Eiweiß im Urin (Proteinurie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine zu hohe Menge an Eiweiß im Urin ist keine Seltenheit und kommt sehr häufig vor. Die möglichen Folgen und in noch größerem Maße die möglichen Auslöser sind dabei aber in keiner Weise zu unterschätzen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Eiweiß im Urin?

In der Regel weist diese Beschwerde auf eine andere Grunderkrankung hin und sollte dabei unbedingt behandelt werden. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen bei Eiweiß im Urin auch an Beschwerden beim Wasserlassen.
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Eine Proteinurie bezeichnet eine krankhaft erhöhte Abfuhr von Protein über den Urin, wobei der Grenzwert von 150 Milligramm an täglich ausgeschiedenem Eiweiß deutlich überschritten wird. Ab einer Ausscheidung, die das 20-fache des Normalwerts übersteigt, liegt eine sogenannte große Proteinurie vor, die schwerwiegende Folgen haben kann.

Geschieht diese übersteigerte Abgabe aber nicht regelmäßig, sondern nur in unregelmäßigen Abständen, spricht man hingegen von einer benignen reversiblen Proteinurie, die in den meisten Fällen ohne irgendwelche Beeinträchtigungen der Gesundheit wieder verschwindet.

Ursachen

Die Ursachen für eine Proteinurie sind sehr unterschiedlich und vielfältig. So kann diese einerseits als eine Folge von einer ganzen Reihe von Krankheiten oder Einwirkungen von Substanzen auftreten. Andererseits entsteht sie aber häufig auch als ein eigenständiges Leiden, welches die Nieren und in der Folge auch andere Organe des Körpers langsam und nachhaltig schädigen kann.

Etwaige Gifte, Medikamente oder Allergene können ebenso ursächlich für die Entstehung einer Proteinurie sein, wie eine chronische Transplantatabstoßung nach einer Nierentransplantation. Auch eine Erkrankung des Stoffwechsels, wie z.B. Diabetes mellitus, oder des Bluts kann in dem Auftreten einer erhöhten Menge Eiweiß im Urin münden.

Da alle genannten Krankheiten bzw. Fremdstoffe eine Schädigung des sensiblen Systems der Niere nach sich ziehen, kann diese ihre primäre Aufgabe - die Säuberung des Blutes von Giftstoffen - nicht mehr richtig erfüllen und lässt die Proteine, die sie normalerweise zu großen Teilen durch den Glomerulus-Filter sowie den Nierenröhrchen vom Weg in die Blase abhalten würde, einfach durch.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei dieser Erkrankung leiden die Betroffenen an einem Auftreten von Eiweiß im Urin. In der Regel weist diese Beschwerde auf eine andere Grunderkrankung hin und sollte dabei unbedingt behandelt werden. In den meisten Fällen leiden die Betroffenen bei Eiweiß im Urin auch an Beschwerden beim Wasserlassen.

Es kommt dabei zu brennenden oder zu stechenden Schmerzen. Diese Schmerzen können dabei auch zu einer Gereiztheit oder zu weiteren psychischen Beschwerden oder zu Depressionen führen. In schwerwiegenden Fällen sind die Patienten auf eine Transplantation einer Niere oder auf eine Dialyse angewiesen, damit es nicht zum Tod kommt.

Weiterhin deutet Eiweiß im Urin auch auf Diabetes hin, wodurch der gesundheitliche Zustand des Patienten ebenso negativ beeinflusst wird. Es kommt weiterhin zu Thrombosen und zu Ödemen. In schwerwiegenden Fällen tritt ein vollständiges Nierenversagen oder sogar ein Herzinfarkt auf. Die Krankheit kann zu einem allgemeinen Krankheitsgefühl und zu einer dauerhaften Müdigkeit und Abgeschlagenheit des Patienten führen.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, wird die Lebenserwartung des Patienten durch die Erkrankung deutlich verringert. In vielen Fällen kann die Erkrankung durch die Umstellung der Ernährung gelöst werden, wobei die Patienten an einigen Einschränkungen im Alltag leiden.

Diagnose & Verlauf

Der Nachweis einer erhöhten Konzentration von Eiweiß im Urin kann heutzutage denkbar einfach und schnell erbracht werden. Komplikation treten erst dann auf, wenn es darum geht die möglichen Ursachen einzugrenzen und herauszufinden, ob überhaupt eine permanente Proteinurie vorliegt, da nur dann ein akuter Handlungsbedarf besteht.

In den letzten Jahren hat sich die Untersuchung mithilfe eines Teststreifens, welcher auf Albumin, dem globulären Protein, welches bei einer Proteinurie verstärkt im Urin zu finden ist, anspringt, durchgesetzt. Dazu wird der Teststreifen kurz in die zu untersuchende Urinprobe getaucht und danach auf eine Verfärbung überprüft.

Sollte sich der Streifen blaugrün verfärbt haben liegt eine erhöhte Ausscheidung von Eiweiß vor. Ob aber eine dauerhafte Erhöhung des sich im Harn befindlichen Eiweißes vorliegt und ob eventuell schon eine Schädigung der Nieren vorliegt, kann nur ein Labortest verlässlich bestimmen.

Bleibt die Proteinurie unerkannt bzw. unbehandelt kommt es zu einem Albuminmangel, welcher zu Ödemen, Thrombosen und Infektionen führen kann. Zudem erhöht sich das Risiko eines Nierenversagens sowie eines Herzinfarktes.

Komplikationen

Bei Eiweiß im Urin muss es nicht direkt zu Komplikationen oder zu Beschwerden kommen. In vielen Fällen muss das Symptom auch nicht direkt behandelt werden. Die Komplikationen treten vor allem bei der Diagnose auf, da es für den Arzt relativ schwierig ist, die richtige Ursache für das Eiweiß im Urin herauszufinden.

In der Regel kann der Patient an den Nieren oder am Herzen erkrankt sein. So kann es zu einer Niereninsuffizienz oder zu einem Herzinfarkt kommen, wobei beide Folgen lebensgefährlich für den Betroffenen sein können. Falls die Nieren irreversibel geschädigt wurden, ist der Patient womöglich auf eine Dialyse für den Rest seines Lebens angewiesen.

Die Behandlung der Krankheit erfolgt in jedem Fall kausal und richtet sich immer nach der Grunderkrankung. Falls dafür bestimmte Medikamente oder Lebensmittel verantwortlich sind, müssen diese abgesetzt oder verändert werden. Ebenso muss der Betroffene auf eine eiweißarme Ernährung achten, damit sich das Symptom nicht verstärkt. Komplikationen können dann auftreten, wenn gar keine Behandlung eintritt. Ob es zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann nicht allgemein vorausgesagt werden.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn der Urin schäumt und möglicherweise auch ungewöhnlich riecht, liegt ein erhöhter Eiweiß-Anteil im Urin vor. Ein Arztbesuch empfiehlt sich, wenn die Proteinurie ohne erkennbaren Grund – also außerhalb einer Grippe und unabhängig von körperlicher Anstrengung oder Stress – entsteht. Dies gilt insbesondere dann, wenn die genannten Anzeichen nach spätestens einer Woche nicht verschwunden sind. Sollten Begleitsymptome auftreten, muss umgehend medizinischer Rat eingeholt werden.

Wer beispielsweise Harnverhalt und andere ernste Nierenprobleme verspürt, sollte dies umgehend abklären lassen. Sollte es zu einem Nierenversagen oder Anzeichen eines Herzinfarkts kommen, muss sofort der Notarzt gerufen werden. Menschen mit einer bestehenden Nierenerkrankung sollten Eiweiß im Urin in jedem Fall rasch von einem Arzt abklären lassen.

Ebenso Patienten, die unter Diabetes mellitus Typ 2 leiden oder eine anderweitige Erkrankung haben, für die ein erhöhter Eiweiß-Gehalt im Körper problematisch sein könnte. Alleine, um die Ungewissheit zu beheben und damit langfristig auch mögliche psychische Folgen zu verhindern, ist bei Eiweiß im Urin eine ärztliche Abklärung notwendig.

Behandlung & Therapie

Eine Proteinurie kann zwar in den meisten Fällen nicht gänzlich geheilt, ihr Verlauf aber soweit verlangsamt werden, dass die Wahrscheinlichkeit eines Nierenversagens sowie anderer schwerer Folgeerkrankungen auf ein Minimum reduziert werden.

So wird in vielen Fällen eine eiweißarme Ernährung in Verbindung mit der Einnahme von Medikamenten empfohlen. Sind hingegen andere Krankheiten oder diverse Fremdstoffe für die erhöhte Konzentration von Eiweiß im Urin verantwortlich, müssen diese bekämpft bzw. die Einnahme unterbunden werden, um die Proteinurie zu stoppen.

Aussicht & Prognose

Die Proteinurie gilt bis heute mit den derzeitigen medizinischen Möglichkeiten als nicht heilbar. Durch eine gute medizinische Versorgung können die Beschwerden jedoch deutlich reduziert werden und der Krankheitsfortschritt wird verlangsamt. Wird keine Behandlung in Anspruch genommen, kommt es in vielen Fällen zu einer schleichenden Verschlechterung der Gesundheit.

In schweren Fällen kann die Erkrankung zu einem frühzeitigen Ableben des Betroffenen führen. Die meisten Patienten leiden bei Eiweiß im Urin ursächlich an Funktions- oder Stoffwechselstörungen. Das Herz oder die Nieren sind nicht voll funktionsfähig oder es liegen chronische Erkrankungen vor. Bei einer Proteinurie besteht daher für den Patienten das erhöhte Risiko eines Organausfalls und damit ein lebensbedrohlicher Zustand.

Zusätzlich zu einer medikamentösen Behandlung verbessert eine Umstellung der Ernährung die Prognose für den Patienten. Dabei ist langfristig auf eine ausgewogene sowie eiweißarme Nahrungsmittelzufuhr zu achten. Werden zusätzlich Schadstoffe wie Alkohol, Nikotin oder Drogen vermieden, hat dies einen positiven Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand.

Leidet der Betroffene unter Fremdstoffen im Organismus, müssen diese behandelt werden, damit eine Linderung der Beschwerden erfolgen kann. Ohne eine Therapie der Grunderkrankung wird der Wert des Eiweiß im Urin dauerhaft vorhanden sein und zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen.


Vorbeugung

Die Vorbeugung einer Proteinurie ist nur dahingehend möglich, als das ein gesunder Lebensstil vor dem Auftreten verschiedener Krankheiten schützen kann, die diese auslösen können.

Da die genauen Auslöser der eigenständigen Proteinurie hingegen noch nicht gänzlich geklärt sind, kann auch noch zu keinen präventiven Maßnahmen geraten werden.

Zwar lässt sich bei fast jedem Menschen ab und an eine Proteinurie feststellen, jedoch verschwindet diese in der Regel nach kurzer Zeit wieder deutet in den seltensten Fällen auf eine schwerwiegende Erkrankung hin.

Dennoch sollten etwaige Auslöser überprüft und eine permanent erhöhte Ausscheidung von Eiweiß ausgeschlossen werden, um ernste Langzeitschäden zu vermeiden.

Nachsorge

In den meisten Fällen deutet Eiweiß im Urin auf eine andere Grunderkrankung hin, sodass in erster Linie die zugrundeliegende Krankheit behandelt werden muss, damit die Beschwerden gelindert werden. Im Vordergrund steht dabei auch zuerst die frühzeitige Erkennung dieser Beschwerde, damit es nicht zu weiteren Komplikationen und auch nicht zu einer Verschlechterung des Zustands kommt.

Ob die Krankheit die Lebenserwartung einschränkt oder nicht, hängt sehr stark von der Grunderkrankung ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage getroffen werden kann. In den meisten Fällen kann diese Krankheit allerdings auch nicht vollständig behandelt werden, sodass der Betroffene im weiteren Verlauf immer eine Insuffizienz der Nieren erleiden wird. Diese sollte aber so lange wie nur möglich herausgezögert werden. Der Eiweiß im Urin wird dabei mit Hilfe von Medikamenten behandelt.

Diese sollten immer nach ärztlicher Anweisung und vor allem in der richtigen Dosierung eingenommen werden, um die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Weiterhin sind viele Betroffene bei Eiweiß im Urin auch auf eine psychologische Unterstützung angewiesen. Diese kann durch die eigene Familie oder durch Freunde erfolgen, wobei in einigen Fällen auch eine professionelle Unterstützung notwendig sein kann.

Das können Sie selbst tun

Wenn Betroffene bemerken, dass der Urin eigenartig riecht oder die Nieren schmerzen, sollte Urin beim Arzt abgegeben werden. Die Diagnose ist schnell gestellt. Bei Proteinurie ist es wichtig, vor allem, wenn es nicht chronisch ist und erstmalig diagnostiziert, den Urin regelmäßig zu überprüfen. Das geht auch selbst, da der Urin bei zu viel Eiweiß seltsam riecht. Wenn dieser Geruch nicht verschwindet, ist ein Gang zum Arzt notwendig. So kann ein Nierenversagen verhindert werden.

Im Alltag muss der Betroffene darauf achten, sich eiweißarm zu ernähren. Das heißt, dass die Ernährung umgestellt werden muss, damit die Eiweißwerte verringert werden können. Eiweißhaltige Lebensmittel sind vor allem Fleisch, Fisch und Milchprodukte. Auch Eier, Sojaprodukte und Getreide enthalten Eiweiß. In Zusammenarbeit mit dem Arzt kann ein Ernährungsplan ausgearbeitet werden, da grundsätzlich Eiweiß aufgenommen werden muss. Die Aufgabe der Betroffenen ist es, sich an die Vorgaben zu halten und die dazu kombinierten Medikamente regelmäßig einzunehmen.

Sinnvoll ist eine regelmäßige Überwachung in Verbindung mit einem Tagebuch, um andere Ursachen ausschließen zu können. So können Langzeitschäden wirksam vermieden werden.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Dormann, A., Luley, C., Heer, C.: Laborwerte. Urban & Fischer, München 2005
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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