Candida lusitaniae

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Candida lusitaniae sind eine Spezies der Hefe-Art Candida, die eigentlich als Kommensale im menschlichen Körper vorkommt, bei Immunschwäche aber auch Infektionen verursachen kann. Vor allem aus Infektionen der Lunge kann sich eine Fungämie entwickeln, also eine Form der Sepsis (Blutvergiftung). Die opportunistische Pathogenität der Pilzart wurde vor allem in Zusammenhang mit Krebspatienten unter Chemotherapie dokumentiert.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Candida lusitaniae?

Die ersten Symptome einer Candida-Infektion sind oft relativ unspezifisch und bestehen aus Blähungen, Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Bauchkrämpfen oder aufgeblasenem Gefühl.
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Schlauchpilze oder Ascomycota sind eine Abteilung von Pilzen, die sich in Unterabteilungen wie Saccharomycotina aufgliedert. Zu dieser Unterabteilung zählt die Klasse Saccharomycetes mit Ordnungen wie den echten Hefen, den Saccharomycetales. Die Schlauchpilzfamilie Incertae sedis gehört zu dieser Ordnung und beinhaltet die Gattung Candida.

Bei Candida handelt es sich um eine Hefe-Gattung, die sich in unterschiedliche Spezies aufgliedert. Zur Gattung zählen rund 150 Arten. Einige dieser Spezies kommen als Kommensale im menschlichen Körper vor. Andere sind als pathogene Erreger von Pilzinfektionen bekannt.

Die Candida lusitaniae sind eine Spezies der Hefe-Gattung, die seit den 1970er Jahren mit Humanpathogenität assoziiert ist. Die Art wurde zwischen dem Ende der 70er und dem Ende der 90er Jahre aus Patienten mit Pilzsepsis insoliert. Wie alle Candida-Zellen wachsen die Zellen der Hefe-Art Candida lusitaniae im Labor als große und runde Kolonien mit weißer bis cremefarbener Färbung. Viele Hefen der Art Candida bereiten erst nach einem Wandel ihres Lebensmilieus Probleme und breiten sich dann aus, wobei sie die Haut durchwachsen und in die Blutbahnen gelangen können. Auch Candida lusitaniae gelten als opportunistische Krankheitserreger dieser Art, die nicht zwingend zu pathogenen Erregern werden.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Viele echte Hefen wachsen durch Pseudohyphen oder echte Hyphen, die einzelne Septen mit verschiedenen Poren tragen und Zellwände aus überwiegend β-Glucan besitzen. Chitin bilden sie nur an den Knospungsnarben. In ihren Asci bilden sie eine oder mehrere Ascosporen. Asci werden aus Einzelzellen gebildet oder auf Basis von einfachen Ascophoren. Eine mitotische und meiotische Teilung erfolgt im Inneren der intakten Kernhülle.

Candida wird als polymorphe Pilz-Gattung bezeichnet, die in unterschiedlichen Wachstumsformen vorkommt. In der Regel bilden Candida-Arten sogenannte Blastokonidien aus, indem sie Sprossung betreiben. Daneben kommen auch Dauersporen oder sogenannten Chlamydosporen vor, jedoch nicht bei Candida lusitaniae. Die Vertreter dieser Hefe-Art wachsen, anders als viele anderen Hefepilze, durch einzelne Hefezellen.

Im Grunde ist Candida eine harmlose Hefe-Art, die naturgemäß ideal in dem feuchten Milieu der menschlichen und tierischen Darmschleimhaut und an anderen feucht-warmen Körpergebieten wächst, so beispielsweise im Mund, innerhalb der Speiseröhre, in der Scheide oder auf der Haut.

Unter bestimmten Umständen wird aus der Hefe-Art ein pathogener Krankheitserreger, der sich fortlaufend weiterentwickelt. Der dadurch entstehende Schimmel kann in die Haut oder Schleimhäute eindringen, sie durchstoßen und Infektionen hervorrufen oder in die Blutbahnen gelangen, wo eine Sepsis entstehen kann.

Eine generalisierte Candida-Infektion betrifft, den aktuellen Wissenschaftserkenntnissen zufolge, ausschließlich Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Ein Defizit des Immunsystems stellt sich physiologischer Weise im Alter ein. Allerdings können auch Erkrankungen wie HIV oder Krebs das Immunsystem schwächen.

Candida lusitaniae haben bisher vor allem an solchen Patienten Blutvergiftungen hervorgerufen, deren Immunsystem durch eine bösartige Krebserkrankung und Chemotherapie geschwächt war. Bei immungesunden Patienten eliminiert das Immunsystem die Hefe-Art in der Regel, sobald sie die Blutbahn erreicht und damit noch bevor sie sich extrem vermehren kann.

Candida können mittels Schmierinfektion theoretisch von Wirt zu Wirt übertragen werden. Allerdings handelt es sich bei den meisten Infektionen um endogene Infektionen, die auf Kommensale im eigenen Körper zurückgehen, die außer Kontrolle geraten sind.


Krankheiten & Beschwerden

Die ersten Symptome einer Candida-Infektion sind oft relativ unspezifisch und bestehen aus Blähungen, Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Bauchkrämpfen oder aufgeblasenem Gefühl. An der Stelle der primären Infektion mit Candida lusitaniae kann sich Juckreiz einstellen.

Wenn die Erreger die Blutbahnen erreichen und sich durch das Blut im ganzen Körper ausbreiten, liegt eine Candida-Fungämie vor. Dabei handelt es sich um eine Pilzsepsis, bei der die Erreger wiederholt schubweise oder fortlaufend in die Blutbahn eingeschwemmt werden und eine systemische Entzündungsreaktion des gesamten Körpers verursachen. Die Therapie besteht in der Regel aus der Gabe von Amphotericin B in Kombination mit Flucytosin.

Bei immungesunden Menschen interveniert das Immunsystem und macht sich an die Elimination der Krankheitserreger. Die Candida-Pilzsepsis betrifft daher ausschließlich immungeschwächte Menschen. Die Sepsis durch den Erreger Candida lusitaniae wurde offenbar vermehrt nach einer Chemotherapie beobachtet. Auch die primäre Infektion von Harnwegen, Haut, Lunge, Haaren, Nägeln oder anderen Körperbereichen wird in der Regel nur an immunschwachen Personen beobachtet.

Der Befall ruft die Symptome einer Mykose hervor. Mykosen bleiben typischerweise auf ein Körperteil oder Gewebe beschränkt, während bei systemischen Mykosen mehrere Organsysteme oder der ganze Körper befallen sein können. Mykosen der Schleimhäute sind für Pilze der Gattung Candida typisch. Jene werden in diesem Zusammenhang als „Schwächeparasiten“ bezeichnet, da sie für ein schwaches Immunsystem sprechen.

Die Mykose-Art manifestiert sich als weißer Belag mit Rötung der Schleimhäute als sogenannter Soor. Systemischen Blutvergiftungen mit Candida lusitaniae geht in der Regel eine Infektion der Lunge voraus. Über die Lunge erreichen die Erreger im Verlauf der Infektion das Blut.

Innerhalb der ersten 20 Jahre, nach Identifizierung der Hefe-Art als Krankheitserreger, wurden lediglich 30 Fälle einer Sepsis dieser Art dokumentiert.

Quellen

  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003

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