Bordetella

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bordetella ist eine Bakteriengattung. Die Bakterien, die dieser Gattung angehören, werden Bordetellen genannt. Bekanntester Erreger der Bakteriengruppe ist Bordetella pertussis.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Bordetella?

Bordetellen kommen weltweit vor. Die Pertussis (Keuchhusten), die durch die Erreger Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis hervorgerufen wird, kommt ganzjährig vor.
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Die ersten Bakterien aus der Gattung der Bordetella wurden 1906 von den Mikrobiologen Octave Gengou und Jules Bordet isoliert. Die Etablierung der Gruppe erfolgte erst 1952 durch Manuel Moreno Lopez. Benannt wurde die Gattung hingegen nach Jules Bordet.

Bordetellen sind gramnegative Bakterien. Sie können in der Gramfärbung rot angefärbt werden. Im Gegensatz zu den grampositiven Bakterien verfügen gramnegative Bakterien über eine zusätzliche äußere Zellhülle. Die Unterscheidung zwischen grampositiv und gramnegativ spielt in der Therapie eine wichtige Rolle bei der Wahl des richtigen Antibiotikums.

Die kurzen stäbchenförmigen Bakterien wachsen obligat aerob. Das bedeutet, dass die Bordetellen zum Leben Sauerstoff benötigen. Diesen setzen sie im Energiestoffwechsel um. Eine Ausnahme bildet Bordetella petrii. Dieses Bakterium kann auch anaerob wachsen. Bordetellen vermehren sich insbesondere im Temperaturbereich von 30 bis 37 °C. Die Bakterien sind asaccharolytisch, sie können also keine Zucker verwerten, sondern nutzen Citrat als Energiequelle.

So gut wie alle Bordetalla-Arten leben parasitär. Bevorzugte Wirte sind Menschen, Vögel und andere Tiere. Einige der Bordetellen sind bekannte Krankheitserreger. Dazu gehört beispielsweise Bordetella pertussis. Bordetella pertussis ist der Erreger des Keuchhustens. Gegenwärtig gehören die Arten Bordetella avium, Bordetella bronchiseptica, Bordetella hinzii, Bordetella holmesii, Bordetella parapertussis, Bordetella petrii, Bordetella trematum und Bordetella pertussis zu den Bordetellen Viele von ihnen sind in der Tiermedizin von Bedeutung. Als klassische Bordetellen werden die Bakterien Bordetella pertussis, Bordetella parapertussis und Bordetelle bronchiseptica bezeichnet. Sie sind genetisch sehr nah verwandt, sodass sie teilweise als Unterarten der gleichen Bakterienart klassifiziert werden.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Bordetellen kommen weltweit vor. Die Pertussis (Keuchhusten), die durch die Erreger Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis hervorgerufen wird, kommt ganzjährig vor. Allerdings gibt es im Herbst und im Winter mehr Erkrankungsfälle. Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir für Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis. Zusätzlich werden die Erreger auch bei Schafen gefunden. Die anderen Bakterien aus der Gruppe der Bordetellen finden sich zudem bei Vögeln und anderen Säugetieren.

Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis sind hoch kontagiös. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion. Durch engen Kontakt mit infektiösen Personen werden große kontaminierte Tröpfchen innerhalb eines Abstandes von bis zu anderthalb Metern durch Niesen, Husten oder Sprechen übertragen. Die Ansteckungsfähigkeit beginnt mit dem Ende der Inkubationszeit, die in der Regel zwischen neun und zehn Tagen dauert. Es sind aber auch Spannen von sechs bis zwanzig Tagen bekannt. Die Ansteckungsfähigkeit kann mehrere Monate andauern.


Krankheiten & Beschwerden

Bordetella pertussis und Bordetella parapertussis verursachen den Keuchhusten (Pertussis). Die Erkrankung kann in drei Stadien eingeteilt werden. Das erste Stadium, das Stadium catarrhale, dauert zwischen ein und zwei Wochen. Bei den Infizierten entwickeln sich grippeähnliche Symptome wie leichter Husten, Schnupfen, Müdigkeit und Schwäche. Es tritt kein oder nur sehr leichtes Fieber auf.

Das zweite Stadium wird auch Stadium convulsivum genannt. Es dauert zwischen vier und sechs Wochen und ist durch den typischen Keuchhusten charakterisiert. Dieser anfallsweise auftretende starke Husten wird auch als Stakkatohusten bezeichnet. Auf die Hustenstöße folgt ein sogenanntes inspiratorisches Ziehen. Die Betroffenen versuchen gegen den geschlossenen Kehldeckel am Ende des Anfalles zu atmen. Dadurch entstehen keuchende Geräusche.

Im Rahmen der Hustenanfälle würgen die Erkrankten oft zähen Schleim hervor. Die Hustenattacken können auch mit Erbrechen einhergehen. Der Husten tritt gehäuft nachts auf. Im Laufe des Tages kann es zu sehr vielen Attacken kommen. Fieber ist auch in diesem Stadium nur sehr schwach ausgeprägt oder fehlt komplett. Wenn höheres Fieber vorhanden ist, kann dies als Hinweis auf eine bakterielle Sekundärinfektion gewertet werden. Gegen den Husten beim Keuchhusten helfen keine hustenstillenden Medikamente.

Das letzte Stadium ist das Stadium decrementi. Es kann bis zu zehn Wochen dauern. In diesem Stadium kommt es zu einem langsamen Abklingen der Hustenanfälle. Bei Erwachsenen oder Jugendlichen verläuft der Keuchhusten oft als lang andauernder Husten. Die typischen Stakkatohustenanfälle fehlen jedoch teils komplett.

Auch bei Säuglingen zeigt sich ein anderes Krankheitsbild. Säuglinge und sehr kleine Kinder leider eher unter Niesanfällen. Diese gehen nicht selten mit Atemstillständen (Apnoen) einher. Säuglinge haben zudem ein sehr hohes Risiko, schwere Komplikationen zu erleiden. Die häufigste und zugleich gefährlichste Komplikation ist die Lungenentzündung. Sie wird meist durch eine Superinfektion mit Haemophilus influenzae ausgelöst. Weitere Komplikationen sind Mittelohrentzündungen, Nasennebenhöhlenentzündungen, Inkontinenz und Hernien, die durch den hohen Druck bei den Hustenanfällen entstehen. Zudem können Rippenfrakturen und Blutungen im Bereich der Bindehäute und sogar des Gehirns auftreten.

Eine antibiotische Therapie wirkt sich bei einer Infektion mit Bordetella pertussis oder Bordetella parapertussis nicht auf die Ausprägung und die Dauer der Hustenanfälle aus. Das liegt daran, dass die Antibiotika meist zu spät gegeben werden und das respiratorische Epithel durch die Bakterien schon zu stark geschädigt wurde. Antibiotika werden nur dann eingesetzt, solange der Patient noch Bordetellen ausscheidet.

Zur Prophylaxe des Keuchhustens stehen in Deutschland verschiedene Impfstoffe zur Verfügung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) sieht die Impfung gegen Keuchhusten für den zweiten Lebensmonat vor. Eine weitere Impfung erfolgt zwischen dem 11. und dem 14. Lebensmonat.

Quellen

  • Frintrop, L., Keweloh, H.: Molekulare Biologie und Mikrobiologie. Basiswissen und Labormethoden. Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2016
  • Hacker, J.: Menschen, Seuchen und Mikroben. C.H.Beck, München 2003
  • Hecht, A., Lunzenauer, K.: Allgemeine Pathologie. Eine Einführung für Studenten. Springer, Wien 2012

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