Dickdarmkrebs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit dem Begriff Dickdarmkrebs bzw. Kolonkarzinom werden Krebserkrankungen bezeichnet, welche sich im Bereich des Dickdarms lokalisiert haben. Die bösartigen Tumore entstehen vornehmlich aus der Darmschleimhaut.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dickdarmkrebs?

Leider fehlen beim kolorektalen Karzinom wie bei vielen anderen Krebserkrankungen charakteristische Frühsymptome. Besonders im Frühstadium verläuft die Erkrankung häufig vollständig asymptomatisch.
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Bösartige Tumore im Bereich des Dickdarms werden als Dickdarmkrebs (Kolonkarzinom) bezeichnet. Der Dickdarm wiederum beginnt im Bereich des rechten Unterbauchs. Dort schließt er sich an den Dünndarm und endet schließlich am After.

Diese Krebsform als bösartige Wucherung von Zellen entwickelt sich überwiegend aus der Schleimhaut des Darms. Teilweise entsteht die Entartung von anfangs gutartigen Wucherungen an der Darmschleimhaut. Meist tritt diese Erkrankung erst nach dem 40. Lebensjahr auf. So sind 90 % aller Betroffenen älter als 50 Jahre. In den westlichen Industriestaaten ist diese Krebserkrankung relativ häufig.

Bei Männern und Frauen ist der Dickdarmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung. So gibt es innerhalb Deutschlands jedes Jahr circa 39.000 neue männliche Patienten und 33.000 neue weibliche Patienten. In den Schwellen- und Entwicklungsländern tritt Kolonkarzinom hingegen selten auf.

Ursachen

Es gibt viele Ursachen für einen Dickdarmkrebs. Er kann durch diverse Risikofaktoren begünstigt werden. So existieren vererbbare Fehler in den Erbanlagen, welche die Wahrscheinlichkeit einer Dickdarmkrebserkrankung erhöhen können.

Dazu gehören folgende Krankheiten: eine familiäre adenomatöse Polyposis, das Gardner-Syndrom, das Peutz-Jeghers-Syndrom und das Lynch-Syndrom. Ein weiterer Risikofaktor sind chronische Darmerkrankungen. Darunter fallen Erkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Beide Krankheiten ähnlich sich hinsichtlich der Symptome, der Komplikationen und der Behandlungsweisen. Sie treten für gewöhnlich bereits im Kindesalter oder während der Jugend auf.

Des Weiteren können die Ernährungsgewohnheiten Einfluss nehmen. So erhöhen ein Übergewicht, eine fleisch- sowie fettreiche Kost, ein langjähriges Rauchen, ein regelmäßiger und hoher Alkoholkonsum sowie eine ballaststoffarme Ernährung das Risiko, an Kolonkarzinom zu erkranken.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Leider fehlen beim kolorektalen Karzinom wie bei vielen anderen Krebserkrankungen charakteristische Frühsymptome. Besonders im Frühstadium verläuft die Erkrankung häufig vollständig asymptomatisch. Erste Anzeichen einer Darmkrebserkrankung können Veränderungen der Stuhlgewohnheiten sein.

Jede plötzliche Änderung des Stuhlgangs bei Patienten unter 40 Jahren sollte daher genauer abgeklärt werden. Es kann zum Wechsel zwischen Verstopfungen und Durchfällen kommen. Auch häufiger, übelriechender oder bleistiftdünner Stuhlgang kann Hinweis auf eine bösartige Darmerkrankung sein.

Um die Engstelle zu überwinden, muss die Darmmuskulatur wesentlich mehr Kraft aufwenden, was zu massiven kolikartigen Bauschmerzen führen kann. Im Verlauf der Erkrankung kommt es regelmäßig zu Blutbeimengungen auf oder im Stuhl. Der dauerhafte Blutverlust führt so zum Eisenmangel und zur Blutarmut (Anämie).

Weniger spezifisch für das kolorektale Karzinom, aber hinweisgebend auf eine bösartige Allgemeinerkrankung sind Symptome wie ein ungewollter Gewichtsverlust, nächtliches Schwitzen, Fieber, Leistungsabfall und eine generelle Müdigkeit. In späteren Stadien der Erkrankung und mit zunehmender Größe des Tumors kann dieser auch als Verhärtung im Bauchraum tastbar werden.

Ist der Tumor so groß geworden, dass er das Darmlumen verlegt, kommt es zum Darmverschluss. Mediziner bezeichnen diesen Verschluss als Ileus. Er äußert sich durch Stuhlverhalt, Übelkeit und Erbrechen, einem aufgeblähten Bauch und krampfartigen Schmerzen.

Diagnose

Zur Diagnose von Dickdarmkrebs stehen dem Arzt unterschiedliche Verfahren zur Verfügung. Da sich etwa die Hälfte aller Wucherungen im Enddarm lokalisiert, kann der Arzt sie mithilfe einer Tastuntersuchung erfühlen.

Für tiefere Bereiche ist hingegen eine Enddarmspiegelung erforderlich. Um den gesamten Dickdarm zu untersuchen, ist jedoch eine Darmspiegelung notwendig. Bei dieser Methode kann der Arzt zudem aus krebsverdächtigen Regionen zur gleichen Zeit eine Gewebeprobe entnehmen. Diese wird unter dem Mikroskop im weiteren Verlauf analysiert.

Auch spezielle Röntgenuntersuchungen mit einem Kolonkontrasteinlauf sind möglich. Für einen erfolgreichen Krankheitsverlauf ist eine Früherkennung entscheidend. So überleben 95 % aller Patienten die folgenden fünf Jahre, wenn bei ihnen diese Krebserkrankung im Frühstadium diagnostiziert werden konnte. Wenn das Kolonkarzinom schon weit fortgeschritten ist, minimieren sich die Chancen auf eine Heilung stark.

Komplikationen

Je nach Lage und Größe des Tumors kann die teilweise Entfernung des Darms angebracht sein. In diesen Fällen werden die jeweiligen Enden des Darms miteinander vernäht. Die Verwertung von Nahrung und die Regulierung des Stuhlgangs können im Anschluss problematisch sein.

In Einzelfällen kann das Anlegen eines künstlichen Darmausganges notwendig sein. Die damit im Zusammenhang stehenden psychischen Folgen für den Patienten klingen nach Rückverlegung des Stomas in der Regel wieder ab. Darüber hinaus bestehen die allgemeinen Operationsrisiken (Thrombosen, Lungenembolie und postoperative Wundheilungsstörungen).

Häufigste Komplikationen im Rahmen einer Chemotherapie sind starkes Unwohlsein mit Erbrechen, Schwindelgefühl und vorübergehender Haarausfall. Je nach Tumorklassifikation und Lage des Tumors kann prä- oder postoperativ die Bestrahlung des Tumors geeignet sein. Bei vielen Patienten treten im Laufe der Strahlentherapie folgende Komplikationen auf: Durchfall, Hautreizungen, Bauchschmerzen und eine erhöhte Anfälligkeit für Harnwegsinfekte.

Unterleibt eine Behandlung der Erkrankung oder wird die Therapie zu spät begonnen, wird das Geschwulst weiter wachsen und Fernmetastasen in Leber und Lunge bilden. Der Tumor kann bei aggressivem Wachstum die Darmwände durchbrechen, so dass Darminhalt in den Bauchraum austritt und dort Entzündungen hervorruft. Eine Heilung ist in diesem Stadium der Erkrankung nicht mehr möglich.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Kennzeichnend für einen Tumorbefall des Dickdarms bleibt in der Regel eine lange Phase der Symptomlosigkeit im Anfangsstadium. Meist leiden Patienten nur unter unspezifischen Schmerzen. Aus diesem Grund erkennen Ärzte Wucherungen im letzten Abschnitt des Verdauungstraktes nur dank Routinekontrollen. Treten massive Beschwerden auf, ist in aller Regel der Darmkrebs bereits stark fortgeschritten.

Dennoch existieren einige Warnzeichen zur Früherkennung, die durch eine rechtzeitige Abklärung beim Arzt eine Ausbreitung von Krebsgeschwüren verhindern. Absolute Gewissheit bezüglich des Zustandes des Dickdarms gewährt nur eine Darmspiegelung. Diese Methode klärt sehr zuverlässig ab, ob sich Wucherungen im Dickdarm befinden.

Typische Warnzeichen, die den Arzt zu einer genauen Untersuchung veranlassen, sind regelmäßige Blutauflagerungen auf dem Stuhl. Besonders eine dunkle Verfärbung deutet auf einen Ursprung im inneren Bereich des Darmes. Krebsgeschwüre beeinträchtigen die Darmfunktion und provozieren gelegentlichen Wechsel von Durchfall und Verstopfung ohne plausible Erklärung für Betroffene.

Engpässe begünstigen auch die Bildung sehr dünnen Bleistiftstuhls. Übermäßige Schleimablagerungen mit verhältnismäßig wenig Stuhlgang in den Morgenstunden weisen auf eine Erkrankung im Mastdarm hin. Generelle Hinweise auf eine Beteiligung des Dickdarms liefern Schmerzen wenige Stunden vor dem nächsten Toilettengang.

Allerdings stellen isolierte Bauchschmerzen und Krämpfe kein spezifisches Symptom für eine Krebserkrankung dar. Trotzdem gilt es als ratsam, bei regelmäßigem, leicht ausgeprägtem Leiden eine Untersuchung durch den Facharzt anzustreben. Familiäre Häufungen von Dickdarmkrebs besonders vor dem 45. Lebensjahr sollten Patienten auf jeden Fall bei der Vorstellung zur Sprache bringen.

Behandlung & Therapie

Die Therapie von Dickdarmkrebs erfolgt meist operativ. So soll der chirurgische Eingriff den Tumor vollständig entfernen. Ferner richtet sich die Behandlung nach der Ausdehnung und der Art der Krebserkrankung.

So müssen gegebenenfalls auch Metastasen eliminiert werden. In einem fortgeschrittenen Stadium wird die Operation häufig durch eine Strahlentherapie und eine Chemotherapie ergänzt. Vor dem chirurgischen Eingriff dienen diese Behandlungsmethoden dazu, die Wucherungen zu verkleinern.

Dies erleichtert die Operation. Nach der Operation dienen die Chemotherapie und die Strahlentherapie zur Abtötung noch bestehender Krebszellen. Die Strahlentherapie wirkt nur auf den örtlichen Bereich des Bestrahlungsfeldes. Die Chemotherapie erfasst auch abgesiedelte krankhafte Zellen im ganzen Organismus. Sie wird zudem mit neu entwickelten Präparaten kombiniert, welche eine bessere Lebensqualität erlauben.

So werden die Schmerzen effizient gelindert, die Beweglichkeit besteht über einen längeren Zeitraum und die Krebserkrankung kann sich durch diese Therapieform eine Zeit lang stabilisieren. Patienten mit Kolonkarzinom fühlen sich dadurch nicht nur körperlich besser, sondern verbessern auch ihren psychischen Zustand.

Aussicht & Prognose

Dickdarmkrebs gehört zu den Krebsarten, deren Prognose anfangs noch recht gut ist, doch leider wird die Erkrankung oft erst spät entdeckt. Das verschlechtert natürlich die Aussichten auf eine vollständige Heilung und ein krebsfreies Leben in der Folge.

Wird Dickdarmkrebs in Stadium I oder II ausfindig gemacht, stehen die Chancen oft noch gut, dass er sich operativ vollständig oder zumindest zu großen Teilen entfernen lässt. Möglicherweise wird der Patient danach eine Chemotherapie benötigen, denn das Risiko besteht, dass der Dickdarmkrebs bereits jetzt gestreut hat. Hat er das jedoch nicht und kann vollständig entfernt werden, dann kann ein Patient auf Heilung hoffen.

Später entdeckter Dickdarmkrebs dagegen hat schon keine solche Prognose mehr. Oft hat er dann bereits in andere Organe gestreut, lässt sich nur in Teilen oder gar nicht operativ entfernen. Dann hängt die Prognose ab vom Ergebnis einer Chemotherapie und deren Erfolg wiederum von etlichen weiteren Faktoren wie der allgemeinen Gesundheit des Patienten, der individuellen Verträglichkeit der Chemotherapie oder dem Lebensalter.

Dickdarmkrebs beeinflusst zudem auch die Resorption der Nährstoffe, es kann also gerade bei dieser Krebsart schnell zu Unterernährung kommen. Weiterhin kann es nach einer OP notwendig sein, einen künstlichen Darmausgang zu legen. Dieser wird zwar wieder rückgängig gemacht, doch das kann mit Anpassungsstörungen durch einen geschwächten Schließmuskel einhergehen.

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Vorbeugung

Das Risiko an Dickdarmkrebs zu erkranken, kann durch eine gesunde Ernährungsweise reduziert werden. Besonders eine faserreiche Kost kann verschiedene Darm- und Magenkrebsarten vorbeugen. Weiterhin ist ein Leben mit viel Bewegung und Sport anzuraten. Im Alter ist jedoch die Früherkennung als Vorbeugungsmaßnahme essenziell. Dadurch verbessert sich die Prognose entscheidend. So sollten Männer und Frauen ab dem 50. Lebensjahr zu einer Darmkrebsvorsorge gehen. Ab dem 55. Lebensjahr bietet sich eine Darmspiegelung in einem Abstand von 10 Jahren an, um einen etwaigen Kolonkarzinom frühzeitig zu erkennen.

Nachsorge

Die Diagnose Dickdarmkrebs bringt nach einer abgeschlossenen Behandlung einige Herausforderungen mit sich. Der Körper regeneriert sich. Betroffene müssen in den Alltag zurückfinden. So ordnen Ärzte bei Bedarf etwa Rehabilitationsmaßnahmen an oder vermitteln Hilfen bei einem sozialen und psychischen Leiden. Auch resultieren aus der Behandlung manchmal Folgebeschwerden wie Inkontinenz und Verdauungsstörungen.

Neben der Behebung der akuten Anzeichen hat die Nachsorge aber auch einen präventiven Charakter. Es ist zu verhindern, dass sich Krebszellen erneut bilden, Metastasen entstehen oder an einer anderen Stelle im Dickdarm ein Tumor aufkommt. Je nach Intensität des Befalls haben sich verschiedene Nachsorgeuntersuchungen etabliert.

Bei einer günstigen Prognose führen Ärzte neben einer körperlichen Untersuchung eine Darmspiegelung durch. Verschlechtern sich die Heilungsaussichten, treten ergänzend eine Reihe weiterer Kontrollen hinzu. So schafft unter anderem die Bestimmung des Tumormarkers CEA Klarheit über den Fortgang.

Auch eine Sonographie des Bauchraums und Röntgenaufnahmen des Brustkorbs werden regelmäßig veranlasst. Je höher die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls besteht, desto häufiger finden Nachsorgeuntersuchungen statt. Bei einer ungünstigen Verlaufsform ist ein sechsmonatiger Rhythmus angezeigt.

Das können Sie selbst tun

Patienten mit Dickdarmkrebs haben auch abseits der medizinischen Behandlungen im Alltag Möglichkeiten, durch die Krankheit selbst oder auch die Therapien ausgelöste Beschwerden zu lindern. Wichtig ist, dass Maßnahmen der Selbsthilfe grundsätzlich mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Entscheidend ist, dass der nach der Operation im Körper befindliche Darmrest in seiner Funktion unterstützt und keinen vermeidbaren Belastungen ausgesetzt wird. Dies wird durch den Verzicht auf allzu üppige Mahlzeiten, auf schlecht verdauliche Speisen oder auf blähende Lebensmittel erreicht. Ballaststoffreiche Nahrung ist zusätzlich geeignet, den Darm in seiner natürlichen Verdauungstätigkeit zu unterstützen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine ausreichende Trinkmenge, um im Darm für genügend Flüssigkeit zu sorgen.

Patienten, die durch die Erkrankung des Darms und die Therapie stark abgenommen haben, können durch spezielle Nahrung wieder Gewicht und Stärke aufbauen. Für die seelische Regeneration bieten sich Selbsthilfegruppen für Krebspatienten, Entspannungsmethoden oder Yoga an. Auch Bewegung an der frischen Luft oder Treffen mit Freunden verhelfen zu einer positiven Grundstimmung und damit mehr Lebensqualität..

Stomaträger können viel zu ihrem Wohlbefinden beitragen, indem sie ihren künstlichen Darmausgang nach Anleitung des Stomatherapeuten pflegen. Dazu ist es auch hilfreich, durch Gespräche mit Experten, etwa einem Psychoonkologen oder Stomatherapeuten, zu lernen, das Stoma bewusst anzunehmen und nicht täglich mit der Einschränkung zu hadern.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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