Behandlung und Vorbeugung von Erfrierung und Unterkühlung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Auch heute noch kommen Erfrierungen wenn auch lieichteren Grades sehr häufig vor. Dabei spielen die örtlichen Kälteschäden die größte Rolle. Am meisten sind die Füße davon betroffen. Dann folgen die Finger, Ohren, das Kinn, die Wangen und Jochbeingegend, aber auch die Nasenspitze, die durch ihre feuchtigkeitshaltige Atemluft besonders gefährdet ist. Wir kennen akute und chronische Kälteschäden. Beide unterscheiden sich nicht nur in ihrer Entstehungsursache, sondern auch in ihrem Krankheitsbild.

Inhaltsverzeichnis

Formen & Stadien von Erfrierung & Unterkühlung

Die Erste Hilfe bei einer Unterkühlung ist der Wärmeerhalt, d. h. Patienten mit einer Wolldecke zudecken oder einwickeln. Eine Rettungsdecke nie direkt auf die Haut bringen, diese ist dann wegen fehlender Isolationswirkung nutzlos. Klicken, um zu vergrößern.

Während der chronische Kälteschaden durch wiederholte Kälteeinflüsse leichteren Grades entsteht, wird die akute Erfrierung durch eine einmalige extrem intensive Kälteeinwirkung verursacht. Ähnlich wie die Verbrennungen können wir die akuten Erfrierungen in drei Stadien einteilen. Das erste Stadium ist die Rötung, die zum Beispiel bei der Wiedererwärmung kaltgewordener Finger auftritt und mit leichtem Juckgefühl einhergeht. Jeder von uns kennt diese Beschwerden, wenn sich die Finger nach langem Schlittschuhlaufen oder Rodeln dick anfühlen und die Haut entzündlich gerötet ist. Dieser Zustand verliert sich bei rechtzeitiger Erwärmung sofort wieder.

Wird die Kälteeinwirkung aber nicht unterbrochen, erreicht die Erfrierung das zweite Stadium. Es bilden sich derbe blaurote Blasen und. Wasseransammlungen in den Spalten des sie umgebenden Gewebes. Das Kennzeichen der drittgradigen Erfrierung ist die Nekrose, das völlige Absterben eines Organs oder Organ- sowie Gewebeteils inmitten lebender Umgebung. Die gebildeten Blasen nehmen eine Schwarzfärbung an, der Blasengrund wird brandig, es zeigen sich Gewebsdefekte; In solchen Fällen kann auch das Auftauen nicht mehr helfen; das erfrorene Gewebe stößt sich ab, so dass es zum Verlust von Fingern, Zehen, ja sogar von Armen und Beinen kommen kann.

Behandlung

Diese schweren Formen einer Erfrierung, so häufig sie zum Beispiel im 2. Weltkrieg waren, sind heute glücklicherweise sehr selten. Dagegen kann eine Erfrierung ersten Grades sich wesentlich schneller einstellen und auch während eines normalen mitteleuropäischen Winters vorkommen. Deshalb sollte auch dem Nichtfachmann einiges über ihre Behandlung bekannt sein. Das vielfach empfohlene Abreiben der kältegeschädigten Bezirke mit Schnee ist nur bedingt anzuwenden, da es zu kleinsten Verletzungen der Haut führen kann.

Oberflächliche Hauteinritzungen aber ermöglichen das Eindringen von Bakterien, wodurch in den kältegeschädigten, weniger durchbluteten Gewebsbezirken Entzündungen entstehen können. Das Auftauen kann ohne weiteres in erwärmten Räumen, unterstützt durch vorsichtiges Massieren mit weichen vorgewärmten Tüchern, erfolgen. Als Nachbehandlung empfehlen sich zum Gefäßtraining Wechselbäder und Rehabilitations-Sport.

Chronische Erfrierungen, Kälteschäden & Frostschäden

Am häufigsten haben wir es jedoch in unseren geographischen Breiten mit der chronischen Kälteschädigung oder den Frostschäden zu tun. Hierfür sind im wesentlichen zwei Faktoren verantwortlich; einmal selbstverständlich die Kälteeinwirkung und zweitens die Disposition für eine Kreislauflabilität; und zwar ist die in solchen Fällen vorhandene mangelnde Anpassungsfähigkeit des Kreislaufs Grundlage für die chronischen Auswirkungen des Kältereizes.

Zweifellos spielt aber auch die relativ stark verbreitete Bewegungsarmut sowie die Kleidung eine große Rolle. Dass zum Beispiel Frauen viel häufiger als Männer und hier wieder vorwiegend Mädchen in oder nach der Geschlechtsreife an chronischen Kälteschäden leiden, ist meist auf dünne Strumpfhosen, kurze Röcke, die Seidenstrumpfbekleidung und auf die seidene Unterbekleidung, möglicherweise auch auf eine gewisse hormonelle Disposition zurückzuführen. Meist kommt, es zu einer Schädigung der Unterschenkelhaut zwischen dem oberen Schuhrand und dem Rocksaum.

Ein anderer Frostschaden, der aber nicht durch unzureichende, sondern vor allem durch beengende, die Blutzirkulation hemmende Bekleidung hervorgerufen wird, ist die bekannte Frostbeule. Enges, spitzes Schuhwerk, das den Fuß einengt und dessen Leder fest auf der Haut aufsitzt, begünstigt ihr Entstehen. Auch auf der Innenseite der Knie kann man nicht selten Frostbeulen bei Frauen beobachten, die halblange Unterhosen oder gar Tangas tragen. Durch das Tragen halbhoher Damenstiefel entsteht bei kaltem Wetter am oberen Rand der Stiefel ebenfalls ein roter Streifen auf der Haut. Auch ungefütterte, enge Handschuhe können zur Ausbildung umschriebener Frostknoten führen. Die Frostschäden treten zwar während der kalten Jahreszeit verstärkt in Erscheinung und bilden sich in den wärmeren Monaten zurück, verursachen aber die meisten Beschwerden in den Übergangsmonaten von der warmen zur kalten Jahreszeit.

Hieraus sehen wir, dass für die Entstehung von Frostschäden und Unterkühlung nicht so sehr die Kälteeinwirkung allein, sondern vielmehr die Umstellung von einem Temperaturniveau auf das andere mit verantwortlich ist. Besonders unangenehm machen sich in den Übergangs¬zeiten die Frostbeulen bemerkbar, die im Hochwinter oder im Sommer kaum Beschwerden bereiten. Diese vorwiegend an den Zehen, Fußrändern, Fersen und Handrücken vorkommenden polsterartigen Schwellungen von blauroter Farbe können bei stärkerer Frostschädigung auch Blasen bilden und zu eitern anfangen. Am lästigsten ist jedoch ihr Juckreiz, der sich meist abends bei Zimmer- oder Bettwärme einstellt.

Eine andere Form der Unterkühlung bzw. Erfrierung, der ausschließlich Frauen betrifft, vor allem Frauen mit stärker ausgebildeten Fettpolstern, ist die Blauverfärbung der Unterschenkel. Diese Hautveränderun¬gen sind streng symmetrisch und umgeben die Unterschenkel manschettenförmig. Wie schon erwähnt, sind die Hautfollikel dabei vergrößert und besonders intensiv verfärbt. Die Hauttemperatur ist herabgesetzt, so dass sich die Beine fast immer kalt anfühlen. In der kalten Jahreszeit verschlechtert sich dieser Zustand regelmäßig und stört dann weniger durch den leichten Juckreiz oder den geringen Schmerz als vielmehr in kosmetischer Hinsicht.

Hinzu kommt, dass sich auf dieser geschädigten Haut Bakterien ansiedeln können, die tiefergehende Krankheiten verursachen. Diese Kälteschäden befallen neben Händen und Füßen auch häufig die Nase, Wangen und Ohren. Man erkennt sie an den fleckig blauroten Verfärbungen, die sich vorwiegend bei Jugendlichen mit Neigung zu Schweißfüßen und Schweißhänden zeigen. Auf der Grundlage dieser Frostflecken entwickeln sich gelegentlich echte Frostknoten, die wir besonders oft an den Ohrmuschelteilen finden können. Sie machen sich meist durch starken Juckreiz und erhebliche Schmerzen bemerkbar. Dieser Krankheitsprozess, der sich fast jährlich wiederholt, führt im Laufe der Zeit zu schmerzhaften, am Ohrrand sitzenden Knötchen, die gelegentlich aufbrechen und dann weißliche größere Narben zurücklassen.

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Vorbeugung

Wie schon kurz angedeutet, kann man den meisten Erfrierungen und Frostschäden vorbeugen. Hierbei spielt vor allem das Kreislauftraining eine wesentliche Rolle. Bürstenmassagen, häufige Wechselduschen am ganzen Körper, Streich- und Knetmassage oder Unterwasserstrahlmassage, Kohlensäure-Gasbäder, Wassertreten und auch Schwimmen sind geeignete Methoden, den Kreislauf anzuregen, die Blutgefäße zu trainieren und damit das Gewebe widerstandsfähiger zu machen.

Außerdem muss man unbedingt Kleidung tragen, die ausreichend vor Kälte schützt und nicht zirkulationshemmend, also zu eng, ist. Ferner sollte man eventueller Schweißbildung entgegenwirken und das Eindringen von Feuchtigkeit in die Haut vermeiden. Schuhe und Handschuhe sollen bequem und gefüttert sein. Außerdem muss man wissen, dass zum Beispiel Metallgegenstände wegen ihrer guten Leitfähigkeit sehr schnell Erfrierungen verursachen können. Bereits ausgebildete Frostbeulen behandelt man am besten mit einer der käuflichen Frostsalben. Auch Badezusätze; Pinselungen und Streupuder verschiedener Zusammensetzung sind zu empfehlen. Unter ihnen haben sich seit alters her Ammoniumbituminosulfonat (z.B. Ichthyol), Kampfer, Jod, Perubalsam, Alaun und Tannin bewährt.

Aber besser und wirksamer als alle Behandlungsmethoden sind und bleiben selbstverständlich die vorbeugenden Maßnahmen, mit deren Hilfe man den größten Teil aller Unterkühlungen und Erfrierungen vermeiden kann.

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