Barotrauma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Menschen erleben während des Landeanflugs eines Flugzeugs, am Ende einer Bergfahrt mittels Gondel oder mitten im Tauchgang plötzlich heftige Schmerzen in den Ohren und Schwindelgefühle. Diese Symptome könnten auf ein Barotrauma des Mittelohrs hindeuten. Dieses wird durch den veränderten Druck ausgelöst, der nicht kompensiert werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Barotrauma?

Das Barotrauma wird durch schnelle Veränderungen des Umgebungsdrucks sowie dem Unvermögen des Körpers, einen Druckausgleich durchzuführen, ausgelöst.
© Axel Kock – stock.adobe.com

Das Barotrauma wird durch zu große Druckunterschiede ausgelöst. Dabei werden Gewebe des Körpers geschädigt, denn der Druck der Umgebung steigt oder fällt zu sehr. Insbesondere luftgefüllte Kammern im Körper sind hierfür anfällig. Daher ist das Ohr am häufigsten von einem Barotrauma betroffen, doch auch die Nasennebenhöhlen und Lungen sind anfällig dafür.

Der Über- oder Unterdruck kann jedoch in vielen weiteren Körperteilen Verletzungen verursachen. Das genaue Ausmaß des Barotraumas hängt von der entsprechenden absoluten Höhe der Druckänderung und der Geschwindigkeit des Druckanstiegs oder -abfalls ab.

Ursachen

Das Barotrauma wird durch schnelle Veränderungen des Umgebungsdrucks sowie dem Unvermögen des Körpers, einen Druckausgleich durchzuführen, ausgelöst. Bei Landeanflügen in Flugzeugen, Tauchgängen, oder Seilbahnfahrten in den Bergen kommt es vorwiegend zu solchen Situationen, in welchen sich die Druckverhältnisse plötzlich verändern. Dies bedeutet, dass der Druck der Umgebung viel höher oder niedriger als in den bestimmten Organen ist.

  • Barotrauma beim Tauchen

Das Tauchen führt am häufigsten zu Drücken, die zu unterschiedlich sind, sodass ein Druckausgleich erschwert wird. Der Druck ist bereits bei einer Wassertiefe von zehn Metern doppelt so hoch. Bei Vorerkrankungen wie eine Erkältung, Nasennebenhöhlenentzündung oder Allergie fällt es dem Betroffenen aufgrund der geschwollenen Schleimhaut noch schwerer, den Druck im Mittelohr auszugleichen. Die Folge ist dann das schmerzhafte und unangenehme Barotrauma.

  • Barotrauma beim Fliegen

Der Luftdruck nimmt beim Fliegen mit steigender Höhe ab, wodurch im Mittelohr ein Überdruck herrscht. Über die Verbindung Ohr/Nasen-Rachen-Raum wird dieser ausgeglichen. Der Druck wird während des Landeanfluges innerhalb von rund 15 Minuten auf den entsprechenden Druck in Meereshöhe angehoben.

Der Druckunterschied kann ausgeglichen werden, wenn die Nase zugehalten und die Luft in diese Nase eingepresst wird. Gelingt dieser Druckausgleich nicht, kann es zum Barotrauma kommen.

  • Ohrenstöpsel und Badekappe

Auch Ohrenstöpsel sind eine Ursache für das Barotrauma im äußeren Gehörgang. Da sie den Gehörgang oftmals so sehr abdichten, ist das Ohr nicht in der Lage, den Druck auszugleichen. Eng anliegende Badekappen haben häufig den gleichen Effekt.

  • Barotrauma der Lunge

Der Grund für das gefährliche Barotrauma der Lunge ist häufig, dass der Luftdruck zu niedrig wird, beispielsweise wenn das Atemgerät nicht korrekt funktioniert oder der Umgebungsdruck sinkt, was durch ein Ausatmen nicht ausgeglichen werden kann.

  • Barotrauma am Zahn

Am Zahn kann es beispielsweise aufgrund einer schlechten Füllung zum Barotrauma kommen.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wer unter einem Barotrauma leidet, klagt meist über starke und stechende Schmerzen in den Ohren, da durch den Über- oder Unterdruck in der Körperhöhle des entsprechenden Organs, beispielsweise am Mittelohr, Verletzungen des Gewebes entstehen. Ebenso treten häufig ein starkes Schwindelgefühl und eine heftige Übelkeit auf.

Letztere kann zum Erbrechen führen. Zudem kann das Barotrauma eine akute Mittelohrentzündung verursachen. In schwereren Fällen sind sogar Einblutungen im Mittelohr oder Trommelfelleinziehungen möglich. Wenn das Trommelfell stark angegriffen wird, kann es aufgrund einer starken Dehnung reißen, woraus sich manchmal als Langzeitfolge des Barotraumas eine Schwerhörigkeit entwickelt. Auch ein Tinnitus kann durch ein Barotrauma entstehen.

Diagnose & Verlauf

Bei einem Barotrauma im Bereich der Ohren oder Nasennebenhöhlen führt vorwiegend der HNO-Arzt die Untersuchungen durch. Diese umfassen neben der Anamnese (Gespräch) zum Beispiel die Betrachtung des Nasen-Rachen-Raums, Hörtests, eine Spiegelung der Ohren bis hin zu Ultraschall und Computertomographie.

Dies alles kann Aufschluss über den Schweregrad der Erkrankung liefern. Welche Untersuchungen erforderlich sind, ist vom Befund abhängig. Zum Teil kann es jedoch auch notwendig sein, dass der Arzt zunächst einmal nach den lebenswichtigen Funktionen schaut, beispielsweise bei einem Barotrauma der Lunge.

Komplikationen

In den meisten Fällen führt ein Barotrauma zu unangenehmen Gefühlen in den Ohren, den Augen oder sogar an den Zähnen. Oft tritt das Barotrauma in einer kleinen Ausprägung beim Fliegen im Flugzeug auf, wenn sich der Druck ändert und kann dabei auf das Trommelfell drücken. In diesem Fall verschwindet das Symptom wieder von alleine und es kommt zu keinen weiteren Komplikationen.

Durch einen fehlenden Druckausgleich kann beim Barotrauma das Trommelfell reißen. Hier kommt es zu sehr starken Schmerzen und zum Hörverlust beim Patienten. In der Regel kann das Trommelfell nicht mehr behandelt werden, da es keine gezielte Behandlung des Trommelfells gibt. Allerdings kann das Hörvermögen durch die Benutzung eines Hörgerätes wiederhergestellt werden.

Bei Beschwerden in der Nase können Sprays genutzt werden, die eine Schwellung verhindern. Sollte beim Barotrauma die Lunge beschädigt sein, so muss eine Behandlung durch den Arzt umgehend erfolgen. Je nach Ursache des Symptoms kann es hier zu irreversiblen Schäden kommen, die im schlimmsten Falle zum Tode führen.

Durch das Barotrauma ist für die meisten Menschen das Tauchen unter Wasser nicht mehr möglich oder lebensgefährlich. Wird das Symptom zeitnah behandelt, kommt es zu keinen weiteren Beschwerden oder Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei dem Verdacht auf ein Barotrauma sollte so schnell wie möglich ein Facharzt konsultiert werden. Durch eine Untersuchung des Gehörgangs kann der HNO-Arzt feststellen, ob ein Trommelfellriss vorliegt. Weitere Untersuchungen geben anschließend Aufschluss über den Schweregrad des Traumas und die Therapiemöglichkeiten. Ob es sich um ein Barotrauma handelt, lässt sich anhand der typischen Symptome erkennen. So deuten starke und stechenden Ohrenschmerzen, Schwindel und Übelkeit auf eine Verletzung des Mittelohrs hin.

Ein Arztbesuch ist in diesem Fall unbedingt erforderlich. Spätestens bei einem Tinnitus oder einer zunehmenden Schwerhörigkeit muss ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Ein Barotrauma tritt zumeist beim Tauchen oder Fliegen auf, kann allerdings auch durch Ohrenstöpsel oder eine Badekappe verursacht werden.

Extremsportler und Menschen, die entsprechende Hilfsmittel nutzen, sollten bei Ohrenschmerzen also direkt mit dem Hausarzt sprechen. Sollten die Beschwerden besonders intensiv sein oder rasch zunehmen, empfiehlt sich ein Besuch im Krankenhaus. In jedem Fall muss bei dem Verdacht auf ein Barotrauma umgehend ein kundiger Arzt aufgesucht werden.

Behandlung & Therapie

Beim Verdacht auf ein Barotrauma sollte so schnell wie möglich ein Facharzt aufgesucht werden. Beim Ohr beispielsweise kann der Mediziner erkennen, ob aufgrund des fehlenden Druckausgleichs ein Trommelfellriss verursacht wurde. Ansonsten kommen beim Barotrauma Schmerzmittel und Mittel zum Abschwellen zum Einsatz.

Hat das Trommelfell Schaden genommen, kann die Reduzierung des Hörvermögens, die dadurch vielleicht entstanden ist, durch ein Hörgerät gut ausgeglichen werden. Bei einem Barotrauma der Nasennebenhöhlen kann ein abschwellendes Nasenspray Linderung bringen.

Ein Barotrauma der Lunge macht eine sofortige Intensivbehandlung erforderlich, denn dieses ist lebensgefährlich. Zunächst einmal müssen bei Bedarf die lebenswichtigen Vorgänge des Körpers sichergestellt werden, bevor sich der Arzt um weitere Druckschäden kümmert. Bei manchen Verletzungen, die aus einem Barotrauma resultieren, kann sogar ein operativer Eingriff notwendig sein.

Aussicht & Prognose

Bei einer frühzeitigen Diagnosestellung und medizinischen Behandlung hat der Patient mit einem Barotrauma eine gute Prognose. Die Heilungsaussichten schmälern sich, je später eine Behandlung erfolgt und je stärker die Beschwerden sind.

In schweren Fällen kommt es zu einem Tinnitus oder einer Schwerhörigkeit. Bei einem leichten Barotrauma muss keine medizinische Versorgung stattfinden. Der Patient kann sich ausreichend schonen und sollte die auslösende Situation meiden. Zukünftig sollte er Veränderungen der Gegebenheiten einleiten, damit die Druckauslösung der Höhenunterschiede reduziert wird.

Ein mittlerer Schweregrad des Barotraumas wird medikamentös mit gutem Behandlungserfolg therapiert. Schmerzmittel und Ohrentropfen werden verabreicht, die innerhalb weniger Tage oder Wochen zu einer Linderung und anschließend Heilung führen. Bei einem starken Barotrauma kann es zu einem Riss des Trommelfells kommen. Je größer der Riss, desto schwächer ist später das Hörvermögen.

Leidet der Patient unter Vorerkrankungen des Gehörs oder bleibt das Hörvermögen nach dem Abklingen des Barotraumas schlecht, benötigt er ein Hörgerät. Die Prognose verschlechtert sich, sobald die Lunge involviert ist. Um keine dauerhaften Schäden der Lungentätigkeit auszulösen, muss unverzüglich eine intensivmedizinische Behandlung erfolgen. Die guten Prognoseaussichten verringern sich ebenfalls, wenn bereits ein Riss im Trommelfell vorhanden ist. Daher sollte der Patient nach dem erstmaligen Erleben eines Barotraumas eine Wiederkehr der Erkrankung vermeiden.

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Vorbeugung

Beim Tauchen kann ein Barotrauma vorgebeugt werden, indem vor allen Tauchgängen eine entzündliche Infektion ausgeschlossen wird. Selbst ein harmloser Schnupfen kann unter Wasser schwerwiegende Folgen haben. Taucher sollten bei einer bestehenden Erkältung oder einem Schnupfen keine abschwellenden Mittel nehmen, beispielsweise um den Tauchgang zu ermöglichen.

Während des Tauchgangs können die Medikamente ihre Wirkung verlieren und zu Problemen führen. Machen sich Ohrenschmerzen bemerkbar, sollte keinesfalls tiefer getaucht werden. Bei wiederholten Versuchen, einen Druckausgleich zu erreichen, ist es wichtig, den Tauchgang abzubrechen.

Vor und während dem Überwinden von großen Höhen mit entsprechenden Druckunterschieden ist es hilfreich, viel zu trinken. Die Nasenschleimhäute sollten mit einem Nasenspray feucht gehalten werden, um ein Barotrauma zu vermeiden.

Das können Sie selbst tun

Ein Barotrauma sollte immer zuerst von einem Arzt diagnostiziert und behandelt werden. Die Beschwerden lassen sich durch einige Hausmittel und Maßnahmen lindern.

Als Erste-Hilfe-Maßnahme empfehlen sich Schonung und Kühlung. Eispackungen oder Tiefkühlgemüse lindern die Schmerzen und reduzieren Schwellungen im Innenohr. Ein weiterer Druckausgleich sollte dagegen vermieden werden, denn dadurch kann sich die Verletzung unter Umständen noch verschlimmern. Sinnvoller ist Bettruhe und die Vermeidung lauter Geräusche. Begleitend dazu können Heilkräuter wie Arnika oder das entzündungshemmende Beinwell eingesetzt werden.

Mittel aus der Natur können nach Rücksprache mit dem Arzt entweder als medizinisches Präparat oder in Form selbst hergestellter Tees, Tinkturen und Salben angewendet werden. Allerdings sollten die erwähnten Mittel niemals direkt auf die Ohrmuschel oder den Gehörgang aufgetragen werden, da dies Entzündungen hervorrufen kann.

Bleiben die Beschwerden trotz aller Maßnahmen bestehen, sollte mit dem Arzt gesprochen werden. Häufig liegt dem Barotrauma ein Riss zugrunde, der operativ behandelt werden muss. Nach dem chirurgischen Eingriff sollte vorübergehend auf Tauchgänge verzichtet werden. Der zuständige Arzt kann weitere Tipps und Maßnahmen für eine rasche Genesung nennen.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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