathektomie in der Bauchhöhle erfolgen.

Durch die endoskopische transthorakale Sympathektomie ist es möglich, an die Ganglien, die sich im Brustraum befinden, ohne größere Risiken heranzukommen. Die Ganglien sind für das Absondern des Schweißes im Gesicht, den Händen und den Achseln verantwortlich. Besonders bei Achselhöhlenschweiß kommt es zu ausgezeichneten Operationsresultaten. Bei fast allen Patienten ist eine Besserung ihres Zustandes durch die ETS zu erwarten.

Zu Beginn der endoskopischen transthorakalen Sympathektomie erhält der Patient eine Vollnarkose. Damit keine sichtbaren Narben zurückbleiben, legt der Operateur den Zugang durch einen kleinen Hautschnitt in der Achselhöhlenregion an. Zur Einführung des Operationsendoskops wird außerdem im Vorfeld eine kleine Menge Kohlendioxid in die Brusthöhle des Patienten eingebracht. Mithilfe des speziellen Endoskops, welches eigens für diese Operationsmethode entwickelt wurde, ist der Arzt in der Lage, die entsprechenden Nervenganglien zu identifizieren.

Diese werden mit Hochfrequenzstrom durchtrennt oder unterbrochen. Im Anschluss folgt das Absaugen des Kohlendioxids. Die Wunde wird mit Nahtmaterial, das sich resorbieren lässt, wieder verschlossen. Die gleiche Prozedur führt der Chirurg danach auf der anderen Seite der Brust durch. Die ganze Operation nimmt auf beiden Körperseiten nicht mehr als 30 Minuten in Anspruch. In der Regel darf der Patient die Klinik bereits nach wenigen Tagen verlassen und seine gewohnten Tätigkeiten wieder aufnehmen.

Da die meisten Ärzte es vermeiden, beide Brustseiten an einem Tag zu operieren, müssen meist zwei Eingriffe im Abstand von mehreren Wochen erfolgen. Dies hat allerdings den Nachteil von zwei Vollnarkosen. Die Kosten für die endoskopische transthorakale Sympathektomie werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Gefahr von Komplikationen bei der ETS gilt als relativ gering. Es kann jedoch zu Unannehmlichkeiten kommen, die zu einer längeren Dauer des Klinikaufenthaltes führen. Zu den größten Komplikationen zählt das Horner-Syndrom. Dieses entsteht durch eine Verletzung des Ganglion stellatum und hat oftmals eine einseitige Assymetrie des Gesichts zur Folge. Dabei kommt es zu einem herabhängenden Augenlid. Durch die genaue Identifikation der Ganglien lässt sich dieses Problem jedoch leicht vermeiden.

Eine weitere Komplikation stellt der Pneumothorax dar. Dieser entsteht durch Kohlendioxidreste oder Luft zwischen Brustwand und Lunge. Mögliche Gründe sind eine kleinere Lungenverletzung oder unzureichendes Absaugen des Gases. Handelt es sich um einen kleinen Pneumothorax, ist keine Behandlung erforderlich, da er nach ein bis zwei Tagen eigenständig wieder zurückgeht. Liegt dagegen ein größerer Pneumothorax vor, was jedoch nur selten der Fall ist, wird er ein bis zwei Tage lang mithilfe einer Drainage abgesaugt. Durch Sorgfalt beim Absaugen des Gases oder dem Einbringen der medizinischen Instrumente ist diese Komplikation ebenfalls meist zu vermeiden.

In manchen Fällen kann die endoskopische transthorakale Sympathektomie erfolglos verlaufen, was jedoch bei erfahrenen Ärzten äußerst selten geschieht. Zu den Gründen für eine fehlgeschlagene Operation gehören schwere Vorerkrankungen des Brustfells, wodurch ein Zugang zum Grenzstrang nicht möglich ist. Auch anatomische Abweichungen der Gefäße, von denen die Ganglien gedeckt werden, kommen als mögliche Ursache in Betracht.

Im Rahmen der ETS können zudem unerwünschte Nebenwirkungen wie das kompensatorische Schwitzen auftreten. Dabei zeigt sich an Beinen und Rumpf eine zunehmende Absonderung von Schweiß. Dieser Vorgang entsteht durch körperliche Anstrengung oder Hitze. In manchen Fällen zeigt sich diese Verlagerung der Schweißproduktion sehr deutlich.

Quellen

  • Hacke, W.: Neurologie. Springer, Heidelberg 2010
  • Kramme, R.: Medizintechnik. Springer, Berlin 2011
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013

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