Elektromyographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Elektromyographie (EMG) handelt es sich um die Untersuchung elektrischer Funktionen der Skelettmuskulatur, anhand deren Aktivität sich die Muskel- und Nervenfunktion beurteilen lässt. Diese Untersuchungsmethode wird immer dann eingesetzt, wenn der Verdacht auf Erkrankungen des peripheren Nervensystems besteht, zu dem Muskeln und Nerven am Kopf, dem Rumpf sowie den Gliedmaßen gehören.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Elektromyographie?

Die Elektromyographie bestimmt die elektrische Aktivität der Muskeln. Je nach Reaktion eines Muskels auf Ruhe oder Anspannung kann festgestellt werden, ob eine bestimmte Erkrankung vorliegt.

Die Elektromyographie bestimmt die elektrische Aktivität der Muskeln. Je nach Reaktion eines Muskels auf Ruhe oder Anspannung kann festgestellt werden, ob eine bestimmte Erkrankung vorliegt.

Während ein Muskel im Ruhezustand keine elektrische Aktivität zeigt, ziehen sich bei Erregung der Muskelzellen die entsprechenden Muskelgruppen zusammen. Mittels Elektroden wird diese Aktivität gemessen und anschließend sicht- und hörbar gemacht.

Gesunde Muskeln reagieren dabei anders als kranke Muskeln. Durch Stärke und Art der bei einer Elektromyographie wirkenden Stromimpulse kann der Arzt Muskelfunktionen sowie mögliche Nerven- und Muskelerkrankungen beurteilen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Bevor eine Elektromyographie zum Einsatz kommt, ist eine körperliche Voruntersuchung des Patienten nötig, um eine Verdachtsdiagnose zu stellen. Nur so können die Muskeln gezielt untersucht werden. Die Hautstelle über dem zu untersuchenden Muskel wird desinfiziert und anschließend werden dünne Nadelelektroden in den entsprechenden Muskel eingeführt. Diese messen die elektrische Spannung, die der Muskel im Ruhezustand und bei Anspannung erzeugt. Diese Spannung wird über einen Bildschirm in Form von Spannungskurven dargestellt und auch über Lautsprecher ausgegeben.

Die Elektromyographie ist in drei Schritte eingeteilt. Zunächst wird die Muskelaktivität während des Einstichs und in Ruhe gemessen. Anschließend erfolgt die Prüfung der Aktivität bei mäßiger Anspannung des Muskels. In einem letzten Schritt wird die Muskelaktivität bei größtmöglicher Muskelanspannung ermittelt. Ist der Muskel oder der dazugehörige Nerv geschädigt, so wird eine abweichende elektrische Aktivität festgestellt. Dabei können sich die Muskelaktionspotenziale, zum Beispiel in ihrer Zeitdauer, verkürzen oder verlängern und auch in ihrer Potenzialkurve erniedrigen oder erhöhen.

In der Regel werden bei der Elektromyographie zwischen drei und fünf Muskeln untersucht. Mittels konzentrischer Nadelelektroden lassen sich Potenzialschwankungen einzelner Muskelgruppen ableiten. Spezialnadeln dienen der Erfassung einzelner Muskelfasern (Einzelfasermyographie). Alternativ können auch Oberflächenelektroden auf den jeweiligen Muskel aufgelegt werden, jedoch können bei dieser Methode keine Rückschlüsse auf die Aktivität einzelner Muskelfasern gezogen werden, da hier das Aktionspotenzial ganzer Muskeln oder mehrerer Muskelgruppen gemessen wird. Eine Elektromyographie dauert ca. 15 bis 30 Minuten, in denen Einstichstelle und Einstichtiefe mehrmals verändert werden.

Bei einer Elektromyographie entstehende elektrische Aktivitätsmuster des untersuchten Muskels erlauben es, zwischen muskulär und nervlich bedingten Erkrankungen zu unterscheiden. Daher wird diese Untersuchungsmethode beispielsweise zur Diagnose von Muskelschwächen, Muskelentzündungen, Nervenverletzungen und zur Differenzierung bestimmter Nervenerkrankungen (Polyneuropathien) eingesetzt. Auch bei Verdacht auf Rückenmarkserkrankungen findet die EMG Anwendung. Häufig wird die Elektromyographie mit einer Elektroneurographie (ENG) kombiniert, die zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit dient.

Bei einigen Erkrankungen können mit Hilfe der Elektromyographie auch prognostische Aussagen in Bezug auf den Heilungsverlauf getroffen werden, beispielsweise bei Nervenverletzungen infolge eines Unfalls oder druckbedingter Nervenschädigungen und auch bei bestimmten Arten von Muskelentzündungen. Zudem erfordern verschiedene Behandlungsmethoden chronischer oder akuter Nerven- bzw. Muskelentzündungen mitunter eine exakte elektromyographische Einteilung der jeweiligen Erkrankung.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Gewöhnlich treten bei der Elektromyographie keine ernsthaften Komplikationen auf. Die Einstiche der Nadelelektroden, die wesentlich dünner sind als die Injektionsnadeln zur Blutentnahme, sind mit denen bei einer Akupunktur zu vergleichen.

Die untersuchten Muskel- oder Nervenfasern werden durch die Elektromyographie nicht geschädigt. Der Muskel kann jedoch noch einige Tage nach der Untersuchung schmerzen oder sich taub anfühlen. Bei einer durch eine Erkrankung gestörten Blutgerinnung und auch bei der Einnahme gerinnungshemmender Medikamente sollte aufgrund der erhöhten Blutungsgefahr auf eine Elektromyographie verzichtet werden.

Da die bei der Elektromyographie verwendete Nadeln Hautkeime in tiefer liegende Gewebsschichten weiterleiten können, sind Infektionen möglich, treten aber äußerst selten auf. Leidet der Patient an Erkrankungen, die durch Blut übertragen werden (AIDS, infektiöse Hepatitis), muss dies dem Untersucher unbedingt angezeigt werden, damit dieser entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen kann.

Quellen

  • Berlit, P.: Basiswissen Neurologie. Springer, Heidelberg 2007
  • Grehl, H., Reinhard, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2008
  • Mumenthaler, M., Mattle, H.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2008

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