Elektrolytstörung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Elektrolyte wie Natrium und Magnesium erfüllen wichtige Funktionen in den körpereigenen Zellen. Von einer Elektrolytstörung spricht man, wenn die bei einer Blutanalyse vorgefundendenen Elektrolyte erhöht oder verringert sind. Die Folgen können abhängig von der genauen Störung variieren, ebenso Behandlung und Therapieaussichten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Elektrolytstörung?

Eine Elektrolytstörung wirkt sich in jedem Falle negativ auf die Gesundheit des Betroffenen aus und kann dabei zu unterschiedlichen Beschwerden und Komplikationen führen.
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Die im Körper vorhandenen Elektrolyte sind Bikarbonat, Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium und Phosphat. Der Normalspiegel der einzelnen Elektrolyte ist unterschiedlich. So ist Natrium bei einem normalgewichtigen Menschen auf circa 100g ausgeglichen und es finden sich circa 25g Magnsium in einem gesunden Menschen. Calcium, das für den Aufbau von Knochen und Zähnen zuständig und ein wichtiger Bestandteil dieser ist, ist mit ungefähr 1,1kg im menschlichen Körper vertreten.

Die Benennung der vorliegenden Elektrolytstörung erfolgt folgendermaßen: Der Name beginnt mit der Vorsilbe Hyper oder Hypo als Definition des erhöhten oder erniedrigten Spiegels. Im Wortstamm findet sich der Name des Elektryolyts, die Begriffsendung ist stets -ämie, also Blut. -Ämie wird angehängt, da die Diagnose der Störung über eine Blutanalyse erfolgt, die Krankheit zeigt sich jedoch stets im gesamten Körper.

Beispiele der korrekten Bezeichnung sind also Hypernatriämie und Hyponatriämie und Hyperkalzämie beziehungsweise Hypokalzämie, die häufigsten Elektrolytstörungen.

Ursachen

Die Ursachen für Elektrolytmangel sind unterschiedlich, in der Regel kann jedoch bei einer zu geringen Menge zunächst von einer unzureichenden Aufnahme des entsprechenden Elektrolyts ausgegangen werden. Die Gründe hierfür können eine falsche oder einseitige Ernährungsweise, eine manifeste Essstörung und die unzureichende Erfüllung eines durch Stress, Sport oder Schwangerschaft erhöhten Bedarfes sein.

Mögliche weitere Ursachen sind chronische Darmerkrankungen, Alkohol- und Drogenkonsum, die den Elektrolytstoffwechsel verwirren, Nierenerkrankungen und Stoffwechselerkrankungen. Selten werden Krebserkrankungen als Ursache festgestellt.

Die Ursachen einer Überversorgung mit Elektrolyten sind ebenfalls vielfältig und abhängig von der konkreten Elektrolytstörung. Stets liegt eine gestörte Verstoffwechslung des betreffenden Elektrolyts zu Grunde, wie sie beispielsweise bei Tumoren, familiärer Veranlagung, Organschädigungen oder der Überdosierung des Elektrolyts auftreten können. Die Feststellung der genauen Ursache ist wichtig, um eine adäquate Therapie einleiten zu können.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Elektrolytstörung wirkt sich in jedem Falle negativ auf die Gesundheit des Betroffenen aus und kann dabei zu unterschiedlichen Beschwerden und Komplikationen führen. In der Regel sind die Symptome und Beschwerden allerdings sehr stark von der genauen Mangelerscheinung abhängig, sodass hierbei keine allgemeine Voraussage erfolgen kann. Die Betroffenen leiden dabei allerdings häufig an Störungen der Sensibilität oder auch an Lähmungen.

Dabei können auch Schmerzen und Krämpfe in den Muskeln auftreten und den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren. Es kommt dabei auch zu Zuckungen in den Muskeln und häufig zu einer erhöhten Reizbarkeit des Patienten. Ebenso kann es zu einer allgemeinen Schwäche und Müdigkeit durch die Elektrolytstörung kommen, sodass die Betroffenen abgeschlagen wirken und nicht mehr aktiv am Alltag teilnehmen.

Weiterhin kann auch das Herz des Patienten untern diesen Beschwerden leiden, sodass es zu Störungen des Herzrhythmus kommt, welche im schlimmsten Falle auch zum Tode des Patienten führen können. In einigen Fällen wirkt sich die Elektrolytstörung auch negativ auf die Sinneswahrnehmungen aus, sodass es zu Störungen des Geruches oder des Geschmacks kommt. Auch dadurch wird die Lebensqualität des Patienten deutlich eingeschränkt.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose einer Elektrolytstörung erfordert zunächst einer ausführlichen Anamnese, in der Patient und behandelnder Mediziner die vorliegenden Symptome besprechen. Die bei einer Unterversorgung geschilderten Symptome sind eindeutig und geben dem Arzt wichtige Hinweise auf das Vorliegen einer Elektrolytstörung. Problematisch kann sein, dass bei einer Überversorgung diffuse Symptome auftreten, darunter Leistungsschwäche, Müdigkeit und schnelle körperliche Erschöpfung.

Um den Verdacht auf Elektrolytstörung zu verifizieren, die Störung konkret benennen und eine adäquate Behandlung einleiten zu können, muss der Arzt eine Blutprobe nehmen. Im Labor können bei einfacher Blutabnahme alle Elektrolytspiegel bestimmt und mit dem als Norm definierten Pegel verglichen werden. Der Magnesiumspiegel sollte beispielsweise bei 0,7 bis 1 mmol pro Liter liegen, der Kalziumspiegel bei 2 bis 2,8 mmol/l und der Natriumspiegel bei 130 bis 150 mmol/l.

Eine leichte Form der Elektrolytstörung ist unbedenklich, im Krankheitsverlauf können jedoch schwere Symptome, Ödeme und bei weiter ausbleibender Nichtbehandlung der Tod die Folge sein.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Elektrolytstörung ist in den meisten Fällen nichts, was einer dringenden Behandlung bedarf. Oft verläuft sie vor allem bei einem leichten Mangel beschwerdefrei und wird allenfalls durch einen Zufallsbefund entdeckt. Harmlose Fälle lassen sich oft durch eine ausgewogene Nahrung oder den vorübergehenden Einsatz von rezeptfreien Nahrungsergänzungsmitteln aus Apotheke, Drogerie oder Reformhaus behandeln, ohne dass hierfür ein Arztbesuch notwendig wäre.

Dennoch gibt es Fälle, in denen medizinischer Rat wichtig ist. Wenn beispielsweise ein Mangel an Kalium zu Herzrhythmusstörungen führt, muss der Arzt den aktuellen Kaliumspiegel erfassen, um eine bedarfsgerechte Substitution zu gewährleisten. Dies ist notwendig, weil eine Überdosierung mit Kalium dem Patienten gefährlich werden kann.

Auch bei Eisenmangel ist ein Arztbesuch oft hilfreich, um zum Beispiel eine gynäkologisch behandlungsbedürftige Ursache oder eine Blutung im Bereich von Magen oder Darm als Grund herauszufinden und zu therapieren. Auch die Kontrolle des Eisenspiegels oder gegebenenfalls nötige Infusionen sind nur beim Arzt möglich.

Oft sind auch chronische Durchfallerkrankungen oder andere Darmprobleme Ursache für eine Elektrolytstörung. Auch hier hilft der Arzt. Denn grundsätzlich ist es besser, die Ursache zu behandeln als Magnesium oder andere Mineralien immer wieder zur Symptombehandlung einzunehmen. In diesem Zusammenhang ist auch wichtig, dass ältere Menschen und schwangere Patienten aufgrund der speziellen Lebenssituation besser den Arzt befragen, bevor sie auf eigene Faust Elektrolyte zu sich nehmen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung der Elektrolytstörung richtet sich zum einen natürlich nach der konkreten Störung, zum anderen nach Schweregrad und Ursache. Bei einer leichten Elektrolytstörung sind eine Ernährungsumstellung und gegebenenfalls die Einnahme von chemischen Elektrolyten über einen bestimmten Zeitraum die richtige Wahl. Dagegen müssen bei verursachenden Grunderkrankungen primär diese behandelt werden, um die Unter- oder Überversorgung dauerhaft regulieren zu können.

Beispielhaft sollen im Folgenden die Therapiemöglichkeiten bei Natrium- und Calciumstörungen vorgestellt werden. Mittel der Wahl bei einer Hypernatriämie ist die orale oder intravenöse Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr unter kontrollierten Bedingungen.

Die Hyponatriämie wird dagegen mit langsamem und kontrolliertem Flüssigkeitsentzug und/oder der verstärkten Zufuhr von Kochsalzen über Nahrung oder Infusionen behandelt. Unterstützend bei einer Hypokalzämie wird in der Langzeitbehandlung Vitamin D verabreicht. Eine symptomatische Behandlung kann helfen, die akuten Symptome abzumildern.

Aussicht & Prognose

Bei einer leichten Elektrolytstörung ist die Prognose im Normalfall gut. Durch eine Umstellung der Ernährung kann ein vorhandener Mangel oder eine Überversorgung an Elektrolyten leicht ausgeglichen werden. Eine ärztliche Behandlung ist bei diesen Patienten nicht zwingend erforderlich. Wird die Nahrungsmittelzufuhr konsequent eingehalten, stellt sich nach wenigen Tagen bereits eine Linderung der Beschwerden ein.

Genügt die Umstellung der Lebensmittel nicht, hilft bei einer festgestellten Mangelerscheinung eine künstliche Zufuhr von Elektrolyten. Diese können problemlos in Apotheken erworben und regelmäßig angewendet werden. Innerhalb kurzer Zeit wird in den meisten Fällen eine Beschwerdefreiheit erreicht. Anschließend sollte eine regelmäßige Kontrolle stattfinden, da die Elektrolytstörung jederzeit erneut auftreten kann.

Bei einer schweren Elektrolytstörung ist eine medizinische Behandlung notwendig. Eine Vielzahl der Patienten leidet unter einer Grunderkrankung, die diagnostiziert und behandelt werden muss. Die Elektrolytstörung ist bei diesen Patienten ein Symptom einer anderen Krankheit. Die Prognose der Grunderkrankung muss individuell beurteilt werden.

Wird eine Heilung der Ursache erreicht, verschwindet gleichzeitig auch die Elektrolytstörung. Damit findet bei diesen Patienten eine vollständige Genesung statt. Ist die Grunderkrankung nicht heilbar, muss mit einer Langzeittherapie gerechnet werden. Ohne eine medizinische Versorgung droht dem Patienten mit einem starken Mangel an Elektrolyten das frühzeitige Ableben.


Vorbeugung

Der durch Krankheiten ausgelösten Elektrolytstörung kann nicht entgegen gewirkt werden. Die Prävention der ernährungsbedingten Unter- oder Überversorgung ist dagegen mit einer ausgewogene Ernährung möglich.

Nachsorge

Bei einer Elektrolytstörung sind die Möglichkeiten zur Nachsorge in den meisten Fällen sehr stark eingeschränkt. Dabei muss in erster Linie eine umfassende Untersuchung mit einer anschließenden Behandlung durchgeführt werden, um weitere Komplikationen zu verhindern. Je früher die Elektrolytstörung dabei erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung.

In den meisten Fällen muss bei der Elektrolytstörung zuerst die Grunderkrankung behandelt werden. Aus diesem Grund richtet sich die Nachsorge hauptsächlich auf das Verhindern des Wiederauftretens der Grunderkrankung. Dabei sind die Betroffenen in vielen Fällen auch auf die Einnahme von Medikamenten und anderen Arzneimitteln oder Vitaminen angewiesen, um die Beschwerden der Elektrolytstörung vollständig zu lindern.

Bei der Einnahme von Medikamenten sollte der Betroffene immer auf eine regelmäßige und richtige Einnahme der Medikamente achten, um die Beschwerden vollständig zu lindern. Weiterhin kann auch die Unterstützung und die Hilfe durch Freunde und durch die eigene Familie bei der Elektrolytstörung sehr hilfreich sein und den Betroffenen in seinem Alltag unterstützen.

Auch die Umstellung der Nahrung kann dabei sehr hilfreich sein und zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen. In vielen Fällen lohnt sich auch der Kontakt zu anderen Betroffenen dieser Erkrankung, da es dabei zu einem Austausch von Informationen kommen kann.

Das können Sie selbst tun

Störungen des Elektrolythaushalts bedeuten, dass sich im Körper zu wenig oder zu viel eines bestimmten Elektrolyts oder mehrerer Elektrolyte befinden. Der in Unordnung gebrachte Elektrolythaushalt kann auf einer Stoffwechselstörung, auf einem ungewöhnlich hohen Verbrauch, beispielsweise bei starkem Flüssigkeitsverlust und anhaltenden Stresssituationen, oder auf einer sehr einseitigen Ernährung beruhen. In der Regel handelt es sich um einen relativen Mangel eines bestimmten Elektrolyts, der sich durch unspezifische, aber auch durch spezifische Symptome äußert.

Selbsthilfemaßnahmen bestehen darin, im Falle eines Elektrolytmangels für einen Ausgleich des entsprechenden Elektrolyts zu sorgen. Beispielsweise geht es darum, Situationen, die mit erhöhtem Elektrolytverbrauch bzw. einer erhöhten Ausscheidungsrate durch körperliche Dauerleistungen bei hohen Außentemperaturen von vornherein zu erkennen und prophylaktisch für einen entsprechenden Ausgleich an Flüssigkeit einschließlich Elektrolyten zu sorgen.

Da nicht überall während des Alltags die Überprüfung der Konzentration einzelner Elektrolyte stattfinden kann, ist es hilfreich, auf spezifische Symptome zu achten. Calciummangel äußert sich durch Krämpfe, Empfindungsstörungen und eine gesteigerte Reizbarkeit.

Muskelkrämpfe, Herzrhythmusstörungen und Schwächezustände sind typisch für einen Kaliummangel. Außerordentliches Schwitzen sowie Krämpfe und Muskelzucken deuten typischerweise auf Magnesiummangel hin, und ein Zinkmangel kann Riech- und Geschmacksstörungen sowie Akne und Nagelverfärbungen verursachen.

Falls sich Mangelzustände eines bestimmten Elektrolyts trotz normaler Ernährung und ohne sonstige ersichtlichen Gründe einstellen, sollten unbedingt die Ursachen ergründet werden, um sie gezielt behandeln zu können.

Quellen

  • Deschka, M.: Laborwerte A-Z. Kohlhammer, Stuttgart 2011
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006
  • Schauder, P., Ollenschläger G.: Ernährungsmedizin. Elsevier, München 2006

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