Choanalatresie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Choanalatresie

Bei der Choanalatresie handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung am Übergang von Nasen- zu Rachenraum. Häufig sind rasche Therapiemaßnahmen wichtig.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Choanalatresie?

Durch die unzureichende Nasenatmung leiden betroffene Säuglinge unter Atemnot beim Trinken, woraus eine verminderte Nahrungsaufnahme resultieren kann.
© golubovy – stock.adobe.com

Die Choanalatresie ist ein vollständiger Verschluss der hinteren Nasenöffnung, der von Geburt an besteht. Die hintere Nasenöffnung (aus den paarigen Choanalen bestehend) stellt dabei den Übergang zwischen Nasen- und Rachenraum dar.

Aufgrund der paarigen Struktur der Nasenöffnung kann eine Choanalatresie sowohl einseitig als auch beidseitig vorliegen. In der überwiegenden Zahl der Fälle tritt eine Choanalatresie einseitig auf. In den meisten Fällen einer Choanalatresie ist der vorliegende Verschluss der Nasenöffnung knöchern, während er in selteneren Fällen auch die Form einer Membran annehmen kann.

Die Choanalatresie ist nach medizinischer Definition eine Fehlbildung und tritt vergleichsweise selten auf.

Da Säuglinge bis zur ca. 6. Lebenswoche nur sehr eingeschränkt durch den Mund einatmen können, führt eine beidseitige Choanalatresie bei ihnen vor allem während des Trinkens häufig zu starker Atemnot. Ein mögliches Symptom einer einseitig vorliegenden Choanalatresie ist das Austreten eitrigen Schleims aus der betroffenen Nasenöffnung.

Ursachen

In der Regel ist eine Choanalatresie auf eine Störung während der Embryonalentwicklung zurückzuführen. Die hintere Nasenöffnung bildet sich im Schnitt zwischen der 3. und 7. Embryonalwoche; ist diese Ausbildung gestört, so ist die Choanalatresie eine mögliche Folge. Die Art der vorliegenden Entwicklungsstörung bestimmt, ob eine spätere Choanalatresie knöcherner oder membranöser Struktur ist.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Zu den typischen Anzeichen einer Choanalatresie zählt der vollständige Verschluss der hinteren Nasenöffnung. Dadurch stellen sich Beschwerden wie Atemnot, Absonderungen aus Nase und Mund sowie eine dominante Mundatmung ein. Durch die unzureichende Nasenatmung leiden betroffene Säuglinge unter Atemnot beim Trinken, woraus eine verminderte Nahrungsaufnahme resultieren kann.

Es kann zu Atemaussetzern kommen, was gerade bei einer stark ausgeprägten Choanalatresie eine lebensbedrohliche Komplikation darstellt. Äußerliche Anzeichen der Fehlbildung sind die auffällige Mundatmung und die Blässe. Oft ist die Haut wachsartig, und die Augenhöhlen sind eingefallen. Bei einer einseitigen Choanalatresie sind die Nasenmuscheln bläulich verfärbt.

Die Anzeichen einer einseitigen Erkrankung treten oft erst nach Tagen oder Wochen auf. Sind beide Seiten betroffen, wird die Fehlbildung meist direkt nach der Geburt festgestellt. Wird die Erkrankung nicht umgehend behandelt, kann es zu akuten Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen, die Mangelerscheinungen und andere Probleme nach sich ziehen können.

Langfristig kann eine unbehandelte Choanalatresie Entwicklungsstörungen bedingen. Durch die mangelnde Sauerstoffversorgung des Gehirns können verschiedene Komplikationen auftreten, die von der Ausprägung der Erkrankung abhängen. Um dies zu vermeiden, muss beim Verdacht auf eine Fehlbildung umgehend eine Behandlung eingeleitet werden.

Diagnose & Verlauf

Liegt aufgrund genannter Symptome wie Atemnot oder einseitigem Schleimaustritt aus der Nase bei einem Patienten der Verdacht auf Choanalatresie vor, so kann dies diagnostisch auf verschiedene Weise geprüft werden.

Zunächst ist es möglich, einen weichen Katheter in die Nase einzuführen, um festzustellen, ob eine Durchgängigkeit vom Nasen- in den Rachenraum gegeben ist. Selbiges kann auch geprüft werden durch eine Lufteinblasung, die mithilfe eines Ballons stattfindet.

Sind weitere Untersuchungsschritte notwendig, um den Verdacht einer Choanalatresie zu prüfen, kann der behandelnde Arzt beispielsweise Nasenspekulum bzw. Nasenendoskop einsetzen; hierbei handelt es sich um medizinische Instrumente, mit denen verschiedene Strukturen des Naseninneren untersucht werden können.

Der Verlauf einer einseitigen Choanalatresie bringt bei Säuglingen meist erst nach einigen Wochen charakteristische Symptome mit sich. Eine beidseitige Choanalatresie äußert sich dagegen häufig bereits sehr früh; so etwa durch eine Mundatmung, die bei Säuglingen im Allgemeinen selten zu beobachten ist. Meist ist die Prognose einer Choanalatresie bei entsprechender medizinischer Behandlung günstig.

Komplikationen

Bei der Choanalatresie kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen. Diese hängen vor allem von der Ausprägung des Symptoms und den Fehlbildungen ab. In den meisten Fällen kommt es allerdings zu einem vollständigen Verschluss der hinteren Nasenöffnung. Dadurch erhöht der Patient viel weniger Luft als ein gesunder Mensch, was bei vielen Betroffenen zur Atemnot führt.

Neben der Atemnot kommt es in stressigen Situationen oft zu Panikattacken und zu Schweißausbrüchen. Durch die Unterversorgung kann es in vielen Fällen zur Müdigkeit und zu Kopfschmerzen kommen. Der Patient muss diese Atemnot ausgleichen und dabei durch den Mund atmen, um genügend Sauerstoff zu erhalten. Die Lebensqualität wird dabei durch die Choanalatresie verringert.

Falls die Choanalatresie direkt bei Kleinkindern und Babys aufritt, müssen umgehend operative Eingriffe erfolgen, damit es nicht zum Tode kommt. Auch die Nahrung kann nicht direkt über den Mund verabreicht werden und wird dabei über eine Sonde transportiert. In der Regel verlaufen die Operationen ohne weitere Komplikationen und führen zu einem Erfolg. Der Betroffene kann danach wieder frei atmen.

Falls sich im Laufe des Lebens wieder eine Choanalatresie entwickelt, ist in der Regel eine nochmalige Operation notwendig. Bei einer frühzeitigen Behandlung kommt es nicht zu einer verringerten Lebenserwartung.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wird eine Choanalatresie bei der Geburt erkannt, erfolgt in der Regel direkt eine operative Behandlung. In anderen Fällen muss das Pflegepersonal oder der Arzt umgehend über die ungewöhnliche Atmung informiert werden. Ein Eingriff ist bei der angeborenen Fehlbildung in jedem Fall notwendig und sollte umgehend erfolgen. Eltern, die bei ihrem Kind eine auffällige Mundatmung, Luftnot und andere Anzeichen einer Choanalatresie feststellen, sprechen am besten rasch mit dem Kinderarzt.

Bei einem vollständigen Verschluss der hinteren Nasenöffnung – dieser macht sich durch eine ausgeprägte Atemnot bemerkbar – darf mit dem Arztbesuch nicht mehr gewartet werden. Plötzliche Panikattacken und Schweißausbrüche sind ebenfalls deutliche Warnzeichen, die eine medizinische Abklärung erfordern. Falls sich im Verlauf das Lebens erneut eine Choanalatresie bilden sollte, muss der Hausarzt konsultiert werden. Bei einem konkreten Verdacht kann direkt der Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder ein Facharzt für das jeweilige Symptom aufgesucht werden. Notärztliche Hilfe ist gefragt, wenn es ganz plötzlich zu starker Atemnot mit Panikattacken kommt.

Behandlung & Therapie

In den meisten Fällen erfordert eine beidseitige Choanalatresie beim Säugling sofortige notfallmedizinische Maßnahmen. Zu diesen Maßnahmen zählt es zunächst, die Atemwege des Neugeborenen frei zu halten; dies geschieht beispielsweise durch das Legen eines sogenannten Rachentubus.

In einigen Fällen der beidseitigen Choanalatresie kann auch eine Intubation (also eine künstliche Beatmung) des Säuglings notwendig sein. Um eine Mundatmung nicht zusätzlich zu beeinflussen, wird die Nahrung außerdem häufig über eine Sonde verabreicht.

Für weitere Behandlungsschritte werden meist möglichst rasch Chirurgen hinzugezogen; liegen bei einer Choanalatresie lediglich leichte, membranöse Verschlüsse der hinteren Nasenöffnung vor, so können diese Verschlüsse gelegentlich mithilfe eines Nasenkatheters durchbrochen werden. Knöcherne Verschlüsse im Rahmen einer Choanalatresie werden dagegen meist operativ behoben; in den ersten Lebenstagen eines Säuglings können solche operativen Maßnahmen zunächst provisorisch (vorläufig) sein.

Eine abschließende Operation erfolgt dann je nach medizinischer Einschätzung einige Wochen oder Monate später (operiert werden kann von der Nase oder vom Rachenraum aus). Nach einer erfolgreichen chirurgischen Behandlung der beidseitigen Choanalatresie tragen beispielsweise Schienungen dazu bei, die Atemwege frei zu halten.

Bei einer einseitig vorliegenden Choanalatresie kann ein operativer Eingriff je nach individuellem Fall häufig noch im Schulalter ausreichend sein.

Aussicht & Prognose

Bei einer Choanalatresie ist eine sofortige Behandlung notwendig. Sollte nach der Geburt keine Behandlung dieser Krankheit eintreten, so verstirbt der Betroffene in der Regel an den Beschwerden. Bei einer verzögerten Behandlung kann es dabei durch die Unterversorgung mit Sauerstoff auch zu Schäden an den inneren Organen oder am Gehirn kommen. Diese können in den meisten Fällen nicht mehr korrigiert werden und sind damit irreversibel. Das Ausmaß dieser Schäden hängt stark von der Dauer der Unterversorgung ab.

Nach dem ersten Eingriff erfolgt nach einigen Monaten ein zusätzlicher Eingriff, der die Atemwege dauerhaft frei hält. Danach leidet der Patient an keinen weiteren Beschwerden oder Einschränkungen und es kommt auch nicht zu einer verringerten Lebenserwartung.

Die Lebenserwartung wird nur dann negativ beeinflusst, wenn die Choanalatresie nicht rechtzeitig behandelt wird. Sollte die Choanalatresie nur einseitig auftreten, so ist eine sofortige Behandlung meistens nicht notwendig. Hierbei ist ein operativer Eingriff meistens auch im Schulalter noch ausreichend. Die Beschwerden werden durch den Eingriff vollständig gelöst und das Risiko einer erneuten Choanalatresie wird minimiert.


Vorbeugung

Da eine Choanalatresie bereits angeboren ist, kann der Fehlbildung in der Regel nicht vorgebeugt werden. Einer Symptomverschlimmerung und evtl. lebensbedrohlicher Atemnot ist bei Säuglingen allerdings meist vorzubeugen durch sofortige medizinische Maßnahmen. Einem Risiko des Wiederauftretens einer Choanalatresie nach erfolgreicher Behandlung wird durch entsprechende Schienungen im Operationsbereich entgegengewirkt.

Nachsorge

Bei einer Choanalatresie sind die Möglichkeiten einer Nachsorge in den meisten Fällen extrem stark eingeschränkt. Der Betroffene ist dabei in der Regel immer in erster Linie auf eine medizinische Behandlung durch einen Arzt angewiesen, damit es nicht zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommt. Je früher bei der Choanalatresie ein Arzt kontaktiert und eine Behandlung eingeleitet wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf der Erkrankung.

Eine selbstständige Heilung ist nicht möglich. In den meisten Fällen erfolgt bei der Choanalatresie ein operativer Eingriff, welcher die Beschwerden vollständig lindert. Dabei kommt es nicht zu besonderen Komplikationen. Der Betroffene sollte sich nach dem Eingriff jedoch ausruhen und seinen Körper schonen. Dabei empfiehlt es sich, vor allem die Nase zu schonen und besonders gut zu schützen.

Um Infektionen oder Entzündungen zu vermeiden, sollte der Betroffene nach dem Eingriff auch Antibiotika einnehmen. Dabei ist zu beachten, dass diese nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird durch die Choanalatresie in der Regel nicht verringert. Weiterhin sind keine weiteren Maßnahmen einer Nachsorge notwendig.

Das können Sie selbst tun

Eine Choanalatresie stellt einen medizinischen Notfall dar. Die Ersthelfer müssen den Rettungsdienst rufen und dem Betroffenen Erste Hilfe leisten. Ein leichter Verschluss kann oftmals selbst durchstoßen werden, etwa mit dem Nasenkatheter oder anderen Hilfsmitteln. Die Patienten benötigen anschließend eine stationäre Behandlung.

Nach einem Eingriff muss die Ernährung umgestellt werden. Speisen, welche die Atemwege reizen könnten, sind zu vermeiden. Dazu zählen scharfe, saure, kühle, heiße und schwer zu kauende Lebensmittel. Die Betroffenen sollten sich im Anschluss an die Vorgaben des Arztes machen. Der Mediziner wird strikte Vorgaben bezüglich der Einnahme der Medikamente machen. Auch eine strikte Pflege der Nasenwege ist essenziell.

Dadurch kann verhindert werden, dass sich die hinteren Nasenöffnungen erneut verschließen. Sollte es wiederholt zu Athresien kommen, ist womöglich ein chirurgischer Eingriff vonnöten. Auch die Ursachenfindung kann vom Patienten unterstützt werden, indem ein Beschwerdetagebuch angelegt oder konsequent nach Auslösern für die Beschwerden gesucht wird.

Sollten diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Meist lassen sich Vereiterungen oder andere Beschwerden durch leichte Arzneimittel beheben. Zur Verbesserung der Atemfähigkeit empfehlen sich Ausdauersport, Yoga oder Pilates.

Quellen

  • Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie Band 2. Urban & Fischer, München 2008
  • Henne-Bruns, D., Barth, H.: Duale Reihe Chirurgie. Thieme, Stuttgart 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

Das könnte Sie auch interessieren