Cryopyrin-assoziiertes periodisches Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Cryopyrin-assoziiert periodisches Syndrom sind drei Erkrankungen aus dem Bereich der autoinflammatorischen Krankheiten bekannt, die auf dieselbe Mutation zurückgehen. Die Erkrankungen zählen zu den periodischen Fiebersyndromen und verlaufen schubweise. Alle drei Syndrome lassen sich bislang nur symptomatisch und medikamentös behandeln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom?

Urtikaria zählt neben Fieber, Abgeschlagenheit, Schwerhörigkeit, Arthralgien und Myalgien zu den Kernsymptomen der drei Erkrankungen.
© Svyatoslav Lypynskyy – stock.adobe.com

Bei Autoimmunerkrankungen richtet sich das Immunsystem der Patienten gegen den eigenen Körper. Die Krankheitsgruppe der Autoimmunerkrankungen beinhaltet verschiedene Unterkategorien, so zum Beispiel die autoinflammatorischen Erkrankungen mit einer Aktivierung der unspezifischen Immunabwehr.

Das wichtigste Charakteristikum dieser Krankheitsgruppe sind Entzündungen, die durch das Immunsystem hervorgerufen werden. Das cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom beinhaltet verschiedene autoinflammatorische Erkrankungen, die auf dieselbe Ursache zurückgehen. Drei verschiedene Krankheiten zählen zur CAPS-Krankheitsgruppe: FCAS, MWS und NOMID. Weltweit sind deutlich unter 1000 Patienten bekannt. Die Prävalenz wird auf ein bis zwei Fälle unter einer Million Menschen geschätzt.

Schätzungen zufolge besteht vermutlich eine hohe Dunkelziffer. Alle Erkrankungen aus der Gruppe des cryopyrin-assoziiert periodischen Syndroms zählen zu den periodischen Fiebersyndromen. Diese Fiebersyndrome sind seltene, monogen vererbte Krankheiten, die in unregelmäßigen Abständen Fieberschübe immunsystemisch bedingte auslösen. Der Krankheitsverlauf variiert zwischen milde und letal.

Ursachen

Das cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom scheint nicht in allen Fällen sporadisch aufzutreten. Familiäre Häufungen wurden an den bisher dokumentierten Fällen beobachtet, so vor allem für die FCAS-Gruppe der Erkrankung. Die Erblichkeit zeichnet die meisten periodischen Fiebersyndrome aus. Vermutlich liegt der Vererbung des CAPS ein autosomal-dominanter Erbgang zugrunde. Die primäre Ursache für das Syndrom ist eine genetische Mutation.

So geht die Wissenschaft auf Basis der bisherigen Forschungsergebnisse von einem genetischen Defekt im NLRP3-Gen aus. Dieses Gen codiert in der menschlichen DNA für Cryoporin. Bei dieser Substanz handelt es sich um ein Element von IL-1-Inflammasom und damit um einem wichtigen Teil von Proteinkomplexen des unspezifischen Immunsystems.

Das defekte Gen setzt eine Überproduktion von IL-1b in Gang und ruft so systemische Entzündungsreaktionen hervor. Da die Ursache für das CAPS ein genetischer Defekt ist, lässt sich die Krankheitsgruppe statt den Autoimmunerkrankungen auch den Immundefekten zuordnen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die symptomatische Manifestationsart des CAPS hängt von der Unterform ab. Urtikaria zählt neben Fieber, Abgeschlagenheit, Schwerhörigkeit, Arthralgien und Myalgien zu den Kernsymptomen der drei Erkrankungen. Das FCAS manifestiert sich als familiär kälteinduzierte Erkrankung.

Hierbei handelt es sich um die leichteste Form, die zwei bis drei Stunden nach Kälteexposition einen Schub hervorruft. Der Schub wirkt grippeartig und geht mit Fieber, Kopfschmerzen und Schüttelfrost einher. Davon zu unterscheiden ist das Muckle-Wells-Syndrom (MWS), das sich meist im frühen Kindesalter erstmals manifestiert. Die Schübe dauern länger als 24 Stunden und kommen häufiger vor als beim FCAS.

Nicht nur Kälte, sondern auch Stress und Müdigkeit rufen Schübe hervor. An einem Viertel der Patienten wird während der Schübe eine systemische Amyloidose beobachtet, die unbehandelt zu Nierenversagen führen kann. Die letzte Erkrankung aus der CAPS-Gruppe ist das chronisch infantile neuro-kutaneo-artikuläre Syndrom und entspricht der schwersten CAPS-Ausprägung.

Die Manifestation findet schon am Säugling statt. Die Symptome können von der schubweisen in eine persistierend chronische Form übergehen. Symptomatisch macht die ZNS-Beteiligung das Krankheitsbild aus. Neben einer aseptischen Meningitis, erhöht intrakraniellen Druck oder Krampfanfällen kann außerdem ein Gelenkbefall eintreten.

Lymphknotenschwellungen, hohes Fieber und Hepatosplenomegalie begleiten die Symptome. Patienten dieser Form sind zusätzlich wachstumsretardiert und leiden manchmal an einer Innenohrschwerhörigkeit oder einer entzündlichen Augenbeteiligung, die bis zur Blindheit führen kann.

Diagnose

Die sicherste Art der Diagnose ist für das CAPS die molekular-genetische Analyse. Bei Verdacht auf eine der drei Erkrankungen lässt der Arzt die DNA des Patienten auf die genetisch typische Veränderung untersuchen.

Wenn sich die Mutation nachweisen lässt, gilt die Diagnose als erwiesen. Die Prognose hängt stark von der Ausprägung und dem Verlauf im Einzelfall ab und ist für FCAS-Patienten am günstigsten.

Behandlung & Therapie

CAP-Syndrome sind bislang nicht heilbar, da gentherapeutische Maßnahmen bisher noch nicht die klinische Phase erreicht haben. Die Therapie erfolgt symptomatisch und entspricht bei einer konventionellen Behandlung meist der medikamentösen Therapie. Die Medikamente dienen der Schubprophylaxe und schwächen bei einem auftretenden Schub zugleich die Symptome ab.

Zur Linderung der Symptome kommen zum Beispiel NSAID/NSAR infrage und zählen zu den Schmerz- und Fiebermitteln. Antihistaminika eignen sich ausschließlich für FCAS-Patienten. Steroide sind für alle drei Gruppen geeignet und umfassen beispielsweise eine Kortison-Behandlung. Vielen Patienten mit Autoimmunerkrankungen werden außerdem Immunsuppressiva verschrieben.

Die Anwendung ist im Falle des CAPS vor allem für MWS- oder NOMID-Patienten geeignet. Bei Patienten der leichtesten Form ist eine Unterdrückung des Immunsystems meist nicht erforderlich. Patienten mit FCAS oder MWS werden außerdem dazu aufgerufen, Schüben soweit wie möglich vorzubeugen. Dazu können zum Beispiel warme Getränke, warme Bäder, mehrere Kleiderschichten und die Reduzierung von körperlichem sowie psychischem Stress dienen.

Abhängig von den Symptomen müssen Patienten der schweren NOMID-Form gegebenenfalls weitergehende Behandlungen erhalten. Dazu kann zum Beispiel eine Versorgung mit Hörhilfen zählen. Auch augenärztliche Maßnahmen können bei entzündlichen Reaktionen im Bereich der Augen erforderlich sein.

Aussicht & Prognose

Die Prognose des cryopyrin-assoziierten periodischen Syndroms ist ungünstig. Die Erkrankung ist genetisch bedingt und nach den derzeitigen rechtlichen wie medizinischen Vorgaben nicht heilbar. Der Behandlungsplan wird individuell erstellt und ist auf die Linderung der symptomatischen Beschwerden ausgerichtet.

Das cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom besteht aus insgesamt drei Erkrankungen, die in ihrem Auftreten sowie ihrer jeweiligen Ausprägung bei jedem Patienten unterschiedlich sind. Die Intensität des Syndroms ist maßgeblich für die Aussicht auf eine Besserung der vorhandenen Symptome verantwortlich. Da der Krankheitsverlauf sich zumeist schubweise darstellt, kann der Patient Phasen einer vollständigen Remission erleben.

Bei der leichten Form des Syndroms bleibt der Schub für 24 Stunden. Anschließend bilden sich die Beschwerden schrittweise vollständig zurück. Die mittlere Ausprägungsform kann neben vielen weiteren Beeinträchtigungen im ungünstigsten Fall in einer Störung des Nierentätigkeit enden. Damit droht dem Patienten ein Organausfall. Dieser stellt eine lebensbedrohliche Situation dar.

In der schwersten Form des cryopyrin-assoziierten periodischen Syndroms kommt es meist zu keiner vollständigen Linderung der Beschwerden mehr. Die aufgetretenen Symptome bilden sich nicht mehr vollständig zurück, sondern bleiben dauerhaft vorhanden. Dies stellt eine erhebliche Minderung der Lebensqualität dar und kann zu weiteren Erkrankungen führen. Neben den körperlichen Beeinträchtigungen drohen psychische Störungen, die zu einer weiteren Verschlechterung der Prognose beitragen.

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Vorbeugung

Die Krankheiten aus der CAPS-Gruppe sind genetische Erkrankungen. Äußere Faktoren für die Krankheitsentstehung sind bislang nicht bekannt. Aus diesem Grund existieren bisher keine Vorbeugemaßnahmen. Nur die genetische Beratung bei der Familienplanung lässt sich im weitesten Sinne als vorbeugende Maßnahme bezeichnen.

Nachsorge

Bei diesem Syndrom hängen die weiteren Maßnahmen der Nachsorge sehr stark von der genauen Art und der Ausprägung der Beschwerden ab, sodass dabei keine allgemeine Voraussage erstellt werden kann. Allerdings wirkt sich bei dieser Krankheit eine frühzeitige Erkennung der Beschwerden sehr positiv auf den weiteren Verlauf aus und kann auch weitere Komplikationen und Beschwerden verhindern oder einschränken.

Je eher das Syndrom erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung, sodass der Betroffene schon bei den ersten Symptomen und Beschwerden einen Arzt aufsuchen sollte. In den meisten Fällen die Einnahme von verschiedenen Medikamenten nötig.

Dabei ist stets auf die richtige Dosierung und auch auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente zu achten, um die Beschwerden dauerhaft einzuschränken. Häufig sind die Betroffenen weiterhin auf die Unterstützung und die Hilfe durch die eigene Familie oder durch Freunde angewiesen, um psychische Verstimmungen oder um Depressionen zu verhindern. Es sind auch regelmäßige Besuche bei einem Arzt notwendig, um den Zustand der Erkrankung dauerhaft zu überprüfen. Eventuell kommt es durch diese Erkrankung zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten.

Das können Sie selbst tun

Das Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrom umfasst drei autoinflammatorische Krankheiten, die auf denselben genetischen Defekt zurückzuführen sind. Es gibt weder schulmedizinische noch alternative Verfahren, die die Krankheit ursächlich therapieren. Was der Patient selbst zur Besserung seines Befindens beitragen kann, hängt davon ab, in welcher Ausprägung die Krankheit bei ihm auftritt.

Die leichteste Form stellt das sogenannte familiäre kälteinduzierte autoinflammatorische Syndrom (FCAS) dar. Wie der Name bereits andeutet, werden die Symptome des FCAS durch Unterkühlung ausgelöst. Hier kann der Patient vor allem vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Betroffene sollten sich angewöhnen, stets die Wettervorhersage zu studieren und vorsorglich immer einen Schal und eine warme Jacke im Büro oder im Auto aufbewahren.

Auch ein trockenes Paar Schuhe sollte immer griffbereit sein. Sobald die Außentemperaturen in den Minusbereich absinken, ist Thermokleidung hilfreich. Nach einer akuten Kälteexposition sollte möglichst ein Heißgetränk, vorzugsweise Tee, konsumiert werden. Sofern die Möglichkeit besteht, sollte außerdem heiß gebadet werden.

Viele Patienten reagieren außerdem negativ auf Müdigkeit, Stress und starke körperliche Belastungen. In diesen Fällen ist es wichtig, dass die Betroffenen einen geordneten Tagesablauf haben. Sport darf nur mäßig betrieben werden. Da sich Stress nicht immer vermeiden lässt, sollten Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training erlernt werden.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Janeway C.A., Travers P.: Immunologie. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1997
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011

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