Dentinogenese

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Dentinogenese wird die Bildung des Dentins bezeichnet. Dentin wird auch Zahnbein genannt. Es handelt sich dabei um ein Produkt der Odontoblasten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Dentinogenese?

Als Dentinogenese wird die Bildung des Dentins bezeichnet. Dentin wird auch Zahnbein genannt.

Während der Dentinogenese wird das Dentin der Zähne gebildet. Ein Großteil jedes Zahns besteht aus Dentin. Die Substanz wird auch Zahnbein oder Substantia eburnea genannt. Im Gegensatz zum Zahnschmelz kann das Dentin lebenslang neu gebildet werden.

Dentin ähnelt in seiner Zusammensetzung den Knochen. Es besteht zu rund 70 Prozent aus Calciumhydroxylapatit. Dieses wiederum wird zum Großteil aus Phosphat und Calcium geformt. 20 Prozent der Bestandteile des Dentins sind organisch. Davon sind 90 % Kollagene. Zu 10 % besteht der organische Anteil aus Wasser.

Das Dentin ist von gelblicher Farbe. Auf dem Dentin liegt zum einen der Zahnschmelz und zum anderen im Bereich der Zahnwurzel auch der Wurzelzement. Die Zahnpulpa mit Blutgefäßen, Bindegewebe, Nerven und Lymphgefäßen wird vom Dentin fest umschlossen und geschützt.

Funktion & Aufgabe

Dentin wird von den Odontoblasten gebildet. Odontoblasten sind Zellen mit einem mesenchymalen Ursprung. Sie sitzen am Übergang von der Zahnpulpa zum Dentin. Die Zellen sind zylindrisch angeordnet und sind in der Lage lebenslang Dentin zu bilden. Dadurch wird im Laufe des Lebens der Raum für die Pulpa immer kleiner. Dies ist der Grund, warum die Zähne im Alter weniger sensibel sind.

Dentin wird in primäres Dentin, sekundäres Dentin und tertiäres Dentin unterschieden. Primäres Dentin wird während der Zahnbildung produziert. Das von der Struktur ähnliche sekundäre Dentin wird lebenslang nachgebildet. Das Tertiärdentin wird auch als Reizdentin bezeichnet. Im Gegensatz zum primären und zum sekundären Dentin wird es nicht gleichmäßig im Zahn gebildet, sondern nur bei einem externen Reiz. Das Tertiärdentin dient dem Schutz der Pulpa vor äußeren Reizen.

Das primäre Dentin wird noch vor dem Zahnschmelz gebildet. Die Odontoblasten produzieren an ihrer Spitze unverkalktes Prädentin. Durch die Einlagerung von Hydroxylapatitkristallen mineralisiert dieses Prädentin und wird somit zu Dentin. Innerhalb des Dentins formen die Odontoblasten feine Kanälchen. Diese Dentintubuli verlaufen von der Pulpa zentrifugal nach außen. Dort erreichen sie dann die Dentin-Schmelz-Grenze.

Durch die Dentintubuli ragen Fortsätze der Odontoblasten. Diese Tomes´schen Fasern stehen mit freien Nervenendigungen in engem Kontakt. Zusammen mit den Fasern ziehen auch marklose Nervenfasern durch das Dentin. Diese Nervenfasern vermitteln Zahnschmerzen bei Karies.

Während sich Primärdentin und Sekundärdentin in ihrer Struktur sehr ähneln, zeigt die Histologie des Tertiärdentins ein anderes Bild. Tertiärdentin oder auch Schutzdentin ist ein Ausdruck einer Abwehrreaktion. Grund für eine solche Abwehrreaktion des Körpers können beispielsweise thermische Reize oder bakterielle Infektionen sein. Häufigste Ursache ist Karies. Im Gegensatz zum Primär- und Sekundärdentin verfügt das Schutzdentin über eine fibrinartige Struktur. Es hat auch deutlich weniger Kanälchen. Tertiärdentin wird außerdem gebildet, wenn der Zahnschmelz schwindet und das darunterliegende Dentin freilegt.

Durch die Anlagerung des unempfindlicheren Reizdentins kann eine Abnutzung des empfindlicheren darunterliegenden Dentins zumindest für einen gewissen Zeitraum verhindert werden.

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Krankheiten & Beschwerden

Bei der Erkrankung Dentinogenesis imperfecta (DGI) ist die Dentinbildung beeinträchtigt. Es handelt sich um eine Erbkrankheit, die autosomal-dominant vererbt wird. Ursache dieser genetischen Störung ist eine Mutation im DSPP-Gen. Das DSPP-Gen koordiniert die Proteine, die an der Dentinbildung beteiligt sind. Die Folge ist eine gestörte Dentinbildung, die zu einer abnormen Dentinstruktur und damit auch zu einer abnormen Zahnentwicklung führt.

Charakteristische Symptome der Dentinogenesis imperfecta sind abgenutzte Zähne, bauchige Zahnkronen, eine Verengung der Zahnhälse sowie zerstörte Zahnpulpa-Kammern und zerstörte Wurzelkanäle. Das Dentin ist bernsteinfarben oder sogar opaleszierend.

Die Dentinogenese ist auch bei der Dentindysplasie gestört. Die Erkrankung lässt sich in eine radikuläre Form (Typ 1) und in eine koronale Form (Typ 2) unterteilen. Ebenso wie die Dentinogenesis imperfecta werden beide Formen autosomal dominant vererbt. Patienten, die an Dentindysplasie 1 erkrankt sind, zeigen sogenannte apikale Aufhellungen. Die Zähne sind frei von Karies und haben in der Regel eine normale Farbe. Erkrankte Zähne zeigen häufig eine abnorme Beweglichkeit. Die meisten Betroffenen bemerken die Erkrankung jedoch nicht. Im Röntgenbild sieht man allerdings vergrößerte Hohlräume innerhalb des Dentins. Die Therapie richtet sich nach den jeweilige Beschwerden. Um die Zähne zu erhalten, können endodontologische oder endochirurgische Verfahren zum Einsatz kommen. Können die Zähne nicht mehr erhalten werden, kann nach der Entfernung der Zähne eine Implantation durchgeführt werden.

Die Dentindysplasie Typ 2 ist eine milde Form der Erkrankung. Sie ist eher selten und zeigt ein abnormes Milchgebiss bei normalen Zahnwurzeln. Im Milchgebiss sind bernsteinfarbene Verfärbungen sichtbar. Ebenso kann es zu bauchigen Zahnkronen und zu einer schnelleren Abnutzung der Zähne kommen. Der Zahnhals ist verengt. Um eine Abnutzung des Milchgebisses zu verhindern, können künstliche Zahnkronen auf die Backenzähne gesetzt werden. Diese bestehen meist aus rostfreiem Stahl.

Das spätere bleibende Gebiss ist in der Regel nicht von der Störung betroffen. Allenfalls zeigen sich leichte Anomalien im Röntgenbild. Möglicherweise sind die Pulpahöhlen glockentrichterförmig. Man spricht hier von "thistle tubes". Auch multiple Verkalkungen der Zahnpulpa werden beobachtet. Die Betroffenen sind jedoch in der Regel beschwerdefrei.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hausamen, J.-E., et al.: Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Springer, Heidelberg 2012
  • Ott, R., Vollmer, H.P., Krug, W.: Klinik- und Praxisführer Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2003

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