Diabetisches Fußsyndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das diabetische Fußsyndrom ist eine teils schwere Folgeerkrankung des Diabetes mellitus, bei der entweder die Nerven oder die Blutgefäße im Fuß geschädigt werden. Dies kann zu Durchblutungsstörungen und/oder Druckgeschwüren führen. In schweren Fällen kann die Funktionstüchtigkeit des Fußes so stark beeinträchtigt werden; teilweise kommt es dann sogar zu Amputationen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das diabetische Fußsyndrom?

Schlecht heilende Wunden am Unterschenkel oder den Füßen sind meist vom diabetischem Fußsyndrom betroffen.

Das diabetische Fußsyndrom stellt sich nicht selten bei Diabetes mellitus-Patienten ein. Es wird in zwei verschiedene Kategorien eingeteilt. Das neuropathische Fußsyndrom bezeichnet eine Schädigung der Nerven, durch die Druckstellen, Taubheitsgefühle oder auch Geschwüre am Fuß auftreten.

Die Muskulatur wird geschwächt und die Funktionstüchtigkeit des Fußes beeinträchtigt. Beim ischämischen Fuß ist die Durchblutung des Fußes gestört. Dadurch können ganze Teile des betroffenen Gewebes absterben und müssen schlimmstenfalls amputiert werden.

Der neuropathische Fuß tritt deutlich häufiger auf als der ischämische; das Verhältnis liegt etwa bei 70 % zu 30 %. Die notwendige medizinische Behandlung richtet sich jeweils nach der Art des diabetischen Fußsyndroms.

Ursachen

Die Ursachen für das diabetische Fußsyndrom liegen zunächst in einer bestehenden Grunderkrankung, dem Diabetes mellitus. Besonders Patienten, deren Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist oder immer wieder starken Schwankungen unterliegt, leiden unter dem sogenannten diabetischen Fuß.

Durch den zu hohen Glukosespiegel im Körper wird der Stoffwechsel gestört, was die Nerven, Arterien und Blutgefäße auf Dauer schädigt. Bei rauchenden Diabetikern ist die Gefahr eines diabetischen Fußsyndroms noch einmal erhöht, da durch das Nikotin die Durchblutung beeinträchtigt wird.

Die Beschwerden können durch zu enge Schuhe noch einmal verstärkt werden, da durch ein fehlerhaftes Schmerzempfinden Druckstellen oder Geschwüre entstehen, aber nicht frühzeitig erkannt werden.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Bei diesem Syndrom leiden die Betroffenen an schwerwiegenden Beschwerden, die die Lebensqualität erheblich einschränken und verringern. In erster Linie kommt es dabei zu deutlichen Störungen der Durchblutung, die vor allem an den Beinen und den Füßen auftritt. Dabei kann es zu Störungen der Sensibilität oder sogar zu Lähmungen in diesen Bereichen kommen, sodass die Betroffenen häufig auch an Bewegungseinschränkungen leiden und dabei in ihrem Alltag auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen sind.

Der Alltag des Betroffenen wird dadurch erheblich erschwert. Ebenso kann es zu einem Muskelschwund an den Füßen kommen, sodass es schon beim Laufen oder beim Stehen zu starken Schmerzen in den Füßen und auch in den Beinen kommen kann. Nachts können die Schmerzen ebenso auftreten und dabei zu Schlafbeschwerden und zu einer Gereiztheit des Betroffenen führen.

Weiterhin kommt es an den Füßen zu verschiedenen Entzündungen und zu Infektionen, wobei sogar Geschwüre entstehen können. Diese sind mit starken Schmerzen und Rötungen verbunden. Die Füße der Betroffenen sind häufig kalt, da sie nicht ausreichend durchblutet werden. In schwerwiegenden Fällen muss der Fuß sogar amputiert werden, wenn eine direkte Behandlung der Beschwerden nicht möglich ist.

Diagnose & Verlauf

Das Risiko, an einer schlecht heilenden Wunde zu leiden, ist bei gleichzeitiger Durchblutungsstörung besonders hoch. Tiefe Hautgeschwüre (Ulzerationen) können immer weiter in den Fuß hineinreichen und auch mit MRSA-Keimen besiedelt werden, die eine normale Wundversorgung und -heilung verhindern können.

Da es sich beim diabetischen Fußsyndrom um eine Erkrankung ohne einheitliches Krankheitsbild handelt, ist es für den behandelnden Arzt entscheidend, zunächst ein Gespräch mit dem Patienten zu führen. Anschließend kann durch gezielte Untersuchungen etwa das Schmerzempfinden oder die Beschaffenheit der Arterien überprüft werden.

Auch ein Röntgen der Füße kann hilfreich sein. Der Krankheitsverlauf entscheidet sich nach der Art des diabetischen Fußsyndroms. Der neuropathische Fuß kann in der Regel gut behandelt werden, sofern die Geschwüre nicht zu stark ausgeprägt vorliegen. Beim ischämischen Fuß besteht dagegen die Gefahr, dass bei längerer mangelhafter Durchblutung ein Teil des Fußes amputiert werden muss.

Komplikationen

Ein diabetisches Fußsyndrom gehört zu den typischen Komplikationen eines langjährigen Diabetes mellitus. Durch die dauerhaft erhöhte Konzentration des Zuckers werden im Verlaufe kleinere Gefäße eingeengt, wodurch der Blutfluss gestört wird und es zu einer verminderten Versorgung von verschiedenen Organen kommt. Insbesondere Nerven sind dabei von einer Mangelversorgung betroffen (Diabetische Neuropathie).

Dadurch kommt es zum Absterben der Nerven. Berührungen und Schmerzreize können nicht mehr richtig wahrgenommen werden. Dies führt insbesondere am Fuß zu Komplikationen, da dortige Wunden nicht richtig wahrgenommen werden, welche sich im Verlaufe immer vergrößern können und irreversibel das Gewebe zerstören können. Der Fuß kann im schlimmsten Falle absterben, welcher amputiert werden muss (Diabetisches Fußsyndrom).

Zusätzlich kann es zu einer Infektion der Wunde kommen. Die daraus entstehende Entzündung kann sich systemisch ausbreiten und zu einer Sepsis führen. Dies kann in einen lebensgefährlichen Schock ausarten, was zu einem multiplen Organversagen führen kann. Auch die Netzhaut kann vom Diabetes betroffen sein (Diabetische Retinopathie).

Dies führt beim Betroffenen zu Störungen der Sehkraft, die bis hin zu einer Erblindung führen können. Daneben wird durch den Diabetes typischerweise auch die Niere in Mitleidenschaft gezogen (Diabetische Nephropathie). Diese kann im Verlaufe versagen und es kommt zu einer Beeinträchtigung der Lebensqualität. In einigen Fällen muss eine Dialyse oder gar Transplantation erfolgen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Das diabetische Fußsyndrom ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen, mit denen eine Erkrankung an Diabetes mellitus einhergehen kann. Durch zu hohe Zuckerkonzentration im Blut verengen sich kleinere Gefäße, was zu einer unzureichenden Versorgung der Nerven und des Gewebes im Fuß führt. Betroffene sollten bereits bei den ersten Anzeichen eines diabetischen Fußes einen Arzt konsultieren. Wird die Störung nicht zeitnah adäquat behandelt, steigt das Risiko dafür, dass der Fuß letztlich amputiert werden muss, signifikant an.

Im Frühstadium mach sich der diabetische Fuß durch folgende Symptome bemerkbar: Durchblutungsstörungen, die mit Kribbeln und Taubheitsgefühl einhergehen, ständig kalte Füße, verstärkte Bildung von Hornhaut, kleine Geschwüre oder sonstige Entzündungen, die sich am Fuß oder den Zehen ausbreiten.

Diese Symptome, von denen die meisten für gesunde Menschen völlig harmlos sind, müssen bei Diabetikern unbedingt einem Arzt vorgestellt werden. Wegen der schlechten Durchblutung der Füße heilen auch kleine Verletzungen oder Hühneraugen nicht von selbst wieder ab. Stattdessen kommt es oft zu einer starken Besiedelung der Wunden mit Bakterien und einem permanenten Fortschreiten der Entzündung.

Auch kleine Verletzungen am Fuß müssen bei Diabetikern deshalb desinfiziert und professionell versorgt werden. Dies sollte ein Patient unter Anleitung und Überwachung eines Arztes tun, zumal häufig zusätzlich Antibiotika verordnet werden müssen. Der Arzt klärt den Patienten außerdem über alle anderen erforderlichen Vorsorgemaßnahmen auf.

Behandlung & Therapie

Hat der behandelnde Mediziner festgestellt, um welche Art des diabetischen Fußsyndroms es sich im Einzelfall handelt, kann er eine entsprechende Therapie einleiten. Der neuropathische Fuß wird vornehmlich so behandelt, dass die aufgetretenen Wunden desinfiziert und verbunden werden.

Dabei darf kein Druck auf die Geschwüre ausgeübt werden. Unterstützend werden meist Antibiotika verordnet. Sind die Wunden abgeheilt, muss die Fußhaut ständig gut gepflegt und eingecremt werden. Dafür ist besonders eine Creme geeignet, die Harnstoff (Urea) beinhaltet. Diese wirkt einer Austrocknung der Haut entgegen, sodass sich keine neuen Geschwüre bilden.

Darüber hinaus sollte immer weites und atmungsaktives Schuhwerk getragen werden. Unter Umständen werden spezielle orthopädische Schuhe notwendig. Ein ischämischer Fuß wird mit Medikamenten behandelt, welche die Durchblutung fördern. Unter Umständen kann auch ein Bypass gelegt werden. Ist die Schädigung des Gewebes bereits weit fortgeschritten, kann eine Amputation der betroffenen Teile notwendig werden. Oftmals sind die Zehen hiervon betroffen; schlimmstenfalls kann aber der gesamte Unterschenkel abgenommen werden.

Grundsätzlich sollte aber bereits im Vorfeld darauf geachtet werden, dass der Blutzuckerspiegel nicht dauerhaft erhöht ist. Spätestens bei Auftreten eines diabetischen Fußsyndroms ist es zwingend notwendig, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, damit es zu keiner Verschlimmerung der Erkrankung kommt.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussicht des diabetischen Fußsyndroms richtet sich nach der Ausprägung der vorhandenen Beschwerden. Je ausgeprägter die Symptome sind, desto ungünstiger ist der weitere Verlauf. Leidet der Patient zusätzlich unter einer Störung der Durchblutung, verschlechtert es die Prognose um ein weiteres.

In schweren Fällen kommt es zu einer Amputation. Unterschieden wird hierbei unter einer Entfernung der Zehen, Teilen des Fußes oder Unter- sowie Oberschenkelamputationen. Der Patient kann durch das Tragen von geeignetem Schuhwerk oder einer sachgemäßen Fußpflege selbst etwas zur Verbesserung von vorhandenen Beschwerden beitragen. Mit Massagen der Füße für Diabetespatienten wird gezielt die Durchblutung angeregt und gefördert.

Bei eng anliegenden Schuhen oder Fremdkörpern in den Schuhen treten häufiger Verletzungen der Füße auf. Diese haben einen schlechten Einfluss auf die Prognosestellung. Die Heilung von Druckstellen ist bei Diabetikern erschwert, da es vermehrt zu Durchblutungsstörungen kommt.

Besonders ungünstig ist die Prognose bei Patienten, die unter neuropathischen sowie gefäßbedingten Symptomen leiden. Bei diesen Betroffenen muss in den meisten Fällen das Bein amputiert werden. In ungefähr der Hälfte aller Fälle folgt nach vier Jahren der Amputation des ersten Beines auch eine Amputation des zweiten Beines. Dies hat einen starken Einfluss auf die Lebensqualität und fördert das Ausbrechen von psychischen Erkrankungen.

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Vorbeugung

Dem diabetischen Fußsyndrom kann besonders durch einen Verzicht auf Zigaretten und einen stabilen Blutzuckerspiegel vorgebeugt werden. Zusätzlich sollte die Fußhaut immer gut eingecremt und gepflegt werden, auch wenn keinerlei Beschwerden vorliegen. Auf weites und bequemes Schuhwerk und ebensolche Strümpfe ist ebenfalls zu achten. Unterstützend können regelmäßig Beweglichkeitsübungen mit den Füßen durchgeführt werden, um das Entstehen eines diabetischen Fußsyndroms rechtzeitig zu verhindern.

Nachsorge

Die Nachsorge bei einem diabetischen Fußsyndrom unterscheidet sich je nach Schwere und Behandlungsmethode. Es ist in jedem Fall wichtig, regelmäßig einen Podologen sowie einen Diabetologen aufzusuchen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Handelt es sich um eine oberflächliche Wunde, genügt es meist, den Fuß bis zur vollständigen Heilung zu entlasten. Dazu können druckmindernde Schuhe beitragen. Außerdem sollten verschriebene Wundcremes und -salben nach Anweisung des Arztes verwendet werden.

Bei einer Infektion der Wunde müssen verschriebene Antibiotika in jedem Fall nach Anweisung des Arztes eingenommen werden. Dies gilt auch, wenn keine Symptome einer Infektion mehr erkennbar sind. Vor Absetzen der Antibiotika muss ein Arzt aufgesucht werden. Wurden Teile des Fußes amputiert, ist hier eine besondere Nachsorge nötig. In den ersten Tagen nach der Operation darf die entsprechende Stelle nicht belastet werden.

Danach ist eine Rehabilitationsphase nötig. Deren Länge richtet sich danach, wie viel des Fußes nach der Amputation noch erhalten geblieben ist. Bei einem Physiotherapeuten wird zusätzlich die Wahrnehmung und Beweglichkeit des Stumpfes geschult. Dies dient einem besseren Umgang mit einer späteren Prothese. Die Operationswunde selbst muss nach Anweisung des Arztes gepflegt werden. Gegebenenfalls müssen auch Antibiotika eingenommen werden.

Das können Sie selbst tun

Eine Anpassung des Verhaltens im Alltag und Selbsthilfemaßnahmen sollten bereits vor einer Erkrankung am diabetischen Fußsyndrom einsetzen, weil die Erkrankung in den meisten Fällen durch eine schlecht eingestellte Blutzuckerkonzentration bei Diabetes mellitus verursacht wird. Eine dauerhaft zu hohe und eine stark schwankende Blutzuckerkonzentration führen zu Schäden an den Gefäßwänden der Arterien und der Venen sowie zu Schäden an den Nerven, so dass sich an den Füßen auch Neuropathien einstellen können.

Falls die Zuckerkrankheit bereits diagnostiziert wurde, ist die strikte Kontrolle und Steuerung der Blutzuckerkonzentration als Selbsthilfemaßnahme sehr zielführend, um dem diabetischen Fußsyndrom weitestgehend vorzubeugen. Die Vorbeugemaßnahmen sind unabhängig davon, ob es sich bei dem festgestellten Diabetes um den erworbenen Typ 2 oder dem genetisch bedingten und weitaus selteneren Typ 1 handelt.

Eine weitere Vorsorgemaßnahme betrifft Raucher und Liebhaber von Alkoholika. Rauchen und exzessiver Konsum alkoholischer Getränke verstärkt die negativen Auswirkungen einer schwankenden und generell zu hohen Blutzuckerkonzentration. Es ist daher empfehlenswert Rauchen und Alkoholkonsum auf ein Minimum zu beschränken bzw. auf den Nikotingenuss gänzlich zu verzichten.

Vorbeugend wirkt ebenfalls eine gut abgestimmte Hautpflege, die es pathogenen Keimen erschwert, in die Haut einzudringen und Infektionen oder Pilzbefall hervorzurufen. Zur Selbstbeobachtung und zum frühen Erkennen eines diabetischen Fußsyndroms ist es hilfreich, die Füße täglich auf Schwellungen zu kontrollieren, da sie als Frühindikator und Symptom für die beginnende Krankheit gelten.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

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