Endophthalmitis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Endophthalmitis ist eine Entzündung des Augeninneren. Sie wird durch Infektionen im Auge hervorgerufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Endophthalmitis?

Eine Endophthalmitis wird durch Mikroorganismen verursacht. Bei einer exogenen Infektion gelangen die Erreger über Verletzungen ins Auge.
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Die Endophthalmitis ist eine äußerst seltene Erkrankung, die aufgrund ihrer schwerwiegenden Folgen jedoch gefürchtet ist. In den USA treten pro Jahr rund 1200 Fälle von Endophthalmitis nach Operationen auf. Die Inzidenz liegt in Deutschland nach Operationen bei Grauem Star bei etwa 0,08 Prozent. Auch bei geringfügigen Eingriffen kann die Erkrankung auftreten. Bei einer Endophthalmitis kommt es zu einer entzündlichen Reaktion im Inneren des Auges.

Dieser Entzündung liegt in der Regel eine Infektion mit Mikroorganismen zugrunde. Von der Entzündung sind im Gegensatz zur Panophthalmitis nur die Innenräume des Auges und nicht das komplette Auge betroffen. Bei der exogenen Endophthalmitis kann zwischen einer exogenen und einer endogenen Form unterschieden werden. Bei der Endophthalmitis gelangen die Erreger von außen ins Auge.

Die endogene Endophthalmitis geht mit einer Verschleppung der Keime über den Blutweg einher. Hauptsymptom der Endophthalmitis sind dumpfe Schmerzen und Sehstörungen. Die Prognose der Endophthalmitis ist äußerst ungünstig. Im Extremfall muss das Auge entfernt werden.

Ursachen

Eine Endophthalmitis wird durch Mikroorganismen verursacht. Bei einer exogenen Infektion gelangen die Erreger über Verletzungen ins Auge. So kann eine exogene Endophthalmitis beispielsweise nach einer Augenoperation bei unsterilen Operationsbedingungen auftreten. Die exogene Endophthalmitis ist die häufigere Form. Seltener tritt die endogene Endophthalmitis auf. Hier hat die Infektion ihren Ursprung in einem anderen Organ.

Über den Blutweg breiten sich die Erreger im Körper aus. Dieser Vorgang wird auch als Sepsis oder Blutvergiftung bezeichnet. Eine Sepsis wird meist durch Bakterien verursacht. Sie tritt infolge von Operationskomplikationen, bei Augenverletzungen und bei immungeschwächten Patienten wie Diabetikern oder AIDS-Patienten auf.

Bakterien, Viren und Parasiten sind mögliche Erreger der Endophthalmitis. Bei den Bakterien kommen Enterokokken, Klebsiella pneumoniae, Bacillus spp., Proteus spp., Streptokokken, Staphylokokken, Mycobakterien und Treponema pallidum als Erreger infrage. Candida albicans und andere Candida-Arten, Aspergillus spp., Mucor-Arten, Penicillium und Blastomyces dermatitidis sind Pilze, die eine Infektion des Augeninnenraumes hervorrufen können.

Weitere mögliche Erreger sind das Humane Cytomegalievirus, der Herpes-simplex-Virus, das Masernvirus, das Rötelnvirus und das Varizella-Zoster-Virus. Zu den Parasiten, die eine Endophthalmitis auslösen können, gehören Taenia solium, Toxoplasma gondii und Toxocara canis (Hundespulwurm).


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Typisch für die Endophthalmitis sind dumpfe und starke Schmerzen im Auge. Die Sehfähigkeit verschlechtert sich massiv und es kommt zu einer starken Lichtempfindlichkeit (Photophobie). Die Augenlider sind geschwollen. In der medizinischen Fachsprache wird diese Erscheinung als Lidödem bezeichnet. Die Bindehäute sind vermehrt durchblutet. Diese konjunktivale Hyperämie macht sich durch eine Rötung der Augen bemerkbar.

Nicht nur die Augenlider, sondern auch die Bindehäute können geschwollen sein. Das Ödem der Konjunktiven wird Chemosis genannt. Dabei hebt sich die Bindehaut blasenartig von der Lederhaut (Sklera) ab. Auch die Hornhaut ist geschwollen. In das Stroma der Hornhaut wird Wasser eingelagert. Dies führt dazu, dass die Anordnung der Kollagenlamellen in der Hornhaut gestört ist und die Dicke der Hornhaut zunimmt.

Dadurch wird die Transparenz der Hornhaut vermindert und sie erscheint milchig-trüb. Es kommt zu einer Sehverschlechterung mit kreisförmigen Erscheinungen rund um Lichtquellen (Halos). Eine charakteristische Erscheinung bei der Endophthalmitis ist das Tyndall-Phänomen. Es handelt sich dabei um eine Trübung des Kammerwassers, die durch einen erhöhten Gehalt an Entzündungszellen und Eiweißen zustande kommt.

Ferner kann sich in der Augenvorderkammer Eiter bilden (Hypopyon). Bei Gegenlichttests leuchten die Pupillen weißlich auf. Dieses Phänomen wird auch Leukokorie genannt. Zudem kann der Glaskörper infiltriert und getrübt sein. Im Gegensatz zur Panophthalmitis sind bei der Endophthalmitis nur die Augeninnenräume betroffen. Die Augenhülle ist frei von Entzündungen.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Endophthalmitis wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Anschließend erfolgt der Erregernachweis aus dem Kammerwasser und aus dem Glaskörper. Die Erregerbestimmung ist wichtig für die Therapie. Die Endophthalmitis kann durch viele verschiedene Erreger hervorgerufen werden, sodass für die Wahl des passenden Arzneimittels eine Erregerbestimmung nötig ist.

Komplikationen

Bei der Endophthalmitis ist schnelles Handeln geboten. Je nachdem, welcher Krankheitserreger im konkreten Fall die Endophthalmitis ausgelöst hat, kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Bei einer bakteriellen Infektion sind das Antibiotika, die sowohl lokal am Auge (etwa als Tropfen oder als Creme um das Auge herum) als auch im Rahmen einer systemischen Therapie gegeben werden.

Das hochdosierte, im systemischen Verbund eingesetzte Antibiotikum kann zu Nebenwirkungen führen, etwa zu starker Müdigkeit, Unwohlsein, starkem Durchfall oder teilweiser Zerstörung der Darmflora. Bei der Gabe von Penicillin kommt es häufig zu allergischen Reaktionen, die von Hautreizungen bis hin zu einem allergischen Schock reichen können.

Bleibt eine Endophthalmitis unbehandelt, so breitet sich die Entzündung sehr schnell weiter aus. Aufgrund der starken Schädigung des Auges führt die unbehandelte Endophthalmitis zu einem völligen Verlust der Sehkraft, mitunter zu einem Verlust des gesamten Auges. Eine weitere, im mittelbaren Zusammenhang mit der Endophthalmitis stehende Komplikation kann die Resistenzbildung der Erreger gesehen werden.

Im Falle der Resistenz können Bakterien mit den gängigen Antibiotika nicht mehr behandelt werden. Resistenzen führen dazu, dass bakteriell verursachte Krankheiten - und damit auch die Endophthalmitis - immer schlechter behandelt werden können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei Veränderungen der gewohnten Sehkraft ist Grund zur Sorge gegeben. Kommt es zu Lichtempfindlichkeit oder einem verminderten Sehvermögen, ist ein Arzt aufzusuchen. Setzen Kopfschmerzen ein oder wird ein Druckgefühl im Kopfinneren wahrgenommen, ist ein Arztbesuch nötig. Bevor es zu einer Einnahme von Schmerzmedikamenten kommt, ist die Rücksprache mit einem Mediziner erforderlich, um mögliche Risiken und Nebenwirkungen abzuklären.

Bei geschwollenen oder tränenden Augen sowie einem Juckreiz im Auge sollte ein Arzt konsultiert werden. Verfärbungen der Haut in der Augenregion oder auf der Netzhaut gelten als ungewöhnlich und sind medizinisch untersuchen zu lassen. Schwillt die Hornhaut an, ist ein Arztbesuch schnellstmöglich vorzunehmen. Eine Vertrübung des Auges oder eine milchige Verfärbung sind einem Arzt vorzustellen und von ihm untersuchen zu lassen. Bildet sich Eiter, erhöht sich das Risiko einer Blutvergiftung.

Ein Arztbesuch ist notwendig, damit sich kein lebensbedrohlicher Zustand entwickeln kann. Bei emotionalen Problemen ist ebenfalls ein Arztbesuch notwendig. Kommt es zu Angst oder Verhaltensauffälligkeiten, sollte ein Arzt oder ein Therapeut aufgesucht werden. Ein aggressives oder hysterisches Verhalten geben Anlass zur Besorgnis und sollten besprochen werden. Kommt es zu einer Leistungsminderung, Störungen der Konzentration oder einer inneren Unruhe, empfiehlt sich die Konsultation eines Arztes.

Behandlung & Therapie

Eine bakterielle Endophthalmitis wird mit Antibiotika behandelt. Diese können zum Beispiel als Augentropfen verabreicht werden. Auch eine intravenöse Antibiotikagabe oder Injektionen von Antibiotika ins Auge oder um das Auge herum sind möglich. Mögliche Antibiotika zur Behandlung der Endophthalmitis sind Cefazolin, Ceftazidim, Penicillin, Vancomycin, Clindamycin, Ampicillin und Oxacillin. Die Lokaltherapie am Auge wird durch eine hoch dosierte systemische Therapie ergänzt.

Gegebenenfalls kommen ergänzend Glukokortikoide zum Einsatz. Wenn die Endophthalmitis durch Pilze hervorgerufen wurde, sind Glukokortikoide jedoch kontraindiziert. In schweren Fällen kann ein chirurgischer Eingriff am Glaskörper, eine sogenannte Vitrektomie, erforderlich sein. Die Prognose ist stark von der Virulenz des Erregers abhängig. Auch die Dauer der Infektion spielt eine Rolle. Häufig kommt es durch die Schädigung der Netzhaut zu einem Funktionsverlust des Auges. In sehr schweren Fällen muss das Auge bei einer Enukleation komplett entfernt werden.

Aussicht & Prognose

Unbehandelt hat die Endophthalmitis eine ungünstige Prognose. Die auslösenden Bakterien können sich ungehindert im Organismus vermehren und weiter ausbreiten. Als Folge nehmen die Beschwerden kontinuierlich zu, bis die Sehkraft des Betroffenen vollständig eingeschränkt ist.

Die Aussicht auf eine Heilung verbessert sich mit der Inanspruchnahme einer optimalen und rechtzeitigen medizinischen Betreuung. Durch die Gabe von Arzneien kommt es bei den meisten Patienten zu einer Rückbildung der Beschwerden. Innerhalb weniger Tage zeigen sich bereits deutliche Verbesserungen der Gesundheit. Die Sehkraft nimmt zu, bis es nach einigen Wochen im Normalfall zu einer Beschwerdefreiheit des Patienten kommt. Der Patient wird als beschwerdefrei aus der Behandlung entlassen, sobald die Sehfähigkeit vollständig hergestellt ist und sich die Schwellungen der Augen zurückgebildet haben.

In seltenen Fällen entwickeln sich Komplikationen bei den Erkrankten. Zeigen die Wirkstoffe keine ausreichende Wirksamkeit, verschlechtert sich die Prognose. Bei einer Resistenz gegenüber den Präparaten können sich die Krankheitserreger weiter vermehren und im Organismus ausbreiten.

Es kommt zu einem chronischen oder progressiven Krankheitsverlauf, der wenig Verbesserung verspricht. Zusätzlich besteht die Gefahr einer Blutvergiftung oder psychischen Beeinträchtigungen. Bei einer Sepsis kann es zu einem tödlichen Verlauf kommen. Bei psychischen Störungen ist die Gesamtprognose um ein weiteres verschlechtert.


Vorbeugung

Die Endophthalmitis ist in den meisten Fällen die Folge einer Operation am Auge. Der Erkrankung kann durch sterile Operationsbedingungen vorgebeugt werden. Wenn nach einem Eingriff Schmerzen am operierten Auge auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Je früher die Endophthalmitis behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Patienten mit einem geschwächten Immunsystem können jedoch auch ohne Operation betroffen sein. Eine Prävention der Erkrankung ist hier kaum möglich.

Nachsorge

Bei einer Endophthalmitis stehen dem Patienten in den meisten Fällen keine direkten Möglichkeiten oder Maßnahmen der Nachsorge zur Verfügung. Im Vordergrund steht bei dieser Erkrankung daher die frühzeitige Erkennung und Behandlung der Beschwerden, damit es nicht zu weiteren Infektionen oder zu anderen Komplikationen kommt. Wird die Endophthalmitis erst spät erkannt, so kann es im schlimmsten Fall auch zu einer vollständigen Erblindung des Betroffenen kommen, die nicht mehr behandelt werden kann.

In der Regel wird die Erkrankung mit Hilfe von Medikamenten, unter anderem mit Antibiotika behandelt. Dabei sollte sich der Betroffene immer an die vom Arzt verschriebene Einnahme halten, um die Beschwerden zu lindern. In den meisten Fällen verschwinden die Beschwerden dann schon nach einigen Tagen. Sollten die Beschwerden der Endophthalmitis nicht mit Hilfe von Antibiotika wider verschwinden, so ist meist ein erneuter Besuch bei einem Arzt notwendig.

Bei der Einnahme von Antibiotika ist auch darauf zu achten, diese nicht zusammen mit Alkohol einzunehmen, da dieser ihre Wirkung deutlich lindern kann. Ebenfalls ist auch die Unterstützung durch Freunde und Familie sehr wichtig. Dabei wirkt sich vor allem eine liebevolle und intensive Pflege positiv auf den Verlauf der Endophthalmitis aus.

Das können Sie selbst tun

Wurde eine Endophtalmitis festgestellt, ist eine Lokaltherapie mit Antibiotika angezeigt. Die einzelnen Symptome können mit Hilfe einiger Selbsthilfe-Maßnahmen und Mittel aus dem Haushalt und der Natur gelindert werden.

Gegen geschwollene Augenlider helfen kühlende Auflagen und Gesichtsmasken. Ein Lidödem kann außerdem durch die Vermeidung von reizenden Umwelteinflüssen wie Wind und übermäßiger Sonneneinstrahlung gelindert werden. Ähnliche Maßnahmen reduzieren die Schwellung der Bindehäute und tragen zu einer raschen Genesung bei.

Ist auch die Hornhaut geschwollen, sollte auf strikte Hygienemaßnahmen geachtet werden. Weitere Reizungen durch Pflegeprodukte oder Erreger müssen unbedingt vermieden werden, um Folgeerkrankungen auszuschließen. Zur Hautpflege bieten sich Anwendungen mit Kamille, Melisse und anderen Mitteln aus der Naturheilkunde an.

Sollte bereits eine Sehverschlechterung aufgetreten sein, muss eine Sehhilfe getragen werden. Der Patient sollte frühzeitig einen Augenarzt konsultieren, um eine weitere Verschlechterung der Sehkraft zu verhindern. Bei Eiterbildung in der Augenvorderkammer ist ein Arztbesuch notwendig. Auch bei ernsten Beschwerden, die sich durch erwähnte Maßnahmen nicht lindern lassen, wird am besten ein Mediziner konsultiert. Eine Endophtalmitis heilt zwar meist ohne Komplikationen ab, dennoch muss die Therapie gut überwacht werden.

Quellen

  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012
  • Sachsenweger, M.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2003

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