Chlorphenamin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Chlorphenamin ist ein Antihistaminikum das zur Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt wird. Es hemmt die Wirkung des Botenstoffes Histamin und wirkt damit allergischen Symptomen wie Juckreiz, Rötung und Hautreaktionen entgegen. Chlorphenamin hat zudem eine antidepressive und sedierende Wirkung. Es ist unter verschiedenen Handelsnamen als Monopräparat und auch als Substanz in Kombinationspräparaten auf dem Markt. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Müdigkeit, Nervosität, Mundtrockenheit und Schlafstörungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Chlorphenamin?

Aufgrund seiner hemmenden Wirkung am Histaminrezeptor wird Chlorphenamin zur Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt. Indikationsgebiete sind daher Erkrankungen an den Atemwegen wie Heuschnupfen, Schnupfen, allergische Rhinitis, chronisches Nasenrinnen und Sinusitis.
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Chlorphenamin gehört zur chemischen Gruppe der Alkylamine. Es ist ein Antihistaminikum der ersten Generation. Das Medikament wird in der Human- und in der Tiermedizin zur Behandlung von allergischen Reaktionen eingesetzt.

Das Arzneimittel ist unter den Handelsnamen Trimeton® und Balkis Dr. Henk® Schnupfenkapseln bekannt. Zudem ist es in verschiedenen Kombinationspräparaten wie Solmucalm®, Rhinopront®, Pecto-Baby®, Migräne-Kranit® und Benical® enthalten. In Medizinprodukten liegt Chlorphenamin als sogenanntes Chlorphenaminmaleat vor. Chlorphenaminmaleat ist ein weißes, kristallartiges Pulver und in Wasser löslich.

Pharmakologische Wirkung

Chlorphenamin ist ein Histamin-Rezeptorantagonist. Diese Wirkstoffe setzten die Wirkung des körpereignen Botenstoffes Histamin herab oder heben diese sogar komplett auf. Histamin ist ein biogenes Amin und wichtiger Mediator im menschlichen Körper. Es spielt bei der Magensäureproduktion und im zentralen Nervensystem eine Rolle. Ferner ist es für allergische Reaktionen verantwortlich.

Bei einem Kontakt mit einem Allergen wird das Histamin in Granulozyten und den Mastzellen freigesetzt und bindet am Rezeptor. Dies kann zu Rötungen, Ödemen und Juckreiz führen.

Chlorphenamin wirkt am sogenannten H1-Rezeptor. Die H1-Rezeptoren liegen auf Endothel-Zellen. Nach deren Aktivierung kommt es zu einer Freisetzung von Stickstoffmonoxid durch erhöhte Kalziumspiegel. Dies hat eine Erschlaffung der Gefäßmuskulatur zur Folge. Dieser Umstand führt zur sogenannten Vasodilatation. Die Blutgefäße erweitern sich.

Dieser Vorgang kann durch die Ausschüttung von Histamin zu Symptomen einer Allergie wie Juckreiz, Hautrötung oder einem anaphylaktischen Schock führen. Letzterer ist lebensbedrohlich.

Chlorphenamin hat neben seiner Wirkung auf den Botenstoff Histamin noch weitere Eigenschaften. Es besitzt eine antidepressive Wirkung, da es die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin an den Nervenenden herabsetzt. Zu diesem möglichen Anwendungsgebiet gibt es bisher allerdings keine Studien an Menschen. Zudem wirkt Chlorphenamin ermüdend (sedierend).

Medizinische Anwendung & Verwendung

Aufgrund seiner hemmenden Wirkung am Histaminrezeptor wird Chlorphenamin zur Behandlung von allergischen Erkrankungen eingesetzt. Indikationsgebiete sind daher Erkrankungen an den Atemwegen wie Heuschnupfen, Schnupfen, allergische Rhinitis, chronisches Nasenrinnen und Sinusitis. Zudem kann es zur Behandlung von Erkältungen und grippalen Effekten eingesetzt werden. Das Arzneimittel kann auch zur symptomatischen Therapie bei allergischen Reaktionen wie Nesselfieber oder Bindehautentzündungen verwendet werden.

Da das Arzneimittel eine antidepressive Wirkung hat, wäre ein Einsatz zur Behandlung von depressiven Verstimmungen denkbar. Diese Wirkweise ist bisher allerdings nicht an Menschen nachgewiesen worden.

Aufgrund der entspannenden und beruhigenden Wirkung des Medizinproduktes wird Chlorphenamin nicht selten als Sedativum missbraucht. Gefährlich ist dies insbesondere in der Kombination mit anderen dämpfenden Substanzen wie zum Beispiel Alkohol. Durch die gleichzeitige Einnahme können unerwünschte Wirkungen des Medikaments noch verstärkt werden. Neben Alkohol ist eine Interaktion zwischen Chlorphenaminmaleat und Neuroleptika, Benzodiazepine oder Antidepressiva möglich.

Chlorphenamin darf in der Medizin nicht angewendet werden, wenn der Patient an Überempfindlichkeit, Blasenentleerungsstörungen oder einer stark vergrößerten Prostata leidet. Weiterhin sollte die Substanz nicht zur Behandlung akuter Asthmaanfälle verwendet werden. Zudem darf das Medikament nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit eingenommen werden. Ferner sollten Kleinkinder nicht mit Chlorphenamin behandelt werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Chlorphenamin hat unterschiedliche Nebenwirkungen. Zu den unerwünschten Wirkungen zählen Mund-, Hals-, Nasentrockenheit, Schlafstörungen, Müdigkeit, Nervosität, Benommenheit und Sehschwäche. Zudem kann das Medikament einen Grünen Star, ein sogenanntes Glaukom, auslösen.

Da Chlorphenamin eine ermüdende Wirkung hat, sollte während der Einnahme auf das Bedienen von Maschinen und das Autofahren verzichtet werden.

Bei einer Überdosierung des Wirkstoffes kann es zu einem sogenannten anticholinergen Syndrom kommen. Dieses ist durch Fieber, Krämpfe, Mundtrockenheit, Hautrötungen und Halluzinationen gekennzeichnet.

Muskelverspannungen, niedriger Blutdruck, Kreislaufkollaps und Atemlähmungen sind weitere Symptome die bei einer Überdosierung des Arzneimittels eintreten können. Ein tödlicher Ausgang ist bei falscher Anwendung daher nicht auszuschließen.

In einer amerikanischen Kohortenstudie aus dem Jahr 2015 wurde zudem eine positive Korrelation einer langfristigen Einnahme von Chlorphenaminmaleat mit einem erhöhten Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer nachgewiesen.

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