Ejakulationsstörung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Ejakulationsstörung kann sich in verschiedenen Gestalten äußern. Gemeinsam ist den verschiedenen Formen der Ejakulationsstörung die häufig psychisch bedingte Entstehung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ejakulationsstörung?

Viele Patienten schämen sich für die Krankheit und wenden sich daher häufig auch nicht an einen Arzt. Häufig führt die Ejakulationsstörung auch zu einem deutlich höheren Stresslevel im Alltag und damit zu einer verringerten Lebensqualität des Patienten.
© Christoph Burgstedt – stock.adobe.com

Laut Statistiken ist die Ejakulationsstörung die häufigste Sexualstörung beim Mann. Der Begriff der Ejakulationsstörung umfasst verschiedene Störungsbilder, die im Zusammenhang mit dem Samenerguss des Mannes auftreten.

Zu der verbreitetsten Form der Störung zählt der vorzeitige Samenerguss. Hierbei kommt es innerhalb sehr kurzer Zeit nach entstandener Erektion zu einer Ejakulation, sodass beispielsweise ein funktionierender Geschlechtsverkehr eingeschränkt sein kann oder gänzlich unmöglich ist. Nimmt eine Ejakulationsstörung die Form einer verzögerten Ejakulation an, so bestehen beim betroffenen Mann Schwierigkeiten, Orgasmen und Ejakulationen auszulösen.

Eine weitere Form der Ejakulationsstörung zeichnet sich aus durch einen ausbleibenden Orgasmus beim Mann. Der sogenannte rückwärtige Samenerguss (auch als retrograde Ejakulation bezeichnet) schließlich liegt vor, wenn der Samen des Mannes in dessen Blase ergossen wird und nicht nach außen gelangt.

Ursachen

Häufig können die genauen Ursachen einer Ejakulationsstörung nicht eindeutig geklärt werden. In den meisten Fällen verbergen sich hinter einer Ejakulationsstörung allerdings keine körperlichen Funktionsstörungen; in der Medizin wird daher angenommen, dass sich oft verschiedene psychische Faktoren hinter der Entwicklung einer Ejakulationsstörung verbergen.

Bezüglich einer vorzeitigen Ejakulation beim Mann können beispielsweise ursächliche Faktoren wie ängstliche Anspannung, Stress und/oder negative Erfahrungen mit sexuellen Kontakten eine Rolle spielen. Eine Ejakulationsstörung in Form verzögerter Ejakulationen kann ebenso psychische Ursachen haben; aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente (wie beispielsweise verschiedene Psychopharmaka) oder neurologische Erkrankungen können eine verzögerte Ejakulation begünstigen.

Psychische Faktoren, die sich hinter einem ausbleibenden Orgasmus verbergen können, betreffen etwa Ängste vor einer Schwangerschaft der Partnerin. Die Ejakulationsstörung des rückwärtigen Samenergusses ist schließlich verursacht durch einen mangelnden Verschluss des Blasenhalses.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Beschwerden und Symptome einer Ejakulationsstörung können sehr unterschiedlich ausfallen und richten sich dabei immer nach der genauen Ursache dieser Störung. In der Regel ist es für die Betroffenen nicht möglich, zu einem Orgasmus zu kommen und damit beim Geschlechtsverkehr Lust zu verspüren. Die Ejakulationsstörung kann allerdings auch auf eine andere Erkrankung hindeuten, die behandelt werden muss.

Durch die Ejakulationsstörung kann eventuell auch ein Kinderwunsch nicht erfüllt werden, sodass es zu Schwierigkeiten mit dem eigenen Partner kommen kann. Ebenso kann der Samen zurück fließen und dabei den Blasenhals verschließen. Die Störung ist in vielen Fällen auch mit psychischen Beschwerden verbunden und kann durch diese ausgelöst werden. Allerdings fühlen sich die meisten Betroffenen durch diese Störung unwohl und leiden daher an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl.

Viele Patienten schämen sich für die Krankheit und wenden sich daher häufig auch nicht an einen Arzt. Häufig führt die Ejakulationsstörung auch zu einem deutlich höheren Stresslevel im Alltag und damit zu einer verringerten Lebensqualität des Patienten. In der Regel wird die Lebenserwartung durch diese Krankheit nicht verwendet, allerdings kann sich eine mögliche Grunderkrankung negativ auf die Lebenserwartung des Patienten auswirken.

Diagnose & Verlauf

Eine Ejakulationsstörung kann in der Regel bereits auf Grundlage der berichteten Beschwerden eines Patienten diagnostiziert werden. Um körperliche Faktoren aufzudecken oder auszuschließen, die sich hinter einer Ejakulationsstörung verbergen können, erfragt ein behandelnder Arzt im Rahmen eines Patientengesprächs in der Regel die jeweilige Krankengeschichte.

Geben verschiedene Formen der Ejakulationsstörung (wie etwa der rückwärtige oder der verzögerte Samenerguss) Anlass zur Vermutung einer zugrunde liegenden Erkrankung, Verletzung oder Funktionsstörung, so kann dies durch weiterführende diagnostische Verfahren geprüft werden.

Der Verlauf einer Ejakulationsstörung wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. In der Regel wirkt sich eine erfolgreiche Behandlung entsprechender Ursachen aber auch positiv auf die vorliegende Störung aus. Kann eine Ursache gänzlich beseitigt werden (wie dies etwa beim rückwärtigen Samenerguss der Fall ist), so kann auch die entsprechende Ejakulationsstörung abklingen.

Komplikationen

Die Komplikationen der Ejakulationsstörung hängen in der Regel von ihren Ursachen ab. Falls die Störung durch psychische Beschwerden aufkommt, ist es meistens möglich, die Störung zu behandeln und vollständig einzuschränken, sodass es zu keinen weiteren Beschwerden beim Patienten kommt. Falls die Ejakulationsstörung durch eine andere Grunderkrankung aufgerufen wird, kann es im schlimmsten Falle zu einer kompletten Unfruchtbarkeit des Mannes kommen.

Meistens leiden die Patienten an psychischen Beschwerden und Depressionen, die aufgrund der Störung auftreten. Die Betroffenen leiden auch an einem verringerten Selbstwertgefühl und an Minderwertigkeitskomplexen. Vor allem gegenüber dem Partner kann es zu Schamgefühlen kommen und die sexuelle Lust wird eingeschränkt, wodurch negative Spannungen in der Partnerschaft entstehen können.

Meistens kann die Ejakulationsstörung relativ gut behandelt werden. Bei psychischen Ursachen wird diese durch einen Psychologen durchgeführt und der Patient muss sein Stresslevel reduzieren. In der Regel können auch Cremes und Salben eingesetzt werden, die die Eichel betäuben und damit die Ejakulationsstörung einschränken. Falls es zu einer Unfruchtbarkeit kommt, können die Spermien auch anders entnommen und die Partnerin damit befruchtet werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Alle Ejakulationsstörungen können ein Grund für einen Arztbesuch sein. Es ist hier zu unterscheiden zwischen der Notwendigkeit der Abklärung organischer Ursachen (bei retrograder, ausbleibender oder schmerzhafter Ejakulation) und dem entstehenden Leidensdruck aufgrund eines stark vorzeitigen oder verspäteten Samenergusses. Die Herangehensweise durch einen Facharzt (in erster Instanz ein Urologe) unterscheidet sich nach den verschiedenen Formen der Ejakulationsstörungen.

Der Handlungsbedarf ist zudem bei schmerzhaften, retrograden oder ausbleibenden Ejakulationen als höher einzuschätzen. Insofern der Betroffene eine solche Veränderung an seinem Samenerguss wahrnimmt, ist ein Urologe aufzusuchen. Die Ursachen für Störungen dieser Art sind vielfältig und reichen von Medikamentenauswirkungen bis hin zu Entzündungen. Entsprechend sollte gehandelt und gegebenenfalls therapiert werden.

Diese Formen der Ejakulationsstörungen gelten zudem in jedem Fall als krankhaft und bedürfen daher einer ärztlichen Untersuchung. Gerade bei Entzündungen oder sich ankündigenden Erektionsproblemen, ist ein Verschleppen zudem mit Risiko verbunden, dass irreversible Schäden entstehen.

Vorzeitige oder stark verzögerte Samenergüsse sind individuellere Fälle, bei denen der Gang zum Arzt spätestens bei einem echten Leidensdruck erfolgen sollte. Dies hängt also davon ab, ob die Lebensqualität betroffener Männer durch die Ejakulationsstörungen beeinträchtigt wird. Hier kann es auch nötig sein, sexualtherapeutische Ansätze zu verfolgen, da diese Formen der Ejakulationsstörung häufig eine psychische Komponente haben.

Behandlung & Therapie

Die Therapie einer Ejakulationsstörung hängt vor allem ab von der vorliegenden Form der Störung. Eventuellen psychischen Ursachen einer Ejakulationsstörung kann beispielsweise mithilfe gezielter Psychotherapie begegnet werden.

Häufig ist es hier sinnvoll, auch die Partnerin/den Partner eines betroffenen Mannes in eine Psychotherapie einzubeziehen. In der Bekämpfung einer Ejakulationsstörung in Form vorzeitiger Ejakulationen werden je nach Betroffenem darüber hinaus verschiedene Maßnahmen angeboten: Mithilfe der sogenannten 'Stop and Start-Technik' etwa soll die Kontrolle eines Mannes über den Zeitpunkt der Ejakulation trainiert werden.

Betäubende Cremes können eingesetzt werden, um die Empfindlichkeit der Eichel herabzusetzen und so die Ejakulation zu verzögern. Ein rückwärtiger Samenerguss ist bei funktionierendem Blasenhals beispielsweise medikamentös zu behandeln:

Entsprechende Medikamente führen zu einem Verschluss des Blasenhalses, sodass sich der männliche Samen nach außen ergießt. Ist eine entsprechende medikamentöse Behandlung im Einzelfall nicht möglich und besteht ein Kinderwunsch, so können die Samen zum Zweck einer künstlichen Befruchtung aus dem Urin aufgearbeitet werden.

Verbergen sich körperliche Erkrankungen hinter einer Ejakulationsstörung, so ist ein wichtiger Therapieschritt die Bekämpfung der Grunderkrankung.

Aussicht & Prognose

Eine Ejakulationsstörung hat im Normalfall eine gute Prognose. Oft sind Stress, Hektik und Aufregung die Ursachen für die Störung. Sobald sich der Betroffene in einem emotionalen Gleichgewicht befindet und sich innerlich entspannen kann, kommt es zu einer Regulierung der Beschwerden. Mit Lebenserfahrung und einem routinierten Ablauf innerhalb eines intimen Umgangs lindert sich häufig die Störung. Störfaktoren sind zu eliminieren und eine ungezwungene Atmosphäre sollte aufgebaut werden.

Eine Ejakulationsstörung ist in den meisten Fällen nur eine vorübergehende Erscheinung und hängt stark mit emotionalen Prozessen zusammen. Sorgen, Ängste oder mangelndes Vertrauen lösen die Störung aus. Werden sie behoben, ist jederzeit eine Spontanheilung möglich. Ebenso kann die Störung im Verlauf des Lebens wiederholt auftreten. Kommt es zu erneuten stressbedingten Lebensphasen oder einer erhöhten Aufregung, kann sich die Störung zum wiederholten Mal zeigen. Ist eine Verengung der Gefäße der Grund für die Ejakulationsstörung, wird eine Behandlung eingeleitet.

In sehr seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig. Die Aussicht auf eine Besserung ist bei der Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung ebenfalls sehr gut. Die Prognose verschlechtert sich, wenn weitere psychische Erkrankungen vorliegen oder Medikamente sowie Drogen eingenommen werden. Wird die vorliegende Ursache abgestellt oder geheilt, bildet sich die Ejakulationsstörung bis zur Beschwerdefreiheit zurück.

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Vorbeugung

Da gerade psychische Faktoren, die zu einer Ejakulationsstörung führen können, nicht immer eindeutig zu definieren und zu kontrollieren sind, ist ein entsprechendes Vorbeugen nur eingeschränkt möglich. Körperliche Faktoren, die das Risiko einer Ejakulationsstörung erhöhen, sind nach Expertenrat möglichst frühzeitig zu behandeln.

Nachsorge

Die Nachsorgemaßnahmen bei einer Ejakulationsstörung richten sich nach der Art der Behandlung und der Ursache. Wurden operative Maßnahmen notwendig, erschöpfen sich die Nachsorgemaßnahmen in der Regel durch die erfolgende Wund- und Narbenversorgung.

Kam es zu einer Bekämpfung von Infektionen, die die Ejakulationsstörung auslösten, ist eine Nachkontrolle sinnvoll. Gerade bei aggressiven, bakteriellen Infektionen im Bereich der Hoden oder der Blase, sollte mehrfach nachkontrolliert werden. So kann ein Aufflammen der Infektion schnell erkannt und behandelt werden. Dasselbe gilt auch für Infektionen, die etwa bei der Ejakulation zu Schmerzen oder Missempfindungen führten.

Bei psychischen Leiden oder Problemen mit dem Sexualleben ist die Nachsorge komplexer. Eine Nachsorge besteht bestenfalls in weiteren psycho- und sexualtherapeutischen Maßnahmen, die vom Betroffenen nach Bedarf in Anspruch genommen werden können. Allerdings sind hier medizinische Möglichkeiten schnell erschöpft. Der Erfolg bei der Behandlung von psychisch bedingten Ejakulationsstörungen ist sehr subjektiv einzuschätzen und entsprechend kann die Nachsorge nur im Feststellen einer Verbesserung oder einer Verschlechterung bestehen.

Insofern eine Ejakulationsstörung (gleich welcher Art) die Qualität des Spermas gemindert hat, kann zudem nach einer Behandlung regelmäßig ein Spermiogramm erstellt werden lassen. Dies kann im weiteren Verlauf die Familienplanung vereinfachen.

Das können Sie selbst tun

Ob und wie eine Ejakulationsstörung selbstständig behandelt werden kann, hängt von der Form der Störung ab. Sind psychische Ursachen wie Stress oder Depressionen ursächlich, ist eine gezielte Psychotherapie sinnvoll. Diese therapeutische Maßnahme kann in vielen Fällen durch Sport, eine Umstellung der Ernährung oder einen Wechsel von Arbeitsplatz oder Umfeld unterstützt werden. Mitunter ist es auch sinnvoll, den Partner in die Behandlung einzubeziehen.

Bei vorzeitiger Ejakulation bieten sich Maßnahmen wie die „Stopp-Start-Methode“ an, durch welche die Kontrolle über den Zeitpunkt der Ejakulation verbessert werden kann. Daneben gibt es unter anderem betäubende Cremes und spezielle Präservative. Ist die Ejakulationsstörung krankheitsbedingt, muss zunächst die ursächliche Erkrankung behandelt werden. Generell empfiehlt es sich den Betroffenen, frühzeitig mit einem Arzt zu sprechen und die Ursache für die Probleme zu ermitteln.

Womöglich liegt der Ejakulationsstörung auch die Einnahme eines bestimmten Medikaments zugrunde, welches in Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden kann. Gegen altersbedingte Ejakulationsstörungen helfen anregenden Tätigkeiten wie beispielsweise Sport oder der Verzehr bestimmter Speisen. Natürliche Aphrodisiaka steigern die sexuelle Lust und wirken mitunter auch Problemen bei der Ejakulation vor.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013

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