Dickdarmentzündung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Dem Dickdarm werden mit der Verdauung und der Immunabwehr bedeutsame Funkionen des menschlichen Organismus zugeschrieben. Umso problematischer ist es daher, wenn sich im Dickdarm eine Entzündung ausbildet. Denn Dickdarmentzündungen zeichnen sich in akuten Phasen durch eine schwerwiegende Symptomatik aus, die bei einer ausbleibenden Behandlung lebensbedrohliche Komplikationen mit sich bringen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Dickdarmentzündung?

Schmatische Darstellung zur Anatomie des Dickdarms. Klicken, um zu vergrößern.

Bei einer Dickdarmentzündung handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Dick- und Enddarmes, die in der medizinischen Fachsprache auch unter dem Begriff Colitis ulcerosa bekannt ist. Die Entzündung betrifft dabei lediglich die oberste Schicht der Darmschleimhaut, in welcher sich blutende Geschwüre ausbilden können.

Zusätzlich ist bei Betroffenen einer Dickdarmentzündung ebenfalls der Mastdarm befallen, von welchem sich die Erkrankung in diverse Richtungen weiter ausdehnen kann. Eine vollständige Heilung der Entzündung des Dickdarmes ist bisher nicht möglich, jedoch lassen sich die Symptome über entsprechende Behandlungsmethoden weitestgehend eingrenzen. Oftmals kommt es zu einer Verwechslung der Dickdarmentzündung mit der Krankheit Morbus Crohn.

Diese Erkrankung betrifft aber lediglich den Dünndarm, in welchem sich mehrere Hautschichten entzünden. Von einer Entzündung des Dickdarmes sind in der Regel vorwiegend männliche Personen zwischen 16 und 25 Jahren betroffen, wobei nur bezogen auf Deutschland jährlich etwa 20 Menschen pro 100.000 Einwohnern erkranken.

Ursachen

Die genauen Ursachen einer Dickdarmentzündung sind bis heute nicht exakt geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die Entzündung durch die genetische Veranlagung des Patienten bedingt wird. So wurden spezielle Gene entdeckt, welche beim Vorliegen einer Dickdarmentzündung in einer veränderten Form im Körper bestehen.

Neben erblichen Komponenten können auch bestimmte Risikofaktoren die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung steigern. Hierzu zählt einerseits die Ernährung, da oftmals bestimmte Nahrungsmittel mit einem hohen Anteil an Milchzucker nicht vom Patienten vertragen werden. Andererseits kann eine Fehlfunktion des Immunsystems die Ausbildung einer Entzündung des Dickdarmes begünstigen.

Auch nach einer operativen Entfernung des Blinddarms oder nach einem Verzicht auf Tabak besteht ein erhöhtes Erkrankungsrisiko. Psychosomatische Gründe werden hingegen als Ursache der Dickdarmentzündung ausgeschlossen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Charakteristisch für eine Dickdarmentzündunge ist der plötzliche Beginn. Der Betroffene leidet meist unter starken Durchfällen, wobei diese wässrig bis dünnflüssig sind.

Je nach individuellen Krankheitsverlauf kann eine Dickdarmentzündung ein anderes Erscheinungsbild mit einem unterschiedlich starken Ausmaß der Symptome mit sich bringen. Generell zeigt sich eine Entzündung des Dickdarmes zunächst nur schleichend und weist erst in späteren Stadien starke Symptome auf. Teilweise tritt die Krankheit auch ganz plötzlich ohne vorherige Anzeichen auf.

Während einer akuten Krankheitsphase stellen starke Durchfallleiden das prägende Merkmal der Dickdarmentzündung dar. Diese Durchfälle können bis zu vierzig Mal am Tag auftreten und weisen oftmals blutige und schleimige Sekrete auf. Der Stuhlgang ist im allgemeinen sehr schmerzhaft und kann häufig in einer Stuhlinkontinenz enden, bei welcher Betroffene ihren Stuhl nicht mehr kontrollieren können.

Patienten mit einer Dickdarmentzündung zeigen darüber hinaus Blähungen, die meist durch eine Zuckerunverträglichkeit bedingt werden. Die beschriebenen Symptome werden zudem von starken, wellenförmigen Bauchschmerzen im Unterbauch begleitet, die in der medizinischen Fachsprache als Koliken bezeichnet werden. Koliken entstehen durch krampfartige Muskelkontraktionen in der Muskulatur des Dickdarmes und können beim Patienten Übelkeit und Erbrechen auslösen.

Des Weiteren ist eine erhebliche Beschleunigung des Herzschlages auf 100 Schläge pro Minute möglich, die in extremen Fällen einen Kreislaufkollaps herbeiführt. Im Allgemeinen bringen akute Krankheitsschübe ebenfalls eine generelle Verschlechterung des Gesundheitszustands mit sich, indem Leistungsfähigkeit, Energie und Gewicht abnehmen. In selteneren Fällen treten überdies Fieberschübe und Entzündungen der Gelenke, der Haut oder der Augen auf.

Diagnose

Die Diagnose einer Dickdarmentzündung teil sich in zwei grundlegende Bestandteile. So wird zunächst im Rahmen einer Anamnese die individuelle Krankengeschichte des Patienten erhoben, bevor in einem nächsten Schritt eine körperliche Untersuchung durchgeführt wird. Diese Untersuchung stellt meist eine Darmspiegelung dar, bei welcher über den After ein Untersuchungsinstrument, das sogenannte Endoskop, eingeführt wird.

Anschließend lassen sich der Zustand der Schleimhäute und mögliche Entzündungen begutachten. Auch Eiterablagerungen können mittels dieser Methodik nachgewiesen werden. Des Weiteren ist eine Entnahme von Gewebeproben möglich, die einer mikroskopischen Untersuchung im Labor dienen und somit ein exaktes Ergebnis liefern. Bei einem verhärteten Verdacht auf eine Dickdarmentzündung wird zu einem späteren Zeitpunkt eine zweite Spiegelung zur Absicherung der Diagnose durchgeführt.

Der Abstand zwischen den Darmspiegelungen ist dabei abhängig vom jeweiligen Gesundheitszustand des Patienten. Neben einer Darmspiegelung erfolgt bei einem vorliegenden Verdacht auf eine Dickdarmentzündung ebenfalls die Erstellung eines Blutbildes. Insbesondere der Hämoglobinwert sowie der Wert des sogenannten C-reaktiven Proteins sind hierbei ausschlaggebend, um eine Entzündung festzustellen.

Eine fortschreitende Messung des Hämoglobinwertes ermöglicht die Ermittlung der jeweiligen Ausprägung der Entzündung und die Menge des Blutverlustes. Zu einer weiteren Sicherstellung der Diagnose können zudem die Leberwerte ermittelt werden, die bei einer Dickdarmentzündung in der Regel um zwei Enzymwerte erhöht sind. Im Labor erfolgt zusätzlich eine Untersuchung des Stuhls, um eine bakterielle Infektion als Ursache der Dickdarmentzündung auszuschließen.

Komplikationen

Die herkömmliche Symptomatik einer Entzündung des Dickdarmes kann in bestimmten Fällen durch die Ausbildung von Komplikationen erschwert werden. Unter anderem ist während akuter Schubphasen das Auftreten starker Blutungen möglich, die eine stationäre Überwachung des Patienten erzwingen.

Bei Betroffenen kann sich infolge blutiger Durchfälle ebenfalls eine Blutarmut, kurz Anämie, entwickeln. Denkbar ist außerdem eine gefährliche Erweiterung des Dickdarmes, die in der Medizin unter dem Begriff Megakolon bekannt ist. Verursacht wird das Megakolon durch eine Lähmung des Darmes. Diese resultiert wiederum aus einer stetigen Ansammlung des Stuhls im Darm, da sich dieser infolge der Entzündung nicht mehr bewegt und den Stuhl nicht transportieren kann.

Als weitere Folge kann sich der Darm in diesem Zusammenhang schmerzhaft ausdehnen, wodurch wiederum lebensgefährliche Bedrohungen wie eine Entzündung des Bauchfelles oder ein Darmdurchbruch auftreten können.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Beim Auftreten erster Anzeichen und einem Unwohlsein in der Darmregion ist ein Arztbesuch stets ratsam, um die Ursache der Beschwerden abzuklären. Spätestens nach einem Vorliegen von Symptomen wie blutigen Durchfall oder starken Bauchschmerzen ist der Besuch eines Experten jedoch unabdingbar. Dies ist besonders vor dem Hintergrund möglicher Komplikationen sinnvoll, die bei einer zu späten Diagnose oder Behandlung vorkommen können. Zur Beratung und Untersuchung sollte wenn möglich ein Magen-Darm-Spezialist wie ein Internist, Proktologe oder Gastroenterologe herangezogen werden.

Behandlung & Therapie

Aufgrund der nicht hinreichenden Ursachenklärung einer Dickdarmentzündung können bestehende Behandlungsansätze lediglich die Symptome der Erkrankung eindämmen. Auch wenn keine vollständige Heilung der Erkrankung existiert, ist Betroffenen hierdurch in symptomfreien Lebensphasen ein völlig normaler Alltag möglich.

Bereits die Wahrung einer flüssigkeitsintensiven, ballaststoffarmen und hochkalorischen Ernährung kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Sollte eine Milchzuckerunverträglichkeit beim Betroffenen vorliegen, kann auf laktosefreie Milchprodukte zurückgegriffen werden. Ist hingegen die Fettresorption betroffen, sollten überwiegend Produkte mit sogenannten MCT-Fetten aus Diätprodukten verzehrt werden.

Oftmals werden in diesem Zusammenhang entzündungshemmende Arzneimittel eingesetzt, welche den zeitlichen Abstand zwischen zwei Schüben enorm verlängern. Für die medikamentöse Behandlung kommen 5-ASA-Präparate infrage, deren Wirkung bei Bedarf durch die Gabe von Cortison unterstützt wird. Auch sogenannte Immunsuppressiva können eingenommen werden, um die Immunabwehr zu unterdrücken. Hingegen werden Antibiotika nur selten verschrieben.

Die jeweiligen Arzneimittel werden in der Regel an demjenigen Ort der Entzündung angewandt, an dem das Ausmaß der Entzündung am größten und die Risiken am geringsten sind. In besonderen Fällen können die Medikamente ebenfalls über die Blutwege injiziert werden. Erhebliche Mangelerscheinungen infolge starker Durchfallleiden können mittels Vitamin- und Mineralstoffpräparaten bekämpft werden, sofern eine ledigliche Ernährungsumstellung nicht erfolgreich war.

Sollte der Krankheitsverlauf besonders schwerwiegend sein oder von Komplikationen begleitet werden, ist ein operativer Eingriff meist unabdingbar. Innerhalb der Operation wird der Dickdarm entfernt und der Dünndarm so umfunktioniert, dass der Betroffene eine herkömmliche Stuhlentleerung durchführen kann. In einigen Extremsituationen lässt sich die Erstellung eines künstlichen Darmausgangs allerdings nicht mehr umgehen.

Aussicht & Prognose

Beim Vorliegen einer Dickdarmentzündung kann keine eindeutige Prognose gestellt werden. Generell lässt sich jedoch festhalten, dass eine vollständige Heilung der Krankheit bis heute unmöglich ist. Bleibt die Entzündung aber auf das Dickdarmende und den Mastdarm beschränkt, ist von einem positiven Verlauf mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung auszugehen.

Bereits die Maßnahme der Gabe von 5-ASA-Präparaten reduziert das Krebsrisiko um enorme 75%. Trotzdem besteht bei Patienten mit Dickdarmentzündungen ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Darmkrebstumor auszubilden. Hingegen wird die Lebenserwartung bei auftretenden Komplikationen der Entzündung wie einem Krebsleiden erheblich herabgesenkt, wenn diese erst relativ spät diagnostiziert und behandelt werden. Mit Hilfe einer frühzeitigen operativen oder medikamentösen Behandlung können Patienten wiederum meist einen normalen Lebensalltag verbringen.

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Vorbeugung

Eine gezielte Vorbeugung einer Dickdarmentzündung ist aufgrund der unbestimmten Ursachen der Erkrankung nicht möglich. Jedoch kann das Befolgen bestimmter Maßnahmen die ruhigen Phasen der Krankheit, kurz Remissionsphasen, verlängern und den Betroffenen hierdurch den Alltag erleichtern. Bedeutsam hierfür ist eine generell gesunde Lebensweise, die in erster Linie durch eine ausgewogene Ernährung gekennzeichnet ist.

So sollten vorwiegend leichtverdauliche Nahrungsmittel verzehrt werden, die sich durch eine optimale Nährstoffzusammensetzung auszeichnen. Ausreichend Bewegung ist ebenfalls entscheidend für einen gesunden Lebensstil. Psychische Belastungen wie Stress sollten zudem so gut wie möglich verhindert werden. Bedingt durch das erhöhte Darmkrebsrisiko sollten Betroffene regelmäße Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.

Nachsorge

Bei einer Dickdarmentzündung stehen dem Betroffenen in der Regel nur wenige Maßnahmen und Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Dabei ist der Betroffene in erster Linie auf die richtige und vor allem auf die frühzeitige Behandlung der Dickdarmentzündung angewiesen, damit sich diese nicht auf die anderen Organe ausbreitet. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann es im schlimmsten Fall auch zum Tod des Betroffenen kommen.

Daher steht bei dieser Krankheit im Vordergrund die frühzeitige Diagnose. In den meisten Fällen kann die Krankheit mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden, wobei vor allem Antibiotika eingesetzt werden. Die Behandlung dauert ungefähr eine Woche an, wobei auf eine richtige und regelmäßige Einnahme der Medikamente zu achten ist. In vielen Fällen sind auch nach dem Abklingen der Beschwerden weitere Nachsorgeuntersuchungen sinnvoll, um weitere Beschwerden schon früh zu erkennen.

Der Betroffene sollte während der Behandlung nur schonende Kost einnehmen und erst nach der Behandlung den Magen und den Darm wieder an die gewöhnliche Nahrung gewöhnen. In vielen Fällen sollten auch Untersuchungen auf Unverträglichkeiten und Allergien durchgeführt werden, die eventuell die Dickdarmentzündung ausgelöst haben. Dadurch kann eine erneute Dickdarmentzündung verhindert werden.

Das können Sie selbst tun

Liegt bereits eine Dickdarmentzündung vor, können Betroffene neben der von ihnen gewählten Behandlungsmethode auch eigenständig eine Reduzierung der Symptomatik herbeiführen. Erkrankten wird insbesondere eine Umstellung ihrer Ernährung empfohlen, die unter dem Namen Vermeidungsdiät bekannt ist. Im Rahmen dieser Diät sollen entzündungsbegünstigende Lebensmittel vom Speiseplan entfernt und durch entzündungshemmende Produkte ersetzt werden. Damit ist eine Reduzierung des Komplikationsrisikos und eine Abschwächung bestimmter Symptome möglich.

Vor allem in Phasen der Erholung sollte vorwiegend ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung im Mittelpunkt stehen. Hingegen kann Kost wie Milch, Hafer oder Getreide oftmals Lebensmittelunverträglichkeiten auslösen. Besteht wiederum eine Schubphase, ist ballaststoffarme Kost von zentraler Bedeutsamkeit. Letztlich führt allerdings auch die Durchführung einer Vermeidungsdiät keine vollkommene Heilung der Dickdarmentzündung herbei.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Messmann, H.: Klinische Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart 2011

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