Divertikel im Darm (Divertikulose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Divertikel im Darm finden sich insbesondere im Dickdarm. Sind diverse Divertikel im Dickdarm entstanden, wird dieses Krankheitsbild auch als Divertikulose bezeichnet. Divertikel im Dünndarm treten dahingegen selten auf und der Betroffene hat meist keine Beschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Divertikel im Darm?

Bei Divertikeln im Darm stülpt sich die Darmwand nach außen. Die Divertikel (Ausstülpungen), treten sowohl im Dick- als auch im Dünndarm auf.

Mit Divertikeln im Darm werden Ausstülpungen der Darmwand bezeichnet, welche insbesondere im Dickdarm auftreten. In manchen Fällen sind sie angeboren. Sie können sich aber auch im Laufe des Lebens entwickeln. Die Medizin differenziert zwischen echte und unechte Divertikel. Echte Divertikel sind Ausstülpungen in jeglichen Bereichen der Darmwand.

Meist sind sie angeboren und sind nur vereinzelt vorhanden. Bei den sogenannten unechten Divertikeln kommt es nur zu Ausstülpungen der inneren Schichten der Darmwand. Sie sind nicht angeboren, sondern entwickeln sich mit der Zeit. Diese Divertikel im Darm entstehen an schwachen Stellen der Darmwand, wölben sich nach außen und lassen Divertikel auftreten.

Ursachen

Die Gründe für Divertikel im Darm sind vielfältig. Der genaue Entstehungsvorgang ist noch immer nicht vollständig geklärt. Mediziner vermuten eine Wechselwirkung zwischen einem erhöhten Druck im Inneren des Darms und einer Debilität der Darmwand.

In der Muskelschicht in der Wand des Darms existieren Lücken, in welchen die Blutgefäße verlaufen. Mit zunehmendem Alter nimmt der Abbau des Bindegewebes zu, sodass die Lücken empfindlicher werden. Erhöht sich im Darminneren der Druck, wird die Schleimhaut durch die Schwachstellen hinausgepresst. Es entwickeln sich Divertikel.

Begünstigt wird dieses Erscheinungsbild durch eine ballaststoffarme Ernährung. Am stärksten ist der Abschnitt vor dem Mastdarm von der Divertikelbildung betroffen. Divertikel im Darm erscheinen in diesem Bereich vermehrt, weil in ihm die Ursachen Schwäche der Darmwand und Druck zusammen auftreten.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

In den meisten Fällen rufen Divertikel im Darm keine Beschwerden hervor. Entzünden sich die Divertikel allerdings, stellen sich Bauchschmerzen ein. Abhängig von der Art der Ausstülpungen treten die Beschwerden entweder im linken Unterbauch oder im rechten Mittel- oder Unterbauch auf. Meist nehmen die Schmerzen nach dem Stuhlgang ab. Parallel dazu können Verdauungsstörungen auftreten.

Viele Patienten leiden unter Verstopfung, Durchfall, starken Blähungen oder einem Verhalt des Stuhls. Äußerlich kann sich dies durch eine druckschmerzhafte Verhärtung im Bauchraum bemerkbar machen. Diese sogenannte „Walze“ bleibt meist für einige Tage bis Woche bestehen und bildet sich dann von alleine wieder zurück. Die Symptome der Divertikulose werden von Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl begleitet.

Wird die Erkrankung nicht behandelt, können sich weitere Beschwerden einstellen. Mögliche Folgeerkrankungen sind zum Beispiel Darmdurchbruch, Bauchfellentzündung, Darmverengung und die Bildung von Abszessen. Zudem kann es zu Blutungen in den Darm und der Entstehung von Fistelgängen kommen. All diese Beschwerden sind mit einem zunehmenden Unwohlsein verbunden. Der Betroffene ist in der Regel nicht mehr leistungsfähig und fühlt sich schlapp und abgeschlagen. Anhand dieser deutlichen Anzeichen kann eine Divertikulose rasch diagnostiziert werden.

Diagnose & Verlauf

Divertikel im Darm (Divertikulose) benötigen ein gründliches Diagnoseverfahren, um einen Ausschluss von bösartigen Darmturmoren zu ermöglichen. Die Diagnose beginnt mit einer exakten Schilderung der Beschwerden.

Anschließend können mithilfe einer Darmspiegelung und einer Röntgenkontrastmitteluntersuchung andere Erkrankungen wie das Reizdarm-Syndrom oder Darmkrebs ausgeschossen werden. Eine Entzündung der Divertikel zeigt sich bereits nach einer Blutuntersuchung. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen ist erhöht und eine hohe Senkungsgeschwindigkeit der Blutkörperchen macht sich bemerkbar.

Ist die Entzündung bereits auf die Harnblase übertragen worden, finden sich weiße oder rote Blutkörperchen im Urin. Zur näheren Untersuchung der entzündeten Divertikel wird zudem eine Ultraschalluntersuchung, eine Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie eingesetzt.


Koloskopie bei Divertikeln im Darm © Juan Gärtner - Fotolia.com

Der Verlauf dieses Krankheitsbildes stellt sich meist problemlos dar. Ist eine Behandlung der Divertikel im Darm notwendig, ist der Betroffene nach konsequenter Therapie beschwerdefrei.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn sich die Divertikel im Darm entzünden, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Bauchschmerzen, die typischerweise im linken Unterbauch auftreten, Verdauungsstörungen sowie Fieber deuten auf einen solchen Entzündungsprozess hin – dann unbedingt medizinischen Rat einholen. Sollten Symptome einer Bauchfellentzündung oder eines Darmverschlusses auftreten, muss der Notarzt eingeschaltet werden. Ebenso, wenn Blut im Stuhl bemerkt wird oder es zu einem Darmdurchbruch kommt.

Da diese Komplikationen lebensbedrohlich sind, müssen sie im Krankenhaus behandelt werden. Dort werden – falls nicht bereits geschehen – außerdem die Divertikel im Darm als Ursache ausgemacht. Nach der Diagnose muss der Erkrankte für circa ein bis drei Wochen in der Klinik bleiben. Je nach Schwere der Entzündung ist unter Umständen eine Operationen vonnöten, um etwaige Wunden zu schließen.

Um einen solch schweren Verlauf zu vermeiden, sollten vor allem die Risikogruppen – unter anderem Menschen, die sich besonders ballaststoffreich ernähren oder über 70 Jahre alt sind und Patienten mit bestehenden Darmerkrankungen – bei Erstsymptomen von Darm-Divertikeln eine ärztliche Abklärung veranlassen.

Komplikationen

Divertikel im menschlichen Darm sind meist harmloser Natur. In manchen Fällen können sie jedoch zu teils schwerwiegenden Komplikationen führen. Wenn sehr viele Divertikel im Darm zu finden sind, wird das Divertikulose genannt. In 80 Prozent der Fälle tritt dieser Erkrankung ohne Symptome auf.

In einigen Fällen kommt es jedoch zu entzündlichen Prozessen. Die Folge ist eine sogenannte Divertikulitis. Besteht der Verdacht einer solchen Divertikulitis, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Unbehandelt kann diese Art der Entzündung zu schweren Komplikationen führen. Durch die entzündeten Divertikel können Fisteln und Abszesse gebildet werden die zu weiteren Problem führen können.

Eine besonders schwerwiegende Komplikation ist die Verengung des Darms. Dies kann so weit gehen, dass es zu einem kompletten Verschluss des Darmes kommt. In diesem Fall liegt ein sogenannter lleus vor. Eine weitere mögliche Folge ist ein Durchbruch des Darmes. Dieser muss sofort behandelt werden. Unbehandlet kann dies einen tödlichen Ausgang nehmen.

Wandern die Entzündungen nach weiter oben, ist eine Infiltration des Bauchfelles möglich. Der Illeus als auch die Entzündung des Bauchfells können zu einem lebensbedrohlichen Schockzustand führen. Weitere mögliche Komplikationen beziehen sich auf die Behandlung eben dieser Erkrankungen. Bei Operationen des Darms oder des Bauchfelles kann es zu Fistelbildung, Eiteransammlung, Gewebsschäden und Infektionen kommen.

Behandlung & Therapie

Die Behandlung von Divertikeln im Darm richtet sich nach den potenziellen Beschwerden und dem Entzündungsgrad der Ausstülpungen. Ist das Krankheitsbild beschwerdefrei, ist keine spezielle Behandlung notwendig. Hat der Betroffene jedoch körperliche Beschwerden, können Maßnahmen zur Stuhlregulierung die Symptome verbessern.

Dafür eignet sich insbesondere eine kombinierte Behandlung aus einer Ernährung mit vielen Ballaststoffen, einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr sowie einer täglichen körperlichen Betätigung. Liegen jedoch Komplikationen wie beispielsweise eine Entzündung vor, stellen sich die Behandlungsmethoden anders da. Bei einer leichten Entzündung der Divertikel setzt sich die konservative Therapie aus der Einnahme von Antibiotika und krampflösenden Medikamenten zusammen. Weist die Entzündung einen hohen Schwergrad auf, erfolgt die Behandlung stationär. Nur so kann das Leiden umfassend untersucht und behandelt werden.

Auch ein operativer Eingriff ist als Therapie möglich. Diese wird empfohlen, wenn die Entzündung einen Darmriss verursacht hat oder starke Divertikelblutungen nicht gestillt werden können. Dafür kann es notwendig sein, den gesamten betroffenen Darmabschnitt mittels Operation zu entfernen. Solch ein Eingriff bei Verdacht auf Divertikel im Darm hilft ferner auszuschließen, dass eine Darmkrebserkrankung vorliegt.

Aussicht & Prognose

Oft bleiben Betroffene lange beschwerdefrei. Der Krankheitsverlauf ist sehr davon abhängig, wie stark sich der Darm verändert hat. Wenn es noch nicht zu einer Entzündung gekommen ist, ist die Prognose günstig, aber auch leichtere Entzündungen lassen sich in den meisten Fällen noch relativ gut behandeln.

Schwieriger wird es bei einer umfassenderen Entzündung der Divertikel. Dadurch kann die Darmwand in Mitleidenschaft gezogen werden und dünner werden. Dann besteht die Gefahr, dass die Darmwand reißt und sich Eiterherde im Bauchraum bilden. Wenn sich dadurch Darmbakterien in der Bauchhöhle ausbreiten, besteht das Risiko einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung.

Darüber hinaus können chronische Entzündungen im Rahmen einer Divertikulose den Darm so zusammendrücken, dass im Inneren ein Engpass entsteht, der einen Darmverschluss begünstigt, wenn der Transport des Darminhaltes durch die Engstelle blockiert wird. Ein weiteres Risiko ist, dass sich durch die Erkrankung Verbindungen zwischen anderen Abschnitten des Darms, Blase und Scheide bilden können, so genannte Fisteln, die für die Betroffenen unangenehm und schwer zu behandeln sind.

Nach einer erfolgreich behandelter Entzündung besteht ein Risiko von ca. 30%, dass es erneut zu Darmdivertikeln kommt. Wenn es schon in jüngeren Jahren zu einer Divertikulose kommt, muss sie meistens im späteren Alter operativ behandelt werden.


Vorbeugung

Bisher sind die genauen Ursachen für Divertikel im Darm unbekannt. Derzeit gehen Mediziner jedoch davon aus, dass eine ballaststoffreiche Ernährung die Ausstülpungen verhindern kann. Ferner kann eine hinreichende Flüssigkeitszufuhr sowie eine regelmäßige sportliche Betätigung die Tätigkeit des Darms positiv beeinflussen. Mehr Vorbeugungsmaßnahmen für Divertikel im Darm sind nicht bekannt.

Nachsorge

Die Nachsorge bei Divertikeln im Darm (Divertikulose) wird mit dem Internisten oder Gastroenterologen, manchmal in Kooperation mit dem Hausarzt, durchgeführt. Direkt nach der Therapie ist Schonkost wichtig, die den Darm des Patienten nicht zusätzlich belastet. Bei Blutungen oder ähnlichen ungewöhnlichen Ereignissen ist Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu suchen.

Die Ernährung wird mit dem Arzt abgestimmt, aber auch Ernährungsberater beziehungsweise Diätassistenten können in diesem Zusammenhang wertvolle Hilfen geben. Ballaststoffreiche Ernährung in Verbindung mit einer ausreichenden Trinkmenge sind in vielen Fällen die optimale Zusammensetzung. Obst und Gemüse sind ratsam. Blähende oder scharf gewürzte Speisen sowie Alkohol sind dagegen etwas, das der Betroffene eher meiden sollte, um die Behandlung nach der Divertikulose mit einer gezielten Nachsorge zu ergänzen.

Divertikel können durch starkes Pressen und Verstopfung in ihrer Entstehung gefördert werden. Daher ist der Stuhl im Idealfall weich und voluminös zu halten. Erreicht man dies mit rein ballaststoffreicher Ernährung nicht, sind Flohsamenprodukte oft hilfreich. Gerade im Rahmen der Nachsorge ist es jedoch wichtig, die Einnahme im Vorfeld mit den behandelnden Ärzten abzusprechen.

Die Darmspiegelung (Koloskopie) ist Nachsorge und Vorsorge zugleich. Ihr Turnus wird ebenfalls vom Arzt festgelegt. Sie entdeckt frühzeitig, ob wieder neue Divertikel in der Entstehung sind und kann so frühzeitige Behandlung ermöglichen.

Das können Sie selbst tun

Divertikel im Darm (Divertikulose) sind eine Form der Erkrankung, die den Betroffenen neben den klassischen medizinischen Therapien auch eine ganze Menge an Möglichkeiten zur Selbsthilfe im Alltag bietet. Dies liegt daran, dass die Krankheit häufig mit einer chronischen Verstopfung einhergeht beziehungsweise von dieser verursacht wird. Diese zu lindern oder im Idealfall gänzlich zu beseitigen, gehört zu den wichtigen therapeutischen Strategien, die für den Erfolg auch der aktiven und vor allem konsequenten Mitarbeit des Patienten bedürfen.

Ein wichtiger Faktor ist in diesem Zusammenhang eine ausreichende Trinkmenge. Sie sorgt für ausreichende Flüssigkeit im Darm und kann dazu beitragen, dass sich keine Stuhlreste in den Divertikeln ablagern und dort zu einer Entzündung (Divertikulitis) führen können. Den gleichen Effekt bewirkt eine ballaststoffreiche Ernährung. Sie kann durch Hausmittel, etwa die Einnahme von Flohsamenschalen, noch effektiver gemacht werden. Dazu hilft es oft, von wenigen üppigen Mahlzeiten dazu überzugehen, häufiger am Tag kleinere Portionen zu sich zu nehmen.

Zur bewussten Ernährung kann auch genügend Bewegung das Beschwerdebild durch Divertikel im Darm verbessern. Regelmäßiger Sport und andere bewegungsintensive Aktivitäten erhöhen auch die Mobilität im Darm. Der Speisebrei kann effizienter transportiert und einer Ablagerung in vorhandenen Divertikeln oft vorgebeugt werden. Besonders wirksam sind Ausdauersportarten wie Schwimmen, Walking oder Radfahren.

Quellen

  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

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