Chinidin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Chinidin handelt es sich um einen Wirkstoff, der zur Gruppe der Antiarrhythmika gehört. Er wird zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Chinidin als Wirkstoff der Gruppe der Antiarrhythmika hilft dabei, diverse Probleme am Herzen (z. B. zu schneller und unregelmäßiger Herzschlag, Vorhofflattern und Vorhofflimmern) zu behandeln.
Er wird in einer Herzbehandlung immer dann verabreicht, wenn die Notwendigkeit besteht, einen schnellen Herzschlag zu senken oder einen unregelmäßigen Herzschlag zu normalisieren. Auch die Behandlung von Herzrhythmusstörungen sowie die Regulierung des Herzrhythmus erfolgt mit Medikamenten, die den Wirkstoff Chinidin enthalten.
Weiterhin kann Chinidin zur Kardioversion genutzt, wenn die Durchführung der Elektroschocktherapie nicht möglich ist.
Pharmakologische Wirkung
Außerdem wird der Kalium-Ausstrom durch den Wirkstoff Chinidin gehemmt, so dass das Aktionspotential verlängert wird. Zudem übt Chinidin eine gefäßerweiternde Wirkung aus, was den arteriellen Blutdruck senkt und dadurch das Herz und dessen Muskulatur entlastet. Vor allem in Armen und Beinen von betroffenen Patienten zeigt sich die dadurch entstehende Muskelentspannung. Durch die geringere Erregbarkeit des Herzens wird das Herz außerdem langsamer und schlägt dadurch auch regelmäßiger.
Der Wirkstoff Chinidin wird vom menschlichen Körper sehr schnell aufgenommen. Schon nach etwa 15 Minuten ist er im Blut des Patienten nachweisbar und die Beschwerden nehmen bereits zu diesem Zeitpunkt spürbar ab. In Kombination mit einem Calciumkanalblocker führt Chinidin außerdem zu einer besseren Regulation von Durchblutungsstörungen bei der Belastung des Herzens.
Risiken & Nebenwirkungen
Bei sehr vielen Patienten konnte beobachtet werden, dass sich Chinidin auf den Magen-Darm-Trakt negativ auswirkt. Dies hat in der Regel Übelkeit, Erbrechen und Durchfall zur Folge. Kommt es zu einer Überdosierung des Wirkstoffs, kann eine so genannte Chinidin-Vergiftung eintreten, die sich auf das zentrale Nervensystem auswirkt und zu Sehstörungen, Nystagmen oder auch Schädigungen am Nervus opticus führen kann. Typisch hierfür sind Hörstörungen (z. B. Tinnitus) sowie Kopfschmerzen, Schwindel oder auch Verwirrtheit. In seltenen Fällen kann die Funktion der Leber durch den Wirkstoff Chinidin gestört werden.
Besteht beim Patienten eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffiziens NYHA III und IV) oder ein zu langsamer Herzschlag, darf Chinidin nicht eingenommen werden. Auch bei einer bereits erfolgten Überdosierung von Herzglykosiden oder bei Erregungsleitungsstörungen des Herzens ist die Einnahme nicht angezeigt. Leidet der Patient unter einer zu hohen Schlagzahl der Herzvorhöfe, dann sollte nach reichlicher Abwägung des behandelnden Arztes zuerst ein anderes Antiarrhythmika zur Anwendung kommen.
Ausreichende Erfahrungen zur Anwendung von Chinidin in der Schwangerschaft liegen nicht vor. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass es zum Verlust des ungeborenen Kindes kommt, weshalb eine Einnahme nur nach Nutzen-Risiko-Abwägung des behandelnden Arztes erfolgen sollte. Da der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht, sollte Chinidin nicht während der Stillzeit eingenommen werden. Zwar sind keine schädigenden Wirkungen für Säuglinge bekannt, allerdings sollte auch hier abgewogen werden, ob der Nutzen für die Mutter größer ist, als das Risiko für den Säugling. Bei Kindern ist die Anwendung bisher nicht erprobt, so dass in diesem Fall nur behandelnde Arzt entscheiden kann, ob die Einnahme von Chinidin notwendig ist.
Auch die Wirkung von Chinidin kann dadurch verstärkt werden. Muss gleichzeitig auch eine Behandlung mit Antibiotika oder Mitteln gegen Pilzerkrankungen erfolgen, kann es wiederum zu einer Wirkungsminderung von Chinidin kommen. Werden gleichzeitig auch Herzglykoside (z. B. Digoxin oder Digitoxin) eingenommen, kann es zu einer Verstärkung dieser Wirkstoffe durch Chinidin kommen. Aufgrund der zahlreichen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sollte Chinidin deshalb immer nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Da die Nebenwirkungen von Chinidin doch teilweise sehr stark sein können, wird es mittlerweile nur noch sehr selten von Ärzten verordnet. In Deutschland ist der Wirkstoff generell verschreibungspflichtig.