Bacitracin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bacitracin ist ein Antibiotikum, das die Zellwandsynthese einiger Bakterien hemmt. Der Arzneistoff hat sich als wirksam gegen grampositive Bakterien und gegen Neisserien erwiesen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bacitracin?

Bacitracin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Polypeptid-Antibiotika. Antibiotika sind Arzneistoffe, die zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten genutzt werden.

Bacitracin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Polypeptid-Antibiotika. Antibiotika sind Arzneistoffe, die zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten genutzt werden. Zusammen mit Mitteln gegen Krankheiten durch Protozoen, gegen Viren, gegen Würmer und gegen Pilze bilden sie die Gruppe der Antiinfektiva.

Polypeptid-Antibiotika wirken direkt in der Zellmembran der Bakterien. Neben Bacitracin gehören auch Polymyxine und Tyrothricin zu den Polypeptid-Antibiotika.

Der Wirkstoff von Bacitracin wird aus dem Erreger Bacillus subtilis extrahiert. Bacillus subtilis ist ein Bakterium aus der Familie der Bacillaceae.

Pharmakologische Wirkung

Bacitracin beeinträchtigt den Zellwandaufbau von bestimmten Bakterien. Die Zellwand der Bakterien ist aus organischen Polymeren aufgebaut. Sie befindet sich außerhalb der Zellplasmamembran. Das Polypeptid-Antibiotikum bildet mit Undecaprenyldiphosphat einen Komplex. Undecaprenyldiphosphat ist ein Carrier-Lipid, das an der Zellhüllensynthese von gramnegativen und grampositiven Bakterien mitwirkt. Durch die Bildung des Komplexes wird ein weiterer Lipidcarrier, das Bactoprenol, gehemmt. Diesen Stoff benötigen die Bakterien für den Transport von Zuckermolekülen, die für die bakterielle Mureinschicht genutzt werden.

Murein wird auch als Peptidoglykan bezeichnet. Die Peptidoglykan-Hülle dient der Stabilisierung der Bakterien. Sie baut ein Gegengewicht zu dem osmotischen Druck auf, der im Inneren des Bakteriums zu finden ist. Wenn die Mureinschicht aufgelöst wird oder sich nicht richtig aufbauen kann, platzt das Bakterium.

Bacitracin ist somit ein bakterizid wirkendes Antibiotikum. Bakterizide Antibiotika können den Zelltod von Erregern auslösen. Bakteriostatische Antibiotika hemmen hingegen nur das Wachstum und die Vermehrung der Bakterien. Sie können ruhende Erreger jedoch nicht abtöten.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Bacitracin ist ausschließlich in Form einer Salbe erhältlich. Es wird auf die infizierten Hautstellen aufgetragen. Indikationen für den Einsatz von Bacitracin sind Infektionen mit grampositiven Erregern. Grampositive Erreger sind Bakterien, die sich in der sogenannten Gram-Färbung blau anfärben lassen. Im Gegensatz zu gramnegativen Bakterien verfügen grampositive Bakterien über eine ausgeprägte Peptidoglykanschicht aus Murein. Sie haben keine zusätzliche äußere Zellmembran.

Bekannte grampositive Erreger sind Staphylokokken und Enterokokken. Staphylokokken sind kugelförmige Bakterien, die sich sowohl aerob als auch anaerob vermehren können. Zu den Staphylokokken gehören Erreger wie Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Staphylococcus capitis oder Staphylococcus hominis. Enterokokken werden auch als Streptokokken der Gruppe D bezeichnet. Sie kommen in großer Anzahl im Darm von Tier und Mensch vor. Enterokokken sind allgemein eher wenig pathogen. Sie sind aber häufig an Mischinfektionen beteiligt.

Zu den Infektionen, die durch Enterokokken oder Staphylokokken ausgelöst und mit Bacitracin behandelt werden, gehören zum Beispiel Infektionen des äußeren Ohres. Bei einer solchen Otitis externa ist die Haut im Bereich des äußeren Gehörgangs entzündet. Auch bei Entzündungen des Auges wird Bacitracin als Augensalbe verwendet. Entzündungen der Nasennebenhöhlen können ebenfalls mit Bacitracin behandelt werden. Gegebenenfalls kann die Salbe zudem nach Operationen prophylaktisch auf Wunden aufgetragen werden. So können Infektionen verhindert werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Bacitracin darf nicht bei Virusinfektionen, bei Pilzinfektionen oder bei tuberkulösen Infektionen verwendet werden. Ohrinfektionen, die mit einer Perforation des Trommelfells einhergehen, stellen ebenfalls eine Kontraindikation dar. Auch Ulzerationen an der Hornhaut und Stroma-Verletzungen sind Kontraindikationen.

Bei der Anwendung von Bacitracin kann es zu lokalen Reaktionen in Form eines allergischen Kontaktekzems kommen. Das allergische Kontaktekzem ist eine Entzündung der Haut, die durch eine Typ-IV-Allergie ausgelöst wird. Durch den Kontakt zu dem Allergen in der Salbe werden die T-Lymphozyten des Patienten sensibilisiert. Bei einem erneuten Auftragen der antibiotischen Salbe bildet sich mit einer Verzögerung von ein bis drei Tagen die entzündliche Hautveränderung.

Die akute Form verläuft in vier Stadien. Die betroffenen Hautstellen sind zunächst stark gerötet und geschwollen. Dann bilden sich Bläschen und Pusteln. Diese platzen meist sehr schnell auf und nässen. Nach dem Austrocknen entstehen aus den aufgeplatzten Bläschen Krusten und / oder Schuppen. Bei wiederholten Irritation durch das Bacitracin heilt das Ekzem nicht ab, sondern wird chronisch. Als Komplikation kann es zu einer Superinfektion mit Viren oder anderen Bakterien kommen.

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