Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Pankreatitis kann als akute oder chronische Form auftreten. Es kommt dabei zu einer Entzündung der Gallenwege, wie sie auch bei Gallensteinen auftreten kann. Oftmals ist aber auch ein krankhafter oder übermäßiger Alkoholkonsum für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verantwortlich. Da es zu lebensbedrohlichen Komplikationen bei dieser Erkrankung kommen kann, sollte bei Verdacht schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Pankreatitis?

Schmatische Darstellung zur Anatomie bei Bauchspeicheldrüsenentzündung (Akute Pankretitis)

Die Bauchspeicheldrüse ist ein etwa 15 Zentimeter langes Organ im Oberbauch, welches Hormone sowie Verdauungssäfte und -enzyme produziert. Ist dieses Organ durch bestimmte Faktoren entzündet, spricht man von einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Die Bauchspeicheldrüsenentzündung, in der medizinischen Fachsprache auch als Pankreatitis bezeichnet, ist eine relativ seltene Erkrankung, die entweder plötzlich auftaucht oder auch chronisch werden kann. Bei letztgenannter Form dieser Krankheit spielt nicht selten Alkohol eine Rolle.

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung äußerst sich durch verschiedene Symptome. Die meisten der Patienten klagen über Schmerzen im Oberbauch und auch Übelkeit und Erbrechen sind keine seltenen Begleiterscheinungen der Bauchspeicheldrüsenentzündung. Die Bauchschmerzen können dabei bis in den Rücken oder den Brustkorb ausstrahlen. Bei Patienten kann man häufig einen gekrümmten Rücken in Liegeposition feststellen, da dies die Schmerzen etwas lindert.

Auch ein weicher Bauch, der sogenannte "Gummibauch", ist typisch für die Bauchspeicheldrüsenentzündung. Auf Druck wiederum reagiert der Bauch sehr empfindlich. Wird die Krankheit chronisch, können weitere Symptome wie eine Gewichtsabnahme und Verdauungsprobleme hinzukommen. Gelbsucht, Blähungen und auch Fieber sind ebenfalls Symptome, die im Rahmen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung auftreten können.

Ursachen

Erkrankungen der Gallenwege wie beispielsweise Gallensteine sind häufig eine Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung. Doch auch Alkohol zählt nicht selten zu den Auslösern dieser Erkrankung. Laut Statistik ist der Alkoholmissbrauch bei Männern zwischen 30 und 50 Jahren der Hauptauslöser für die Bauchspeicheldrüsenentzündung, während bei Frauen Gallensteine als Ursache häufiger sind.

Etwa 1 von 100 Patienten mit Gallensteinen entwickeln auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Dies geschieht dann, wenn sich ein Gallenstein vor den Ausgang der Bauchspeicheldrüse legt und diesen versperrt. Nun können die Verdauungssäfte nicht mehr aus der Bauchspeicheldrüse in den Darm austreten - eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist die Folge.

Neben Alkohol und Gallensteinen als Hauptauslöser dieser Erkrankung können jedoch auch noch andere Faktoren eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bedingen. Fettreiche Ernährung gehört zu diesen Auslösern ebenso wie erhöhte Kalziumwerte im Blut oder die Einnahme bestimmter Medikamente. In den seltensten Fällen ist Bauchspeicheldrüsenkrebs schuld an einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ist die Erkrankung genetisch bedingt, nennt man sie auch hereditäre Pankreatitis.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann von unterschiedlichen Beschwerden begleitet werden. Welche Symptome sich zeigen, hängt davon ab, ob der Patient unter einer akuten oder chronischen Pankreatitis leidet. Als typisches Anzeichen einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung gilt ein abrupt auftretender Schmerz im Oberbauch, der die Form eines Gürtels aufweist.

Nicht selten dehnen sich die Schmerzen bis in die Brust und den Rücken aus, wobei sie längere Zeit andauern. Außerdem zeigt sich der Bauch überaus empfindlich und bläht sich derart auf, dass er wie ein elastischer Gummibauch wirkt. Wird die Pankreatitis von einem Gallensteinleiden hervorgerufen, sind auch kolikartige Beschwerden möglich.

In vielen Fällen ist die Bauchspeicheldrüsenentzündung noch mit weiteren Symptomen verbunden. Dabei handelt es sich in erster Linie um Übelkeit und Erbrechen. Aufgrund des gereizten Magen-Darm-Trakts treten im Oberbauch zudem Druckgefühle und Blähungen auf.

Durch die entzündete Bauchspeicheldrüse wird der gesamte Körper in Mitleidenschaft gezogen. So kommt es bei zahlreichen Patienten zu Fieber sowie einem allgemeinen Gefühl von Schwäche. Dabei fühlt sich der Erkrankte müde und schlapp. Des Weiteren sinkt oft der Blutdruck ab.

Zu den Beschwerden einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gehört ferner eine erhöhte Durchlässigkeit der Gefäßwände. Dadurch tritt Flüssigkeit in das angrenzende Gewebe aus. Im Extremfall führt dieser Vorgang zu einem Kreislaufzusammenbruch. Liegt eine chronische Pankreatitis vor, kommt es außerdem zu Fettstuhl, Gewichtsabnahme, Gelbsucht und Störungen des Zuckerstoffwechsels.

Verlauf

Bei neun von zehn Patienten verläuft die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung problemlos und ohne weitere Komplikationen - wichtig ist natürlich, dass diese richtig behandelt wird. Erkrankt man jedoch innerhalb kurzer Zeit wiederholt an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung, können weitere Erkrankungen wie etwa Diabetes die unschöne Folge sein.

Die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung wiederum kann Bauchspeicheldrüsenkrebs hervorrufen. Nach einer überstandenen Bauchspeicheldrüsenentzündung müssen die Patienten genau auf ihre Ernährung achten: vor allem Alkohol, Kaffee und Fett sind strengstens verboten.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine akute Pankreatitis bedarf einer raschen Behandlung durch den Arzt. Erste Untersuchungen zur Eingrenzung des Verdachts kann bereits der Hausarzt durchführen. Ernstzunehmende Signale sind plötzlich auftretende Bauchschmerzen, die sich kreisförmig um den Oberbauch ausbreiten und bis in den Rücken ausstrahlen. Sollten diese Symptome ohne nachvollziehbaren Grund andauern, besteht ausreichend Grund zum Aufsuchen eines Arztes. Bei besonders ausgeprägter Entzündung kommen Fieberschübe und starke Schweißbildung als markante Merkmale hinzu.

Übelkeit und Erbrechen plagen die betroffenen Menschen. Zusätzlich aufkommende Schwindelgefühle und sinkender Blutdruck stellen dabei eine konkrete Gefahr für Leib und Leben dar. In dieser Situation ist unmittelbares Handeln erforderlich und es darf keine wertvolle Zeit bis zum Eintreffen von Hilfe verstreichen. Daher ist der Notruf bei schwer ausgeprägtem Leiden die beste Wahl. Ein schneller Anstieg und die Kombination der Symptome deuten auf ein akutes Problem der Bauchspeicheldrüse hin.

Allgemein besteht aufgrund der häufig auftretenden Stärke der Schmerzen und Begleiterscheinungen nur eine geringe Gefahr, dass die Erkrankung zu lange unbemerkt bleibt. Die chronische Form zeigt sich meist weniger dominant und entwickelt sich langsamer, belastet den Körper dafür in wiederkehrenden Abständen.

Bei gleichzeitig bestehendem, regelmäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum ist eine Überprüfung der Bauchspeicheldrüse ebenfalls ratsam. Neben schneller Hilfe bei starken Schmerzen überweist der Hausarzt in der Regel zu einem Facharzt zur genauen Abklärung der Ursachen. Der Gastroenterologe sowie Internist führen dann zusätzliche Untersuchungen durch, um genaue Lokalisation, Art und schwere des Falls auszumachen.

Behandlung & Therapie

Der behandelnde Arzt wird zunächst eine sogenannte Anamnese durchführen, das heißt die bisherige Krankheitsgeschichte des Patienten genau untersuchen. Mehrere Untersuchungen wie Ultraschall, endoskopische Untersuchungen und Blutuntersuchungen werden herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Bauchspeicheldrüsenentzündung handelt. Der Wert des Enzyms Lipase ist bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung oft deutlich erhöht - eine Analyse des Blutes wird dies schnell feststellen.

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung muss meist im Krankenhaus behandelt werden. Diese Therapie erfolgt meist auf der Intensivstation, jedoch konservativ - das heißt ohne operativen Eingriff. Der betroffene Patient darf meist so lange nichts essen, bis die Schmerzen völlig verschwunden sind. Flüssigkeit und Nährstoffe werden dem Körper während dieser Zeit über Infusionen zugeführt. Danach erfolgt ein langsamer Kostaufbau. Sind Gallensteine die Ursache für die Bauchspeicheldrüsenentzündung, werden diese meist im Rahmen einer Endoskopie entfernt.

Aussicht & Prognose

Die Prognose einer Bauchspeicheldrüsenentzündung hängt in erster Linie davon ab, ob es sich um eine akute oder chronische Pankreatitis handelt.

Eine akute Pankreatitis heilt in der Regel ohne Spätschäden aus, obwohl die Erkrankung oft sehr schwer verläuft. Allerdings kann es im Verlauf einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung auch zu Komplikationen kommen, die unter Umständen sogar tödlich enden. Das ist unter anderem dann der Fall, wenn das Pankreas durch die Verdauungssäfte fast vollständig aufgelöst wird.

In einigen wenigen Fällen kann eine Sepsis (Blutvergiftung) auftreten, welche die kurzfristige Prognose auch verschlechtert. Zu den weiteren teils tödlichen Komplikationen zählen Kreislaufschock, Blutungen in der Bauchspeicheldrüse oder Multiorganversagen. Nach Überwindung der akuten Pankreatitis und deren Komplikationen erfolgt meist eine vollständige Heilung.

Die langfristige Prognose der chronischen Pankreatitis ist leider nicht so gut. Sie führt zwar nicht unbedingt zum Tod. Es können sich jedoch chronische Beschwerden einstellen. Bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung finden im Pankreas ständig entzündliche Prozesse statt. Dadurch kommt es in der Bauchspeicheldrüse zu irreversiblen Umbauprozessen, die zu sogenannten Pseudozysten führen können.

Pseudozysten sind mit Flüssigkeit gefüllte Kammern. Sie entzünden sich häufig und bluten manchmal ein. Des Weiteren entstehen im Rahmen einer chronischen Pankreatitis Verkalkungen. Dabei bilden sich oft sogenannte Pankreassteine, die wiederum den Abfluss der Verdauungssäfte stören. Als Spätfolge einer chronischen Pankreatitis kann sich auch Bauchspeicheldrüsenkrebs entwickeln.


Nachsorge

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitits) ist eine ernsthafte Erkrankung, die unbedingt in die Hände von Ärzten gehört. Nach der Behandlung ist konsequente Nachsorge wichtig, in die auch der Patient eingebunden wird. Die Mitarbeit des Patienten ist entscheidend, da eine Vielzahl von Ursachen der Bauchspeicheldrüsenentzündung mit dem Verhalten des Patienten verbunden sind.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist der Alkohol, dessen häufiger Genuss als typischer Auslöser einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) gilt. Ist dies der Fall beim jeweiligen Patienten, ist Alkoholverzicht in der Nachsorge ein wesentlicher Faktor, damit die Erkrankung nicht wieder aufflammt. Die Bauchspeicheldrüse mit ihren Funktionen ist hier konsequent zu schonen. Genaue Verhaltensregeln hierzu erteilen der Hausarzt oder der behandelnde Internist.

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung erfordert in der Nachsorge eine bewusste Ernährung. Der Patient kann die Regeneration unterstützen, indem er auf schwer verdauliche Nahrungsmittel verzichtet und auf eine ausgewogene Ernährung setzt. Zu meiden sind unter anderem blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Fettes und kalte Speisen.

Dazu kommt der bereits erwähnte Alkoholverzicht, der konsequent zu befolgen ist. Auch Nikotin ist ein Faktor, der sich ungünstig auf die Regeneration auswirken kann und im Sinne einer Umstellung der Lebensweise auf ein gesundes Maß besser aufgegeben wird. Erhöhte Blutfettwerte begünstigen die Bauchspeicheldrüsenentzündung. Durch Bewegung und Ernährungsumstellung können sie langfristig abgebaut werden. Eine regelmäßige Kontrolle ist wichtig.

Das können Sie selbst tun

Wer nicht direkt zu einem Facharzt gehen möchte, findet in der Homöopathie eine gute Alternative. Im Anfangsstadium kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung gut mit Phosphorus C5 zusammen mit Iodum C5 behandelt werden. Dreimal drei Kügelchen (Globuli) im Wechsel einnehmen, bis sich der Zustand zufriedenstellend gebessert hat. Jedoch ist bei einer Pankreatitis trotz des Angebotes homöopathischer Präparate und Selbsthilfemittel der Gang zum Arzt anzuraten.

Das wichtigste Gebot lautet: Keinen Alkohol trinken. Auch in Pralinen oder als Geschmack in Soßen usw. darf er nicht konsumiert werden. Ebenso müssen Betroffene auf Nikotin verzichten. Der Kaffeegenuss muss aus gesundheitlicher Sicht zumindest reduziert werden. Die Ernährung sollte extrem reich an Kohlenhydraten sein.

Allerdings sind allzu große Portionen von Salat, Vollkornprodukten sowie Obst und Gemüse zu vermeiden, weil das Verdauungssystem sonst zu sehr belastet wird. Lieber mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt essen. Diese garantieren auch eine Energiezufuhr, die sich gut über den Tag verteilt.

Die Einnahme von einem Pankreaspulver, dass es in Apotheken als Granulat oder in Kapselform zu kaufen gibt, normalisiert die Häufigkeit der Stuhlgänge sowie die Stuhlbeschaffenheit.

Darüber hinaus sollte die Flüssigkeitszufuhr mindestens 2,5 Liter pro Tag betragen. Stilles Wasser sollte mit Elektrolyten angereichert werden. Die Anreicherung ist wichtig, damit den Folgen eines Elektrolytmangels von Anfang an vorgebeugt wird.

Quellen

  • Arasteh, K., et. al.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2006

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