Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose handelt es sich um eine Nekrose an den Knochen, die in der Folge von Behandlungen mit Bisphosphonaten entstehen. Im überwiegenden Teil der Fälle stellen sich die Knochennekrosen nach einer Therapie beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden ein, nachdem Bisphosphonate zum Einsatz kamen. Deshalb treten Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose des Kiefers besonders häufig auf. Zudem sind spontane Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen möglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose?

Im überwiegenden Teil der Fälle stellen sich die Knochennekrosen nach einer Therapie beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden ein, nachdem Bisphosphonate zum Einsatz kamen.
© Adiano – stock.adobe.com

Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose entstehen durch die medizinischen Wirkstoffe der Bisphosphonate. Bei Bisphosphonaten handelt es sich um Substanzen, die den Abbau von Knochen hemmen. Aus diesem Grund kommen sie zum Beispiel als Arzneimittel bei Osteoporose oder Metastasen der Knochen zum Einsatz.

Sie wirken an der Oberfläche der Knochen stark affin und beeinträchtigen die Osteoklasten. In der Folge davon reduziert sich die Resorption der Knochen. Ist der Abbau der Knochensubstanz beispielsweise durch eine Osteoporose-Erkrankung oder Metastasen an den Knochen beschleunigt, so hemmen Bisphophonate diesen Abbau und wirken damit der Krankheit entgegen.

Bei einer Therapie mit Bisphosphonaten erhöht sich zudem kurzzeitig die Dichte der Knochensubstanz. Die Halbwertszeit von Bisphosphonaten im Inneren des Knochens ist außerordentlich lang und beträgt mitunter mehr als zehn Jahre. Dies erfordert strikte Standards bei der medizinischen Verwendung von Bisphosphonaten. Aktuell sind Bisphosphonate hauptsächlich zur Behandlung von Metastasen an den Knochen sowie Osteoporose nach der Menopause zugelassen.

Ursachen

Die genauen Entstehungsmechanismen von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen sind aktuell noch nicht geklärt. Auch bei Menschen, die Bisphosphonate im Rahmen einer systemischen Behandlung erhalten, besteht hinsichtlich der Pathogenese noch Forschungsbedarf. Einige Mediziner vermuten einen Zusammenhang zur Hemmung der Osteoklasten und Osteoblasten. Dadurch kommt es möglicherweise zu einer Depression der Osteoblasten, sodass das Vermögen des Knochens zur Regeneration abnimmt.

Inzwischen stellen Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen ein erhebliches Problem für die Medizin dar. Vor allem bei Menschen mit Krebs entwickeln sich nach intravenöser Verabreichung von Bisphosphonaten in nahezu 20 Prozent der Fälle Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen. Bei benignen Erkrankungen wie Osteoporose beträgt das Risiko von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen lediglich 0,1 Prozent.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Im Rahmen der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose entwickeln sich an den Knochen der erkrankten Patienten nekrotische Bereiche. Die Krankheit verläuft mitunter schwerwiegend, wobei sich der individuelle Verlauf der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen im Einzelfall stark unterscheidet und auch von den Grunderkrankungen abhängt.

Einem besonderen Risiko für Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen sind Menschen ausgesetzt, die an einer Krebserkrankung leiden und immunsuppressive Medikamente einnehmen. Grundsätzlich treten Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen hauptsächlich im Zusammenhang mit Amino-Bisphosphonaten auf, die der Arzt intravenös injiziert.

Diagnose & Verlauf

Die Diagnose der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose stellt ein spezialisierter Facharzt. Bei der Anamnese steht die Erörterung von Grunderkrankungen des Patienten sowie eine in der Vergangenheit erfolgte Behandlung mit Bisphosphonaten im Fokus. Bei der Diagnose ist zu beachten, dass sich die Bisphosphonatassoziierten

Knochennekrosen in manchen Fällen erst einige Zeit nach der Gabe von Bisphosphonaten entwickeln. Diese Tatsache ist auf die lange Halbwertszeit der Bisphosphonate in der Substanz des Knochens zurückzuführen. Aus diesem Grund ist eine gründliche Anamnese zu Beginn der Diagnose der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen essentiell. Die klinische Untersuchung der erkrankten Person fußt auf verschiedenen Verfahren.

So misst der Arzt beispielsweise die Knochendichte und setzt bildgebende Methoden der Knochen ein. Möglich sind zum Beispiel Röntgen- oder MRT-Untersuchungen. Zudem führt der behandelnde Arzt unter Umständen Punktionen am Knochen durch und ordnet eine labortechnische Analyse der gewonnenen Gewebeproben an. Generell spielen auch Blutanalysen eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen.

Komplikationen

Bei der bisphosphonatassoziierten Knochennekrose handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Krankheit. Der weitere Verlauf und die Komplikationen hängen dabei stark von der Grunderkrankung ab. In den meisten Fällen kann eine Diagnose relativ schnell erfolgen, sodass mit der Behandlung früh begonnen werden kann. Dabei wird auch eine Blutanalyse durchgeführt.

Die Behandlung zielt in erster Linie auf die Einstellung der Medikamente ab. Damit können die Symptome gestoppt und eingeschränkt werden und die Krankheit breitet sich nicht mehr weiter aus. Sollte den Betroffenen einen weiteren operativen Eingriff erwarten, so werden stattdessen Antibiotika eingesetzt. Die Operation erfolgt dabei unter großer Vorsicht, damit es nicht zu einem Traumata an der betroffenen Stelle kommt.

Sollte die Krankheit bei einem Krebspatienten auftreten, muss die Behandlung mit einem Arzt abgesprochen werden, da der Einsatz der Bisphospahte zwar den Abbau der Knochen hemmt, allerdings zur Krankheit beiträgt. Eine direkte und kausale Behandlung dieser Krankheit ist leider nicht möglich. Die Lebenserwartung wird dabei stark verringert. In der Regel orientiert sich diese an der Erwartung durch den Tumor. Bei der Behandlung treten für den Patienten keine weiteren Komplikationen auf, die durch die Behandlung direkt entstehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dieser Beschwerde muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden. In der Regel kommt es dabei nicht zu einer Selbstheilung, sodass eine Besserung der Beschwerden nur durch das Absetzen oder das Verändern der jeweiligen Medikamente möglich ist. Dies sollte allerdings immer nur nach einer ärztlichen Anweisung erfolgen. In der Regel sollte der Arzt dann aufgesucht werden, wenn es zu einer Knochennekrose kommt.

Vor allem bei starken Schmerzen oder bei deutlichen Einschränkungen im Alltag und in der Bewegung muss der Betroffenen einen Arzt aufsuchen. Dies gilt ebenso für Patienten, die an Krebs erkrankt sind und aus diesem Grund Medikamente einnehmen, die zur Knochennekrose führen können. In den meisten Fällen wird die Diagnose und die Behandlung dieser Erkrankung von einem Facharzt durchgeführt. Dafür sind Röntgenaufnahmen oder MRT-Aufnahmen notwendig.

Die weitere Behandlung richtet sich dabei stark nach der Grunderkrankung und wird ebenfalls von einem Facharzt durchgeführt. Ob es dabei zu einem vollständig positiven Verlauf kommt, kann nicht universell vorausgesagt werden.

Behandlung & Therapie

Die Möglichkeiten der Therapie von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen sind bisher relativ eingeschränkt. Der vorerst wichtigste Ansatz der Therapie von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen besteht darin, die Gabe von Bisphosphonaten einzustellen. Falls operative Eingriffe bei den Patienten mit Bisphosphonat-Behandlung erforderlich sind, erhalten die Personen Antibiotika.

Zudem versuchen die Ärzte, so wenig Traumata wie möglich in den operierten Bereichen zu verursachen. Grundsätzlich ist die Durchführung von therapeutischen Maßnahmen und Nachkontrollen der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose in geeigneten medizinischen Spezialzentren zu empfehlen. Tritt die Bisphosphonatassoziierte Knochennekrose bei Krebskranken auf, so ist die weitere Therapie der Knochenmetastasen gegen die Erkrankung abzuwägen.

Denn ein Einsatz von Bisphosphonaten hemmt zwar den Abbau der Knochensubstanz, führt andererseits aber gleichzeitig zur Ausbildung der Bisphosphonatassoziierten Knochennekrose. Da die exakten Ursachen der Entstehung von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen bisher nicht genau bekannt sind, fehlen auch adäquate Behandlungsmöglichkeiten. Die medizinische Forschung ist jedoch mit der Entwicklung von Wirkstoffen und Verfahren gegen Bisphosphonatassoziierte Knochennekrosen beschäftigt.

Aussicht & Prognose

Die Heilungsaussichten einer bisphosphonatassoziierten Knochennekrose sind sehr gering. Trotz des medizinischen Fortschritts ist es Forschern und Wissenschaftlern bislang nicht gelungen, eine ausreichende Behandlung zur Heilung der Erkrankung zu finden. Die bisphosphonatassoziierte Knochennekrose hat einen progressiven Krankheitsverlauf, der nicht gestoppt werden kann.

Ohne eine ärztliche Versorgung kommt es zu einem kontinuierlichen Knochenabbau bei dem Patienten. Es treten weitere Beschwerden auf, die den Lebensalltag des Patienten sehr erschweren. Mit einer medizinischen Versorgung wird versucht, den Fortschritt der Erkrankung zu verlangsamen. Zudem werden Begleiterscheinungen therapiert. Damit steigt das Wohlbefinden des Betroffenen deutlich an.

Ein sehr ungünstiger Verlauf ist bei Patienten mit einer Krebserkrankung zu beobachten. Durch die Behandlung sowie die Krebstherapie ist der Organismus des Patienten sehr geschwächt. Das minimiert die Aussichten auf eine Linderung der Beschwerden einer bisphosphonatassoziierten Knochennekrose um ein weiteres.

Bei einer leichten Grunderkrankung, einem guten gesundheitlichen Zustand des Patienten und einer frühzeitigen Diagnose sowie dem schnellstmöglichen Behandlungsbeginn der Knochennekrose, bestehen die besten Chancen für eine Verbesserung des Gesundheitszustandes. Mit verschiedenen Arzneien kann der Organismus optimal versorgt werden, um den Fortschritt der Erkrankung so weit wie möglich einzudämmen. Obwohl eine Heilung nicht möglich ist, gelingt es bei einigen Patienten dadurch, die Verschlechterung zu stoppen.

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Vorbeugung

Die medizinische Forschung hat verschiedene Risikofaktoren identifiziert, um Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen vorzubeugen. Nekrosen an den Kieferknochen entstehen bei Krebskranken vor allem bei hohen Dosierungen der Wirkstoffe. Dabei entwickeln sich Läsionen ausschließlich bei Arzneimitteln mit Stickstoff. Das Risiko von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen verringert sich, wenn die Personen die Bisphosphonate in der Form von Tabletten statt Injektionen zu sich nehmen.

Hingegen erhöhen intravenöse Gaben die Wahrscheinlichkeit von Bisphosphonatassoziierten Knochennekrosen. Auch die Durchführung stark invasiver zahnärztlicher Therapiemaßnahmen wie etwa Implantateinsatz, das Ziehen von Zähnen oder Behandlungen an der Zahnwurzel steigern das Erkrankungsrisiko. Falls eine zahnärztliche Behandlung erforderlich ist, so ist deren Abschluss vor der Therapie mit intravenös verabreichten Bisphosphonaten sinnvoll.

Nachsorge

Eine Nachsorge ist bei dieser Erkrankung in der Regel nicht möglich. Die Betroffenen sind auf eine Therapie angewiesen, wobei eine vollständige Heilung der Krankheit nicht möglich ist. Da die Beschwerden mit Hilfe von Antibiotika eingeschränkt werden können, sollte der Patient auf die regelmäßige Einnahme der Medikamente achten und auch mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachten.

Falls die Erkrankung durch einen Tumor verursacht wird, sollten regelmäßige Untersuchungen durchgeführt werden, um weitere Tumore schnell und frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln. Die Lebenserwartung des Betroffenen ist bei dieser Krankheit sehr oft deutlich eingeschränkt. Da die Erkrankung häufig auch zu psychischen Beschwerden führen kann, ist eine psychologische Beratung während der Behandlung sehr sinnvoll.

Dabei kann sich auch der Kontakt zu anderen Betroffenen der Erkrankung als sinnvoll erweisen und zu einem Austausch von Informationen führen. Häufig benötigen auch die Angehörigen des Patienten eine psychologische Behandlung. Falls die Krankheit durch einen operativen Eingriff behandelt wird, ist auf eine ausreichende Erholung des Patienten nach dem Eingriff zu achten. Die Wunden müssen vollständig verheilen, wobei die Operation selbst keine anderen Schäden am Körper verursachen darf, um weitere Traumata zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Die bisphosphonatassoziierte Knochennekrose ist eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Im Rahmen von Selbsthilfemaßnahmen kann keine ausreichende Linderung der Beschwerden erzielt werden. Daher sollte der Betroffene in Zusammenarbeit mit einem Arzt seines Vertrauens die Beschwerden und Veränderungen besprechen.

Da es zur Linderung der Symptome vorerst zu einer Gabe von Medikamenten kommt, sollten Nebenwirkungen und Veränderungen berücksichtigt werden. Die Medikation ist keinesfalls eigenverantwortlich zu verändern oder abzusetzen. Der Konsum von Alkohol ist zu unterlassen, da der Organismus im Zusammenspiel mit den Wirkstoffen der Arzneien überfordert ist und sich Komplikationen einstellen. Diese verschlechtern die Lebensqualität erheblich und lösen Verzögerungen des Heilungsprozesses aus.

Ist ein operativer Eingriff notwendig, sollten die Risikofaktoren im Vorfeld reduziert werden. Stress ist zu vermeiden und das Wohlbefinden ist zu fördern. Durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung kann das körpereigene Immunsystem stabilisiert werden. Dies ist im Heilungsprozesses und insbesondere nach einer Operation von einer immensen Bedeutung. Der Genuss von Schadstoffen wie Nikotin, Drogen oder Koffein ist zu unterlassen. Sie verzögern die Genesung des Betroffenen und ebenfalls Komplikationen auslösen.

Zeigen sich die Knochennekrosen im Bereich des Kiefers, ist trotz aller Widrigkeiten eine ausreichende Zahnpflege durchzuführen. Gemeinsam mit einem Zahnarzt ist die optimale Pflege des Mundes zu besprechen, damit keine Folgeerkrankungen ausgelöst werden.

Quellen

  • Adler, C.-P.: Knochenkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Böcker, W. et al.: Pathologie. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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