Dottersack

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Den Dottersack kennt man hauptsächlich als das Eigelb in Vogeleiern. Tatsächlich kommt ein Dottersack begleitend zur Plazenta auch beim Menschen vor und übernimmt wichtige Funktionen in der embryonalen Entwicklung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Dottersack?

Der Dottersack bei Reptilien und Vögeln ist dazu gedacht, den Embryo so lange zu ernähren, wie er in seinem Ei verbleiben muss. Beim Menschen reicht die Masse der befruchteten Eizelle gerade einmal so lange aus, bis sie sich in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat - danach sind ihre Reserven aufgebraucht.
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Ein Dottersack ist ein Organ, das ausschließlich der Ernährung eines Embryos dient. Er taucht in der Evolution der Wirbeltiere erstmals in Reptilien auf und setzt sich bei den Vögeln weiter fort. Bis heute bildet jedes eierlegende Tier den Dottesack um den im Ei befindlichen Embryo herum. Er kommt jedoch auch noch bei Säugetieren vor und ist bei ihnen mehr als ein evolutionäres Überbleibsel.

Der Dottersack dient bis zur Ausbildung der Plazenta auch bei Säugetieren und somit auch beim Menschen der Ernährung des Embryos in dieser frühen Entwicklungsphase. Weiterhin erreicht er eine Größe von bis zu 5 mm und dient in dieser Zeit als Ersatz für die Leber, bis diese entwickelt ist. Der Dottersack übernimmt beim menschlichen Fötus bis dahin lebenswichtige Stoffwechselfunktionen. Bei manchen Säugetieren bleibt der Dottersack bis zur Geburt erhalten und sie werden sogar mit einer Dottersackplazenta geboren. Der Mensch allerdings stößt den Dottersack ab, sobald sich der Darm entwickelt hat.

Anatomie & Aufbau

Der Dottersack beim Menschen ist in seiner Anatomie sehr einfach und besteht aus einer äußeren Membran und einer nährstoffhaltigen Füllung. Über den so genannten Dottergang bleibt er in der Frühphase der embryonalen Entwicklung mit dem Mitteldarm.

In den frühen Ultraschalluntersuchungen ist er sichtbar. Später schnürt sich das Darmrohr des Embryos aus dem Dottersack ab, man spricht von nun an vom sekundären Dottersack. Vorher ist er mit Hypoblasten ausgekleidet, die an der Bildung des Blutes beteiligt sind. Es handelt sich dabei um Stammzellen, die in der Forschung auch für viele andere Zwecke interessant sind. Beim Menschen bleibt der Dottersack - anders als beispielsweise bei Pferden - nicht bis zur Geburt erhalten.

Funktion & Aufgaben

Der Dottersack bei Reptilien und Vögeln ist dazu gedacht, den Embryo so lange zu ernähren, wie er in seinem Ei verbleiben muss. Beim Menschen reicht die Masse der befruchteten Eizelle gerade einmal so lange aus, bis sie sich in der Gebärmutterschleimhaut eingenistet hat - danach sind ihre Reserven aufgebraucht. Die Plazenta bildet sich sehr schnell und die Eizelle wird auch umgehend von der Schleimhaut der Gebärmutter aufgenommen, sodass der mögliche Ernährungsengpass gut überbrückt wird.

Der Dottersack hat lediglich andere Funktionen als bei Reptilien und Vögeln übernommen - beim Menschen kann er die Leber in ihrer Stoffwechselfunktion so lange ersetzen, bis der Embryo diese ausgebildet hat. Die Leberfunktion ist auch schon für einen Embryo in der frühen Entwicklung lebenswichtig. Genauso entscheidend beim Dottersack sind die Stammzellen, aus denen die Membran des primären Dottersacks besteht. Aus diesem gehen die Keim- und Stammzellen für die Blutbildung hervor.

Sind diese beiden Prozesse vollzogen, ist der Embryo bereits seit geraumer Zeit über die Plazenta mit dem mütterlichen Kreislauf verbunden und hat sämtliche Organe so weit entwickelt, dass er ohne den Dottersack auskommt. Beim Menschen bildet sich neben der Plazenta keine eigene Dottersackplazenta mehr, wie das bei manchen anderen Säugetieren noch der Fall ist. Stattdessen verschwindet der Dottersack ab diesem Zeitpunkt und ist im Ultraschallbild auch nicht mehr sichtbar. Der Embryo besitzt jetzt nur noch die Plazenta.


Krankheiten

Der Dottersack ist ein vergleichsweise unproblematischer Bestandteil der embryonalen Frühentwicklung. Entwickeln muss er sich, denn andernfalls könnte der Embryo die Funktion der Leber nicht ersetzen und würde außerdem kein Blut ausbilden. Unter diesen Voraussetzungen wäre er gar nicht lebensfähig und würde bereits kurz nach der Befruchtung der Eizelle absterben und ausgestoßen werden.

Es kommt allerdings sehr selten vor, dass sich aus einer befruchteten Eizelle ein Embryo ohne Dottersack entwickelt - wenn die Eizelle in diesem frühen Stadium vom Körper der Frau abgestoßen wird, hat das häufiger andere Gründe. Bis etwa zur neunten Schwangerschaftswoche, in der der Dottersack zum Ersatz der Leber notwendig ist, ist es wichtig, dass er unbeschädigt bleibt und diese Funktion weiter erfüllen kann. Würde seine Funktion vorher ausfallen, etwa durch Verletzungen der Mutter von außen wie schwere Stürze oder Gewalteinwirkung, wäre der Embryo nicht mehr lebensfähig und würde abgestoßen werden.

Bis zur neunten Schwangerschaftswoche haben auch die Stammzellen an der Membran des Dottersacks ihre wichtigste Funktion erfüllt und die Blutbildung angestoßen. Ob die im Dottersack befindlichen Stammzellen alle Arten von Blutzellen entstehen lassen können, ist bislang unbekannt. Auch ist nicht klar, inwieweit die Blutbildung unter Einfluss des Dottersacks für die spätere Entstehung einer Leukämie verantwortlich ist. Möglich sind jedoch bereits Dottersacktumoren, die zur Gruppe der Keimzelltumore gehören.

Je nach Lage können derartige Tumore vor der Geburt des Kindes operativ entfernt werden, dies sind jedoch Einzelfallentscheidungen und es muss auch abgewogen werden zwischen dem Nutzen der OP und dem Risiko für Mutter und Kind. Häufig führen derartige Tumore noch vor der Geburt zum Tod des Embryos und er wird je nach Entwicklungsstadium vom Körper der Mutter abgestoßen oder muss mittels Kürettage entfernt werden.

Quellen

  • Bommas-Ebert, U. et al.: Kurzlehrbuch Anatomie. Und Embryologie. Thieme, Stuttgart 2011
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
  • Schoppmeyer, M.: Anatomie und Physiologie. Kurzlehrbuch für Pflegelehrberufe. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2017

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