Bienengiftallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 6. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Bienengiftallergie
Hilfreiche Videos: MedLexi.de auf YouTube

Nach einem Bienenstich schwillt die Haut stark an und wird rot, wenig später kommen Atemnot und Schwindel hinzu. Nein, diese Reaktion ist nicht normal. Eine lebensgefährliche Bienengiftallergie liegt vor.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bienengiftallergie?

Leichte Rötungen sowie Schwellungen und Juckreiz sind eine völlig normale Reaktion auf einen Bienenstich und zeigen sich bei nahezu jedem Opfer. Bei Personen, die gegen Bienengift allergisch sind, treten diese Reaktionen sehr viele heftiger auf.
© gotoole – stock.adobe.com

Die Bienengiftallergie ist eine Form der Allergien. Eine Allergie äußert sich in einer Überreaktion des Körpers gegen eigentlich ungefährliche Stoffe.

Viele Menschen bekommen Juckreiz oder eine örtliche Schwellung nach einem Insektenstich. Das ist nichts Besonderes. Bei einer Bienengiftallergie sind diese Beschwerden jedoch viel akuter und bedrohlicher.

Sie treten innerhalb der ersten Minuten oder gar Sekunden nach dem Stich auf und können lebensgefährlich sein. Rund fünf Prozent der Bevölkerung leidet in Deutschland an einer Bienengiftallergie.

Ursachen

Die Ursachen für eine Bienengiftallergie sind nicht einfach zu benennen. Schließlich wissen die Forscher noch nicht, warum sich eine Allergie überhaupt entwickelt.

Vermutungen betreffen eine übermäßige Sauberkeit, schädigende Umwelteinflüsse, Stress und eine falsche Ernährung mit viel Eiweiß und Zucker. Um an einer Bienengiftallergie zu leiden, muss in der Vergangenheit mindestens ein Bienenstich erfolgt sein.

Erst dann liegt die erhöhte Sensibilisierung gegen das Bienengift vor. Demnach kann nur versucht werden, Bienenstichen auszuweichen, um keine Bienengiftallergie zu erleiden.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Leichte Rötungen sowie Schwellungen und Juckreiz sind eine völlig normale Reaktion auf einen Bienenstich und zeigen sich bei nahezu jedem Opfer. Bei Personen, die gegen Bienengift allergisch sind, treten diese Reaktionen sehr viele heftiger auf. Bei einer Bienengiftallergie kommt es oftmals zu sehr stark ausgeprägten Hautveränderungen an der Einstichstelle.

Die Haut oder auch angrenzende Gelenke schwellen stark an, es bilden sich Rötungen, die mit heftigem Juckreiz, der sich oftmals am ganzen Körper einstellt, einhergehen. Auch tränende und gerötete Augen, die stark jucken und mit Fließschnupfen verbunden sind, sind ein typisches Symptom für eine Bienengiftallergie.

Manche Betroffene leiden auch an Bauchschmerzen, die mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Hinzu kommen oftmals Schwellungen im Gesicht und am Hals in Verbindung mit Schluck- und Sprachbeschwerden. Diese Begleiterscheinungen klingen aber meist nach etwa einem Tag wieder ab.

Gefährlich können dagegen allergische Reaktionen werden, die den Kreislauf oder die Atmung tangieren. Erste Anzeichen sind Angstzustände, ein allgemeines Schwächegefühl, akute Atembeschwerden sowie Herzrasen und Bewusstlosigkeit. Diese Symptome gehen zudem oftmals einem anaphylaktischen Schock voraus, bei dem ein Herz-Kreislauf-Stillstand droht. Hier muss sofort auf einschlägige Symptome reagiert und der Notarzt verständigt werden.

Diagnose & Verlauf

Liegt eine Bienengiftallergie vor, besteht bei jedem weiteren Stich Lebensgefahr. Die Symptome werden sich vermutlich jedes Mal verschlimmern.

Trat am Anfang vielleicht nur eine extreme Schwellung an der Einstichstelle auf (Grad 0), kann es beim nächsten Stich bereits zu Übelkeit und starkem Juckreiz kommen. Bei Grad 3 gesellen sich Luftnot und Schwindel dazu. Im schlimmsten Falle (Grad 4) kollabiert der Betroffene unter einem anaphylaktischen Schock. Allerhöchste Lebensgefahr droht in solch einem Moment!

Manchmal wird auch eines der Stadien übersprungen und es kommt sofort beim ersten Stich zum lebensbedrohlichen Schockzustand. Da im Vorfeld niemand weiß, ob und wann dies passieren könnte, gehört eine Bienengiftallergie konsequent in medizinische Hände. Der Allergologe wird anhand eines Bluttestes herausfinden, welchen Schweregrad die Bienengiftallergie bereits besitzt.

Komplikationen

Bei einer Bienengiftallergie kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Werden Betroffene von einer Biene gestochen, kommt es zunächst zum typischen Hautausschlag mit Rötung und Juckreiz. Je nach Ausprägung der Allergie kann es anschließend zu Schwellungen an Hals und Gesicht sowie starken Schluck- und Sprechbeschwerden kommen.

Weitere Komplikationen sind Fließschnupfen, tränende und juckende Augen, und Atemnot mit Erstickungsgefahr. Im weiteren Verlauf kommen dann oftmals Bauchkrämpfe hinzu, die mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein können. Die Schwellung kann die Blutzufuhr unterbinden und je nach Lage des Stichs zu Lähmungserscheinungen und Bewegungsstörungen führen.

Bei einer bestehenden Bienengiftallergie kann ein Stich außerdem Herzrasen und Schwächegefühle auslösen, die wiederum zu Angstzuständen und Panik führen. Bei Nichtbehandlung kommt es zum Kreislaufkollaps, der mit Bewusstlosigkeit einhergeht. Unbehandelt kann eine Bienengiftallergie zum Tod des Betroffenen führen.

Sekundäre Komplikationen können auftreten, wenn der Bienenstich sich entzündet oder es in Folge der Bewusstlosigkeit zu einem Sturz und weiteren Verletzungen kommt. Bei der Behandlung können Komplikationen auftreten, wenn der Betroffene kein Notfall-Set zur Hand hat oder die akute Behandlung vor Ort unsachgemäß oder zu spät erfolgt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei bereits festgestellter Bienengiftallergie sollte im Fall eines Bienenstichs unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Sofern sich nach dem Stich bestimmte Symptome zeigen, insbesondere Übelkeit, Schwindel und Atemnot, muss unverzüglich der Notarzt gerufen werden. In diesem Fall droht ein Kreislaufschock der tödlich enden kann.

Personen, die nicht wissen, ob sie gegen Bienengift allergisch sind, sollten sich oder ihr Kind nach einem Stich genau beobachten. Brennende Schmerzen und ein Anschwellen der Einstichstelle unmittelbar nach dem Stich sind normal. Nach dem Entfernen des Stachels und einer Kühlung der Einstichstelle mit Eiswürfeln oder einem kalten Waschlappen sollte sich aber zügig eine Besserung einstellen. Ist dies nicht der Fall, besteht der Verdacht, dass eine Person allergische gegen Bienengift ist. Dieser Verdacht sollte unbedingt ärztlich abgeklärt werden, da der nächste Stich bei einer Allergie lebensgefährlich werden kann.

In jedem Fall ist ein Arztbesuch erforderlich, wenn der Betroffene auch mehrere Stunden nach dem Stich noch starke Schmerzen verspürt und die Schwellung zunimmt, statt sich zurückzubilden. Bei Atemnot oder ersten Anzeichen eines Schocks muss unverzüglich der Notarzt verständigt werden.

Behandlung & Therapie

Eine Bienengiftallergie darf keineswegs unbehandelt bleiben. In erster Linie sollte jeder weitere Stich vermieden werden. Diese Vermeidung ist leichter als bei einer Pollenflugallergie.

Schließlich gehören die meisten Bienen keiner aggressiven Sorte an und stechen auch nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Ist eine Bienengiftallergie bestätigt, muss der Betroffene rund um die Uhr ein Notfallmedikament bei sich tragen. Dazu gehören ein Atemspray sowie eine Adrenalinspritze. Die Behandlung einer Bienengiftallergie gehört immer in erfahrene Hände. Aktuell ist eine Hyposensibilisierung die einzige Möglichkeit, eine Bienengiftallergie zu behandeln. Hierbei wird dem Patienten in langsam steigenden Dosen eine geringste Menge des allergieauslösenden Bienengiftes unter die Haut gespritzt.

Da dieses Vorgehen bei einer Bienengiftallergie sehr gefährlich sein kann, wird die Therapie nur unter ärztlicher Aufsicht innerhalb eines mehrtägigen Klinikaufenthalts durchgeführt. Auch danach ist eine Bienengiftallergie noch nicht geheilt. Bei 90 Prozent der Behandelten tritt nach einem erneuten Stich keine übermäßig starke Reaktion mehr auf. Leider hält dies nicht lange vor. Aus diesem Grunde muss jährlich überprüft werden, ob der Schutz noch wirkt.

Falls nicht, muss die Hyposensibilisierung wiederholt werden. Neben der Hyposensibilisierung sollte unbedingt ein Bienenstich vermieden werden. Tabu bei einer Bienengiftallergie sind daher Barfußlaufen, stark duftende Parfüms und aufgeregte Bewegungen in der Nähe von Bienen.

Aussicht & Prognose

Eine Bienengiftallergie ist immer behandlungsbedürftig, weil sie für die Betroffenen lebensgefährlich werden kann. Am Anfang zeigt sich vielleicht nur eine leichte Schwellung nach einem Bienenstich, aber schon der nächste kann einen starken Juckreiz und Übelkeit verursachen. Da sich die Symptome von Mal zu Mal steigern, können Atemnot und Schwindel folgen, im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock.

Da es aber keine Sicherheit gibt, dass sich die Reaktionen langsam steigern, muss eine Bienengiftallergie unbedingt ärztlich behandelt werden, auch schon der erste Stich kann lebensgefährlich sein. Nur anhand eines Bluttests beim Arzt lässt sich einschätzen, wie der Körper auf das Bienengift reagiert.

Wenn vom Arzt schon eine Bienengiftallergie diagnostiziert wurde, ist es für Betroffene wichtig, ein Notfallset bei sich zu tragen, in schweren Fällen ist eine Hyposensibilisierung notwendig, die im Rahmen einer stationären Behandlung unter Aufsicht durchgeführt wird.

In ca. 90 % der Fälle verlaufen danach die Reaktionen bei einem erneuten Bienenstich gemäßigter, aber Heilen lässt sich die Allergie dadurch nicht. Die Erfahrung von Fachleuten zeigt, dass der Schutz nur eine begrenzte Zeit anhält und daher jährlich überprüft werden sollte. Um das Risiko zu minimieren, sind Barfußlaufen, intensives Parfum oder panische Reaktionen tabu, wenn Bienen in der Nähe sind.


Vorbeugung

Es scheint nicht möglich, sich vor einer Bienengiftallergie zu schützen. Dafür wissen die Forscher noch zu wenig über das Entstehen einer Allergie. In aller Regel sollte man darauf achten, dass ein Bienengiftallergiker stets seine Medikation für den Notfall dabei hat.

Dazu gehören ein Kortisonspray (falls Atemnot auftritt) und ein Spritzenset. Der an einer Bienengiftallergie Erkrankte muss sich im Falle eines Stiches sofort und unverzüglich das Medikament in den Oberschenkel spritzen. Ist er dazu nicht mehr in der Lage, muss dies jemand anderes tun.

Aus diesem Grunde sollten Familie, Freunde und Arbeitskollegen auf die Bienengiftallergie und die korrekte Durchführung der Spritze hingewiesen werden.

Das können Sie selbst tun

Menschen mit einer Bienengiftallergie sollten Bienenstiche nach Möglichkeit vermeiden. Durch geeignete Kleidung und entsprechendes Schuhwerk lassen sich Stiche und damit ein Kontakt mit Bienengift zuverlässig verhindern. Auch spezielle Insektensprays und ähnliche Produkte tragen dazu bei, dass es gar nicht erst zu einem Stich kommt. Allergiker sollten außerdem keinen leuchtenden Schmuck tragen und Wiesen mit vielen Bienen meiden.

Beim Kontakt mit Bienen kann ein Stich durch ruhiges Verhalten zuverlässig vermieden werden. Für den Notfall sollten Allergiker stets ein Erste-Hilfe-Set mit Adrenalin-Fertigspritze, Antihistaminikum, Kortison-Präparaten und Kühlspray mit sich führen. Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einem Stich kommen, können umgehend die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden. Zuvor müssen allerdings Stachel und Biene entfernt werden. Die Biene sollte dabei nicht gequetscht werden, da sich ansonsten zusätzliches Gift freisetzen kann.

Begleitend zur Ersten Hilfe muss ein Notarzt konsultiert werden. Bei Anzeichen von Kreislaufbeschwerden ist sofortige rettungsdienstliche Hilfe vonnöten. Kommt es zur Ohnmacht, müssen unter Umständen weitere lebensrettende Maßnahmen ergriffen werden. Der Rettungsdienst sollte anschließend sofort über die Allergie und die Begleitumstände des Stiches informiert werden, um eine rasche Behandlung zu gewährleisten.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Plewig, G. et al.: Braun-Falco's Dermatologie, Venerologie und Allergologie. Springer, Heidelberg 2012
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie on Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Das könnte Sie auch interessieren